interview

CGTech Vericut – Digitalisierung im Fokus

Die Digitalisierung verändert die Industrie grundlegend und bietet große Chancen für Effizienz und Prozessoptimierung. Stephan Meurisse, Marketingleiter von CGTech, teilt in diesem Interview seine Erfahrungen aus über 35 Jahren in der Software- und Digitalisierungsbranche. Er gibt Einblicke in zentrale Erfolgsfaktoren der digitalen Transformation und zeigt, wie Unternehmen Hemmnisse überwinden und Technologien wie Vericut gezielt nutzen können.

Unternehmen müssen erkennen, dass ihre eigenen Daten der entscheidende Treibstoff für die Digitalisierung sind – eine Herausforderung, die sowohl technischer als auch mentaler Natur ist. Eine strukturierte Planung für den Umgang mit Daten ist hierbei essenziell. 
Stephan Meurisse, Marketingleiter von CGTech

Unternehmen müssen erkennen, dass ihre eigenen Daten der entscheidende Treibstoff für die Digitalisierung sind – eine Herausforderung, die sowohl technischer als auch mentaler Natur ist. Eine strukturierte Planung für den Umgang mit Daten ist hierbei essenziell. Stephan Meurisse, Marketingleiter von CGTech

Herr Meurisse, Sie sind seit über 35 Jahren im Bereich Software und Digitalisierung tätig. Könnten Sie bitte Ihre Erfahrungen und die Entwicklungen in diesem Bereich näher erläutern?

Gerne, die ersten 20 Berufsjahre habe ich mich bei der Siemens AG an verschiedenen Standorten mit MES-Lösungen beschäftigt. Damals war der Begriff CIM (Computer Integrated Manufacturing) gebräuchlich, heute spricht man von Industrie 4.0. Trotz technischer Fortschritte sind die Ziele gleichgeblieben: Die MES-Ebene verbindet bidirektional die ERP-Planungsebene mit der Produktionsebene. Planungsdaten fließen zur Produktion, die Ergebnisse werden zurückgemeldet, um diese zur Optimierung für kommende Planungen zu nutzen. Fertig ist der Kreislauf!

In den letzten 17 Jahren habe ich diese Konzepte für Vericut umgesetzt. Wir sind die letzte Instanz vor der Produktion bzw. vor der Zerspanung und die erste bei der Analyse der Resultate. Wir befinden uns also an der unteren Grenze der MES-Ebene. Kurz gesagt: Wenn hier alle relevanten Daten vorliegen, kann der volle Nutzen der Digitalisierung realisiert werden!

Überprüfung und Optimierung von Werkzeugwegen sind zwei der besten Verfahren, um den Fertigungsprozess drastisch zu verbessern und die Kosten zu reduzieren.

Überprüfung und Optimierung von Werkzeugwegen sind zwei der besten Verfahren, um den Fertigungsprozess drastisch zu verbessern und die Kosten zu reduzieren.

Das Thema Digitalisierung beschäftigt uns schon seit einiger Zeit. Ist die Digitalisierung bereits in der Industrie angekommen?

Die Digitalisierung ist in fast allen Unternehmen angekommen, die Umsetzungen sind jedoch oft nicht durchgängig. Viele haben bereits wichtige Bausteine wie ERP-, WKZ- sowie CAD- und CAM-Systeme eingeführt. Doch häufig gibt es Lücken bei den Datenschnittstellen zwischen Planung und Produktion, was Unsicherheiten erzeugt. Diese Lücken führen dazu, dass Unternehmen nicht sicher sein können, ob sie sich auf Simulationen oder Optimierungen vollkommen verlassen können. Das sorgt für zusätzlichen Stress, ähnlich wie Eislaufen auf dünnem Eis. Man konzentriert sich auf die Geräusche des Eises und nicht auf den Eislauf. Erst wenn durchgängige Daten verfügbar sind, ist wirklich effizientes Arbeiten bzw. Eislaufen möglich – um bei dem Bild von vorhin zu bleiben.

