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Leidenschaft für Präzision

Horn feiert 50 Jahre: Mit über 1.500 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von mehr als 197 Millionen Euro (2018) ist die Paul Horn GmbH heute einer der weltweit wichtigsten Präzisionswerkzeughersteller. Die Tübinger Zerspanungsspezialisten stehen für Präzision, Nachhaltigkeit und Zukunft. Das gilt für die Präzisionswerkzeuge ebenso wie für das Unternehmen selbst, welches dieses Jahr sein 50-jähriges Firmenjubiläum feiert.

Am Stammsitz von Horn in Tübingen sind rund 1.000  Mitarbeiter, davon 75 Auszubildende beschäftigt.

Am Stammsitz von Horn in Tübingen sind rund 1.000 Mitarbeiter, davon 75 Auszubildende beschäftigt.

Lothar Horn
Geschäftsführer der Paul Horn GmbH

„Mit der Zeit habe ich gelernt, Aufgaben abzugeben. Man kann in einem global agierenden Technologieunternehmen nicht alle Schlüsselpositionen selbst einnehmen.“

Es war ein Montag, genau gesagt der 27. Oktober 1969, als der Hartmetall-Werkzeugvertreter Paul Horn auf dem Gewerbeamt der Gemeinde Gomaringen erschien. Sein Anliegen: die Gründung eines Betriebes zur Herstellung von Hartmetallwerkzeugen. Eine kleine Fertigungshalle in Gomaringen war der erste Produktionsstandort des Unternehmens, das seit 1. November 1969 offiziell als Paul Horn Einstechtechnik firmierte. Das Wohnhaus der Familie Horn in Waiblingen war Sitz der Geschäftsleitung. Heute stellt Horn in Deutschland auf einer Fläche von 30.000 Quadratmetern (inklusive Horn Hartstoffe GmbH) hochpräzise Werkzeuge und Zubehör zur Metallbearbeitung her. Produktionsstandorte sind in England, Italien, Tschechien und USA. Mit rund 1.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von über 197 Millionen Euro in 2018 ist Horn der größte industrielle Arbeitgeber in Tübingen. Neben 25.000 Standardwerkzeugen lieferte das familiengeführte Unternehmen bisher über 150.000 Sonderlösungen an seine Kunden weltweit aus. Dabei handelt es sich um Präzisionswerkzeuge für anspruchsvolle Zerspanaufgaben. Die Kernkompetenzen des Unternehmens basieren auf vier Pfeilern: Eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung, die eigene Beschichtungstechnologie, die eigene Hartmetall-Fertigung sowie eigene Fertigungstechnologien.

In 70 Ländern auf allen Kontinenten produzieren Firmen mit Werkzeugen von Horn. Sie kommen aus der Luft- und Raumfahrt, Chemie, Medizintechnik dem Werkzeug- und Formenbau und der Automobilindustrie. Das Automobil erinnert auch an die Geburtsstätte von Paul Horns Geschäftsidee: Auch dieses Unternehmen hatte seinen Ursprung in einer Garage. Diese hatte Horn schon gemietet, als er noch als Vertreter für die Hartmetallwerkzeugfabrik Hertel tätig war. Sein Sohn Lothar Horn, heute Geschäftsführer des Unternehmens, erinnert sich: „Mein Vater wusste, dass ein Massenhersteller wie Hertel in Tonnagen dachte und den Bedarf nach hochspezialisierten Werkzeugen in kleinen Stückzahlen nicht wirtschaftlich denken konnte.“ Diese Lücke sollte Paul Horns Unternehmen schließen, spezialisiert auf die Fertigung von Einstechwerkzeugen für die Nutenbearbeitung.

Einblick in die hochmoderne Schleiferei bei Horn in Tübingen.

Einblick in die hochmoderne Schleiferei bei Horn in Tübingen.

Markus Horn
Geschäftsführer der Paul Horn GmbH

„Eines unserer großen Ziele ist es, dass wir die gesamte Prozesskette vom Kunden über die Produktion bis zurück zum Kunden digital abbilden können.“

Der erste Kunde war Mahle

Das Stuttgarter Unternehmen Mahle, Zulieferer von Kolben für Verbrennungsmotoren, hatte Ende 1960 einen großen Bedarf an solch hochspezialisierten Werkzeugen, wie Horn sie herstellen wollte. Noch vor Firmengründung war Mahle Paul Horns erster Kunde. Vor der Erfindung der Horn-312er Platte behalfen sich die Hersteller bei der Nutenbearbeitung bis dahin mit einzelnen Nutenmessern, die ein häufiges Nachschleifen verlangten und somit einen hohen logistischen und finanziellen Aufwand verursachten. Horn entwickelte die Idee der dreischneidigen Stechplatte: jede Platte war drei Mal verwendbar. Mit einem ganzen Satz dieser Wechselwerkzeuge lief eine Maschine ein oder zwei Wochen durch. Das Nachschleifen von Klingen, Lagern und anderer Aufwand entfielen. Damit war das Horn-Produkt effizienter als bisherige Werkzeuge.

