interview

United Grinding C.O.R.E.: Einheitliche Architektur über alle Marken

Die United Grinding Group ist weltweit einer der führenden Hersteller von Präzisionsmaschinen für das Schleifen, Erodieren, Lasern, Messen sowie die Kombinationsbearbeitung. Wir sprachen mit Stephan Nell, CEO der United Grinding Group, über die neue Hard- und Software-Plattform C.O.R.E., Digitalisierung und mögliche Wachstumspotenziale.

In dem über mehrere Jahre dauernden Entwicklungsprozess von C.O.R.E. haben die Software- und Prozessexperten aller Marken der United Grinding Group ihre Kompetenzen vereint und eine beispiellose Software-Architektur entworfen. Stephan Nell, CEO der United Grinding Group

In dem über mehrere Jahre dauernden Entwicklungsprozess von C.O.R.E. haben die Software- und Prozessexperten aller Marken der United Grinding Group ihre Kompetenzen vereint und eine beispiellose Software-Architektur entworfen. Stephan Nell, CEO der United Grinding Group

Stephan Nell
CEO der United Grinding Group

„Der Maschinenbau ist eine extrem spannende Branche, man lernt interessante Menschen kennen, andere Länder und Kulturen und das begeistert mich jedes Mal aufs Neue.“

Herr Nell, die United Grinding Group stellte auf der EMO 2021 in Mailand erstmals ihre Hard- und Softwarearchitektur C.O.R.E. vor. Der Name steht für „Customer Oriented REvolution“. Revolution, das ist ein starkes Wort. Ist es auch angebracht?

Aus unserer Sicht ist der Begriff Revolution schon gerechtfertigt. Sechs Jahre lang haben unsere Experten der United Grinding Group gemeinsam als Team an dieser wegweisenden Entwicklung gearbeitet und jetzt auch zur Marktreife geführt. Die Revolution beschreibt ja per Definition einen tiefgreifenden Transformationsprozess – und das ist es für uns mit Sicherheit gewesen, denn mit C.O.R.E haben wir erstmals eine einheitliche, digitale Architektur über alle unsere Marken hinweg geschaffen.

C.O.R.E. ermöglicht den Datenaustausch zwischen den Maschinen und dem gesamten Produktionsumfeld, was für unsere Kunden von immensen Vorteil ist, z. B. beim Thema Prozessoptimierung. Außerdem verhilft C.O.R.E. unseren Kunden den Sprung ins digitale Zeitalter, denn moderne Software-Applikationen können erstmals direkt an der Maschine über das neue C.O.R.E. Panel genutzt werden. Die intuitive Bedienung über dieses neue Multitouch-Display ist ebenfalls revolutionär und erleichtert unseren Kunden die Arbeit ungemein.

Dank C.O.R.E. ist ein Datenaustausch der Maschinen untereinander problemlos möglich. Über die eingebaute umati-Schnittstelle gelingt das auch mit Drittsystemen.

Dank C.O.R.E. ist ein Datenaustausch der Maschinen untereinander problemlos möglich. Über die eingebaute umati-Schnittstelle gelingt das auch mit Drittsystemen.

Wird C.O.R.E. zukünftig auf allen Maschinen von United Grinding laufen?

Wir haben C.O.R.E. zuerst auf unseren High-End-Maschinen eingeführt und nun läuft der Rollout peu à peu auf alle anderen Maschinen. Ziel ist natürlich, C.O.R.E. so schnell wie möglich als Standard zu etablieren. Allerdings haben wir in der Gruppe mehr als 150 verschiedene Maschinentypen und das braucht natürlich seine Zeit.

Mit den Marken Mägerle, Blohm, Jung, Studer, Schaudt, Mikrosa, Walter Ewag und IRPD bietet United Grinding ein breites Applikationswissen, ein großes Produktportfolio und Dienstleistungssortiment für die Fertigung hochpräziser Bauteile.

Mit den Marken Mägerle, Blohm, Jung, Studer, Schaudt, Mikrosa, Walter Ewag und IRPD bietet United Grinding ein breites Applikationswissen, ein großes Produktportfolio und Dienstleistungssortiment für die Fertigung hochpräziser Bauteile.

Der Trend zur Digitalisierung wird weiter zunehmen. Es wird also permanent weitere Updates und Applikationen geben?

