interview

Shopfloor und Digitalisierung in Einem bei GGW Gruber

Es sollte fast keine Herausforderung geben, die GGW Gruber nicht angehen könnte, denn das Versprechen an den Kunden lautet, umfassend betreut zu werden und Lösungen jeglicher Art zu finden. Das seit mehr als sieben Jahrzehnten im Dienst der metall- und kunststoffverarbeitenden Industrie tätige Unternehmen aus dem 9. Wiener Gemeindebezirk war auch auf der INTERTOOL in Wels als Aussteller zugegen. Marius Diglio MSc, stv. Betriebsleiter bei GGW Gruber, setzte dabei auf die zunehmende gesamtheitliche Digitalisierung und erklärt weshalb.

Die Messtechnik muss raus aus dem Messraum und rein in die Fertigung. Intuitiver, genauer, schneller lautet die Devise. Marius Diglio MSc, stv. Betriebsleiter bei GGW Gruber.

Die Messtechnik muss raus aus dem Messraum und rein in die Fertigung. Intuitiver, genauer, schneller lautet die Devise. Marius Diglio MSc, stv. Betriebsleiter bei GGW Gruber.

Herr Diglio, der Messestand in Wels war bei GGW Gruber sehr gut besucht, auch die Control in Stuttgart verlief Ihren Aussagen nach zufriedenstellend. Sie müssten sich demnach keinerlei Gedanken in herausfordernden Zeiten wie diesen machen, nicht wahr?

(lacht) Wir sind, was das heurige Jahr betrifft, vorsichtig optimistisch, denn die vereinzelten Lieferschwierigkeiten betreffen auch uns, wenn auch nicht im großen Ausmaß.

Innerhalb der Messtechnik gibt es laut GGW Gruber gerade einen Paradigmenwechsel, denn sie „rückt“ immer mehr an die Fertigung heran.

Innerhalb der Messtechnik gibt es laut GGW Gruber gerade einen Paradigmenwechsel, denn sie „rückt“ immer mehr an die Fertigung heran.

Weshalb?

Wir beziehen vieles aus dem DACH-Raum. Doch da die Rückmeldungen auf den von Ihnen erwähnten Messen sehr gut waren und wir neben vielem sehr guten Kundenfeedback auch Interesse an unseren Lösungen verzeichnen konnten, gibt es keinen gesteigerten Anlass pessimistisch zu sein.

Ein gemeinsames Projekt führt GGW Gruber mit dem Institut für Fertigungstechnik der TU Wien. Dort wurde jetzt eine Wenzel Shopfloor exakt neben ein Hermle-Bearbeitungszentrum positioniert.

Ein gemeinsames Projekt führt GGW Gruber mit dem Institut für Fertigungstechnik der TU Wien. Dort wurde jetzt eine Wenzel Shopfloor exakt neben ein Hermle-Bearbeitungszentrum positioniert.

Nun spielen alle Facetten der Digitalisierung, Automatisierung, IoT bei den Messgeräten eine immer größere Rolle. Auf was genau können Kunden bei Ihrem Angebot setzen?

GGW Gruber setzt auf moderne Messtechnik-Lösungen, die sich optimal in die Produktion miteinbinden lassen. Das Ziel ist es, einen permanenten Datenfluss zu schaffen, der mit einer omnipräsenten Qualitätssicherung den Fertigungsprozess kontinuierlich optimiert. Innerhalb der Messtechnik gibt es gerade einen kleinen Paradigmenwechsel, denn sie „rückt“ immer mehr an die Fertigung heran. Somit haben verstärkt Mitarbeiter mit ihr zu tun, die nicht die fundierte Ausbildung in diesem Bereich vorweisen. Also müssen sich sowohl die Software als auch die Maschine auf diese neuen Umstände einstellen. Die Anwendung der Maschinen und Software muss einfacher sein. Man arbeitet hier zum Beispiel auch verstärkt mit Farbkodierungen (rot/grün).

Bei dem Projekt geht es um die Digitalisierung und Vollvernetzung in der Anwendung. Nur so passiert eine moderne Fertigung der Zukunft.

Bei dem Projekt geht es um die Digitalisierung und Vollvernetzung in der Anwendung. Nur so passiert eine moderne Fertigung der Zukunft.

Das bedeutet, dass man gleichzeitig auch dem immer stärker werdenden Problem des Facharbeitermangels entgegenkommt.

Das ist richtig und wir müssen insofern auch „einfacher“ von der Anwendung werden, da auch öfter kleinere Serien oder sogar Losgröße 1 gefertigt werden und man den jeweiligen Mitarbeiter auch ohne tiefergehende Schulung in die Materie zur selbstständigen Bedienung führen kann – so sind auch weitreichende Programmierkenntnisse nicht mehr unbedingt gefordert.

Benötigt die Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen nach wie vor Zeit?

Digitalisierung braucht gerade im klassischen Maschinenbau seine Zeit. Das Thema ist derzeit relevanter als jemals zuvor. Allerdings ist es doch so: Um einen gut laufenden Arbeitsprozess neu, sprich digitaler definieren zu können, benötigt man Zeit und sehr gute Lösungen, denen man zu 100 % vertrauen kann. Und gerade im Bereich der Messtechnik ist das Thema Digitalisierung heikel, denn es geht um präzise gemessene Werte im kleinsten Bereich und ihre Relevanz im Gesamtkomplex, da stellt niemand abrupt innerhalb einer funktionierenden Anwendung gerne die Arbeitsmethoden um, trotz innovativer Neuerungen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt in diesem Komplex ist die Closed-Loop-Fertigung, eines der wesentlichen Ziele von Industrie 4.0-Applikationen.

Das stimmt. Im Rahmen einer Kooperation mit der TU Graz arbeiten wir an einem Closed-Loop-Verfahren bzw. an entsprechenden Techniken – auch im Bereich der Verzahnungsmesstechnik – zusammen, um hier Lösungen zu präsentieren. Und da die prozess- und maschinenintegrierte Messtechnik stetig zunimmt und Produktions- und Messetechnik zusammenwachsen, müssen auch wir – die Messtechnik – agieren.

Das bedeutet?

Dass die Messtechnik raus aus dem Messraum und rein in die Fertigung rücken muss – das ist die Zukunft. In diesem Zusammenhang haben wir ein weiteres Projekt am Institut für Fertigungstechnik der TU Wien laufen, bei dem jetzt eine Wenzel Shopfloor exakt neben einem Hermle-Bearbeitungszentrum steht. Dort realisieren wir das, was ich eingangs erwähnt habe, live und hochpräzise. Es geht um nicht weniger als um die Digitalisierung und Vollvernetzung in Reinform und das funktioniert eben nur, wenn man an den Maschinen „mit dranhängt“. Wir sprechen in diesem Zusammenhang auch von der sinnvollen Nutzung gewonnener Daten, direkt in der Linie, die für den erhofften Mehrwert in Folge genutzt werden können. Das ist Digitalisierung in der Messtechnik.

Was erwarten Sie von Kundenseite für die erwähnten Themen in Zukunft?

Allein aus den INTERTOOL-Gesprächen haben sich schon zwei konkrete Projekte ergeben, die mit dem Shopfloor-Thema in Verbindung stehen. Demnach ist das Interesse vorhanden und wir können mit unseren Kunden gemeinsam an der Umsetzung weiterarbeiten. Generell betrachtet bietet die Digitalisierung mit all ihren Facetten enormes Potenzial und auch der Bereich der Messtechnik wird die kommenden Jahre viel mit ihr zu tun haben.

Danke für das Gespräch!

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