anwenderreportage
Vegu setzt auf Iscar-Werkzeuge zur automatisierten Serienbearbeitung
Wenn ein eingefleischter Drehteile-Spezialist wie Vegu plötzlich mit Frässpindel, Roboterzelle und Hightech-Werkzeugen durchstartet, dann muss etwas Besonderes dahinterstecken. Für sicherheitsrelevante Bauteile in Großserie wagte das steirische Unternehmen den Sprung ins 5-Achs-Fräsen – inklusive Automatisierung und Prozessoptimierung bis ins kleinste Detail. Gemeinsam mit Hermle und dem Werkzeugexperten Iscar entstand eine automatisierte Fertigungslösung, die sich sehen lassen kann. Denn was hier pro Jahr in Stückzahlen jenseits der 25.000 mannlos gefertigt wird, verlangt höchste Präzision.
Präzision auf den Punkt gebracht: Der SOF45 8/16 Planfräser von Iscar im Einsatz auf der Hermle C250 – sorgt für höchste Ebenheit und Oberflächengüte bei Vegu.
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Aufgabenstellung: Prozesssichere und wirtschaftliche Serienfertigung von drei sicherheitsrelevanten Bauteilen mit Stückzahlen bis zu 25.000 Stück pro Jahr – bei höchsten Anforderungen an Ebenheit (≤ 0,01 mm) und Oberflächengüte (Rz ≤ 1,6).
Material: Vergütungsstahl 1.0715
Lösung: Fräsbearbeitung auf einer Hermle C250 mit Robotersystem RS 05-2 und Schubladenspeicher; Einsatz prozessoptimierter Werkzeuge von Iscar: SOF45 8/16 Planfräser, HM390 FTP D50 Eckfräser und FDN D125 Scheibenfräser; enge Zusammenarbeit bei Prozessauslegung, Schnittwertbestimmung und Automatisierung.
Nutzen: Hohe Maßhaltigkeit und Oberflächengüte bei gleichzeitig reduzierten Taktzeiten; wirtschaftliche Fertigung durch lange Standzeiten, maschinenschonende Schnittstrategien und nahezu mannloser Betrieb; zukunftssicherer Einstieg in die Frästechnologie mit verlässlichen Partnern.
Die Vegu Präzisionsdrehteile GmbH mit Sitz in Eibiswald (Stmk.) ist ein familiengeführtes Unternehmen, das sich seit seiner Gründung im Jahr 2001 auf die Herstellung hochpräziser Drehteile spezialisiert hat. Unter der Leitung von Geschäftsführer Dominik Velikonja bietet Vegu in zweiter Generation maßgeschneiderte Fertigungslösungen für verschiedene Branchen, darunter die Automobilindustrie, den Maschinenbau, die Magnetindustrie und die Agrartechnik.
Wirtschaftliche Serienproduktion rund um die Uhr: die Hermle C250 mit integrierter RS 05-2 Roboterzelle und Schubladenspeicher.
Iscar-Werkzeuge im Einsatz
Planfräser SOF 45 8/16 D050-06-22R
• Vc = 280 m/min
• fz = 0,18 mm
Eckfräser HM390 FTP D50-6-22-10-JHP (im 3D-Druck-Verfahren hergestellt)
• Vc = 200 m/min
• fz = 0,21 mm
Scheibenfräser SDN D125-07-40-LN12
• Vc: 130 m/min
• fz = 0,04 mm
Vollhartmetallfräser EC-B6 060-026C06-70, IC903
• Vc: 86 m/min
• fz = 0,03 mm
Vom Prototypen bis zur Großserie
Mit einem modernen Maschinenpark und rund 60 Mitarbeitenden fertigt Vegu jährlich über 60 Millionen Drehteile – vom Prototypen bis zur Großserie mit Stückzahlen im zweistelligen Millionenbereich. Der Maschinenpark ist dementsprechend ausgestattet und bietet neben Lang- und Kurzdrehautomaten auch Produktionsdrehmaschinen, Mehrspindler bzw. Kurvendrehautomaten sowie Hydromaten. Komplettlösungen mit nachgelagerten Bearbeitungsschritten wie Bohren, Schleifen, Glattwalzen, Wärme- und Oberflächenbehandlung, Ultraschallreinigung sowie eine 100 % automatisierte Qualitätskontrolle sind fester Bestandteil des Leistungsportfolios der Steirer.