Die Entwicklung von C.O.R.E. geht natürlich kontinuierlich weiter und dank der flexiblen, modularen Struktur der Software-Architektur werden wir auch fortlaufend neue Features und Applikationen auf den Markt bringen. Je nach Maschinentyp und Umfang der Anlagen wird es unterschiedlichste Lösungen geben und hier muss dann jeder Kunde für sich selber entscheiden, welche Apps er implementieren will und welche nicht. Wir haben im Moment mehr als 140 Maschinen mit C.O.R.E. ausgeliefert und sind im ständigen Austausch mit unseren Kunden bezüglich Verbesserungen, Erweiterungen, Wünschen usw. Die Einführung von C.O.R.E. war für uns ein sehr großer und mutiger Schritt, der sich schlussendlich aber gelohnt hat und ein richtiger Schritt in die Zukunft war – für unsere Kunden und für uns.

Vernetzte Maschinen sind eine Grundvoraussetzung für die Nutzung digitaler Produkte. Lassen sich alle Maschinen Ihrer Gruppe einfach und sicher in die digitale Fabrik einbinden?

Ja, über die Standardschnittstelle OPC UA und der eingebauten umati-Schnittstelle ist das Anbinden unserer Maschinen in die digitale Fabrik problemlos möglich – sowohl horizontal als auch vertikal. Über die umati-Schnittstelle können zudem auch relativ einfach Maschinen anderer Hersteller integriert werden. Das ist auch ein Grund, warum wir Mitinitiator von umati waren und uns sehr aktiv miteinbringen, denn nur durch weltweite Standards wie umati ist eine digitale Transformation überhaupt möglich.

Die Gruppe beschäftigt rund 2.500 Mitarbeitende an mehr als 20 Produktions-, Service- und Vertriebsstandorten. In welchen Märkten und Regionen sehen Sie noch Wachstumspotenzial?

Ich glaube, dass wir noch in allen Märkten Wachstumspotenzial haben. Geografisch gesehen sehe ich neben Amerika und China vor allem in Japan für unsere Gruppe sehr gute Entwicklungsmöglichkeiten. Das dauert aber noch seine Zeit, denn als mittelständisches Unternehmen können Sie immer nur einen Schritt nach dem anderen machen.

Und Österreich?

Österreich ist mit der Schweiz vergleichbar und von der Größenordnung her sind beide Länder erheblich kleiner als Deutschland, aber deswegen nicht weniger wichtig. In Österreich sind wir durch die Firma Metzler und eigene Gesellschaften sehr gut vertreten und das wird auch in Zukunft so bleiben.

Themenwechsel – seit Mitte 2018 gehört die United Grinding Group nicht mehr zur Körber-Gruppe. Gab es mit dem Eigentümerwechsel auch eine strategische Neuausrichtung?

Der Eigentümerwechsel hatte keinen Einfluss auf die Strategie oder gar auf die einzelnen Unternehmensmarken oder Kunden. Das hat man auch daran gesehen, wie unspektakulär der Wechsel damals vonstattengegangen ist. Was sich allerdings durch den Eigentümerwechsel schon geändert hat, ist, dass wir heute als Unternehmen viel schneller und selbstständiger agieren und uns auf das konzentrieren können, was für uns wichtig ist – Werkzeugmaschinen bauen und dadurch unsere Kunden noch erfolgreicher machen.

Sie übernahmen am 1. Januar 2012 den Vorsitz der Geschäftsführung der Gruppe. Davor waren Sie jahrelang Geschäftsführer der Fritz Studer AG. Sind Sie noch oft zu Besuch in Steffisburg?

Ich bin ehrlich gesagt sehr wenig in Steffisburg. Studer ist eine tolle Firma, mit ausgezeichneten Mitarbeitern und sehr guten Maschinen. Ich kenne dort jeden Winkel und am Anfang musste ich mich bewusst selber zurücknehmen, aber mit der Zeit lernt man auch die anderen Firmen besser kennen und bekommt so einen anderen Blick auf das Ganze. Wir haben neun Marken in der Gruppe und die vorher genannten Attribute wie toll, sehr gut und ausgezeichnet finden sich in allen neun Marken wieder.

Was macht eigentlich ein Stephan Nell in seiner Freizeit? Wo schöpft er die notwendige Kraft für das Unternehmen?

Freizeit, was ist das (und lacht). Nein, ehrlich gesagt brauche ich keinen Ausgleich von der Arbeit, um Energie zu tanken. Ich mache das, was ich mache, gerne. Der Maschinenbau ist eine extrem spannende Branche, man lernt interessante Menschen kennen, andere Länder und Kulturen und das begeistert mich jedes Mal aufs Neue. Ich liebe das, was ich tue und sollte ich doch über freie Zeit verfügen, dann bin ich im Winter ein leidenschaftlicher Skifahrer, im Sommer bastle ich gerne an Oldtimern oder ich genieße es einfach, einmal nichts zu tun.

Danke für das Gespräch!

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