anwenderreportage

FPT Ronin: Wenn´s um´s ganz Große geht

Haidlmair baut Kapazität bei XXL-Spritzgießwerkzeugen aus: Spritzgusswerkzeuge kennzeichnen hohe Komplexität und Präzision. Im Fall Haidlmair mit einer zusätzlichen Herausforderung durch die Größe der Formen für Getränkekisten, Paletten und Autoteile. In den letzten Jahren haben die Oberösterreicher ihre Kapazitäten zusätzlich in Richtung Großcontainer vergrößert. Eine Erweiterung des Maschinenparks nach oben war daher zwingend nötig. Seit Anfang des Jahres ist nun ein horizontales Fahrständerfräswerk vom italienischen Hersteller FPT das Schmuckstück in der neugebauten Fertigungshalle in Nussbach. Autor: Ing. Robert Fraunberger / x-technik

Markus Pöchinger, CNC Techniker bei Haidlmair, kann die Ronin auch mit einem zweiten Bedienpult außerhalb der drei Meter hohen Komplett-Einhausung steuern.

Markus Pöchinger, CNC Techniker bei Haidlmair, kann die Ronin auch mit einem zweiten Bedienpult außerhalb der drei Meter hohen Komplett-Einhausung steuern.

Mario Haidlmair
Geschäftsführer Haidlmair GmbH

„Wir sind heute in der Lage, nahezu für jedes Logistikproblem das entsprechende Spritzgießwerkzeug zur Herstellung des benötigten Behälters anzubieten und dem Erzeuger als Entwicklungspartner zur Verfügung zu stehen. Die Ronin von FPT nimmt dabei eine tragende Rolle ein.“

Die HAIDLMAIR GmbH aus dem oberösterreichischen Nussbach ist weltweit anerkannter Spezialist für die Spritzgießtechnik und den Werkzeugbau zur Herstellung von kubischen Verpackungscontainern aller Größen. Der Familienbetrieb expandierte seit der Gründung 1979 stetig und ist heute mit mehr als 200 Mitarbeitern Weltmarktführer bei Spritzgussformen für die Produktion von Getränkekisten. Das international tätige Unternehmen gilt als einer der modernsten Werkzeug- und Formenbauer Österreichs und exportiert einen Großteil seiner Spritz- und Druckgussformen in die ganze Welt.

„Durch permanente Optimierungen unserer Möglichkeiten sind wir in der Lage, Produktionsprozesse mit zu gestalten und als Entwicklungspartner zur Verfügung zu stehen. Wir sehen uns damit nicht nur als Lieferant, sondern als Partner unserer Kunden, der sie auf deren Weg zum Erfolg maximal unterstützen kann“, sagt Josef Haidlmair, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Haidlmair Werkzeugbau GmbH und meint damit vor allem die stetigen Investitionen in den Maschinenpark, welcher stets dem letzten Stand der Technik entspricht. Nicht nur, weil die Herstellungen der Formen damit produktiver und somit wirtschaftlicher vonstatten geht, sondern auch um ein Umfeld zu schaffen, in dem sich Mitarbeiter wohlfühlen und ihre Fachkenntnisse optimal umsetzen können.

Zur Steigerung der Prozesssicherheit können die Bearbeitung der Ronin bei Haidlmair simuliert werden.  (Bild: Haidlmair)

Zur Steigerung der Prozesssicherheit können die Bearbeitung der Ronin bei Haidlmair simuliert werden. (Bild: Haidlmair)

Kai Förster
Niederlassungsleiter FPT Deutschland

„Die Ronin gewährleistet außergewöhnliche statische und dynamische Steifigkeit, welche maßgebliche Faktoren für Hochgeschwindigkeitsbearbeitungen und hohe Beschleunigung in Verbindung mit hoher Genauigkeit in der Schlicht- und Konturbearbeitung sind.“

Werkzeuge in XXL-Dimensionen

„Der globale Wettbewerb stellt alle Unternehmen auf eine harte Probe. Ständige Neuentwicklungen und Optimierungen sind Grundvoraussetzungen für das Überleben auf den internationalen Märkten. Gerade für Unternehmen wie in unserem Fall, bei denen der Großteil des Umsatzes im Ausland generiert wird, ergeben sich diese Herausforderungen“, erklärt Mario Haidlmair, der die Geschäftsführung letztes Jahr von seinem Vater übernommen hat. Als Folge der Weltwirtschaftskrise nahmen die Nussbacher ihr Unternehmen daher genau unter die Lupe. „Neben einer Optimierung der internen Organisationen und Fertigungsabläufe um die Effizienz zu erhöhen und Kosten zu sparen, stand die Erschließung neuer Märkte ganz oben bei den Maßnahmen“, so der neue Geschäftsführer weiter. In den letzten Jahren hat das Unternehmen daher die Kapazitäten zusätzlich in Richtung Großcontainer erweitert.