Ganz wichtig für Vegu ist die Kundenorientierung: „Wir begleiten unsere Auftraggeber frühzeitig im Konstruktionsprozess, um Bauteile optimal für eine wirtschaftliche Serienfertigung auszulegen“, betont Dominik Velikonja. Mit einer Produktionsfläche von derzeit rund 2.600 m² – kürzlich erweitert durch eine neue Halle inklusive Messraum – und einem klaren Bekenntnis zur Lehrlingsausbildung sieht sich das Unternehmen für die Zukunft bestens gerüstet. „Wir verstehen uns nicht nur als Teilefertiger, sondern als ganzheitlicher Lösungspartner für komplexe Anforderungen in der Zerspanung“, so der Geschäftsführer weiter.
Ein mutiger Schritt ins Fräsen
Das Familienunternehmen hat sich bisher stark auf die Fertigung unterschiedlicher Drehteile konzentriert. Doch ein neues Kundenprojekt stellte die Vegu-Mannschaft vor eine völlig neue Herausforderung: die präzise Fräsbearbeitung verschiedener sicherheitsrelevanter Bauteile in Großserie.
Gefordert waren Stückzahlen von bis zu 25.000 Teilen pro Jahr – mit strengsten Anforderungen hinsichtlich Ebenheiten ≤ 0,01 mm und Oberflächengüte von Rz ≤ 1,6. In einem wirtschaftlich angespannten Umfeld am Fertigungsstandort Österreich war schnell klar: Ohne hochautomatisierte Prozesse, ein passendes Maschinenkonzept und leistungsfähige Fräswerkzeuge ist eine konkurrenzfähige Produktion kaum möglich. „Mit unserem bestehenden Maschinenpark waren die Bauteile wirtschaftlich nicht darstellbar. Daher haben wir uns auf die Suche nach einer für uns optimalen Fertigungslösung gemacht“, begründet Dominik Velikonja.
Vielseitig. Wirtschaftlich. Präzise: Der SOF45 8/16 von Iscar überzeugt mit 8 oder 16 Schneiden je nach Aufmaß, optionaler Wiper-Geometrie für beste Oberflächen und herausragender Wirtschaftlichkeit – ideal für anspruchsvolle Serienprozesse wie bei Vegu.
„Für uns war dieses Projekt ein großer Schritt – nicht nur technologisch, sondern auch strategisch. Dank der engen Zusammenarbeit mit Iscar und Hermle konnten wir zeigen, dass prozesssichere und wirtschaftliche Serienfertigung auch in Österreich möglich ist. Wir haben viel gelernt, viel investiert – und sind bereit für mehr.“
Neue Technologie – neues Denken
Vegu entschied sich für eine umfassende Investition: eine Hermle C250 mit integriertem Robotersystem RS 05-2 und Schubladenspeicher für die Teilebevorratung. Das Ziel war eine nahezu mannlose Fertigung im Drei-Schicht-Betrieb. Parallel dazu wurde mit der Iscar Austria GmbH ein Partner ins Boot geholt, der bereits seit vielen Jahren eng mit Vegu zusammenarbeitet – und die passenden Hochleistungswerkzeuge zur Verfügung stellen konnte, um das ambitionierte Projekt umzusetzen. „Die Herausforderung lag nicht nur in der Maßgenauigkeit und einer möglichst optimierten Taktzeit, sondern in der Reproduzierbarkeit über Tausende von Bauteilen hinweg“, so der Vegu-Geschäftsführer weiter.
Gemeinsam mit Volker Labrenz, technischer Vertrieb bei Iscar Austria, wurden vier Fräswerkzeuge definiert, mit denen sowohl Schrupp- als auch Schlichtbearbeitungen prozesssicher und mit bestmöglicher Standzeit abgedeckt werden können.
