75 Jahre Emco: Leistungsstark auf der Zielgeraden

Wir konzentrieren uns mit voller Kraft auf die Themen, die wir als Team positiv im Sinne unserer Kunden gestalten und beeinflussen können – das gilt für alle Bereiche, ob Entwicklung, Produktion oder Service. Und nicht zuletzt stimmt uns der sehr gute Auftragseingang der vergangenen Monate, der sich zu stabilisieren scheint, sehr zuversichtlich. Dr. Stefan Hansch, CEO bei Emco.

Dr. Hansch, 75 Jahre Emco, erst einmal herzlichen Glückwunsch! Wie geht es Emco und wie ausgelassen gingen die Jubiläums-Feierlichkeiten vonstatten in Hinblick auf die zahlreichen Herausforderungen am Markt?

Vielen Dank für die Glückwünsche. Es stimmt, dass das Geschäftsjahr 2021/22 geprägt war von Corona und Lieferkettenproblemen. Dennoch konnten wir als Emco das Geschäftsjahr 2021/22 mit einem Umsatzplus von 24 % abschließen und damit das Umsatzniveau von 2019 wieder erreichen. Das freut uns sehr. Gleichzeitig sind die Voraussetzungen unbeschwert ein Jubiläum zu feiern, wenn in unmittelbarer Nähe Krieg herrscht, nicht zu 100 % gegeben. Trotzdem sind 75 Jahre für Emco ein guter Grund auf das Erreichte stolz zu sein und das haben wir entsprechend auch gewürdigt.

Synergie aus Drehen und Fräsen: 75 Jahre Emco und 75 Jahre Emco Mecof.

Konnten Sie alle Mitarbeiter während der vergangenen zwei Jahre halten?

Bezüglich des Mitarbeiterstandes konnte in Hallein das Kernteam gehalten werden und neue Mitarbeiter werden aktuell für zahlreiche Bereiche wie Service, Sales-Innendienst, IT usw. gesucht. Mit Herbst 2022 wird auch das Lehrlingsteam vor allem im Bereich der gewerblichen Lehrlinge erweitert. Drei Lehrplätze im Bereich Maschinenbau oder Mechatronik werden zusätzlich für ukrainische Flüchtlinge bereitgestellt. Das ist sehr erfreulich.

Die HYPERTURN 65 Powermill bietet ausreichend Raum und Leistung für komplexe Komplettbearbeitungen (Spindel-zu-Spindel-Abstand 1.500 mm).

Inwiefern reagiert(e) Emco auf den Krieg in der Ukraine und das Russlandgeschäft?

Sie erwähnen es, wir mussten reagieren und haben unsere operativen wie produktiven Geschäftstätigkeiten in Russland eingestellt. Emco zieht sich aus dem Markt Russland zurück.

Die 75 Jahre-Feier von Emco im Rahmen der Open House-Veranstaltung in Hallein war an zwei aufeinanderfolgenden Tagen sehr gut besucht. Interessierte tauschten sich über Neuheiten des Emco-Portfolios aus. (Bild: x-technik)

Als „positiven Taktgeber“ – wie Sie es selbst bezeichnen – und zur Stärkung des Markenauftritts in Italien, hat Emco im September 2021 ein neues Technologiezentrum in Belforte Monferrato mit einem repräsentativen Querschnitt des Produktprogramms eröffnet. Wohin führen die kommenden Schritte?

Emco ist genauso stark wie seine Mitarbeiter, unser Erfolg gibt uns Recht. Und ebenso breit aufgestellt wie das Produktsortiment von uns sind auch die verschiedenen Kundensegmente, die wir vorweisen können. Neben den traditionellen KMU, die zum langjährigen Kundenstamm von Emco zählen, ist es in den vergangenen Jahren immer besser gelungen mit technologisch innovativen Lösungen, hoher Flexibilität und Kundenorientierung das Vertrauen großer, internationaler Firmen zu gewinnen. Automationslösungen und Digitalisierung der Prozesse waren und sind dabei in den Entscheidungsprozessen zu zentralen Themen geworden. Die Möglichkeiten und Chancen in diesen Geschäftsbereichen lassen uns trotz schwieriger Rahmenbedingungen sehr positiv in den weiteren Verlauf des Jubiläumsjahres und darüber hinaus blicken.

