interview
Iscar DT7150: Gussbearbeitung im Überblick
Das Arbeiten mit dem Werkstoff Gusseisen ist eine Angelegenheit für sich, denn aufgrund der immensen Vielfalt der unter diesem Begriff zusammengefassten Metalle und den jeweils zu berücksichtigenden Eigenschaften müssen Werkzeuganbieter wie Iscar bei der Herstellung der für die Gusseisenbearbeitung bestimmten Werkzeuge einiges beachten. Christian Braumann, Produktmanager bei der Iscar Austria GmbH, weiß um die feinen Unterschiede.
Auch bei der Gussbearbeitung liegt der Teufel im Detail. So haben sowohl die Abkühltemperatur als auch die Lunker und harte Außenschichten einen großen Einfluss auf die Zerspanbarkeit. Christian Braumann, Produktmanager bei der Iscar Austria GmbH
Herr Braumann, die Zerspanung von Gusswerkstoffen gilt eigentlich als eher unproblematisch. Stimmen Sie dieser Aussage grundsätzlich zu oder was gilt es zu beachten?
Grundsätzlich gilt die Bearbeitung der Gusswerkstoffe als einfach – das stimmt; aber wie immer liegt der Teufel im Detail. Der Grund hierfür ist, dass „Guss nicht gleich Guss“ ist. Das bedeutet konkret, dass bei GGG60 andere Herausforderungen gelten als bei GG25. Darüber hinaus haben sowohl die Abkühltemperatur als auch die Lunker und harte Außenschichten einen großen Einfluss auf die Zerspanbarkeit.
Welche wesentlichen Gusseisenwerkstoffe gilt es denn zu unterscheiden bzw. was ist jeweils besonders zu berücksichtigen?
Gusseisen ist ein Eisenwerkstoff mit hohem Kohlenstoffgehalt. Man differenziert hierbei nochmals in Grauguss, die am häufigsten verwendete Eisen-Kohlenstoff-Legierung mit einem hohen Gehalt an Grafit-Kohlenstoff, und Temperguss, eine Gusseisensorte, die aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung und des Erstarrungsvorgangs nach dem metastabilen System des Eisen-Kohlenstoff-Diagramms grafitfrei erstarrt und als vorerst harter, spröder Temperrohguss in der Gussform entsteht.
Bei Grauguss gibt es jenen mit Lamellengraphit. Er ist gut zerspanbar, weist allerdings Probleme mit harten Randschichten auf – der sogenannten Gusshaut. Weiters differenziert man beim Grauguss in jenen mit Vermiculargrafit. Er weist eine höhere Festigkeit und Zähigkeit gegenüber Gusseisen mit Lamellen- und Kugelgrafit auf. Leider ist er aufgrund eines inhomogenen Materialgefüges schlecht zerspanbar.
Schließlich gibt es Grauguss mit Kugelgrafit. Hier gilt: Je höher der Perlitanteil desto mehr Verschleiß und desto höhere Zerspanungskräfte müssen berücksichtigt werden.
Wie verhält es sich mit dem erwähnten Temperguss?
Bei Temperguss wird wiederum in weißen Temperguss unterschieden, der gut zerspanbar ist, jedoch Probleme mit langen Spänen in der Randschicht aufweist, bzw. in schwarzen Temperguss, der ebenfalls schlecht zerspanbar ist und eine Martensitbildung bei schneller Abkühlung aufweist.
Vor allem bei der Bearbeitung von Gusseisen mit hohen Chromgehalt sind Werkzeuge besonders gefordert. Iscars Lösung ist hierfür der Schneidstoff DT7150. Weshalb?
Diese Sorte ist eine Kombination aus den PVD- und CVD-Beschichtungsverfahren. Durch ihre Verschleißfestigkeit, Temperaturbeständigkeit und ihre gute Eignung zur Nassbearbeitung ist sie für ein breites Anwendungsspektrum geeignet.
Sonderwerkzeuge gelten oft als DIE Lösung – ab wann lohnt sich der Einsatz solcher maßgeschneiderten Werkzeuge bei Gusswerkstoffen?
Sonderlösungen machen grundsätzlich immer dann Sinn, wenn Hauptzeiten durch das Zusammenlegen von Bearbeitungen reduziert werden können und die Nebenzeiten durch das Vermeiden von unnötigen Verfahr-Bewegungen und Werkzeugwechselzeiten verringert werden können. Vor allem bei größeren Stückzahlen sollten Standard- und Sonderlösungen verglichen werden. Nichtsdestotrotz kann ein Sonderwerkzeug auch bei kleineren Serien auch bei Gusseisenwerkstoffen eine erhebliche Einsparung bringen.
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