anwenderreportage

Ingersoll ChipSurfer: Kritische Bohrung gut gemeistert

Bei der Linde Material Handling GmbH im Werk Weilbach (D) werden die Gegengewichte für die Linde Gabelstapler produziert. Durch eine Produktumstellung auf eine neue Serie ist zur Einbringung der Bohrung für die Anhängerkupplung ein überlanges Bohrwerkzeug erforderlich. Mit dem Einsatz von modernen Bohrwerkzeugen von Ingersoll hat Linde schließlich die Herausforderung gemeistert und diese Schlüsselbearbeitung der Gegengewichtsfertigung prozesssicher installiert.

Kombiniertes Wechselkopf-/Wendeschneidplatten-Bohrwerkzeug der Serie GoldTwin im Einsatz bei der Bearbeitung der Ansenkung.

Kombiniertes Wechselkopf-/Wendeschneidplatten-Bohrwerkzeug der Serie GoldTwin im Einsatz bei der Bearbeitung der Ansenkung.

Shortcut

Aufgabenstellung: Bohrung für Anhängerkupplung in einem Gegengewicht für Gabelstapler.

Lösung: Bearbeitung der Bohrung in drei Schritten mit Sonderwerkzeugen von Ingersoll.

Nutzen: Prozesssichere Bearbeitung der Anhängerkupplungsbohrung.

Die Linde Material Handling GmbH ist ein weltweit führender Hersteller von Gabelstaplern und Lagertechnikgeräten sowie Anbieter von Dienstleistungen und Lösungen für die Intralogistik. Im Werk Weilbach in der Nähe des Hauptstandortes Aschaffenburg fertigt Linde MH in erster Linie Gegengewichte bis fünf Tonnen für seine Gabelstaplerserien, was einer Jahresproduktion von etwa 40.000 Komponenten entspricht. Die Bearbeitung der Bohrung für die Anhängerkupplung war bisher schon äußerst aufwendig. Durch eine Umstellung des Designs ist diese Bearbeitung in der neuen Serie noch anspruchsvoller geworden. Eine zusätzliche Hecktraverse bedingt, dass die benötigten Bohrwerkzeuge noch deutlich länger werden. Zudem beinhaltet die Bohrung einen zusätzlichen Bohrungsaustritt und Wiedereintritt ins Material sowie einen schrägen Austritt in eine Halbbohrung, um Regenwasser etc. ausfließen zu lassen. Dieses neue Design stellte also eine zusätzliche Herausforderung an eine schon bisher ehrgeizige Bearbeitung dar. Die Tatsache, dass das neue Design mit Hecktraverse Standard für alle weiteren Serien wird, war der Anlass, dass sich die verantwortlichen Produktionsplaner bei Linde MH in Weilbach, Markus Edelmann und Ralf Niedermayer, intensiv um eine prozesssichere Bearbeitung der Anhängerkupplungsbohrung bemühten.

Heckansicht eines Linde-Gabelstaplers mit Gegengewicht der neuen Serie.

Heckansicht eines Linde-Gabelstaplers mit Gegengewicht der neuen Serie.

Infos zum Anwender

Die Linde Material Handling GmbH ist ein weltweit führender Hersteller von Gabelstaplern und Lagertechnikgeräten sowie Anbieter von Dienstleistungen und Lösungen für die Intralogistik. Mit einem Vertriebs- und Servicenetzwerk in mehr als 100 Ländern ist das Unternehmen in allen wichtigen Regionen der Welt vertreten. Im Geschäftsjahr 2019 erzielte die Operating Unit Linde MH EMEA einen Umsatz von rund 3,5 Milliarden Euro und beschäftigte rund 12.000 Mitarbeiter. Weltweit wurden 2019 rund 135.000 Fahrzeuge der Marke Linde verkauft.