Auszug aus dem aktuellen Horn Produktportfolio.

Auszug aus dem aktuellen Horn Produktportfolio.

Am 27. Oktober 1969 gründete Paul Horn einen Betrieb zur Herstellung von Hartmetallwerkzeugen. Ab dem 01. November 1969 firmierte dieser offiziell als Paul Horn Einstechtechnik.

Am 27. Oktober 1969 gründete Paul Horn einen Betrieb zur Herstellung von Hartmetallwerkzeugen. Ab dem 01. November 1969 firmierte dieser offiziell als Paul Horn Einstechtechnik.

Die Geschäftsführer Lothar und Markus Horn begrüßten während den 50-Jahr-Feierlichkeiten an drei Abenden jeweils rund 750 Gäste.

Die Geschäftsführer Lothar und Markus Horn begrüßten während den 50-Jahr-Feierlichkeiten an drei Abenden jeweils rund 750 Gäste.

Geburt eines Markenzeichens

Die Innovation der Horn-312er Platte stellte einen Durchbruch dar, der die Nutenbearbeitung radikal veränderte. Mit seiner Produktinnovation erschloss Horn schnell einen größeren Kundenkreis und erweiterte sein Produktportfolio Stück für Stück. Die dreischneidige Stechplatte aus dem Jahr 1972 diente als Ideengeberin für weitere Produkte und Innovationen. Viele Nut- und Zirkularfräswerkzeuge bauten auf dieser Idee auf. Eines der frühesten Patente, das die Firma Paul Horn anmeldete, war der sogenannte Schneidkörper für ein Schneidwerkzeug einer Drehmaschine, das die typische Form aus drei Schneiden aufwies. 1991 trat dann Lothar Horn in das Unternehmen ein. Im Juni manifestierte sich der frische Wind, den der Sohn des Firmengründers mitbrachte, in der Gründung einer weiteren Firma: der Horn Hartstoffe GmbH. Das Tochterunternehmen stellt Hartmetallrohlinge in Eigenregie her und die vergrößerte Fertigungstiefe brachte Horn neue Möglichkeiten.

1989: Das Supermini-System wird bald zu einem der erfolgreichsten Produkte von Horn.

1989: Das Supermini-System wird bald zu einem der erfolgreichsten Produkte von Horn.

80er Jahre: Blick in die damalige Schleiferei.

80er Jahre: Blick in die damalige Schleiferei.

Original Vollhartmetall-Nutenmesser aus dem Jahr 1969.

Original Vollhartmetall-Nutenmesser aus dem Jahr 1969.

50 jähriges Jubiläum in dritter Generation

Der Sohn von Lothar Horn, Markus Horn, führt die Firma in dritter Generation zusammen mit seinem Vater als Familienunternehmen weiter. Lothar Horn berief seinen Sohn im März 2018 in die Geschäftsführung. Markus Horn war bereits seit 2017 als Leiter IT und Mitglied der Geschäftsleitung für die Paul Horn GmbH tätig. Vor seinem Einstieg bei Horn machte er berufliche Erfahrungen als IT-Consultant und im internationalen Vertrieb komplexer und variantenreicher Softwarelösungen, unter anderen CRM und Middleware. Auch das Thema Digitalisierung ist in seinem Verantwortungsbereich verankert. Markus Horn: „Eines unserer großen Ziele ist es, dass wir die gesamte Prozesskette vom Kunden über die Produktion bis zurück zum Kunden digital abbilden können. Dafür realisieren wir ein Projekt nach dem anderen und fügen so das Puzzle Stück für Stück zur digitalen Fabrik zusammen.“ Neben dem Bereich IT verantwortet er auch die Themen Vertrieb und Verwaltung. Hier arbeiten beide Herren Horn eng zusammen. „Ich muss dazusagen, der beste Lehrmeister für mich selbst war mein Vater. Er hat mir viel in der Übergangsphase beigebracht. In einer ähnlichen Konstellation möchte ich meinem Sohn auch Hintergründe näherbringen und zeigen, wie wir manche Dinge betrachten“, so Lothar Horn.

70er Jahre: Der erste Werkzeugkoffer von Horn. Damit präsentierte der Firmengründer Paul Horn die Werkzeuge den Kunden vor Ort.

70er Jahre: Der erste Werkzeugkoffer von Horn. Damit präsentierte der Firmengründer Paul Horn die Werkzeuge den Kunden vor Ort.