Mit dem Turn/Mill-Assist von Emco können Anwender die Arbeitsstunden um bis zu 70 % reduzieren (im Bild eine Hyperturn 45 G3).

Neben der im Mai in Wels veranstalteten INTERTOOL folgt nun im September ein absolutes Messe-Highlight: die AMB. Auf was dürfen Besucher bei Emco gespannt sein?

Zunächst einmal möchte ich betonen, dass die INTERTOOL am neuen Standort Wels für uns in Österreich eine wichtige Veranstaltung ist – auch für das Zusammenkommen und den persönlichen Austausch mit unseren Kunden. Sie galt zudem als Stimmungstest für die nun bevorstehende AMB in Stuttgart und hat in unseren Augen bestanden. Auf der AMB werden wir zwei neue Produkte im Bereich der Powermill-Applikationen vorführen.

5-Achsen-Simultanbearbeitung mit der UMILL 630: Die Direktantriebe der X-, Y- und Z-Achse ermöglichen hohe Beschleunigungsleistungen (6 m/s²) und Eilgangsgeschwindigkeiten (50 m/min).

Was genau wird dies sein?

Wir werden eine Hyperturn 65 Powermill High Performance ausstellen, die sich dadurch auszeichnet, dass sie zwei untere Werkzeugwender und eine B-Achse vorweist. Ihre Produktivität ist damit sehr viel höher als zuvor. Gerade in der Serienproduktion bietet diese Maschine mit drei Werkzeugsystemen entsprechende Zerspanraten gepaart mit hoher Flexibilität, denn die Bearbeitung an Haupt- und Gegenspindel kann überlappend mit drei Werkzeugen erfolgen. Zudem stehen ausreichend Werkzeuge im Werkzeugmagazin für den mannlosen Betrieb zur Verfügung. Ausgerichtet ist sie auf Arbeiten in Bezug auf die zunehmenden Ansprüche der Elektromobilität. Wir reagieren somit zielgerichtet auf die Entwicklungen am Markt.

Das zweite AMB-Highlight wird eine Hyperturn 65 mit Fanuc-Steuerung sein. Mit dieser zielen wir auch auf die Märkte außerhalb von Europa ab, wie z.B. die USA und aber auch Italien sowie zahlreiche weitere Märkte. Die Fanuc-Steuerung ist bei Emco bereits seit einigen Jahrzehnten im Programm. Bisher meist bei den einfacheren Maschinen mit bis zu zwei Bearbeitungskanälen. Jetzt sollte es auch unsere Highend-Maschine mit Frässpindel, B-Achse und Werkzeugmagazin mit der weltweit meist verkauften CNC-Steuerung geben.

Zu sehen ist die Präzisionsbearbeitung an einer DYNAMILL G5.

Vor zwei Jahren wurde in Wendlingen ein neues Technologiezentrum von Emco eröffnet mit einer Gesamtfläche von rund 1.200 m² im direkten Einzugsgebiet des Stuttgarter Flughafens. Kommt Ihnen dies mit der AMB in Stuttgart gelegen?

Wir bieten in Wendlingen einen repräsentativen Querschnitt des gesamten Produktprogramms an und der klare Vorteil in Bezug auf die AMB ist ganz sicher die Möglichkeit, einen Messe-Shuttle-Service anzubieten, so dass unsere Kunden und Interessierte regelmäßig vom Messegelände in unsere Top-Niederlassung gebracht werden, um sich vor Ort umsehen zu können und mit Experten vor Ort ins Gespräch zu kommen. In Wendlingen werden große Maschinen wie das Universal-Bearbeitungszentrum Umill 1500 und das flexible Dreh-Fräszentrum Hyperturn 200 gezeigt – das interessiert jeden. Gleichzeitig werden wir auch ein Abendprogramm anbieten und uns gezielt etwas für unsere Kunden im Rahmen der Messe überlegen.