Zusammengefasst: Gerade vor den aktuellen Herausforderungen wie Fachkräftemangel, Verteuerung von Energie, aber auch die sich verändernde geopolitische Lage, bei der es mittel- und langfristig zu Neuausrichtungen von Lieferketten kommen wird, sollten Unternehmen die begonnene Digitalisierung konsequent fortzusetzen, um Wettbewerbsvorteile zu halten und weiter auszubauen.

Vericut ist in der Lage, die gesamte NC-Maschinenlogik und den G-Code zu verifizieren, um sicherzustellen, dass sich die Simulation genauso verhält, wie die physische Maschine in Ihrer Fertigung – ein echter Digitaler Zwilling.

Vericut ist in der Lage, die gesamte NC-Maschinenlogik und den G-Code zu verifizieren, um sicherzustellen, dass sich die Simulation genauso verhält, wie die physische Maschine in Ihrer Fertigung – ein echter Digitaler Zwilling.

Wenn ein Unternehmen heute mit der Digitalisierung startet, welche wesentlichen Faktoren sollte es dabei beachten?

Hier gibt es meiner Meinung nach sechs zentrale Aspekte: klare Zielsetzung, Integration statt Insellösungen, Priorisierung der Kernprozesse, Einbeziehung der Mitarbeiter, Berücksichtigung des ROIs und Auswahl der richtigen Partner. Soll heißen, definieren Sie den Umfang des gesamten Projektes mit allen Ausbaustufen, um spätere Nachbesserungen ggf. über Schnittstellen hinweg zu vermeiden. Achten Sie auf nahtlose Systemintegration und vermeiden Sie Systembrüche. Beginnen Sie mit den Prozessen, die Produktivität und Kosten am meisten beeinflussen, um schnelle Erfolge zu erzielen. Binden Sie die Mitarbeiter frühzeitig ein, um Akzeptanz und Projekterfolg zu fördern. Planen Sie Investitionen mit einem klaren Return on Investment und zu guter Letzt setzen Sie auf erfahrene Partner und bewährte Technologien, um rasch greifbare Ergebnisse zu erzielen.

Anwender setzen Tools wie Vericut nicht nur zur Vermeidung von Kollisionen und Fehlern ein, sondern auch, um erhebliche Bearbeitungszeiten einzusparen.

Anwender setzen Tools wie Vericut nicht nur zur Vermeidung von Kollisionen und Fehlern ein, sondern auch, um erhebliche Bearbeitungszeiten einzusparen.

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen bei der Umsetzung?

Die größten Herausforderungen bei der Digitalisierung liegen oft in der Komplexität der bestehenden Prozesse. Viele Unternehmen arbeiten mit Strukturen und Systemlandschaften, die über Jahre gewachsen sind und oft nicht harmonieren. Hier ist es wichtig, eine integrierte, pragmatische Lösung zu entwickeln, die sowohl den bestehenden Gegebenheiten gerecht wird als auch zukunftsfähig ist.

Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Haltung der Mitarbeiter gegenüber neuen Technologien. Digitalisierung wird nicht selten als Bedrohung wahrgenommen, sei es durch Unsicherheiten im Umgang mit der Technik oder die Sorge vor Arbeitsplatzverlust. Frühzeitige Einbindung der Belegschaft, gezielte Schulungen und intuitive Systeme können diese Situation entspannen. Wenn Mitarbeiter ihre Aufgaben mit vertrauten Projekten und praxisnahen Beispielen angehen können, steigt die Akzeptanz spürbar. Und last, but not least sind das Datenmanagement und die IT-Infrastruktur eine zentrale Herausforderung.

Könnten Sie das genauer erläutern?