1972: Ein Markenzeichen wird geboren – die Wendeschneidplatte Typ 312.

1972: Ein Markenzeichen wird geboren – die Wendeschneidplatte Typ 312.

Das neue Führungsteam bei Horn

Matthias Rommel trat im November 2018 seine neue Stelle als technischer Geschäftsführer bei der Paul Horn GmbH an. In seiner neuen Funktion verantwortet er die Bereiche Produktion und Technik. „Horn ist ein besonderes Unternehmen in der Werkzeugbranche. Außergewöhnliche Produktvielfalt und Qualität, außergewöhnliches Wachstum und eine außergewöhnliche Firmenkultur prägen das Unternehmen. Ich freue mich, nun fester Bestandteil von etwas Besonderem zu sein“, so Rommel. Er verantwortete als Geschäftsführer schon mehrere Geschäftsbereiche namhafter Unternehmen, unter anderem aus der Präzisionswerkzeugbranche.

„Wir haben mit Matthias Rommel einen hervorragenden Kopf für unser Unternehmen gewinnen können. Die Verteilung der Managementverantwortung auf drei Schultern stärkt die Nachhaltigkeit und die Wissensbasis bei Horn“, so Lothar Horn. Er sieht in der kommenden Generation die Zukunft des Unternehmens. Zu wissen, dass das Unternehmen weiterhin ein Familienbetrieb bleibt, ist ihm wichtig. „Ich bin überzeugt, dass die Erfolgsgeschichte der Paul Horn GmbH unter der Leitung meines Sohnes Markus und unseres technischen Geschäftsführers Matthias Rommel weitergeht – mit gleichen Grundwerten, aber auch mit neuen Ansätzen. Als ich bei Horn die Geschäftsführung übernahm, waren wir etwa 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Meine Stelle als Geschäftsführer beinhaltete auch die Vertriebsleitung, die Produktionsleitung und die Leitung des technischen Bereichs – alles in einer Person. Mit der Zeit habe ich gelernt, Aufgaben abzugeben. Man kann in einem global agierenden Technologieunternehmen nicht alle Schlüsselpositionen selbst einnehmen. Es ist Führungsaufgabe, die richtigen Personen für die richtigen Stellen zu finden und dort entsprechend einzusetzen. Auch für mich war es eine Umstellung, als Tätigkeiten von mir übernommen wurden, die ich bis dato selbst verantwortet habe. Jeder geht die Aufgabe bzw. die Herausforderung mit einer individuellen Herangehensweise an. Wichtig ist es, zu akzeptieren, dass auch andere Lösungswege zum Ziel führen. Diese sind meistens weder schlechter noch besser, sondern einfach nur anders. Aber im Idealfall sind die Ergebnisse sogar besser.“ so der langjährige Geschäftsführer.

Alle drei Geschäftsführer sind sich einig: Der gemeinsam gewählte Weg stärkt den künftigen Wachstumskurs des Unternehmens.

((Infobox......würde ich auf einer Doppelseite bringen....))

Die Geschäftsführer der Paul Horn GmbH: (v. l.) Markus Horn, Lothar Horn und Matthias Rommel.

Die Geschäftsführer der Paul Horn GmbH: (v. l.) Markus Horn, Lothar Horn und Matthias Rommel.

„Mit der Zeit habe ich gelernt, Aufgaben abzugeben. Man kann in einem global agierenden Technologieunternehmen nicht alle Schlüsselpositionen selbst einnehmen.“

Lothar Horn, Geschäftsführer der Paul Horn GmbH

„Mit der Zeit habe ich gelernt, Aufgaben abzugeben. Man kann in einem global agierenden Technologieunternehmen nicht alle Schlüsselpositionen selbst einnehmen.“ Lothar Horn, Geschäftsführer der Paul Horn GmbH

„Eines unserer großen Ziele ist es, dass wir die gesamte Prozesskette vom Kunden über die Produktion bis zurück zum Kunden digital abbilden können.“

Markus Horn, Geschäftsführer der Paul Horn GmbH

„Eines unserer großen Ziele ist es, dass wir die gesamte Prozesskette vom Kunden über die Produktion bis zurück zum Kunden digital abbilden können.“ Markus Horn, Geschäftsführer der Paul Horn GmbH

CHRONIK – 50 JAHRE HORN

1969 Firmengründung Paul Horn (1920–1999) meldet ein Gewerbe zur Herstellung von Hartmetallwerkzeugen unter dem Namen Paul Horn Einstechtechnik an. Firmensitz ist Waiblingen; die Fertigung befindet sich in einer Garage in Gomaringen.

