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Haidlmair GmbH Mario Haidlmair Corona: Vieles geht auch anders

Grundsätzlich ist der Mensch ein Gewohnheitstier. Was sich irgendwann einmal als gut erwiesen hat, wird gerne wiederholt. Und zwar so lange, bis es einen entsprechenden Veränderungsdruck gibt. Wobei dieser oftmals von außen kommen muss. Sehr häufig steigt deshalb gerade in Krisenzeiten die Bereitschaft, eingefahrene Wege zu verlassen und Neues zu probieren. Laut Mag. (FH) Mario Haidlmair, Geschäftsführer der Haidlmair GmbH, haben die letzten Monate in mehrerlei Hinsicht gezeigt, dass viele Dinge auch „anders“ sehr gut funktionieren.

„Wie nachhaltig sich die Wirtschaft verändern wird, ist im Moment noch schwer abzuschätzen. Es gibt viele Punkte, die in den letzten Monaten teilweise aus akuter Not initiiert wurden. Wir bezweifeln aber, ob sich das im großen Stil längerfristig halten wird.“

Mag. (FH) Mario Haidlmair, Geschäftsführer der Haidlmair GmbH

„Wie nachhaltig sich die Wirtschaft verändern wird, ist im Moment noch schwer abzuschätzen. Es gibt viele Punkte, die in den letzten Monaten teilweise aus akuter Not initiiert wurden. Wir bezweifeln aber, ob sich das im großen Stil längerfristig halten wird.“ Mag. (FH) Mario Haidlmair, Geschäftsführer der Haidlmair GmbH

Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise nach nun rund sechs Monaten auf Ihr Unternehmen?

Die Krise hat uns anfangs natürlich hart getroffen. Gerade der Umstand, dass unser Geschäftsjahr mit Ende März endet, hat uns durch den Lockdown Mitte März einiges an Kopfzerbrechen bereitet, da wir noch einige Projekte finalisieren mussten und das schien im ersten Moment sehr schwierig. Es wurden aber sofort die Voraussetzungen geschaffen, damit sicher weitergearbeitet werden kann. Somit ist es uns gut gelungen, durch die erste Zeit zu kommen. Im April, Mai und Juni war der Auftragseingang dann eigentlich sehr zufriedenstellend, da einige unserer Kunden in der Lager- und Logistikbranche tätig sind und deren Produkte in dieser Zeit stärker nachgefragt wurden. Zusätzlich haben wir auch einige Aufträge für Werkzeuge für Mund-Nasen-Atemschutzmasken und Gesichtsschilder bekommen, die es uns ermöglichten, einen kleinen Teil zur Bekämpfung der Pandemie beizutragen. Alles in allem muss man sagen, dass wir bis jetzt relativ gut durch die Krise gekommen sind. Wir waren dank Kurzarbeit und Homeoffice in der Lage, alle unsere hochqualifizierten Mitarbeiter zu halten, was uns natürlich jetzt nach den Öffnungen und sicher auch in Zukunft zugutekommen wird.

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen erwarten Sie aufgrund der aktuellen Entwicklungen für das laufende Geschäftsjahr?

Wir rechnen damit, dass wir das Geschäftsjahr 2020/21 auf einem ähnlichen Niveau abschließen können wie in den vergangenen Jahren. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass nicht noch eine massive zweite Welle im Herbst und/oder Winter diese Prognosen ad absurdum führt.

Was war für Sie das wichtigste Werkzeug, um diese Krise durchtauchen zu können?

Da gab es einige Dinge: Vorweg einmal unsere Mitarbeiter, die unter erschwerten Bedingungen jeden Tag Außergewöhnliches leisteten und somit unseren Betrieb einwandfrei am Laufen hielten. Zusätzlich waren unsere langjährigen Kunden ein wichtiger Faktor, die uns in dieser schweren Zeit vertrauten und uns auch mit Aufträgen, die nicht unbedingt unseren gewohnten Kompetenzbereichen entsprechen (Stichwort Maskenwerkzeuge), versorgt haben.

Inwiefern könnte die Corona-Krise Ihr Unternehmen nachhaltig verändern? Z. B. Umdenken bei der Ausgestaltung der Lieferketten, Lagerhaltung, Homeoffice, weniger Reisetätigkeit, mehr Remote-Aktivitäten etc.

Wir sehen bereits, dass viele Dinge, die in der Vergangenheit nur auf eine gewisse Weise möglich waren, auch anders gemacht werden können – wie z. B. Meetings mit Kunden, die unbedingt bei uns vor Ort sein wollten und glaubten, dass es keine andere Möglichkeit gibt. Die letzten Monate haben gezeigt, dass es auch anders geht. Auch in Bezug auf Homeoffice-Aktivitäten haben wir viel dazu gelernt, wobei es in einigen Bereichen sicher auch für die Zukunft überlegenswert ist, ein vermehrtes Arbeiten von zu Hause aus in Betracht zu ziehen.