Zwei Beispiele für die HYPERTURN Powermill-Serie von Emco: links max. 720 mm (mit Frässpindel) ... (Bild: x-technik)

Um noch einmal auf das Jubiläumsjahr zu sprechen zu kommen: Welches waren sowohl für Emco, als auch für Sie in Ihrer Funktion als CEO die wichtigsten Ereignisse?

Das ist eine gute Frage. Es gibt mit Sicherheit eine große Anzahl an entscheidenden Momenten, die uns alle geprägt haben. Als ich 2008 ins Unternehmen kam, mussten wir mit einer schweren wirtschaftlichen Krise zurecht kommen. Als diese dann überwunden war, kam es für das Unternehmen zum Eigentümerwechsel im Jahr 2011, der sich als sehr guter Schritt für Emco herausstellte. Seit dieser Zeit konnten wir ein völlig neues Produktprogramm aufstellen, was viel Arbeit für alle Mitarbeiter bedeutete.

Nun ist der Markt wiederum von Ereignissen wie Lieferkettenproblematiken, wirtschaftlichen Herausforderungen und dem Ukraine-Krieg geprägt. Es sind also immer neue Herausforderungen zu meistern und wir sind stark genug, um uns diesen zu stellen. Zudem kann ich behaupten, dass unsere Strategie, wie wir arbeiten, sich bisher immer bewährt hat. Auch in der tiefsten Krise haben wir Gewinne geschrieben. Wir können uns sehr flexibel auf unterschiedliche Marktgegebenheiten einstellen, das ist eine große Stärke.

...und rechts max. 500 mm Drehdurchmesser, wie sie auf der Emco-Open House-Veranstaltung zu sehen waren. (Bild: x-technik)

Wie funktioniert das bzw. was ist das Geheimnis des Erfolges, sofern man davon sprechen kann?

Man muss die Lage, in der man sich befindet, genauestens analysieren und gleichzeitig überlegen, wie man sich darauf einstellen kann. Die zentrale Frage dabei ist: Was muss ich tun, um die Auswirkungen so stark wie möglich zu reduzieren? Im Anschluss müssen diese Entscheidungen auch blitzschnell umgesetzt werden. Zögern hilft in solchen Situationen nicht weiter, auch auf die Gefahr hin, dass man über das Ziel hinausschießt. Der Mut zum raschen Handeln hat uns vor Schaden bewahrt. Ein wirkliches „Erfolgsgeheimnis“ gibt es nicht. Ich denke, es ist die Kombination zwischen Versorgungssicherheit und Kosten, die man stets im Fokus haben sollte, um Krisen, wie den derzeit vorherrschenden, erfolgreich auszuweichen. Wenn man sich auf das Negative fokussiert, ist man auf lange Sicht weniger erfolgreich, davon bin ich überzeugt.

Und woher nehmen Sie trotz der derzeitigen ökonomischen Herausforderungen den Optimismus, von weiterem Wachstum auszugehen?

(lacht) Ganz einfach: Wir haben die Aufträge, die uns zu diesem Ziel tragen werden, und die Power am Markt, dass wir dies auch in der Umsetzung erreichen werden.

Das bedeutet, die Stärke der Marke Emco wächst nach wie vor?

Absolut, davon bin ich überzeugt bzw. davon sind wir auch als komplette Mannschaft überzeugt. Denn die Marke ist immer genau so stark und erfolgreich wie das Team dahinter – von der Idee über die Entwicklung bis hin zum Vertrieb. Wir erleben diesen Erfolg tagtäglich in unserem Geschäft und das gibt uns wiederum die Kraft für mehr.

Vielen Dank für das Gespräch!