veranstaltung
Treffpunkt der Optimierer
Mitte April fand bei der Iscar Austria GmbH in Steyr das Seminar „Treffpunkt der Optimierer“ statt, das sich mit verschiedensten Ansatzpunkten zur Optimierung von Fertigungsprozessen beschäftigte. Dabei zeigten die Unternehmen Blum-Novotest, Hainbuch, Hermle, Iscar, Westcam und Zoller Erfolgsfaktoren für eine effiziente Produktion auf.
Sowohl theoretisch als auch praktisch stand die Optimierung von Fertigungsprozessen im Mittelpunkt.
Ungenutzte Maschinenpotentiale
Bearbeitungszentren bewegen sich in dem Bestreben, hoch produktiv und wirtschaftlich zu fräsen, in einem Spannungsfeld zwischen Geschwindigkeit, Genauigkeit und Oberflächengüte. Setzt man auf optimale Geschwindigkeit, leiden Genauigkeit und Oberflächengüte – setzt man auf optimale Oberflächengüte, leidet die Geschwindigkeit. „Hier gilt es, die optimale Maschinenausstattung und -konstruktion zu finden und wirtschaftlich sinnvoll und bedienerfreundlich umzusetzen“, weiß Tobias Merkt, Regionalverkaufsleiter bei Hermle, der ergänzt: „Wir gehen hier zwei Wege: zum einen über den mechanischen Maschinenaufbau in modifizierter Gantry-Bauweise, zum anderen setzen wir auf leistungsfähige und vor allem anpassbare Steuerungs- und Regelungstechnik. Durch ‚adaptive‘ Einstellung der Antriebsregler wird ein Optimum in puncto Leistungsfräsen, Oberflächenqualität und Genauigkeit erreicht.“
Mit dem neuen „Hermle-Automation-Control-System“ (HACS) bietet der deutsche Hersteller zudem ein System zur Steuerung und Überwachung von Hermle Maschinen, welche mit Palettenwechslern automatisiert werden. Darüber hinaus bietet man mit der „Hermle-Information-Monitoring-Software“ (HIMS) eine erleichterte Überwachung und Steuerung von Hermle Bearbeitungszentren.
Maschinen-, Spannmittel-, Werkzeug-, Software- und Messtechnikhersteller müssen gemeinsam mit den Unternehmen an Lösungen arbeiten (v.l.n.r.): Rainer Bürkle, Heiko Petruska, Wolfgang Huemer, Klaus Baumgartner, Tobias Merkt, Simone M. Rackaseder und Hausherr Jürgen Baumgartner.
Spezialisierte Spanntechnik
Egal ob bei der Serienproduktion oder der Einzelteilfertigung, komplexere Bauteile, steigende Energie- und Materialkosten und immer kürzer werdende Lieferzeiten müssen zum Handeln bewegen. „Wir setzen schon seit Jahren auf ein rüstfreundliches Baukasten-System, das dem Anwender ermöglicht, auch bei kundenspezifischen Spannlösungen schnell, präzise und mit minimalem Aufwand umzurüsten“, erklärt Rainer Bürkle, Verkaufsleiter bei Hainbuch Austria.
Bei dem Baukasten-System bleibt das Basisspannmittel auf der Maschine montiert und dient gleichzeitig als Schnittstelle für weitere Spannmittel. Die Innovation liegt im Baukastenprinzip, welches durch seine Fülle an Anwendungsmöglichkeiten Rüst- und somit Stillstandzeiten in der Fertigung drastisch minimiert.
Das richtige Zerspanungswerkzeug
Jürgen Baumgartner, Verkaufsleiter Iscar Austria, ist in seinem Vortrag auf verschiedene Ansatzpunkte zur richtigen Werkzeugwahl eingegangen. An dem einfachen Beispiel der Bearbeitung einer Nut erörtert er die unterschiedlichen Anforderungen an die Maschine, mögliche Fertigungsstrategien und die daraus resultierende Werkzeugauslegung. „Sehr oft entscheidet die verwendete Maschine über die richtige Werkzeugauswahl. Drehmoment, Leistung und bei welcher Drehzahl diese zur Verfügung stehen, lassen viele Strategien oft scheitern. Auch die Dynamik einer Maschine sollte grundsätzlich Beachtung bei der Werkzeugauswahl finden“, so Baumgartner.
„Oftmals wird die scheinbar einfache Bearbeitungsstrategie gewählt und man macht sich erst hinterher Gedanken, wie man Kosten reduzieren kann. Dieser Weg des einfachsten technischen Ansatzes sollte in Österreich nicht der Anspruch sein. Die nachträgliche Diskussion über Werkzeugpreise verschlingt Zeit, die wesentlich sinnvoller genutzt werden könnte!“, ist er überzeugt.