Enge Zusammenarbeit
Was das Projekt besonders macht, ist die enge Integration aller Partner bereits ab der Konzeptionsphase. Volker Labrenz war nicht nur in die Werkzeugauswahl involviert, sondern koordinierte auch die Prozessauslegung in direkter Abstimmung mit den Hermle-Technikern in Gosheim (D) – noch bevor die Maschine bei Vegu installiert war. „Unser Ziel war es, eine produktionsfähige und wirtschaftlich optimierte Lösung vorzubereiten, damit das Hochfahren der Produktion hier vor Ort so schnell wie möglich erfolgen kann“, erklärt Labrenz.
Das bestätigt auch der stellvertretende Produktionsleiter Christoph Sungi: „Die professionelle Zusammenarbeit mit Volker Labrenz ist sehr wertvoll für uns – technisch, aber auch menschlich. Er ist regelmäßig bei uns vor Ort, bringt immer neue Ideen und Lösungen mit und bleibt so lange dran, bis alles läuft.“ Der Erfolg zeigt sich in der Praxis: Bereits vor Serienstart wurden rund 500 Teile gefertigt – mit kontinuierlichen Optimierungsschritten hinsichtlich Taktzeit und Prozesssicherheit.
„Dieses Projekt zeigt, was möglich ist, wenn man Werkzeug, Maschine und Anwendung von Anfang an gemeinsam denkt. Vegu hat den Mut gehabt, neue Wege zu gehen – und wir freuen uns, sie mit unserem Know-how und den passenden Werkzeuglösungen dabei zu begleiten.“
Präzision trifft Wirtschaftlichkeit
Das Herzstück der Bearbeitung der Bauteile ist sicherlich der ausgewählte Planfräser SOF45 8/16 aus der Helido 800 Produktfamilie von Iscar. Dieser ist bei Vegu das zentrale Werkzeug für das Planfräsen und das Erreichen der geforderten Oberflächengüte und Ebenheit zuständig. Je nach Aufmaßsituation kann das Werkzeug mit 8 oder 16 Schneiden bestückt werden – ein echter Vorteil in Bezug auf Flexibilität und Wirtschaftlichkeit. „Insbesondere die Version mit 16 Schneiden bietet mit einem Schneidenpreis unter einem Euro ein überaus günstiges Verhältnis von Kosten zu Leistung“, geht Labrenz auf die hohe Wirtschaftlichkeit des Planfrässystems ein.
Zudem erlaubt der SOF45 die Verwendung von Wiper-Geometrien, die speziell für feinste Oberflächen entwickelt wurden. „Damit können wir die vorgegebenen Qualitätskriterien – Ebenheit von ≤ 0,01 mm und die Oberflächengüte von Rz ≤ 1,6 – erreichen, auch bei unterbrochenen Schnitten und wechselndem Aufmaß. Zudem überzeugt das Planfrässystem durch einen flexiblen Einsatzbereich in den Werkstoffgruppen P, M, K und S. Als Schneidstoff kommt die PVD-beschichtete Hartmetallsorte IC830 zum Einsatz.“
Infos zum Anwender
Die Vegu Präzisionsdrehteile GmbH mit Sitz in Eibiswald in der Steiermark ist ein familiengeführter Spezialist für hochpräzise Dreh- und Frästeile. Seit der Gründung im Jahr 2001 hat sich das Unternehmen kontinuierlich weiterentwickelt und beschäftigt heute rund 60 Mitarbeitende auf einer Produktionsfläche von 2.600 Quadratmetern. Vegu fertigt Klein-, Mittel- und Großserien mit Stückzahlen bis zu 30 Millionen pro Jahr und beliefert unter anderem die Automobilindustrie, den Maschinenbau, die Magnettechnik und die Agrartechnik. Der moderne Maschinenpark umfasst Technologien wie Lang- und Kurzdrehen, Multispindel- und Ringdrehautomaten sowie 5-Achs-Fräszentren mit Automatisierung. Vegu ist nach ISO 9001:2015 und ISO 14001:2015 zertifiziert, legt großen Wert auf Qualitätssicherung, nachhaltige Prozesse und eine enge, partnerschaftliche Zusammenarbeit mit seinen Kunden.
