interview

Digitalisierung beginnt laut Hexagon schon beim Verstehen

Inwiefern welche digitale bzw. automatisierte Lösung die Performance im eigenen Betrieb optimieren könnte und wie man gewinnbringend am besten investiert, ist bei vielen Unternehmen noch nicht angekommen. Auch das Thema Nachhaltigkeit läuft oft zögerlich an. Kommunikation kann dabei eine Schlüsselrolle spielen. Thomas Szirtes, Managing Direktor Hexagon Metrology, weiß um diese Herausforderungen und nennt sie beim Namen.

Zwei Themen, die bei Hexagon extrem gepusht werden, sind der R-evolution-Ansatz und die Plattform Sixth Sense. Wir setzen gezielt auf nachhaltige Investments und möchten auch das dazugehörige Know-how intern bündeln. Thomas Szirtes, Managing Director bei Hexagon Metrology

Zwei Themen, die bei Hexagon extrem gepusht werden, sind der R-evolution-Ansatz und die Plattform Sixth Sense. Wir setzen gezielt auf nachhaltige Investments und möchten auch das dazugehörige Know-how intern bündeln. Thomas Szirtes, Managing Director bei Hexagon Metrology

Herr Szirtes, die INTERTOOL in Wels ist erfolgreich über die Bühne gegangen. Gilt dies auch für Hexagon?

Wir sind mit der ersten INTERTOOL am Industriestandort Wels sehr zufrieden und befürworten die dortige Austragung. In Wels haben wir nach einer insgesamt längeren Messe-Pause zwar in Summe weniger Gespräche verzeichnen können, aber dafür qualitativ sehr gute. Das ist eine sehr erfreuliche Bilanz.

Anfang des Jahres wurde bekannt, dass Hexagon mit einer neuen Plattform durchstartet. „Sixth Sense“ soll Startups dabei unterstützen, deren fortschrittliche Technologien und Produkte weiterzuentwickeln und zu kommerzialisieren.

Anfang des Jahres wurde bekannt, dass Hexagon mit einer neuen Plattform durchstartet. „Sixth Sense“ soll Startups dabei unterstützen, deren fortschrittliche Technologien und Produkte weiterzuentwickeln und zu kommerzialisieren.

Man darf nicht vergessen, dass eine Woche zuvor die Messe Control in Stuttgart stattfand, auf der Sie als Messtechnik-Anbieter vertreten waren. Ist diese knappe Aufeinanderfolge beider Messen eine Hürde oder haben Sie jeweils andere Schwerpunkte gesetzt?

Das Unternehmen Hexagon verbindet man meist mit Messtechnik. Von daher ist die Control eine unserer Hauptmessen. In Wels haben wir auf der INTERTOOL hingegen unsere gesamte Produktpalette, die auch CAD/CAM-Systeme beinhaltet, vorgestellt – alles, was entsprechend in die Fertigung passt.

Hexagon steht für Innovationen: Ob smartes Home-Office-Arbeiten oder gezielte Förderung von jungen Gründern sowie nachhaltiges Arbeiten, Trendthemen werden aufgegriffen und Lösungen präsentiert.

Hexagon steht für Innovationen: Ob smartes Home-Office-Arbeiten oder gezielte Förderung von jungen Gründern sowie nachhaltiges Arbeiten, Trendthemen werden aufgegriffen und Lösungen präsentiert.

Anfang des Jahres wurde bekannt, dass Hexagon mit einer neuen Plattform durchstartet. „Sixth Sense“ soll Startups dabei unterstützen, deren fortschrittliche Technologien und Produkte weiterzuentwickeln und zu kommerzialisieren. Wie schaut der Erfolg nach knapp einem halben Jahr aus und gibt es weitere Projekte, die bei Hexagon derzeit im Fokus stehen?

