interview

Maykestag speedcut: Oberstes Entwicklungsziel - Werkzeug-Performance

Neuausrichtung beim österreichischen Zerspanungswerkzeug-Hersteller: 1957 als Handelsunternehmen gegründet, behauptet sich Alpen-Maykestag als ein führender österreichischer Hersteller von Zerspanungswerkzeugen. Das Unternehmen wächst überdurchschnittlich stark, seine Industriewerkzeug-Sparte Maykestag hat in letzter Zeit mit zahlreichen neuen Produkten von sich Reden gemacht. Der neue Marketing-Auftritt lässt eine Neuausrichtung des Traditionsunternehmens vermuten. Wir sprachen mit DI Wolfgang Stangassinger, Geschäftsführer Alpen-Maykestag GmbH in Puch bei Hallein, über die Strategien des familiengeführten Unternehmens. Das Gespräch führte Ing. Peter Kemptner, x-technik

Unser breites Portfolio, unsere Innovationskraft und vor allem unser hartnäckiges Festhalten am Ziel der Performancesteigerung für unsere Kunden haben uns in den letzten drei Jahren Rekordumsätze beschert.

DI Wolfgang Stangassinger, seit Herbst 2012 Geschäftsführer Alpen-Maykestag GmbH.

Unser breites Portfolio, unsere Innovationskraft und vor allem unser hartnäckiges Festhalten am Ziel der Performancesteigerung für unsere Kunden haben uns in den letzten drei Jahren Rekordumsätze beschert. DI Wolfgang Stangassinger, seit Herbst 2012 Geschäftsführer Alpen-Maykestag GmbH.

Eckdaten Alpen-Maykestag

Gegründet 1957
Mitarbeiter: 283
Jahresumsatz: € 42,5 Mio. (Geschäftsjahr 2013/14)
Jahresausstoß: ca. 35 Mio. Werkzeuge
Exportanteil: 82 %
Werke:
Puch-Urstein (Salzburg)
Ferlach (Kärnten)
St. Gallen (Steiermark)

Wirtschaftsflaute? Nicht bei der Alpen-Maykestag GmbH. Seit DI Wolfgang Stangassinger im November 2013 die Geschäftsführung übernahm, wuchs das Unternehmen kräftig und stellte auf den einschlägigen Fachmessen zahlreiche Neuentwicklungen vor. Zudem fiel man auf der AMB 2014 aufgrund eines überarbeiteten Firmenauftritts auf.

Die Produktion des österreichischen Werkzeugherstellers erfolgt mit hoher Fertigungstiefe an drei Standorten in Österreich auf modernsten Anlagen, die laufend weiter modernisiert werden.

Die Produktion des österreichischen Werkzeugherstellers erfolgt mit hoher Fertigungstiefe an drei Standorten in Österreich auf modernsten Anlagen, die laufend weiter modernisiert werden.

Herr DI Stangassinger, welche Zwischenbilanz können Sie nach zwei Jahren als Geschäftsführer der Alpen-Maykestag GmbH ziehen?

Eine sehr gute. Zum dritten Mal in Folge konnten wir einen Rekordumsatz verzeichnen. Im zurückliegenden Jahr stieg der Absatz an Werkzeugen um 3,65 Millionen Stück. Das führte zu 7,6 % Umsatzwachstum auf 42,5 Mio. Euro, ungefähr gleich verteilt auf die Präzisionsbohrer der Marke Alpen für Handwerk und Gewerbe und auf die Maykestag-Linie zur Anwendung in der industriellen Zerspanung. Das kräftige Wachstum ist breit abgestützt. Egal, welche Länder man betrachtet und welche Produktgruppen, die Erfolgskurve weist steil nach oben. Wesentlich dazu beigetragen haben unsere jüngsten Neuentwicklungen, nicht zuletzt die zur AMB vorgestellten Hochleistungswerkzeuge der Linie Speedcut 4.0 aus Ultra-Feinstkorn-Hartmetall.

Als Vollsortimenter kann Alpen-Maykestag mit einem extrem breiten Portfolio jeden Bedarf aus einer Hand abdecken.