Planung der Testwerkzeuge

Zu Beginn des Jahres 2019 haben die zuständigen Fertigungsplaner im Markt befindliche Werkzeuge bei dieser Bearbeitung eingesetzt, jedoch mit mäßigem Erfolg. Der Prozess war nicht stabil und die Bohrungen verliefen stark. Es kam sogar zu Kaltverschweißungen der eingesetzten Bohrwerkzeuge. Da man bei Linde in Weilbach seit etwa 20 Jahren gute Erfahrungen mit Ingersoll Werkzeugen gemacht und auch schon erfolgreich Sonderwerkzeuge eingesetzt hat, wurde im Frühjahr 2019 Ingersoll Key-Account Manager Hermann Schimmer um Unterstützung gebeten.

In gemeinsamer Planung wurde die Bearbeitung der Bohrung für die Anhängerkupplung in drei Steps vorgesehen. Die Spitzenwinkel der drei Werkzeuge müssen aufeinander abgestimmt sein. Alle Werkzeuge können aufgrund geometrischer Gegebenheiten nur mit einem SK50 Steilkegel eingespannt werden. Die Werkzeuge sollten mit möglichst wenigen Schnittstellen und so kurz wie möglich ausgeführt werden. Für die Planung der Testwerkzeuge, besonders im Hinblick auf Störkonturen und optimal möglichem Durchmesser, hat Ralf Niedermayer die vorgesehenen Bearbeitungsschritte am CAD-System visualisiert und das Ergebnis gemeinsam mit Markus Edelmann und Hermann Schimmer diskutiert und beschlossen. Die geplanten Testwerkzeuge wurden bei Ingersoll nach den Vorgaben und Skizzen konstruiert und gefertigt und konnten kurzfristig eingesetzt sowie getestet werden.

Gegengewichte für Gabelstapler bearbeitet und lackiert im Außenlager bei der Linde Material Handling GmbH im Werk Weilbach.

Gegengewichte für Gabelstapler bearbeitet und lackiert im Außenlager bei der Linde Material Handling GmbH im Werk Weilbach.

Bohrung für Anhängerkupplung in einem Gegengewicht für Gabelstapler mit Hecktraverse.

Bohrung für Anhängerkupplung in einem Gegengewicht für Gabelstapler mit Hecktraverse.

Markus Edelmann (links), Linde MH Arbeitsplanung, und Hermann Schimmer, Ingersoll Key-Account Manager, vor unbearbeiteten Gegengewichten für Gabelstapler der neuen Serie.

Markus Edelmann (links), Linde MH Arbeitsplanung, und Hermann Schimmer, Ingersoll Key-Account Manager, vor unbearbeiteten Gegengewichten für Gabelstapler der neuen Serie.

Zentrierbearbeitung

Für den ersten Bearbeitungsschritt war ein Zentrierbohrer im ChipSurfer-Design geplant und gefertigt. Da, wie erwähnt, der Spitzenwinkel der drei Werkzeuge gleich sein sollte, wurde ein ChipSurfer plus NC-Anbohrer als Sonderwerkzeug hergestellt. Die ChipSurfer-Familie ist eine umfassende Serie von kleineren Werkzeugen mit Wechselkopfsystem. Die Werkzeuge stehen für viele Anwendungen im kleinen Durchmesserbereich zur Verfügung, vom Schaftfräser über Formfräser, Schlichtfräser bis hin zum Gewindefräser. Selbst PKD-bestückte Werkzeuge sind erhältlich und natürlich die hier benötigten Zentrierbohrer. Weiterhin stehen Aufnahmen, Verlängerungen und Adaptionen in verschiedensten Ausführungen zur Verfügung. Die Wechselgenauigkeit des ChipSurfer-Systems von +/- 20 µm erlaubt den Austausch der Werkzeuge direkt an der Maschinenspindel und vereinfacht somit die Handhabung der Werkzeuge in der Praxis. Da diese Zentrierbearbeitung von allen drei Operationen, in Bezug auf Bearbeitung und Werkzeuglänge, die unkritischste war, konnte dieser erste Step erwartungsgemäß ohne Probleme durchgeführt werden.

Geplante Bearbeitungsschritte zur Einbringung der Bohrung für Anhängerkupplung.

Geplante Bearbeitungsschritte zur Einbringung der Bohrung für Anhängerkupplung.

Ralf Niedermayer, Linde MH Arbeitsplanung, prüft die Bearbeitung der Bohrung für die Anhängerkupplung an einem Werkstück der neuen Serie am CAD-System.