Zwei Themen, die bei Hexagon gerade extrem gepusht werden, sind der R-evolution-Ansatz und die Plattform Sixth Sense. Ersteres beschäftigt sich mit DEM Thema dieser Tage – der Nachhaltigkeit – und wird auch von CEO-Seite aus sehr intensiv unterstützt. Eines unserer Ziele ist es, bis 2030 CO₂-neutral zu werden. Zudem fokussieren wir als Hexagon den Ansatz, nachhaltige Lösungen zur Verfügung zu stellen. Wir konzentrieren uns auf Effizienz- und Produktivitätssteigerungen sowie Qualität und Sicherheit für unsere Kunden – jedoch mit dem Blick auf ein nachhaltiges Wirtschaften. Hierbei soll uns das R-evolution-Konzept unterstützen, das es seit 2021 gibt.

Wir möchten dabei gezielt in grüne Projekte investieren, in denen die Technologien von Hexagon genutzt werden können. All diese Vorhaben sind gewinnorientiert, um eines klar deutlich zu machen: Nachhaltigkeit lohnt sich! Investitionen können hierbei sehr vielfältig sein. Sie betreffen Solarenergie, E-Mobility oder auch eine Steigerung des Frauenanteils in gewissen Bereichen. Wir sehen dies vielfältig.

Das zweite Projekt heißt wie erwähnt Sixth Sense. Was hat es damit auf sich?

Mit diesem Projekt möchten wir Startups fördern, indem wir sie casten und zu uns in das Unternehmen holen bzw. ihnen unser Know-how zur Verfügung stellen und sie finanziell fördern. Eine Win-Win-Situation, wenn Sie es so formulieren möchten.

Können Sie ins Detail gehen?

Für dieses Projekt ist der Geschäftsbereich Manufacturing Intelligence zuständig. Die dortige offene Innovationsplattform soll junge Gründer und branchenführende Unternehmen zusammenbringen, um transformative Lösungen zu schaffen, von denen alle im Endeffekt profitieren. In der Jury sind sowohl Hexagon-Mitarbeiter vertreten als auch externe Mitglieder, etwa von Universitäten. Die Nachfrage war gleich zu Beginn dieses Projektes sehr groß.

Der Ablauf des Pitchs schaut dann so aus, dass sich die Startups kurz vorstellen, ihre Idee und ihren Businessplan präsentieren und dann in einer anschließenden Q&A-Session sich der Jury stellen. Gelauncht wurde Sixth Sense 2021, heuer fand das erste Event hierzu statt, live übertragen für alle Interessierten. Drei Sieger stehen bzw. standen am Ende der Veranstaltung fest. Die Präsentationen sind auf Englisch.

Was sind weitere Ziele von Sixth Sense?

Die Plattform fördert die gemeinsame Nutzung von Ressourcen, Daten sowie Ideen, um Fortschritte zu pushen und sie zu beschleunigen. Reale Herausforderungen unserer Zeit wie die Klimafrage bzw. ihre Neutralität sollen im Team gemeistert werden. Das ist unsere Idee von einer Zukunft, von der alle Beteiligten profitieren. Weitere Themen sind Big Data, ML, KI, Sensorik und auch Robotik sowie eben Nachhaltigkeit.

Gehört zum nachhaltigen Ansatz auch der Bereich der Digitalisierung?

Industrie 4.0 ist zwar schon lange Thema, aber noch lange nicht bei den Unternehmen angekommen, wie wir es alle erwartet hätten. Und natürlich würde eine zunehmende Digitalisierung auch einen gewissen Grad an Nachhaltigkeit bedeuten.

Woran „scheitert“ es nach wie vor?

Ich kann Ihnen das sehr genau erklären. Es gibt inzwischen so viele Lösungen am Markt wie Sand am Meer. Das richtige Projekt muss gefunden werden. Das Hauptproblem dabei ist, dass die Unternehmen meinen, dass es immer nur „eine“ Lösung gibt, die man für den Betrieb anschafft und die sofort intern umgesetzt wird und funktioniert. Dass Digitalisierung ein Invest im „Step by Step-Modus“ bedeutet, sieht heute immer noch selten jemand.

