interview

Walter appCom: Praxisnahe Software für die Zerspanung

Der Werkzeugspezialist Walter bietet seit Längerem digitale Kompetenz. Diese definiert sich durch praxisnahe Lösungen wie appCom oder iCut. Wir sprachen mit Florian Böpple, Manager Digital Manufacturing bei der Walter AG, über die Voraussetzungen, die Zerspanungsbetriebe für eine Digitalisierung mitbringen sollten und warum die Implementierung von Walter-Lösungen so einfach und schnell ist. Das Gespräch führte Ing. Robert Fraunberger, x-technik

Ich sehe die Möglichkeiten einer digitalen Fertigung als eine Ergänzung zu allen gängigen Produktionsmethoden. Mit unseren Lösungen bieten wir der Industrie eine sehr schnelle und definitiv praxisbezogene Analyse der unterschiedlichen Zerspanungsprozesse.

Florian Böpple, Manager Digital Manufacturing bei der Walter AG

Ich sehe die Möglichkeiten einer digitalen Fertigung als eine Ergänzung zu allen gängigen Produktionsmethoden. Mit unseren Lösungen bieten wir der Industrie eine sehr schnelle und definitiv praxisbezogene Analyse der unterschiedlichen Zerspanungsprozesse. Florian Böpple, Manager Digital Manufacturing bei der Walter AG

Herr Böpple, können Sie uns bitte kurz den Zusammenhang zwischen Walter und Comara erklären?

Wir haben vor Jahren begonnen, uns intensiv mit dem Thema Digitalisierung zu beschäftigen, insbesondere wie wir uns das Sammeln von relevanten Daten des Zerspanungsprozesses vorstellen. Bereits zu diesem Zeitpunkt haben wir mit der Firma Comara softwaretechnisch zusammengearbeitet und diese schließlich im Jahr 2016 zu 100 % übernommen, um das Thema Digitalisierung auch unabhängig vorantreiben zu können. Comara kooperiert hauptsächlich mit Maschinenherstellern wie Chiron, Stama oder WFL. Wir von Walter beraten unsere Kunden vor Ort, kennen deren Prozesse und verfügen über das nötige Zerspanungs-Know-how. Digitale Lösungen wie appCom und iCut unterstützen uns sukzessive bei der Optimierung der Produktion unserer Kunden.

Die Hardware und Software kommt also von Comara?

Richtig. Das Grundsystem, ein Industrie-PC sowie eine gewisse Softwareinfrastruktur, kommt von Comara. Auch Anpassungen wie beispielsweise kundenspezifische Apps werden von Comara umgesetzt. Seitens der Softwareschmiede kommt natürlich sehr viel Expertise in Sachen Konnektivität – von Walter kommt vor allem das nötige Know-how, wie man die gewonnen Daten auswerten bzw. interpretieren muss, um einen entsprechenden Benefit zu erhalten. Außerdem profitiert Comara natürlich von dem Kundenzugang den es durch Walter hat.

Wer ist der typische Anwender von appCom?

Das kann man pauschal nicht beantworten. Aktuell haben wir mehr als 500 appCom Installationen laufen, diese teilen sich auf Großkunden aber genauso auf kleine Lohnfertiger auf. Wichtig ist ein positiver Zugang zum Thema und das Erkennen der Möglichkeit, aus den gewonnenen Daten entsprechenden Benefit erwirtschaften zu können. Unser Vorteil ist sicherlich der einfache und sehr schnelle Weg zu den ersten Ergebnissen.

Was bedeutet „schnell“?

Wir sprechen im Vorfeld intensiv mit dem jeweiligen Außendienstmitarbeiter, der die Prozesse und auch die Herausforderungen der Kunden gut kennt. Vor Ort benötigen wir dann daher meist nur rund eine Stunde zur ersten Analyse. Der nächste Schritt ist bereits eine Definition der Ziele: was soll verbessert bzw. erreicht werden? Und dann folgt die eigentliche Implementierung.

Und wie schaut diese Implementierung konkret aus?

Aktuell wird in jede Werkzeugmaschine ein Industrie-PC eingebaut und in das Firmennetzwerk des Kunden integriert. Danach werden die Daten validiert und nach einer kurzen Konfigurationsphase sind wir bereits im Live-Betrieb. Wir erhalten alle relevanten Daten von der Steuerung und können diese sofort auswerten. Dabei gibt es zwei Modelle, wo der Kunde einerseits die Daten selbst analysieren kann oder andererseits von uns entsprechenden Support bekommt.

Sind die mit appCom erzielten Verbesserungen dann auch messbar?

Absolut, wenngleich diese auch je nach Kunden sehr unterschiedlich sein können. Beispielsweise konnten wir aufgrund unserer Analyse der Fertigung eines Automobilzulieferers deren meisteingesetzten Werkzeuge (am längsten im Eilgang) herausfiltern. Bei diesen wurde daraufhin der Werkzeugpfad entsprechend optimiert und dadurch rund sieben Prozent an Kosten eingespart.

Die Möglichkeiten sind aber schier unbegrenzt. Als Lohnfertiger könnte man durch eine intelligente Vernetzung freie Fertigungskapazitäten in eine Cloud-Plattform stellen und dort anbieten. Die Datenbasis kann dabei appCom stellen. Ein anderer Punkt ist das Thema Toolsharing – Werkzeuge mit einer Reststandzeit, die nicht im Einsatz sind bzw. nicht mehr benötigt werden, könnten übers Internet angeboten werden.

Ersetzen diese digitalen Tools zukünftig Maßnahmen wie Lean Production oder Six Sigma?

Nicht unbedingt – ich sehe die Digitalisierung der Fertigung aber definitiv als eine Ergänzung. Diverse Produktionsmethoden haben immer noch ihre Gültigkeit. Es hängt immer davon ab, wo ich als Unternehmen stehe und was meine Herausforderungen sind. Hier können digitale Tools auf alle Fälle sehr hilfreich sein. Aber eine Allzweckwaffe, um produktiver zu sein, ist die Digitalisierung alleine nicht.

Danke für das Gespräch.

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