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Corona Andreas Fill GmbH: So eine Krise „erdet“ auch

Die Corona-Krise verursachte eine Vollbremsung unserer Branche. So drückte es der Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie, Christian Knill, kürzlich aus. Dennoch hat diese Krise nicht nur schlechte Seiten. So habe man dadurch auch etwas mehr an „Erdung“ zurückgewonnen, wie Andreas Fill, CEO der Fill GmbH, es ausdrückt – und man erfreue sich jetzt oft an Dingen, die bis vor Kurzem noch selbstverständlich waren.

„Fest steht, dass die Automobilindustrie und Teile der Flugzeugbranche bereits vor der Pandemie Probleme hatten. Alles jetzt auf Covid-19 zu schieben wäre etwas zu einfach. Ich rechne ab 2022 wieder mit einem Aufschwung, aber das ist nur ein Bauchgefühl.“

Andreas Fill, CEO der Fill GmbH

„Fest steht, dass die Automobilindustrie und Teile der Flugzeugbranche bereits vor der Pandemie Probleme hatten. Alles jetzt auf Covid-19 zu schieben wäre etwas zu einfach. Ich rechne ab 2022 wieder mit einem Aufschwung, aber das ist nur ein Bauchgefühl.“ Andreas Fill, CEO der Fill GmbH

Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise nach nun rund sechs Monaten auf Ihr Unternehmen?

Bedingt durch eingeschränkte Reisemöglichkeiten haben wir bei einigen Montagen noch offene Baustellen, weshalb wir bezüglich Betriebsleistung doch 20 % hinter Plan sind. Hinzu kamen natürlich zwei sehr schwache Monate April und Mai, was den Auftragseingang betrifft.

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen erwarten Sie aufgrund der aktuellen Entwicklungen für das laufende Geschäftsjahr?

Die Gesamtperformance im Unternehmen lag in den letzten Monaten bei etwa 85 %. Die Umsatzziele werden wir – sofern keine zweite Welle kommt – aus heutiger Sicht nur knapp verfehlen. Spannender wird es da sicherlich im nächsten Jahr.

Welche Form von staatlicher Unterstützung hätten Sie sich gewünscht?

Grundsätzlich war die Unterstützung sehr positiv. Die Ankündigung der Investitionsprämien und die damit noch verbundenen Unklarheiten führen mitunter aber auch zu einer Investitionsverschiebung, was wiederum kontraproduktiv ist.

Was war für Sie das wichtigste Werkzeug, um diese Krise durchtauchen zu können?

Die Vernetzung der Mannschaft mit unserem Kommunikationstool Core smartwork, der Einsatz von Videokonferenzsystemen und in finanzieller Hinsicht die Kurzarbeitsunterstützung.

Inwiefern könnte die Corona-Krise Ihr Unternehmen nachhaltig verändern? Z. B. Umdenken bei der Ausgestaltung der Lieferketten, Lagerhaltung, Homeoffice, weniger Reisetätigkeit, mehr Remote-Aktivitäten etc.

Digitalisierung – insbesondere in der Zusammenarbeit – hat bestens funktioniert. Videokonferenzen werden zukünftig noch mehr zum Einsatz kommen wie auch das Thema Homeoffice. Wenngleich es uns schon wichtig ist, dass alle Mitarbeiter einen Großteil ihrer Tätigkeit im Unternehmen machen. Die Art der Zusammenarbeit ist einfach eine bessere, wenn man sich persönlich austauscht.

Führte die Corona-Krise in Ihrem Unternehmen zu einer Änderung der Lieferantenstrategie? Wenn ja, was ist jetzt anders?

Wir haben eine enorm hohe Wertschöpfung im Haus und viele unserer Lieferanten kommen aus dem regionalen Umfeld. Dies hat uns in dieser schwierigen Phase in die Karten gespielt. Unsere Lieferkette war nie in Gefahr.

Ist die wirtschaftliche Talsohle bereits durchschritten?

Diese Frage kann vermutlich niemand beantworten und ist je nach Branche unterschiedlich zu betrachten. Fest steht, dass die Automobilbranche und Teile der Flugzeugbranche schon vor der Pandemie Probleme hatten. Alles jetzt auf Covid-19 zu schieben, wäre etwas zu einfach. Ich rechne ab 2022 wieder mit einem Aufschwung, aber das ist nur ein Bauchgefühl.

Was würden Sie bei einer zweiten Welle bzw. einem zweiten Lockdown machen?

Grundsätzlich haben wir rasch und gut reagiert. Natürlich haben wir auch neue Erkenntnisse gewonnen, die bei einem zweiten Lockdown einfließen würden. Soweit sollte es aber nicht mehr kommen.

Inwiefern wird diese Krise die Wirtschaft nachhaltig verändern?

Es wird etwas mehr Videokonferenzen und etwas weniger Geschäftsreisen geben. Die Herausforderungen werden in jedem Fall nicht einfacher – im Gegenteil, manche große Player nutzen die Situation, um das Maximum aus ihren Lieferanten herauszuholen. Einige Lieferanten werden demzufolge in den nächsten Jahren vom Markt verschwinden – und das auf Dauer.

Welche Krise erleb(t)en Sie als herausfordernder – die Finanzkrise 2008/2009 oder die „Corona-Krise“? Warum?

Beide Krisen kamen wie aus dem Nichts. Corona hat aber auch die Gesellschaft verändert und wird uns noch über Jahre beschäftigen. Die Finanzkrise war für uns beinahe so schnell vorbei, wie sie gekommen ist.

Wer sind Ihrer Meinung nach die größten Krisengewinner bzw. Krisenverlierer?

Eine Klassifizierung ist hier schwer möglich da es viele Branchen gibt, die derzeit noch sehr gut laufen, möglicher Weise aber nächstes Jahr Probleme bekommen. Am Ende verliert jeder etwas in dieser Krise – man gewinnt jedoch auch etwas mehr an „Erdung“ zurück und erfreut sich oft an Dingen, die bis vor Kurzem noch selbstverständlich waren.

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