Weiters muss man auch die Mitarbeiter gedanklich mitnehmen und Digitalisierung muss im Endeffekt zur „Kultur einer Firma“ werden, ansonsten scheitert dieser Schritt. Das verstehen viele immer noch falsch. Gleiches gilt auch für die Automatisierung.

Sie meinen, das komplette Kollegium muss an einem Strang ziehen für den digitalen Erfolg?

Mitarbeiter werden oft auch überfordert mit diesem weitreichenden Thema und können den Neuerungen inhaltlich nicht folgen. Im Endeffekt ist Digitalisierung ein umfassendes Thema und auch der Vertrieb ist hier in einer sehr entscheidenden Rolle.

Inwiefern?

Indem er bei den Kunden platzieren muss, um was es genau geht. Ziel muss es sein, eine schrittweise Einführung zu regeln. Auch der Begriff Automation wird teilweise falsch interpretiert. Automation suggeriert oft, es muss ein Roboter im Projekt mit einbezogen werden. Das stimmt so nicht immer. Hier bedarf es ebenfalls einer zielgerichteten Aufklärung.

Vielleicht sollte man auch intern, im Unternehmen selbst, die Ziele „gezielt ausdiskutieren“, um zu einem befriedigenden Ergebnis zu gelangen. Es stellt sich doch zunächst die Frage, was Digitalisierung für die Unternehmen eigentlich bedeutet. Fest steht: Es gibt keine 100%-Lösung und an diesem Gedanken scheitern dann immer noch die meisten. Auch Insellösungen können zunächst sinnvoll sein, das hängt von den Umständen ab.

Wie sehen denn generell die Marktpotenziale in Österreich aus?

Wir befinden uns in einer Phase, in dem wir den One MI- (Manufacturing Intelligence)Gedanken festigen. Dieser beschäftigt sich mit dem Ansatz, wie intelligente Fertigungsgrundsätze in die Praxis umgesetzt werden können und wie sich der digitale Wandel für die Branche gewinnbringend nutzen lässt. In Österreich sind wir hier bereits sehr weit mit dem Ansatz und arbeiten gezielt über die einzelnen Teilbereiche hinweg. Dennoch ist der österreichische Markt grundsätzlich sehr überschaubar und das Potenzial irgendwann erschöpft.

Haben Sie als Unternehmen Hexagon Rückschläge durch die Pandemie verzeichnen müssen?

Uns als Unternehmen hat diese herausfordernde Zeit der Beschränkungen weniger betroffen, denn wir haben in fast gewohnter Manier Termine wahrnehmen können und waren höchst ausgelastet. Somit war 2021 auch das beste Geschäftsjahr, das wir je hatten. Dies gilt auch für 2022. Q1 und Q2 verliefen sehr gut in Bezug auf die Umsatzentwicklungen.

Allerdings müssen auch wir sehr genau beobachten, wie sich die Marktsituation entwickelt. Die Umstände in der Ukraine sind nicht unrelevant für uns, da es ein großer Markt ist bzw. war. Doch mit der Zeit und den Krisen lernt man schnell dazu, wir alle sind krisenfester geworden, man gewöhnt sich an herausfordernde Umstände und agiert entsprechend.

Inwiefern beeinflussen Lieferkettenproblematiken das Unternehmen Hexagon?

Da wir gerade im Bereich der Messtechnik von den Steuerungskomponenten abhängig sind, haben wir gewisse Herausforderungen zu meistern. Doch bis auf den Umstand, dass die Lieferzeiten hoch gehen, können wir immer noch gewohnt liefern. Doch wie es in Q3 und Q4 ausschaut, ist natürlich offen und fraglich, das weiß bisher noch niemand.

Vielen Dank für das ausführliche Gespräch!

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