Ralf Niedermayer, Linde MH Arbeitsplanung, prüft die Bearbeitung der Bohrung für die Anhängerkupplung an einem Werkstück der neuen Serie am CAD-System.

Markus Edelmann, Ralf Niedermayer, beide Linde MH Arbeitsplanung, und Hermann Schimmer, Ingersoll Key-Account Manager, diskutieren den geplanten Ablauf der kritischen Bohrungsbearbeitung am CAD-System.

Markus Edelmann, Ralf Niedermayer, beide Linde MH Arbeitsplanung, und Hermann Schimmer, Ingersoll Key-Account Manager, diskutieren den geplanten Ablauf der kritischen Bohrungsbearbeitung am CAD-System.

Komplettes Bohrwerkzeug Nummer 1 mit dem Sonder-ChipSurfer als NC-Anbohrer.

Komplettes Bohrwerkzeug Nummer 1 mit dem Sonder-ChipSurfer als NC-Anbohrer.

Bohrung der Ansenkung

Für die zweite Bearbeitung war ein Werkzeug aus der GoldTwin-Serie von Ingersoll vorgesehen. Die hier gewählte Bohrerserie hebt sich durch zwei effektive Schneiden hervor. GoldTwin ist ein kombiniertes Wechselkopf-/Wendeschneidplatten-Bohrersystem für größere Bohrdurchmesser. Es kombiniert zwei Bohrertypen: zum einen das Wechselkopfsystem mit einem Vollhartmetallkopf und zum anderen das Wendeschneidplattensystem. Der Vollhartmetallkopf sorgt für eine hervorragende Selbstzentrierung des Bohrers und die 4-schneidige Wendeschneidplatte mit Wiper-Geometrie trägt zu einer verbesserten Oberflächenqualität und Maßhaltigkeit der Bohrung bei. Durch diese Kombination erhält man ein wirtschaftliches Bohrsystem mit zwei effektiven Schneidkanten für eine hohe Zerspanungsleistung. Die Bohrkörper sind mit innerer Kühlmittelzufuhr ausgestattet, äußerst stabil und durch eine spezielle Oberflächenbehandlung verschleißfest. Auch dieses Werkzeug konnte beim Testeinsatz auf Anhieb überzeugen und der Bohrungsdurchmesser (D = 48+0,2 mm) wurde in Toleranz mit nur einem Schnitt produziert.

Anbohrwerkzeug in Bearbeitungsposition über dem Werkstück, einem Gegengewicht für Gabelstapler.

Anbohrwerkzeug in Bearbeitungsposition über dem Werkstück, einem Gegengewicht für Gabelstapler.

GoldTwin Werkzeug mit zwei effektiven Umfangsschneiden und einem wechselbaren Schneideinsatz aus Hartmetall.

GoldTwin Werkzeug mit zwei effektiven Umfangsschneiden und einem wechselbaren Schneideinsatz aus Hartmetall.

Komplette Bohrstange zum Bohren der Ansenkung (D = 48+0,2 mm) mit Zentrierung.

Komplette Bohrstange zum Bohren der Ansenkung (D = 48+0,2 mm) mit Zentrierung.

SpadeTwist-Wechselkopfvollbohrer in Überlänge: Komplette Bohrstange im Längen-Durchmesser-Verhältnis von 21:1 zur Bearbeitung der Hauptbohrung.

SpadeTwist-Wechselkopfvollbohrer in Überlänge: Komplette Bohrstange im Längen-Durchmesser-Verhältnis von 21:1 zur Bearbeitung der Hauptbohrung.

Einbringung der Hauptbohrung

Die größte Herausforderung und auch der kritischste Part der Anhängerkupplungsbohrung war das Einbringen der langen Hauptbohrung. Hier hatten die bisherigen Tests noch nicht überzeugen können. Für diese anspruchsvolle Bearbeitung hat das Expertenteam von Linde und Ingersoll ein Sonderbohrwerkzeug mit einem notwendigen Längen-Durchmesser-Verhältnis von ca. 21:1 entwickelt. Die Hauptschneide dieses überlangen Sonderwerkzeuges bildet ein Standard-Wechselkopfvollbohrer aus der SpadeTwist-Serie.

