interview

Emco Corona: Eine „toxische“ Mischung

Vor dem Hintergrund der Abkühlung der Weltkonjunktur, des Strukturwandels in der Autoindustrie, des Handelskriegs USA versus China, des Brexits und des niedrigen Ölpreises wirkte der coronabedingte Lockdown wie die Lunte am Pulverfass. So beschreibt Dr.-Ing. Stefan Hansch, CEO bei Emco, mit wenigen Worten jene „toxische“ Mischung, die den produzierenden Unternehmen derzeit massiv zu schaffen macht. Sofern keine massive zweite Welle entstehe, gehe er aber von einer leichten Erholung im zweiten Halbjahr 2020 aus.

„Sofern keine massive zweite Welle entsteht, sehen wir auch entsprechend den Prognosen von Oxford Economics eine leichte Erholung im zweiten Halbjahr 2020. Wobei man sich bewusst sein muss, dass wir fern der Volumina von 2019 sein werden.“

Dr.-Ing. Stefan Hansch, CEO bei Emco

„Sofern keine massive zweite Welle entsteht, sehen wir auch entsprechend den Prognosen von Oxford Economics eine leichte Erholung im zweiten Halbjahr 2020. Wobei man sich bewusst sein muss, dass wir fern der Volumina von 2019 sein werden.“ Dr.-Ing. Stefan Hansch, CEO bei Emco

Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise nach nun rund sechs Monaten für Ihr Unternehmen?

Der für Emco wichtigste Exportmarkt Deutschland weist laut VDW beim Auftragseingang für die ersten sechs Monate 2020 ein Minus von 35 % aus. Nach -56 % im Mai im Bereich „Spanend“, dem höchsten Einbruch seit 2009, scheint der tiefste Punkt erreicht und der Juni zeigt mit -26 % eine leichte Entspannung.

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen erwarten Sie aufgrund der aktuellen Entwicklungen für das laufende Geschäftsjahr?

Die aktuelle Situation lässt sich am ehesten so beschreiben: Im Vergleich zur allgemeinen Entwicklung in der Maschinenbau-Branche bewältigt Emco die aktuelle Krise relativ gut. Unsere Struktur als mittelständisches Unternehmen mit einem breiten Produktsortiment, eine solide Eigenkapitalquote und ein klares Eigentümer-Commitment machen das möglich.

Vor dem Hintergrund der Abkühlung der Weltkonjunktur, des Strukturwandels in der Autoindustrie, des Handelskriegs USA versus China, des Brexits und des niedrigen Ölpreises wirkte der coronabedingte Lockdown wie die Lunte am Pulverfass. Und es wird voraussichtlich auch keine rasche Erholung geben, sondern wir müssen uns auf eine langsame „Reise“ zurück auf das Vor-Corona-Niveau einstellen.

Führte die Corona-Krise in Ihrem Unternehmen zu einer Änderung der Lieferantenstrategie? Wenn ja, was ist jetzt anders?

Emco hat 98 % seiner Lieferanten in Europa und die Herstellungsorte sind zu 80 % auf europäischem Boden – das möchten wir auf jeden Fall beibehalten.

Ist die wirtschaftliche Talsohle bereits durchschritten?

Sofern keine massive zweite Welle entsteht, sehen wir auch entsprechend den Prognosen von Oxford Economics eine leichte Erholung im zweiten Halbjahr 2020. Wobei man sich bewusst sein muss, dass wir fern der Volumina von 2019 sein werden – und das, obwohl es bereits 2019 bei Produktion/Verbrauch International einen Rückgang von acht Prozent gab.

Was würden Sie bei einer zweiten Welle bzw. einem zweiten Lockdown machen?

Aus heutiger Sicht und aus den Erfahrungen des ersten Lockdowns ist ein nationaler zweiter Lockdown auf jeden Fall zu vermeiden. Kommt es doch dazu, so haben wir alle mittlerweile gelernt, wie damit umzugehen ist. Was das allerdings für die Wirtschaft bedeuten würde…

Welche politischen bzw. wirtschaftlichen Maßnahmen erwarten Sie, um die industrielle Produktion wieder auf ein zufriedenstellendes Niveau zu bekommen?

Eine rasche Umsetzung und detaillierte Informationen zur angekündigten Investitionsprämie. Auf jeden Fall brauchen die Kunden/Märkte positive Impulse. Wir von Emco versuchen mit hoher Flexibilität und Maßnahmen, die die Investitionsbereitschaft erhöhen sollen, den Kontakt zu den Kunden und zum Markt gut zu halten. Dazu gehören z. B. die Eröffnung eines neuen Technologiezentrums in Wendlingen bei Stuttgart, ansprechende Finanzierungsmodelle aber auch Maschineninnovationen.

Inwiefern wird diese Krise die Wirtschaft nachhaltig verändern?

Wir sehen in der Branche, dass unterschiedlichste Unternehmen in Schwierigkeiten geraten sind und massive Einschnitte machen müssen. Es kommt daher wahrscheinlich zu weiteren Zusammenschlüssen und Konzentrationen.

Wann denken Sie ist das „Vor-Krisen-Niveau“ wieder erreicht?

Wahrscheinlich nicht vor 2022.

Welche Krise erleb(t)en Sie als herausfordernder – die Finanzkrise 2008/2009 oder die „Corona-Krise“? Warum?

Die Finanzkrise war in der Erholungsphase besser abschätzbar, die Erholung erfolgte rascher – jetzt ist es eine toxische Mischung aus coronabedingten Maßnahmen und den bereits oben angeführten Entwicklungen: Abkühlung der Weltkonjunktur, Strukturwandel in der Autoindustrie, Handelskrieg USA versus China, Brexit, niedriger Ölpreis.

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