Flexibel und präzise Senkerodieren

Skibindungen sind Hightech-Sicherheitsteile. Weltweit 30 Prozent davon stammen aus Österreich, designt, entwickelt und produziert bei der HTM Sport GmbH. Um den steigenden Anforderungen in der Herstellung der Spritzgusswerkzeuge im Werkzeugbau nachzukommen, investiert man laufend in modernste Maschinentechnologie. Im Senkerodieren setzt man mit der FORM 3000 HP von GF Agie Charmilles auf Flexibilität und Präzision.

Wissenswertes über HTM

Belegschaft: 220
Produktion: 1.300.000 Skibindungen (2011)
max. Output pro Tag: 15.000 Garnituren
Exportquote: 85 Prozent
Reklamationsrate: 0,11%

Materialverbrauch pro Jahr
Stahl: Pro Jahr werden 990 Tonnen Stahl für Bindungsteile und Werkzeuge verbraucht. Das entspricht in etwa 660 Porsche 911.
Kunststoff: Pro Jahr werden 1.609 Tonnen Granulat weiterverarbeitet. Das entspricht in etwa dem Gewicht von drei Airbus A-380 Flugzeugen
Federn: 10 Millionen
Schrauben: 25 Millionen
Bolzen: 20 Millionen

Autor: Ing. Robert Fraunberger / x-technik

Das in Schwechat ansässige Unternehmen wurde bereits 1847 als Wiener Metallwaren-, Schnallen und Maschinenfabrik Ges.m.b.H gegründet. 1928 wurde die erste Skibindung gefertigt und 1948 die erste Bindung unter der Marke TYROLIA produziert. Bis heute hat man das Hauptprodukt Skibindung stetig weiterentwickelt und zu dem hochtechnischen Fabrikat gemacht haben, das man heute im Skisport kennt. Denn in einer Skibindung steckt mehr, als man denkt. Über 100 Einzelteile müssen zusammengesetzt werden, um eine fertige Garnitur zu erhalten. (Anm.: Das Modell: Freeflex Pro 17 besteht aus 180 Einzelteilen).

Heute stehen die HTM Sport GmbH (HTM) und die Marke TYROLIA seit mehr als 80 Jahren für Skibindungen mit höchsten Sicherheitsmerkmalen und führenden Technologien. Dies sichert die Position des Marktführers im Skibindungssektor. Seit dem Jahr 2002 produziert man auch Bindungen für FISCHER, seit 2003 für ELAN und seit 2007 für HEAD. „Jede dritte Skibindung, die weltweit verkauft wird, wird in Schwechat designed, entwickelt und produziert“, erklärt Raimund Premauer, Leiter Werkzeugbau bei HTM. Auf insgesamt 47 Spritzgussmaschinen werden rund 1,3 Millionen Garnituren (Anm.: Stand 2011) Skibindungen pro Jahr erzeugt.

Erfolgsgeheimnis Werkzeugbau

HTM produziert nahezu alle für eine Skibindung benötigten Teile selbst – lediglich Schrauben, Bolzen und Federn werden zugekauft. Die daraus resultierenden kurzen Wege ermöglichen eine sehr rasche Reaktion auf Veränderungen des Marktes sowie eine reibungslose und wirtschaftliche Entwicklung der Produkte. „Ein moderner, hauseigener Werkzeugbau bringt viele Vorteile mit sich. In unser Aufgabenspektrum fällt sowohl der Musterbau, Schnittwerkzeuge, Vorrichtungsbau, Skischuhbau und die Herstellung der Spritzgussteile als auch die Betreuung weiterer Abteilungen wie beispielsweise die Druckerei (Anm.: auf jede Bindung werden individuelle Beschriftungen gedruckt) oder etwa die Montage in Tschechien“, so Raimund Premauer.

Um jedoch am Standort Schwechat international zu bestehen, sind für Raimund Premauer mehrere Faktoren wichtig: „Sehr gutes Fachpersonal und ein moderner und flexibler Maschinenpark sind mitausschlaggebend.“ Für Ersteres sorgt man bei HTM seit Jahren selbst. „Früher gab es einen Bankarbeiter, einen Erodierer, einen Drahtschneider, einen Fräser, einen Programmierer usw. Heute beherrschen unsere Erodierer neben der eigentlichen Tätigkeit auch das Programmieren und Elektrodenfräsen“, erläutert der Werkzeugbauleiter seine Philosophie. Somit ist man äußerst flexibel und kann rasch auf Änderungen, Reparaturen, etc. reagieren.

Senkerodieren mit Grafit

Ein weiterer wichtiger Baustein für Premauer ist die Verwendung von Grafitelektroden – bei HTM seit 1999: „Grafit ist Kupfer vor allem in puncto Geschwindigkeit überlegen.“ Zu den Vorteilen zählt er das relativ niedrige Gewicht, einfachere Bearbeitbarkeit und weniger Abnutzung, hohe Maßstabilität, Wärmebelastbarkeit und eine höhere Erodierleistung.