Als Vollsortimenter kann Alpen-Maykestag mit einem extrem breiten Portfolio jeden Bedarf aus einer Hand abdecken.

Worauf führen Sie diesen bemerkenswerten Erfolg zurück?

Neben der Präzision und Leistungsfähigkeit der Werkzeuge ist die Innovationskraft des Unternehmens ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Das familiengeführte, mittelständische Unternehmen mit knapp 300 Mitarbeitern muss keine Aktionäre bedienen und kann so die Gewinne im eigenen Haus reinvestieren. Neben der laufenden Modernisierung der Produktion an den drei Standorten in Salzburg, Kärnten und der Steiermark ermöglicht das eine Produktentwicklung an vorderster technologischer Front.

Wie werden bei Maykestag neue Produkte entwickelt?

Zunächst gilt für alle Produktentwicklungen als klar definiertes und damit leicht verständliches Ziel, dem Kunden bei der Zerspanung mit mehr Präzision, Zuverlässigkeit und Lebensdauer größtmögliche Performance an die Hand zu geben. Abgesichert wird die Zielerreichung in einem mehrstufigen Entwicklungsprozess. Dabei entwickeln unsere Ingenieure zunächst in enger Zusammenarbeit mit Werkstoff- und Beschichtungs-Herstellern die Werkzeuggeometrien. Diese werden anschließend in Zusammenarbeit mit namhaften Werkzeugmaschinen-Herstellern weiter optimiert und vor der Serienfreigabe bei Vertrauenskunden umfangreichen Praxistests unterzogen. Diese liefern auch Aufschluss über die tatsächlich erreichten Werkzeug-Kennwerte. Im Fall der Serie Speedcut 4.0 belegen diese mit bis zu dreifacher Standzeitverlängerung eindrucksvoll das Erreichen der Entwicklungsziele.

Aktuell beträgt der Anteil kundenspezifisch entwickelter und produzierter Werkzeuge bei Alpen-Maykestag bereits mehr als 30 %. Die Tendenz ist weiter steigend.

Aktuell beträgt der Anteil kundenspezifisch entwickelter und produzierter Werkzeuge bei Alpen-Maykestag bereits mehr als 30 %. Die Tendenz ist weiter steigend.

Das Maykestag-Produktportfolio geht über Serienwerkzeuge hinaus. Welche Entwicklungen sind auf anderen Gebieten tonangebend?

Alpen-Maykestag ist weltweit der einzige Werkzeughersteller, der als „One Stop Shop“ jeden Bedarf aus einer Hand abdecken kann. Zwar liegt der Fokus auf Vollhartmetallwerkzeugen, wir führen und entwickeln jedoch weiterhin auch alle Arten von HSS-Werkzeugen. Nicht nur für diese bieten wir auch ein Nachschleif-Service an. Damit erhalten unsere Kunden eine Verlängerung der Nutzungsdauer ihrer Werkzeuge zu einem Bruchteil des Neupreises.

Als Partner sind wir auch deshalb attraktiv, weil wir als Mittelstandsunternehmen mit kurzen Entscheidungswegen sehr kurzfristig anforderungsspezifisch entwickelte, oft hoch komplexe Sonderwerkzeuge bereitstellen können. Diese werden meist unter Verwendung von CAD-Daten der Werkstücke in 3D konstruiert und auf die Bearbeitungsstrategie des Anwenders optimiert. Dank unserer hohen Fertigungstiefe können sie nach unseren bekannt strengen Qualitätsmaßstäben und dennoch sehr rasch gefertigt werden. Aktuell beträgt der Anteil an Sonderwerkzeugen an der Wertschöpfung von Maykestag bereits mehr als 30 % und die Tendenz ist weiter stark steigend.

Die Werkzeuge der Marke Maykestag für die industrielle Zerspanung entstehen in einem dreistufigen Entwicklungsprozess mit abschließenden Praxistests bei Vertrauenskunden.

