interview

Waldrich Siegen bietet maßgeschneiderte Großwerkzeugmaschinen

WaldrichSiegen ist ein eigenständiges Unternehmen innerhalb der international tätigen HerkulesGroup, die ihren Hauptsitz in Siegen hat. Wir sprachen mit Dr. Thorsten Mehlhorn, Geschäftsführer der Waldrich Siegen GmbH & Co. KG über Synergien innerhalb der Gruppe, das Thema Energieeffizienz und über den österreichischen Markt.

Der österreichische Markt ist für uns ein enorm wichtiger. Er bietet ein hohes Geschäftspotenzial mit Industrie und Kunden, die wir mit unseren Produkten exzellent bedienen können.
Dr. Thorsten Mehlhorn, Geschäftsführer der Waldrich Siegen GmbH & Co. KG

Der österreichische Markt ist für uns ein enorm wichtiger. Er bietet ein hohes Geschäftspotenzial mit Industrie und Kunden, die wir mit unseren Produkten exzellent bedienen können. Dr. Thorsten Mehlhorn, Geschäftsführer der Waldrich Siegen GmbH & Co. KG

Herr Mehlhorn, die Produktion der UNION Werkzeugmaschinen GmbH wurde 2020 komplett in das Fertigungsspektrum der Herkules-Gruppe integriert. Wie muss man sich das vorstellen?

Das war Teil einer strategischen Neuausrichtung innerhalb der HerkulesGroup. In der Umsetzung bedeutet das, dass größere Bohrwerke für die Bearbeitung von Werkstückgewichten bis mindestens 25 Tonnen und den sich daraus ergebenden vergrößerten Verfahrwegen von der Waldrich Siegen Werkzeugmaschinen GmbH produziert werden. Die kleineren Bohrwerke, wie beispielsweise das fundamentfreie Kompaktbohrwerk TM 125 mit einer beachtlichen Beladungsmöglichkeit von Werkstückgewichten bis 10 Tonnen, werden bei der Maschinenfabrik Herkules Meuselwitz GmbH gefertigt. Die Vertriebsgesellschaft Waldrich Siegen GmbH & Co. KG ist für den Verkauf der UNION-Maschinen, die durch die Umstrukturierungsmaßnahmen einen beachtlichen Fortschritt in Sachen Technologie und Innovation verzeichnen, zuständig. Kompetenter Ansprechpartner für den Bereich Ersatzteilgeschäft und Service bleibt die UNION Werkzeugmaschinen GmbH Chemnitz.

Die ProfiMill wurde für die präzise Bearbeitung von XL-Werkstücken entwickelt. Das Bild zeigt die Bearbeitung eines Dieselmotors.

Die ProfiMill wurde für die präzise Bearbeitung von XL-Werkstücken entwickelt. Das Bild zeigt die Bearbeitung eines Dieselmotors.

Die Herkules-Gruppe baut ihr Portfolio entlang der Wertschöpfungskette ständig weiter aus. Plant die Unternehmensgruppe weiter Zukäufe und wenn ja, welche?

Es gibt natürlich einige Joint-Venture-Projekte mit Kunden/Partnern und jungen Start-Up-Unternehmen. So gehen wir aktuell die Themen Digitalisierung und Lizenzierung rund um unser Produktportfolio an. Diese Bereiche zählen ohne Frage zu den Schlüsselthemen, die behandelt werden müssen, um unsere Werkzeugmaschinen für Kunden auf lange Sicht attraktiver zu gestalten.

Der neue Produktions- und Verwaltungskomplex der HerkulesGroup verschafft WaldrichSiegen beste Zukunftsperspektiven am neuen „alten Standort“.

Der neue Produktions- und Verwaltungskomplex der HerkulesGroup verschafft WaldrichSiegen beste Zukunftsperspektiven am neuen „alten Standort“.

Alle Unternehmen der Gruppe sind meines Wissens unabhängig geführte Einzelunternehmen. Gibt’s hier trotzdem auch Synergien im Bereich Forschung und Entwicklung?

Natürlich – dieser Bereich wird maßgeblich von Marco Tannert, CTO der HerkulesGroup, vorangetrieben. Wir sind, was diesen Bereich angeht, wirklich gut vernetzt, um jederzeit up-to-date zu sein und von einem regelmäßigen Austausch profitieren zu können. Forschung und Entwicklung im Maschinenbau ist nach wie vor eines der Kernthemen und auch während der Pandemie wurde bewusst in diesen Bereich investiert – so auch bei WaldrichSiegen.

Die Horizontal-Bohr- und Fräsmaschinen der P-Serie mit Plattenfeld wurden speziell für die ökonomische Bearbeitung großer und langer Werkstücke entwickelt.

Die Horizontal-Bohr- und Fräsmaschinen der P-Serie mit Plattenfeld wurden speziell für die ökonomische Bearbeitung großer und langer Werkstücke entwickelt.

Das Thema Energieeffizienz und Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Auch bei Ihnen?

Auch dies ist natürlich eines der zentralen Themen für uns. So nimmt WaldrichSiegen beispielsweise an der Blue Competence-Initiative des VDMA teil. Erklärtes Ziel dieser Initiative ist es, die Leistungen der Investitionsgüterindustrie für Nachhaltigkeit und eine lebenswerte Zukunft publik zu machen. "Green Economy" ist ohne die energieeffizienten, ressourceneffizienten und umweltschonenden Technologien des Maschinen- und Anlagenbaus nicht realisierbar. Abgesehen davon wollen wir aber natürlich auch Nachhaltigkeit in der eigenen Produktion umsetzen, also gesellschaftliche Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen. Diesen Beitrag wollen Blue Competence und auch wir, WaldrichSiegen, als Teilnehmer sichtbar machen.