Mit Mai 2013 nimmt Haidlmair nun einen neu errichteten Fertigungsbereich für Werkzeuge in XXL-Dimensionen in Betrieb. Dessen bauliche Infrastruktur und maschinelle Ausstattung sind auf Spritzgießwerkzeuge bis zu einem Gesamtgewicht von 120 Tonnen ausgerichtet. Mit dieser Investition will Haidlmair seinen Marktanteil bei Containern-Werkzeugen im obersten Größen- bzw. Volumenbereich noch weiter ausbauen. „Auf der Basis von mehr 1.200 Getränkekistenprojekten haben wir ein leicht bauendes, Energie und Einbauraum sparendes Werkzeugsystem perfektioniert, dessen Vorteile analog für die Produktion von Containern im oberen Größenbereich genutzt werden können“, begründet Mario Haidlmair diesen Schritt.

Die Bedienbühne verfährt sowohl nach oben als auch nach vorne.

Die Bedienbühne verfährt sowohl nach oben als auch nach vorne.

Infos zum Anwender

Die Spezialisierung auf Großformen hat die Haidlmair GmbH zum Marktführer bei Behälterformen und wettbewerbsfähig bei Formen für technische Großformteile und Druckgussteile gemacht.

4-Schieber-System als zentrales Prinzip

Zentrales Prinzip aller Haidlmair-Container-Spritzgießwerkzeuge ist das 4-Schieber-System zur Einformung der äußeren Containerflächen. Entlang der Seitenecken des Containers werden die geteilten Schieber mechanisch oder hydraulisch geöffnet und geschlossen. Die bei der Formfüllung eingeleitete Innendruckkraft wird von den Schiebern über Keilzentrierungen an den angrenzenden Formaufbau weiter geleitet. Das solcherart „verzahnte“ Werkzeugsystem kommt mit einem Minimum an Platten und Bauteilen aus. Dadurch kann nicht nur der Querschnitt des Werkzeuges, sondern auch die Einbauhöhe, vergleichsweise klein gehalten werden.

Die enormen Vorteile des Haidlmair-Werkzeugkonzepts zeigen sich vor allem im Vergleich mit einem traditionellen Container-Werkzeug mit ungeteilter Kavitätenplatte und in jedem Fall in der leichteren Konstruktion wie Mario Haidlmair ergänzt: „Während zum Beispiel ein konventionelles Werkzeug für einen 1.100 Liter Müllbehälter durchschnittlich 100 bis 120 Tonnen wiegt, bringt das Haidlmair-Werkzeug nur 62 Tonnen oder rund 40 Prozent weniger auf die Waage.“

Das Haidlmair-Werkzeugsystem hat seine durchgängige Eignung von der Schreibtisch-Zettelbox bis zum Wertstoff-Sammelbehälter bewiesen. Dementsprechend stehen die Vorteile, wie geringere Abmessungen, Gesamtgewichte und zu bewegende Massen und damit ein Betrieb mit geringerem Energieeinsatz allen Bereichen der Containerproduktion offen. (Bilder: Haidlmair)

Das Haidlmair-Werkzeugsystem hat seine durchgängige Eignung von der Schreibtisch-Zettelbox bis zum Wertstoff-Sammelbehälter bewiesen. Dementsprechend stehen die Vorteile, wie geringere Abmessungen, Gesamtgewichte und zu bewegende Massen und damit ein Betrieb mit geringerem Energieeinsatz allen Bereichen der Containerproduktion offen. (Bilder: Haidlmair)

Größte Maschineninvestition in der Geschichte

Haidlmair punktet seit jeher mit Know-how und höchster Fertigungstiefe, daher musste für die Bearbeitung dieser großen Formen eine neue Werkzeugmaschine die Fertigungskapazitäten nochmals erweitern. Mit dieser Investition betrat man zwar nicht vollkommenes Neuland, doch war es die größte Maschineninvestition in der Geschichte des Familienbetriebes. Verständlicherweise wollte man daher nichts dem Zufall überlassen und evaluierte den Markt gründlich und wurde schließlich beim italienischen Hersteller FPT und dessen horizontalem Fahrständerfräswerk Ronin fündig. Überzeugt hat Haidlmair vor allem die ausgereifte Technik und die hohe Fertigungstiefe der Italiener.