Der Umgang mit Daten stellt oft eine erhebliche Hürde dar. Unternehmen müssen erkennen, dass ihre eigenen Daten der entscheidende Treibstoff für die Digitalisierung sind – eine Herausforderung, die sowohl technischer als auch mentaler Natur ist. Eine strukturierte Planung für den Umgang mit Daten ist hierbei essenziell: Inhalte, Formate und Zielanwendungen sollten im Hinblick auf die vollständige Lösung definiert werden. Auch wenn es in den Unternehmen eine Fülle von nicht aufbereiteten Daten gibt (Projekte, Werkstücke, Spannmittel und Werkzeuge), lohnt es sich, diese nach und nach nutzbar zu machen.

Hier ein typisches Beispiel: Wir haben Kunden mit z. B. einer fünfstelligen Anzahl an Werkzeugen und das ist eine gewaltige Menge an Daten, die selbst erfahrene Fertigungsexperten entmutigen kann. Das muss jedoch nicht sein. Mit dem Pareto-Prinzip als Leitlinie – 20 Prozent der Werkzeuge erledigen 80 Prozent des Materialabtrags – lässt sich ein pragmatischer Einstieg finden. Der Einstiegs-Fokus kann auf einzelnen Maschinen oder Maschinengruppen liegen, und es gibt oft herausragende Projekte, die sich als ideale Startpunkte eignen. Dadurch lässt sich die Aufgabe auf eine einfache Frage reduzieren: „Wie esse ich einen Elefanten?“ Die Antwort: „In kleinen Portionen!“

Ein solcher Ansatz ermöglicht es, die Digitalisierung Schritt für Schritt umzusetzen. Hierbei greifen Unternehmen häufig auf erfahrene Partner zurück, die mit ihrem Know-how den Prozess unterstützen. Entscheidend ist, Digitalisierung als kontinuierlichen Prozess zu begreifen – nicht als einmaliges Ereignis.

Wie können diese Herausforderungen gemeistert werden?

Wir empfehlen einen schrittweisen Ansatz: Mit klaren Zielen starten, Pilotprojekte in kritischen Bereichen umsetzen und von dort aus die Digitalisierung ausbauen. Lösungen wie Vericut bieten den Vorteil, dass sie schnell einsatzbereit sind, sofortigen Mehrwert bieten und sich leicht in bestehende Prozesse integrieren lassen.

Wo sehen Sie den praktischen Nutzen der Digitalisierung und welchen Mehrwert bietet sie den Unternehmen?

Der praktische Nutzen der Digitalisierung ergibt sich letztendlich aus den Ergebnissen, die sich aus den folgenden Schlagworten ableiten lassen: Fehlervermeidung, Qualitätssteigerung, Zeit- und Kosteneinsparung, Ressourceneinsparung und schließlich die Möglichkeit, sich durch die Analyse der Ergebnisse zu verbessern. Diese Liste lässt sich beliebig fortsetzen und dazu gibt es schon etliches an Literatur.

Aber was passiert eigentlich genau bei der Digitalisierung von Prozessen?

Die Digitalisierung von Prozessen bedeutet, dass Unternehmen ihre Daten so aufbereiten, dass Programme oder Algorithmen mit genau diesen Daten bestimmte Aufgaben automatisch erledigen können. Es geht darum, die eigenen Daten als wertvolle Ressource zu erkennen und sie für das Unternehmen arbeiten zu lassen. Auch hier ein Beispiel: Ein Werkzeug, das einmal korrekt erfasst wurde, kann bei jeder erneuten Nutzung Geld verdienen – bei der Programmierung, bei der Simulation und bei der Optimierung für jedes neue Werkstück.