Ist die wirtschaftliche Talsohle bereits durchschritten?

Wir hoffen, dass es so ist, befürchten aber, dass die Talsohle erst im Herbst/Winter bzw. im ersten Halbjahr 2021 erreicht sein wird.

Was würden Sie bei einer zweiten Welle bzw. einem zweiten Lockdown machen?

Wir würden vieles ähnlich machen, aber auf jeden Fall wären wir etwas besser vorbereitet, weil wir gesehen haben, dass unsere gesetzten Maßnahmen beim ersten Lockdown funktioniert haben. Gerade im Bereich Homeoffice haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht und das lässt uns einer zweiten Welle etwas gelassener entgegenblicken. Obwohl es natürlich wirtschaftlich gesehen bei einer zweiten Welle schwieriger werden würde, da viele Unternehmen dann bereits massiv geschwächt wären und diese Welle vielleicht nicht mehr überstehen würden.

Welche politischen bzw. wirtschaftlichen Maßnahmen erwarten Sie, um die industrielle Produktion wieder auf ein zufriedenstellendes Niveau zu bekommen?

Eine Initiative wäre die Fokussierung auf Nachhaltigkeit, die viele neue Möglichkeiten eröffnet, um sein Geschäft zu erweitern. Hierbei bedarf es noch mehr Mut der Politik. Prinzipiell befürworten wir jegliche Maßnahmen, die die Unsicherheit entschärfen und Verlässlichkeit und Planbarkeit fördern.

Inwiefern wird diese Krise die Wirtschaft nachhaltig verändern?

Wir glauben, dass die Krise die Wirtschaft bereits verändert hat. Wenn man zum Beispiel die Thematik der Schutzausrüstungen betrachtet, dann sieht man, dass in diesem Fall speziell die Abhängigkeit von China zu massiven Engpässen bzw. Problemen führen kann. Bei diesen krisenwichtigen Produkten wurde bereits reagiert und versucht, nationale Produktionen hochzuziehen. Daher glauben wir, dass die Grundversorgung mit wichtigen Gütern in Zukunft vermehrt national gewährleistet wird. Wie nachhaltig sich die Wirtschaft verändern wird, ist im Moment noch schwer abzuschätzen. Es gibt viele Punkte, die in den letzten Monaten, teilweise aus akuter Not, initiiert wurden. Wir bezweifeln aber, ob sich das im großen Stil auch längerfristig halten wird. Man braucht nur an die Finanzkrise von vor über zehn Jahren denken. Damals wurden als Reaktion auf die Krise viele Ideen für Maßnahmen geboren, wie man solche Probleme in Zukunft verhindern kann, passiert ist aber relativ wenig. Wir hoffen, dass das nun nachhaltiger vonstattengeht.

Wann denken Sie ist das „Vor-Krisen-Niveau“ wieder erreicht?

Wir denken, dass eine spürbare Erholung im zweiten Halbjahr 2021 oder spätestens 2022 eintreten wird. Dadurch sollte spätestens Ende 2022 das „Vor-Krisen-Niveau“ erreicht werden.

Welche Krise erleb(t)en Sie als herausfordernder – die Finanzkrise 2008/2009 oder die „Corona-Krise“? Warum?

2008/2009 war ich noch nicht als Geschäftsführer von Haidlmair tätig, da war noch mein Vater am Ruder, daher fällt mir ein Vergleich schwer. Aber wenn ich mich festlegen müsste, würde ich auf jeden Fall sagen, dass die Corona-Krise um einiges herausfordernder ist, da die Einschränkungen und Hindernisse vor allem durch die gesundheitliche Komponente doch um einiges herausfordernder sind als „nur“ ein Abschwung durch ökonomische Faktoren. Und vor allem sind weltweit alle Länder in irgendeiner Weise betroffen, manche volkswirtschaftlich bedeutenden Nationen (USA, GB etc.) sogar sehr massiv.

Wer sind Ihrer Meinung nach die größten Krisengewinner bzw. Krisenverlierer?

Krisengewinner sind zweifellos die Handelsketten, Versandhändler wie Amazon & Co. und Anbieter von Digitalisierungslösungen in allen Facetten. Die größten Krisenverlierer sind vor allem die Messe- und Eventbranche mit allen Branchen, die daran hängen, der Tourismus und alle freischaffenden Künstler und Dienstleister.

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