Eine partnerschaftlich erarbeitete Strategie mit dem Know-how eines bzw. mehrerer außenstehender Spezialisten helfe die Kosten schon bei Fertigungsbeginn in den Griff zu bekommen. Hier sei die Berechnung des Zeitspanvolumens die perfekte Vergleichsmöglichkeit der unterschiedlichen Fertigungsstrategien bzw. Lösungsansätzen. „Maschinenhersteller, Spannmittelhersteller, Werkzeughersteller und weitere Lieferanten müssen gemeinsam mit den Unternehmen an Lösungen arbeiten. Wir sitzen alle im gleichen Boot und brauchen uns gegenseitig um künftig in Österreich weiter Geschäfte machen zu können“, meint Baumgartner abschließend.
Intelligente Werkzeugmesstechnik
„Für sichere Fertigungsprozesse müssen heutzutage mehr und mehr Werkzeugdaten übergreifend abrufbar sein sowie Maschinen und Software-Systeme zusammenarbeiten. Und dies unter zunehmendem Zeit-, Kosten- und Qualitätsdruck“, weiß Ing. Wolfgang Huemer, Geschäftsführer Zoller Austria, der ergänzt: „Die Teile müssen die Fertigung schneller durchlaufen und mit steigender Qualität verlassen. Das bedeutet von den Maschinen über die Werkzeuge bis hin zu den Technologien ist mehr Flexibilität gefragt. Dafür muss Vernetzung, muss Industrie 4.0, in der Werkstatt ankommen. Zoller gestaltet diese Vernetzung wesentlich mit.“
Ein wichtiger Punkt um dies zu ermöglichen, ist laut Huemer die sichere Datenübertragung für einzelne Prozessschritte: zum Beispiel die direkte Kommunikation zwischen Einstellgerät und Werkzeugmaschine. „Weltweit gibt es eine Vielzahl an Maschinenherstellern, bei denen unterschiedliche Steuerungssysteme zum Einsatz kommen. Mit Zoller ist die sichere Werkzeugdatenübertragung heute bereits herstellerunabhängig möglich: via Etikett, RFID-Chip, Postprozessor oder auch durch übergeordnete Fertigungsleitsysteme“, so Huemer weiter. Dies garantiert höchste Qualität durch gemessene und eingestellte Werkzeuge.
Durchgängige Prozesskette
„Beginnend mit der topologieoptimierten Konstruktion über unser CAM-System bis hin zum 3D-Druck und der Qualitätssicherung mittels 3D-Scan-Systeme bieten wir zukunftsweisende Lösungen für eine Fertigungsoptimierung“, so Herr Klaus Baumgartner, Westcam Vertriebsleiter der Filiale Sankt Florian (OÖ). „Gemeinsam mit führenden Herstellern entwickelt Westcam die jeweils beste Lösung für den Kunden – immer mit dem Anspruch möglichst durchgängig, übergreifend und effizient zu sein“, ergänzt er.
Vorgestellt wurde u. a. der Autodesk® Formengenerator zur Topologie-Optimierung. Dieser beinhaltet intelligente Strategien zur Maximierung der Steifigkeit bei gleichzeitiger Gewichtsreduktion der Bauteile. „Falls die Bauteile mit konventionellen Zerspanungsmethoden nicht mehr herstellbar sind, können sie mittels 3D-Druck in kürzester Zeit gefertigt werden“, weiß Baumgartner.
Im Bereich der CAM-Programmierung stellte Baumgarter das neue MAXX Machining Paket von hyperMILL für die HPC-Bearbeitung vor. Es besteht aus drei voneinander unabhängigen Modulen für das hocheffiziente Schruppen, Schlichten und Bohren.
100 % Gutteile
Der Automatisierungsgrad in der zerspanenden Fertigung nimmt ständig zu. Um die Bearbeitungszeit pro Werkstück so kurz wie möglich zu halten, fertigen viele Unternehmen mit verketteten Produktionslinien. Eine Überprüfung des Bearbeitungsergebnisses erfolgt aber erst am Ende der Linie. Dies hat zur Folge, dass Fehler erst erkannt werden, wenn bereits eine große Zahl an Werkstücken bearbeitet wurde. „Mit integrierter Messtechnik gehört dieser Umstand der Vergangenheit an“, meint Heiko Petruska, Verkaufsleiter bei Blum-Novotest in Österreich.
Ein Blick auf technische Zeichnungen offenbart, dass es kaum eine dimensionale Größe gibt, welche nicht prozessnah in der Werkzeugmaschine gemessen werden kann. „Daher sollten Laser-Messsysteme und Tastköpfe zur Werkzeugeinstellung und -überwachung sowie Messtaster zur Werkstück- und Werkzeugmessung oft schon zur Standardausstattung gehören“, so Petruska weiter. Selbst für die maschinenintegrierte Erfassung der Oberflächenrauheit oder analoge Scanvorgänge biete Blum mittlerweile intelligente Lösungen.
Teilen: · · Zur Merkliste