Zwei Besuche im italienischen S. Maria Di Sala, dem Hauptsitz von FPT und ein Referenzbesuch bei einem großen deutschen Formenbauer bekräftigten diesen Eindruck: „Die Philosophie von FPT entspricht der unsrigen. Bis hin zum Fräskopf werden alle für die Maschinen benötigten mechanischen und zum Teil auch elektrischen Komponenten selber entwickelt und im Haus auf hochwertigen Werkzeugmaschinen gefertigt“, berichtet Mario Haidlmair. Den letzten Impuls gab sicherlich auch der angesprochene Referenzbesuch, wie der Geschäftsführer weiter ausführt: „Des Unternehmen hatte mehrere ähnliche und für uns interessante Maschinen in Betrieb. Die Empfehlung des Unternehmens ging aber aus technischen Gründen in Richtung FPT.“

Vor Lieferung und Inbetriebnahme werden alle Maschinen bei den Italienern vollkommen aufgebaut und von Kunden abgenommen. Das gleiche Facharbeiter-Team übernimmt dann auch die Installation beim Kunden. „Unsere Mitarbeiter wissen daher ganz genau, was zu tun ist. Das verbessert die Qualität, verkürzt die Inbetriebnahmezeit und vermeidet zukünftige Probleme“, ergänzt Kai Förster Niederlassungsleiter Deutschland, seitens FPT verantwortlich für Deutschland, Österreich und die Schweiz.

In den letzten Jahren hat die Haidlmair GmbH ihre Kapazitäten zusätzlich in Richtung Großcontainer vergrößert. Eine Erweiterung des Maschinenparks nach oben war daher zwingend nötig. Seit Anfang des Jahres ist nun ein horizontales Fahrständerfräswerk Ronin vom italienischen Hersteller FPT das Schmuckstück in der neugebauten Fertigungshalle in Nussbach. (Alle Bilder x-technik: Der Bauteil wurde aus Geheimhaltungsgründen retuschiert.)

In den letzten Jahren hat die Haidlmair GmbH ihre Kapazitäten zusätzlich in Richtung Großcontainer vergrößert. Eine Erweiterung des Maschinenparks nach oben war daher zwingend nötig. Seit Anfang des Jahres ist nun ein horizontales Fahrständerfräswerk Ronin vom italienischen Hersteller FPT das Schmuckstück in der neugebauten Fertigungshalle in Nussbach. (Alle Bilder x-technik: Der Bauteil wurde aus Geheimhaltungsgründen retuschiert.)

Standardmaschine mit speziellen Optionen

Die Firma Haidlmair hat sich für das Modell Ronin, ein horizontales Fahrständerfräswerk mit Verfahrwegen X = 8.000 mm, Y = 1.500 mm und Z = 2.500 mm und der Steuerung iTNC 530, entschieden. Um die Schwingungsdämpfungen zu optimieren und die temperaturbedingten Verformungen auf ein Minimum zu reduzieren ist die Maschine komplett aus Guss gefertigt ¬– Bett und Ständer sind aus GS 30, der Spindelkasten aus GS 600 und der Schieber aus GS 800. Zusätzlich ist das Fundament und das Maschinenbett durch eine ca. 15 cm breite Schicht aus Dämmplatten komplett schwingungsentkoppelt. „Die Ronin gewährleistet außergewöhnliche statische und dynamische Steifigkeit, welche maßgebliche Faktoren für Hochgeschwindigkeitsbearbeitungen und hohe Beschleunigung in Verbindung mit hoher Genauigkeit in der Schlicht- und Konturbearbeitung sind“, ist Kai Förster überzeugt und ergänzt: „Die Monoblockbauweise des Ständers mit tiefliegender Trimmung (Anm.: Patent) und der rechteckige Schlitten zusammen mit der Verstellung der Vertikal- und Querachse auf vier Linearführungen garantieren höchste Steifigkeitsoptimierung.“ Dank dieser Struktur, die auch den Längsschlitten integriert, besteht die Maschine aus zwei anstelle der drei herkömmlichen Bauelementen, Ständer, Schlitten und Maschinenbett. Diese Lösung ermöglicht eine besonders tiefgelegte Struktur, wofür ein internationales Patent angemeldet wurde. FPT setzt im Übrigen ausschließlich selektierte Rollenlinerarführungen ein.