Im Vergleich dazu ist eine manuelle Programmprüfung durch einen Mitarbeiter in der Programmierung und dann an der Maschine aufwändig, teuer und vor allem riskant. Ein Algorithmus hingegen kann mit den richtigen Daten auch riskante Aufgaben in wenigen Minuten erledigen, unabhängig von der Uhrzeit, ohne Maschinenzeit zu verbrauchen und ohne Stress. Der Mitarbeiter muss dann nur noch die Ergebnisse interpretieren und entscheiden, ob der Simulationsverlauf fehlerfrei ist und für die Bearbeitung auf der Maschine freigegeben werden kann. Unternehmen, die diesen Ansatz nutzen, schonen ihre Ressourcen (Mensch und Maschine) und erzielen die besten Ergebnisse.

Welche Rolle kann hier die KI einnehmen?

Künstliche Intelligenz spielt bereits eine bedeutende Rolle in der Digitalisierung und hat insbesondere in der Zerspanungstechnik großes Potenzial. Zum Beispiel bei der vorausschauenden Wartung (Predictive Maintenance) oder bei übergeordneten Analysen werden Unternehmen in Zukunft immer mehr auf die Hilfe von KI bauen können.

Setzen Sie bei Vericut bereits KI-Bausteine ein?

Ja, in der kommenden Version von Vericut setzen wir KI ein, um Anwender gezielt bei ihrem Tagesgeschäft zu unterstützen. Die KI hilft dabei, Funktionen für bestimmte Aufgaben zu empfehlen, die benötigten Daten zu identifizieren und passende Beispiele bereitzustellen, die dann kopiert, angepasst und genutzt werden können. So möchten wir den Arbeitsprozess für unsere Anwender deutlich erleichtern.

Was Simulation und Optimierung betrifft, simuliert und optimiert Vericut den Prozess exakt, wie er später auf der Originalmaschine abläuft – als Digitaler Zwilling. Vericut macht – und das ist wichtig – genau das, was die Maschine machen wird. Die Basis dafür ist in den Zyklen, Funktionen und Parametern der Maschinensteuerung hinterlegt. Das NC-Programm wird genau nach diesen Regeln interpretiert, was für uns eine verbindliche Grundlage darstellt. Die Simulation entspricht also exakt dem, was die Maschine in der Halle tun wird.

Welche Bedeutung haben Aspekte wie Energieeffizienz und Ressourceneffizienz im Rahmen der Digitalisierung?

Energie- und Ressourceneffizienz gewinnen zunehmend an Bedeutung. Energie, Rohstoffe und Transporte werden teurer und Termine kritischer. Hier ist die Digitalisierung das Werkzeug der Wahl. Wenn ich als Unternehmer zwischen 15 und 25 Prozent Bearbeitungszeit sparen kann, dann wird nicht nur Maschinenzeit, sondern auch Energie gespart. Wenn durch Digitalisierung Ausschuss vermieden wird, dann spart das Maschinenzeit, Material, Arbeitszeit und Energie. Letztendlich wirkt sich all das auch direkt auf die CO₂-Bilanz eines Unternehmens aus.

Alle diese Aspekte lassen sich optimieren, und genau darin liegt die Aufgabe von Vericut: Unternehmen zu helfen, sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Ziele zu erreichen und somit die Effizienz in sämtlichen Bereichen zu steigern.

Vielen Dank für das Gespräch!

Produkt im Bericht

<b>CGTech VERICUT: </b>Bereits seit 1988 gilt CGTech’s Softwareprodukt VERICUT als der Industriestandard, wenn es um die Simulation, Verifikation und Optimierung von CNC-Maschinen geht. Nur die Fertigungssimulation der NC-Daten, also des Maschinencodes, bietet den Unternehmen hinreichende Sicherheit für die Bearbeitungsprozesse.

CGTech VERICUT

Bereits seit 1988 gilt CGTech’s Softwareprodukt VERICUT als der Industriestandard, wenn es um die Simulation, Verifikation und Optimierung von CNC-Maschinen geht. Nur die Fertigungssimulation der NC-Daten, also des Maschinencodes, bietet den Unternehmen hinreichende Sicherheit für die Bearbeitungsprozesse.

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