Die Werkzeuge der Marke Maykestag für die industrielle Zerspanung entstehen in einem dreistufigen Entwicklungsprozess mit abschließenden Praxistests bei Vertrauenskunden.

Welche Produktionsschritte erledigt Alpen-Maykestag tatsächlich jetzt und in der näheren Zukunft noch selbst?

Sowohl die Entwicklung als auch die Fertigung unserer Erzeugnisse erfolgen ausschließlich in unseren drei Werken, wo wir monatlich ca. 100 Tonnen Vormaterial aus Österreich verarbeiten. In St. Gallen (Stmk.) entstehen die Produkte der Marke Alpen für das Handwerk, Ferlach (Ktn.) ist das Hauptwerk der Maykestag-Linie und in Puch (Sbg.) erzeugen wir VHM- und MK-Bohrer sowie Frässtifte. Die Fertigung erfolgt nach den Grundsätzen der Lean Production und wird mit regelmäßigen Nachinvestitionen von jährlich 2,5 bis 3 Mio. Euro auf dem aktuellsten Stand gehalten. Für das Werk in Ferlach laufen gegenwärtig Voruntersuchungen zu einem größeren Umbau.

Um mit der rasanten Entwicklung im Bereich der Werkzeugbeschichtung mitzuhalten, wird diese nicht mehr im Haus, sondern durch Partnerunternehmen durchgeführt. Dank eines ausgeklügelten Logistik-Konzepts können dennoch die gewohnt kurzen Lieferzeiten garantiert werden. Erstes sichtbares Produkt dieser engen Zusammenarbeit mit dem weltweit führenden Spezialisten ist die einzigartige Doppelbeschichtung Twindur der Speedcut 4.0 für beste Ergebnisse in der Trocken- und Nassbearbeitung.

Welche Veränderungen bringt die im neuen Unternehmensauftritt sichtbare neue Unternehmensstrategie von Alpen-Maykestag?

Schon erwähnt wurde die Überprüfung und Neuausrichtung des Produktportfolios. Sie manifestiert sich in Produktneuheiten wie der Serie Speedcut 4.0 oder eigenen Werkzeugprogrammen für Formenbau oder Trochoidalfräsen. Ausgebaut wurde auch die Unterstützung der Kunden mittels IT-Support, etwa durch Bereitstellung der Werkzeugdaten in verschiedenen Formaten für die Bearbeitungs-Simulation.

Um unsere Kunden besser zu betreuen, wurden auch weltweit die Vertriebsressourcen aufgestockt. Während wir in Österreich und den Nachbarländern den Vertrieb mit eigenen Niederlassungen erledigen, arbeiten wir in den restlichen knapp 70 Ländern mit Vertriebspartnern.

Welche Produktvorstellungen sind als nächstes zu erwarten?

Die bestehende, sehr erfolgreiche „Speed“-Serie wird sukzessive durch die zweite Generation abgelöst. Nach Speedcut 4.0 wird auf den diesjährigen Fachmessen – im Nahbereich ist das die EMO Milano im Oktober – auch Speeddrill 4.0 vorgestellt. Die Bohrer befinden sich aktuell in der zweiten Entwicklungsphase und werden ebenso noch in diesem Jahr verfügbar wie eine neue Serie Trochoidalfräser. Neben Spezialitäten für interessante neue Nischen wird auch das Formenbau-Programm weiter ausgebaut.

Was bringt werkzeugseitig die vielzitierte Industrie 4.0?

Alpen-Maykestag wendet jährlich bis zu zwei Prozent der Gesamtkosten für Forschung und Entwicklung auf und unterstützt Projekte wie das der HTL Ferlach zur Konstruktion eines Bohrers, mit dem sich vieleckige Löcher bohren lassen. Im Zuge der zunehmenden Informatisierung der Produktion wären z. B. Rückmeldungen über Leistungsbereitschaft bzw. Abnutzung der eingesetzten Werkzeuge wünschenswert. Ansätze dazu gibt es bereits heute. Erfolgversprechende Chancen für Entwicklungen in dieser Richtung wird Alpen-Maykestag nicht ungenutzt lassen.

Danke für das Gespräch.

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