Die Produktion der Union Werkzeugmaschinen GmbH wurde 2020 komplett in das Fertigungsspektrum der Herkules-Gruppe integriert.

Die Produktion der Union Werkzeugmaschinen GmbH wurde 2020 komplett in das Fertigungsspektrum der Herkules-Gruppe integriert.

Sie haben in letzter Zeit sehr viel investiert. Einmal der Umzug von WaldrichSiegen von Burbach nach Siegen und dann die Erweiterung am Herkules Standort in Meuselwitz. Kann man daraus schließen, dass die Geschäfte gut laufen?

Wir haben aktuell hervorragende Wachstumsraten zu verzeichnen. Wir sind mit unserer Produktpalette (Drehen, Fräsen, Bohren und Schleifen) breit aufgestellt, bieten maßgeschneiderte Lösungen aus einer Hand und sind somit Marktführer, wenn es darum geht, rund um den Kundenprozess Maschinen respektive Technologien anzubieten. Wir können mit unserem Maschinenportfolio in dem sehr antizyklischen Markt der Großwerkzeugmaschine erfolgreich bestehen, da wir immer wieder Bereiche haben, die ein Wachstum verzeichnen und somit andere Bereich ausgleichen. Das hat sich über die letzten Jahrzehnte sehr gut bewährt.

Wie wichtig ist für Sie der österreichische Markt und wie sind Sie hier aufgestellt?

Der österreichische Markt ist für uns ein enorm wichtiger. Er bietet für uns ein hohes Geschäftspotential mit Industrie und Kunden, die wir mit unseren Produkten exzellent bedienen können. Vor Ort sind wir mit unserem Area Sales Manager Martin Pilz bestens aufgestellt und somit jederzeit reaktionsfähig und bei Bedarf schnell beim Kunden.

Apropos Vertrieb. Wie sehen Ihre Vertriebsaktivitäten weltweit aus?

In all unseren Schlüsselmärkten setzen wir auf das Konzept des Direktvertriebs. Wir haben in Europa, Asien und Amerika hervorragendes, bestens ausgebildetes Personal, das den Kunden unmittelbar vor Ort jederzeit professionell und kompetent in allen Belangen beraten und unterstützen kann. Dieser intensive und persönliche Kundenkontakt schafft Vertrauen und somit langfristige geschäftliche Verbindungen, von denen beide Seiten nur profitieren können.

Themenwechsel: Sind Sie eigentlich auch von Lieferkettenengpässen betroffen?

Davon sind wir bei WaldrichSiegen natürlich auch nicht gänzlich verschont geblieben. Um dem entgegenzuwirken haben wir uns allerdings frühzeitig entsprechend strukturiert und organisiert – mit einer sehr hohen Fertigungstiefe, also der Möglichkeit zahlreiche mechanische und elektrische Komponenten in-house herstellen zu können, sind wir natürlich an vielen Stellen entsprechend unabhängig. Dennoch sind auch wir, wie bereits gesagt, in einigen Bereichen davon betroffen und versuchen, dem unter anderem mit einer entsprechenden Bevorratung entgegenzuwirken.

Und wie gehen Sie mit dem Thema steigende Rohstoffpreise um?

Dies ist ein Thema, über das sich sicherlich lang referieren ließe. Zusammenfassend kann man aber sagen, dass wir natürlich versuchen, wirtschaftlich vorzugehen, in dem wir unter anderem Lose sinnvoll zusammenfassen. Abgesehen davon ist hier selbstverständlich der Einkauf gefragt – in diesem Zusammenhang gilt es mehr denn je, innovative und clevere Strategien zu entwickeln, um Lieferanten ausfindig zu machen, die umfassend agieren und Preise somit relativ stabil halten können.

Sie waren dieses Jahr kein Aussteller auf der AMB, warum nicht?

Die Erfahrung hat gezeigt, dass das in Messen investierte Geld an anderer Stelle wesentlich besser und gezielter eingesetzt werden kann – bei WaldrichSiegen setzen wir ganz klar auf In-House-Veranstaltungen, wie Tage der offenen Tür, die unsere Kunden direkt an Ort und Stelle des Geschehens bringen und den Fokus auf uns, unsere Produkte und herausragenden technischen Innovationen legen.

Können Sie uns abschließend noch einen kurzen Ausblick in die Zukunft geben. Welche Ziele, Strategien verfolgen Sie kurz- und langfristig?

Auch hier ist das stetige Streben nach Weiterentwicklung und Innovation das Gebot der Stunde. Wir werden dieses Jahr noch eine neue Gantry-Technologie vorstellen. Diese wird den Markt ordentlich in Bewegung bringen, soviel kann ich an dieser Stelle schon einmal verraten. Auch besonders die Erweiterung des Dienstleistungsbereiches rund um unsere Produkte spielt eine zentrale Rolle. Die Entwicklung einer Digitalstrategie und neuer Geschäftsmodelle ist für diejenigen, die im Markt bestehen wollen, unumgänglich. Wir müssen uns immer wieder hinterfragen, um uns zukunftsrobust ausrichten zu können. Dabei geht es nicht nur um Technologie, sondern auch um politische und geopolitische Themen – sicherlich eine immer spannend bleibende Herausforderung, der wir uns aber gerne stellen!

Danke für das Gespräch!

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