Exakte 90°-Schultern
Die restlichen Flächen werden bei Vegu mit dem Eckfräser HM390 FTP D50-JHP gefertigt. Das System aus der Heli3Mill-Serie überzeugt mit einem deutlich geringeren Schnittdruck als klassische APKT-Systeme – ein Vorteil, der nicht nur die Maschine schont, sondern auch die Bauteilgenauigkeit bei dünnwandigen Konturen steigert. „Der HM390 erzeugt exakte 90°-Schultern und verfügt über drei Schneidkanten je Platte, was die Wirtschaftlichkeit zusätzlich verbessert“, betont Labrenz. Die gezielte Kühlmittelzufuhr der JHP-Linie (Anm.: im 3D-Druck-Verfahren hergestellt) reduziert die Wärmeentwicklung in der Schnittzone signifikant und führt dadurch zu einer deutlich verlängerten Werkzeugstandzeit.
Der modulare Aufbau des Eckfrässystems von Iscar ermöglicht Einsätze von Ø 8 bis Ø 200 mm mit sechs unterschiedlichen Wendeschneidplattengrößen – ideal für variierende Bearbeitungsstrategien in der Serienfertigung.
Nutbearbeitung im Doppelpack
In einem der Bauteile müssen auch Nuten eingebracht werden. Dazu setzt Vegu den Scheibenfräser SDN D125 aus der Tangslot-Familie ein. Das Werkzeugpaket, bestehend aus zwei dreiseitig schneidenden Scheibenfräsern, bearbeitet bei Vegu simultan zwei Nuten mit 7,0 mm Breite und 25 mm Tiefe in einem einzigen Bearbeitungsschritt. „Die innovativen Schneidengeometrien und die vier nutzbaren Schneidkanten pro Platte ermöglichen einen weichen Schnitt, senken den Leistungsbedarf der Maschine und erzielen eine hohe Prozesssicherheit auch bei tiefer Zustellung“, so Labrenz weiter.
Zukunftssicher durch partnerschaftliche Entwicklung
Für Vegu markiert dieses Projekt nicht nur den Einstieg in die Frästechnologie, sondern auch einen wichtigen Schritt in Richtung hochautomatisierter Fertigung. Die Investition in die Hermle-Anlage und das Zusammenspiel mit Iscar ermöglichen eine wirtschaftliche Produktion sicherheitskritischer Komponenten – „Made in Austria“, prozesssicher und hochpräzise. „Wir sehen in dieser Lösung ein absolut zukunftsfähiges Modell“, resümiert Dominik Velikonja. „Projekte wie diese können nur durch eine optimale Auslegung der Fertigungslösung inklusive Bearbeitungsstrategie funktionieren. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden, nicht zuletzt aufgrund der ausgezeichneten Betreuung seitens Iscar mit entsprechendem Fräs-Know-how.“
Die nächste Hallenerweiterung bei Vegu ist bereits im Gange – mit dem Ziel, zusätzliche Kapazitäten für neue Projekte zu schaffen. Die intensive Zusammenarbeit mit Iscar wird dabei auch künftig eine wichtige Rolle spielen.
Produkte im Einsatz
Iscar HM390
Eine 3-schneidige, helikale Wendeschneidplatte, speziell für kleine Werkzeugdurchmesser und für das 90°-Eckfräsen entwickelt. Die Werkzeuge können sehr kurz in Langdrehmaschinen und Multi-Tasking-Maschinen eingespannt werden.
Iscar SOF45
Die Fräser wurden für die Bearbeitung von Stahl und Gussbauteilen entwickelt, mit dem Ziel ein hohes Zeitspanvolumen zu erreichen. In den Fräsern können entweder quadratische, doppelseitige Wendeschneidplatten mit acht Schneidkanten oder oktagonale, doppelseitige Wendeschneidplatten mit 16 Schneidkanten eingesetzt werden.
Iscar FDN
3-seitig schneidender Scheibenfräser.
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