Neben dem Plattenfeld mit 15 t/m² Tragkraft steht Haidlmair auch eine Drehverschiebetisch mit 2.500 x 3.000 mm und V = 1.500 mm mit Hydrostatik in beiden Achsen und 30 T Tischbelastung für eine wirtschaftliche 5-Seiten-Bearbeitung zur Verfügung. Die Bedienbühne verfährt sowohl nach oben als auch nach vorne. Ein zweites Bedienpult außerhalb der drei Meter hohen Komplett-Einhausung erhöht die Flexibilität bei Laufzeiten von bis zu drei Wochen.

Neben dem Plattenfeld mit 15 t/m² Tragkraft steht Haidlmair auch eine Drehverschiebetisch mit 2.500 x 3.000 mm und V = 1.500 mm mit Hydrostatik in beiden Achsen und 30 T Tischbelastung für eine wirtschaftliche 5-Seiten-Bearbeitung zur Verfügung. Gut zu sehen ist auch die ca. 15 cm breite Schicht aus Dämmplatten, die das Fundament und das Maschinenbett schwingungsentkoppelt.

Neben dem Plattenfeld mit 15 t/m² Tragkraft steht Haidlmair auch eine Drehverschiebetisch mit 2.500 x 3.000 mm und V = 1.500 mm mit Hydrostatik in beiden Achsen und 30 T Tischbelastung für eine wirtschaftliche 5-Seiten-Bearbeitung zur Verfügung. Gut zu sehen ist auch die ca. 15 cm breite Schicht aus Dämmplatten, die das Fundament und das Maschinenbett schwingungsentkoppelt.

Automatischer Kopf- und Werkzeugwechsel

Der automatische Werkzeugwechsler bietet eine Kapazität von 120 Werkzeugen, die mit einer Innenkühlung von bis zu 40 bar eingesetzt werden können. Zusätzlich stehen noch vier bar externe Kühlung zur Verfügung.

Damit der Verfahrweg in X optimal ausgenutzt werden kann, ist die Pick-Up Station, mit einer Kapazität für drei Köpfe, verfahrbar. Haidlmair setzt zur Bearbeitung der Großformen einen TUPCG Universalfräskopf mit 37 kW Leistung, max. 1.200 Nm Drehmoment bei 7.000 U/min, eine Spindelverlängerung SE 47 mit 400 mm Länge und 7.000 U/min (beide SK50 Big Plus) und einen Ortogonalkopf TAEMO mit 2,5 Grad Teilung und einer Hochfrequenzspindel mit 22.000 U/min und 33 kW Antriebsleistung (HSK 63) ein.

Der automatische Werkzeugwechsler bietet eine Kapazität von 120 Werkzeugen, die mit einer Innenkühlung von bis zu 40 bar eingesetzt werden können.

Der automatische Werkzeugwechsler bietet eine Kapazität von 120 Werkzeugen, die mit einer Innenkühlung von bis zu 40 bar eingesetzt werden können.

Mit der Ronin kann Haidlmair Bauteile bis zu einem Gewicht von 30 T wirtschaftlich auf 5-Seiten in einer Aufspannung bearbeiten.

Mit der Ronin kann Haidlmair Bauteile bis zu einem Gewicht von 30 T wirtschaftlich auf 5-Seiten in einer Aufspannung bearbeiten.

Der automatische Kopfwechsel dauert nur ein bis zwei Minuten. Die Pick-Up Station ist verfahrbar und hat eine Kapazität von drei Köpfen.

Der automatische Kopfwechsel dauert nur ein bis zwei Minuten. Die Pick-Up Station ist verfahrbar und hat eine Kapazität von drei Köpfen.

Richtiger Schritt in die Zukunft

Mit dem Bau der neuen 1.000 m² großen, voll klimatisierten Großmaschinenhalle schaffte Haidlmair die Voraussetzungen zur Kapazitätsausweitung bei Container-Spritzgießwerkzeugen im obersten Größenbereich. Mit der Anschaffung des horizontalen Fahrständerfräswerks Ronin von FPT kann man nun die dafür benötigten Werkzeuge wirtschaftlich und in höchster Qualität herstellen. „Wir haben unsere Kapazitäten in den letzten Jahren stetig erweitert und die Bearbeitungsprozesse beschleunigt, sodass wir jetzt auch Großprojekte kurzfristig abwickeln können. Wir sind daher in der Lage, nahezu für jedes Logistikproblem das entsprechende Spritzgießwerkzeug zur Herstellung des benötigten Behälters anzubieten und dem Erzeuger als Entwicklungspartner zur Verfügung zu stehen. Die Ronin von FPT nimmt dabei eine tragende Rolle ein“, fasst Mario Haidlmair abschließend zusammen.

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