1972 Eigenes Produktprogramm Die Wendeschneidplatte Typ 312, die auf der Fachmesse für Metallbearbeitung Fameta in Nürnberg vorgestellt wird, markiert bei Horn den Übergang von der reinen Lohnfertigung zum eigenen Portfolio.

1974 Umzug nach Tübingen Die Familie Horn zieht von Waiblingen nach Kreßbach im Süden Tübingens um, doch noch immer herrscht in den Büros große Enge.

1980 Die erste NC-Maschine Mit einer Maschine vom Typ Walter Helitronic 20 NC beginnt für Horn das Zeitalter der computergestützten Fertigung.

1981 Steinlachwasen Die gesamte Verwaltung und Fertigung zieht im November 1981 an den Steinlachwasen um, heute Sitz der Horn Hartstoffe GmbH.

1982 Hartmetall-Werkzeugfabrik Paul Horn GmbH Der Übergang vom Einzelunternehmen zur GmbH trägt dem Wachstum der Firma Rechnung. Mittlerweile beschäftigt Horn über 60 Menschen.

1985 Der erste Auszubildende Heinz Thurau, heute Gruppenleiter in der Konstruktion, ist der erste Lehrling, der bei Horn zum Industriemechaniker ausgebildet wird.

1986 Mini-System Für Bohrungsdurchmesser unter 20 Millimeter entwickelt Horn das Mini-System, welches am Markt großen Erfolg hat.

1989 Unter dem Holz Der erste Bauabschnitt am heutigen Firmensitz Unter dem Holz in Tübingen wird gebaut. Der Bezug des markanten Gebäudes erfolgte 1991.

1989 Supermini-System Mit beträchtlichem Entwicklungsaufwand gelingt es, Einstechwerkzeuge für die Innenbearbeitung von Bohrungen bis 5 Millimeter Durchmesser zu entwickeln. Das Supermini-System ist geboren und wird bald zu einem der erfolgreichsten Produkte von Horn.

1991 Zweite Generation Lothar Horn (geb. 1956) tritt in das Unternehmen ein. Der Sohn des Firmengründers setzt bald eigene Impulse, etwa bei der Reorganisation des Vertriebs und bei der Internationalisierung des Unternehmens.

1992 Horn Hartstoffe GmbH Horn beginnt, eigene Kompetenzen in der Fertigung von Rohlingen und in der Beschichtung von Werkzeugen aufzubauen. Im Mai 1992 wird die Horn Hartstoffe GmbH ins Handelsregister eingetragen.

1993 Horn wird international Die Gründung von Horn France war der erste Schritt in der internationalen Entwicklung der Horn-Gruppe. 1995 wuchs die Horn-Gruppe durch das Unternehmen Horn UK in Großbritannien. 1996 ISO 9001, ISO 14001 Qualitäts- und Umweltmanagement bei Horn wird nach ISO 9001 beziehungsweise ISO 14001 zertifiziert.

2000 Beginn des SAP-Zeitalters Bereits seit vielen Jahren setzt Horn Computer in Fertigung, Entwicklung und Verwaltung ein. Mit der Einführung von SAP werden viele dieser Systeme integriert.

2004 Mit Horn zum Mars Supermini-Werkzeuge aus dem Programm von Horn werden zur Herstellung der Motoren für die NASA-Rover Spirit und Opportunity genutzt, welche 2004 auf dem Mars landen.

2007 Paul Horn-Arena Im Zuge einer großzügigen Spende von Horn für die Sportförderung in Tübingen wird die bisherige TÜ-Arena in Paul Horn-Arena umbenannt.

2009 Krisenmanagement Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise trifft auch Horn. Trotz Umsatzrückgängen von mehr als einem Drittel können betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden.

2012 Horn Akademie Mit Gründung der Horn Akademie fällt im Mai 2012 der Startschuss für ein breit angelegtes Aus- und Weiterbildungsprogramm im Bereich Metallbearbeitung. In Gestalt der Zusatzqualifikation „Industriefachkraft für Schneidwerkzeugtechnik“ entwickelt Horn ein eigenes Berufsprofil.

2016 Größtes Industriegebäude in Tübingen Der 2016 fertiggestellte, 20.000 m2 umfassende Neubau in der Nähe des Tübinger Stammhauses beherbergt unter anderem die Bereiche Trägerfertigung, Beschichtung und Logistik. Er ist mit 12.000 m2 Produktionsfläche zu diesem Zeitpunkt das größte industriell genutzte Gebäude in der Stadt.

2018 Dritte Generation Im März 2018 übernimmt Markus Horn (geb. 1982), der bereits Mitgesellschafter der Paul Horn GmbH ist, an der Seite seines Vaters Lothar Horn die Geschäftsführung.

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