Die SpadeTwist-Wechselkopfvollbohrer sind eine produktive Bohrerlinie für größere Durchmesser. Die Serie zeichnet sich durch intelligente Konstruktionsdetails in Bezug auf Klemmung und Wechselgenauigkeit aus. Die Klemmtechnologie ermöglicht ein schnelles, stabiles und sicheres Klemmen des Bohrkopfes. Durch eine asymmetrisch ausgeführte Schnittstelle und die selbstzentrierende Geometrie ist eine fehlerfreie Montage des Bohrkopfes gewährleistet und somit die Werkzeug- und Wechselgenauigkeit erhöht. Zum Wechseln des Bohrkopfes ist eine Entfernung der Klemmschraube nicht notwendig. Nach Lösen der Klemmschraube (ca. drei bis fünf Umdrehungen) kann der Bohrkopf ausgetauscht werden, wodurch ein leichter Bohrkopfwechsel direkt an der Maschine möglich ist. Der stabile Bohrerschaft bietet innere Kühlmittelzufuhr und durch gedrallte Spannuten eine einfache und sichere Entspanung. Nicht nur die benötigte Werzeuglänge von 630 mm bei 29 mm Bohrdurchmesser ist bei dieser Bearbeitung das Kriterium. Zusätzlich handelt es sich noch um eine Bohrung mit Schnittunterbrechung und einem halbseitigen Austritt, der eventuell eindringendes Regenwasser wieder ausfließen lässt. Auch diese Bearbeitung verlief vom ersten Testeinsatz an prozesssicher und zufriedenstellend für alle Beteiligten.

Mit Sonderwerkzeugen von Ingersoll konnte bei der Linde Material Handling GmbH im Werk Weilbach die anspruchsvolle Bearbeitung einer Anhängerkupplungsbohrung prozesssicher durchgeführt werden.

Mit Sonderwerkzeugen von Ingersoll konnte bei der Linde Material Handling GmbH im Werk Weilbach die anspruchsvolle Bearbeitung einer Anhängerkupplungsbohrung prozesssicher durchgeführt werden.

Gesamtansicht der Bohrbearbeitung inklusive Spannvorrichtung zur Spannung des Werkstückes bei der Einbringung der Anhängerkupplungsbohrung. Hier wird die Komplexität der Bohrbearbeitung besonders deutlich.

Gesamtansicht der Bohrbearbeitung inklusive Spannvorrichtung zur Spannung des Werkstückes bei der Einbringung der Anhängerkupplungsbohrung. Hier wird die Komplexität der Bohrbearbeitung besonders deutlich.

Das komplette Team des Optimierungsprojektes (v.r.n.l.): Markus Edelmann, Linde MH Arbeitsplanung, Tobias Fahsel, Leiter Engineering bei Linde MH, Ralf Niedermayer, Linde MH Arbeitsplanung, und Hermann Schimmer, Ingersoll Key-Account Manager.

Das komplette Team des Optimierungsprojektes (v.r.n.l.): Markus Edelmann, Linde MH Arbeitsplanung, Tobias Fahsel, Leiter Engineering bei Linde MH, Ralf Niedermayer, Linde MH Arbeitsplanung, und Hermann Schimmer, Ingersoll Key-Account Manager.

Erfreuliches Ergebnis

Die bei Linde MH verantwortlichen Arbeitsplaner für diese Bearbeitung, Markus Edelmann und Ralf Niedermayer, zeigten sich nach dem überaus gelungenen Testeinsatz der drei Bohrwerkzeuge sehr erleichtert. „Wir hätten nicht gedacht, dass das so problemlos läuft“, war die übereinstimmende Meinung, der sich auch Tobias Fahsel, Leiter Engineering bei Linde MH, bei einer weiteren Erprobung der Testwerkzeuge anschloss. Da eben alle zukünftigen Baureihen der gefertigten Gabelstaplerserien dieses neue Design mit Hecktraverse erhalten werden, war das positive Ergebnis bei der Anhängerkupplungsbohrung für die Produktionsverantwortlichen bei Linde MH von großer Bedeutung.

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