Bei HTM wird auch stetig in neue Maschinentechnologie investiert und im letzten Jahr musste der Werkzeugbauleiter seine Kapazität im Bereich Senkerodieren steigern: „Die Auslastung unseres Werkzeugbaus ist seit Jahren kontinuierlich gestiegen. Überkapazitäten im Erodieren außer Haus zu geben ist in unserem Business nicht von Vorteil.“ Bereits 2011 habe man gewusst, dass in der Saison 2012/13 zwei neue Bindungsmodelle auf den Markt kommen werden. Für die zahlreichen Varianten der neuen Modelle benötigt man rund 50 Muster- und Serienwerkzeuge. „Bis jetzt haben wir bereits 335 Änderungen an diesen 50 Werkzeugen. Mit diesem Wissen haben wir uns letztes Jahr dazu entschlossen, in eine weitere Senkerodiermaschine zu investieren.“ Da die Spritzgusswerkzeuge für die Bindungsproduktion immer „genialer“ – wie es Raimund Premauer ausdrückt – werden, kam für HTM nur die beste und modernste Lösung in Frage.

FORM 3000 HP: höchste Präzision und Flexibilität

Seit dem Jahr 1999 erodiert der Bindungsspezialist unter anderem auf drei Senkerodiermaschinen AGIE Innovation 2, wobei eine Maschine neue Werkzeuge herstellt und die anderen beiden für Reparaturen und Änderungsdienste verwendet werden. „Mit diesen Maschinen sind wir nach wie vor sehr zufrieden“, ergänzt Premauer. Vor allem aber die hohe Verfügbarkeit – bis auf die geplanten Wartungen laufen die Maschinen rund um die Uhr – und die ausgezeichnete Service-Betreuung seitens GF Agie Charmilles hebt er besonders hervor.

Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die Schweizer Maschinenbauer der erste Ansprechpartner für das neue Projekt waren. „Für maximale Flexibilität war eine große Maschine schon länger ein Wunsch von HTM“, erinnert sich Ing. Friedrich Scharinger, Verkaufsingenieur Agie Charmilles Sales Ltd. Mit der Senkerodiermaschine FORM 3000 HP konnte man diese Erwartungen genau erfüllen. Ausgerüstet mit zwei Erowa UPC 320 Paletten und einem 80-fach Werkzeugwechsler für die Grafitelektroden ist die FORM 3000 HP für große Werkstücke und auch für mannlosen Betrieb prädestiniert. „Durch die beiden Paletten werden zum einen die Nebenzeiten reduziert und zum anderen die Erodierzeiten deutlich erhöht“, bestätigt Raimund Premauer und er ergänzt: „In Summe haben wir im Erodieren und Fräsen rund 10.000 mannlose Stunden pro Jahr.“ Auch der Große Z-Verfahrweg von 500 mm kam den zahlreichen herzustellenden Schiebern, die man vorher umständlich liegend erodieren musste, entgegen.

Doch nicht nur die Flexibilität sondern auch die Präzision ist für Raimund Premauer ein wichtiges Kriterium: „Skibindungen sind Hightech-Sicherheitsteile. Da ist höchste Präzision in der Fertigung Voraussetzung.“ Mit μ-genauer Präzision am Werkstück entspricht FORM 3000 HP den hohen Anforderungen bei HTM. „Die Wiederholgenauigkeit ist hervorragend und der Elektrodenverschleiß nahezu nicht vorhanden“, ergänzt Johann Maly, Facharbeiter Erodieren bei HTM.

Der angesprochene verschleißfreie Erodierprozess beruht auf der bewährten IQ-Technologie (Anm.: sowohl für Grafit als auch für Kupfer) von GF Agie Charmilles. Nicht unerwähnt will man auch die hohe Performance der FORM 3000 HP lassen. „Mit der intelligenten Interaktion von verschiedenen Funktionen erzielt der verwendete Generator ISPG Abtragsraten, die in allen Anwendungsbereichen weit über dem Durchschnitt liegen“, stellt Ing. Friedrich Scharinger fest.

Von ersten Tag an produktiv

Im März 2012 wurde die neue Senkerodiermaschine geliefert und man war vom ersten Tag an produktiv. „Da man bei GF Agie Charmilles seit Jahren auf das gleiche Steuerungskonzept setzt, waren keine Einschulungen nötig und wir konnten sofort nach Inbetriebnahme produzieren“, so Raimund Premauer und er ergänzt: „Und auch die Mitarbeiter haben diese Entscheidung mitgetragen. Bei uns werden auch die jeweiligen Facharbeiter in den Entscheidungsprozess involviert, denn sie sind es, die letztlich mit den Maschinen arbeiten und produktiv sein müssen.“ Dadurch konnte ein hoher Prozentsatz der Werkzeuge für die neuen Modelle mit der FORM 3000 HP erodiert werden und zwar um einiges schneller und flexibler als zuvor.

Raimund Premauer
Leiter Werkzeugbau bei HTM

„Durch die FORM 3000 HP von GF Agie Charmilles konnten wir unsere Flexibilität in der Herstellung der Spritzgusswerkzeuge deutlich erhöhen. Höchste Präzision und Performance sind weitere Vorzüge.“

Ing. Friedrich Scharinger
Verkaufsingenieur Agie Charmilles Sales Ltd.

„Mit der intelligenten Interaktion von verschiedenen Funktionen erzielt der verwendete Generator ISPG Abtragsraten, die in allen Anwendungsbereichen weit über dem Durchschnitt liegen.“

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