interview
80 Jahre Zoller: Toolroom der Zukunft
Die EMO 2025 in Hannover war der passende Rahmen für ein doppeltes Highlight: Während Zoller sein 80-jähriges Firmenjubiläum feierte, zeigte das Familienunternehmen zugleich, wie die Zukunft der Werkzeugvoreinstellung, -inspektion, -verwaltung und Automation aussieht. Im Interview spricht Geschäftsführer DI Christoph Zoller über Meilensteine der Vergangenheit, den Anspruch an Präzision und Qualität sowie die Rolle des Toolrooms als Herzstück einer effizienten, digitalisierten Fertigung.
Christoph Zoller, Geschäftsführer der Zoller GmbH & Co. KG, führt das Familienunternehmen in dritter Generation gemeinsam mit seinem Bruder Alexander.
Zoller im Überblick:
Zoller ist seit 1945 ein international führender Anbieter von Lösungen für die Werkzeugvoreinstellung, -inspektion, -verwaltung und Automation. Mit 85 Standorten in 62 Ländern liefert das Familienunternehmen heute komplette Systeme für den Toolroom – das Herzstück einer prozesssicheren, effizienten und wirtschaftlichen Fertigung.
• Gründung: 1945 durch Alfred Zoller
• Geschäftsführung: Alexander und Christoph Zoller (3. Generation)
• Mitarbeiter: rund 500 weltweit
• Standorte: 85 Niederlassungen und Vertretungen in 62 Ländern
• Kernkompetenzen: Werkzeugvoreinstellung, -inspektion, -verwaltung, Toolmanagement-Software, Schrumpf- und Wuchttechnik, Automation
• Philosophie: 100 % Kundenzufriedenheit, kontinuierliche Innovation und höchste Qualität
Herr Zoller, Zoller feiert heuer 80 Jahre Unternehmensgeschichte. Was bedeutet dieses Jubiläum für Sie persönlich?
Für mich ist das natürlich etwas ganz Besonderes. Wir sind sehr stolz, dass wir als Familie Zoller seit 1945, also mittlerweile über acht Jahrzehnte, Kontinuität gewährleisten konnten. Mein Großvater Alfred hat das Unternehmen nach dem Krieg gegründet, mein Vater Eberhard übernahm Ende der 1960er-Jahre, und seit den 1990er-Jahren führe ich gemeinsam mit meinem Bruder Alexander die dritte Generation. Dieses Jubiläum zeigt nicht nur, dass wir wirtschaftlich erfolgreich waren, sondern auch, dass wir Werte wie Qualität, Innovationsgeist und Kundennähe über Generationen hinweg bewahrt und weiterentwickelt haben.
Für Christoph Zoller bedeuten 80 Jahre Zoller gelebte Familiengeschichte, höchste Qualität und Innovationskraft – und den klaren Auftrag, die Werkzeugvorbereitung auch in Zukunft weiter zu perfektionieren.
„80 Jahre Zoller sind für uns ein Beweis, dass Qualität, Innovationskraft und Verlässlichkeit immer tragen – gestern, heute und auch in Zukunft. Unser Ziel ist es, die Werkzeugvorbereitung mit durchgängigen Lösungen so zu gestalten, dass unsere Kunden weltweit produktiver, effizienter und erfolgreicher fertigen können.“
Sie sind in einem Familienunternehmen groß geworden. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Anfänge?
Ich bin praktisch im Betrieb aufgewachsen. Schon als kleiner Bub hat mich mein Großvater ins Geschäft mitgenommen. Er brachte mir das Feilen bei, ich habe Späne gefegt, Maschinen geputzt oder Teile verpackt. Das Geschäft war bei uns immer präsent – auch an Weihnachten wurde über Aufträge und Kunden gesprochen. Das prägt einen natürlich fürs Leben. Ich habe sozusagen von Kindesbeinen an gelernt, dass unternehmerischer Erfolg nur durch harte Arbeit, Präzision und Verlässlichkeit möglich ist.
Highlight der EMO 2025 bei Zoller war die Smart Factory. Ein modulares Konzept ermöglicht die Automatisierung zahlreicher vor- und nachgelagerter Prozesse in der Werkzeugbereitstellung.
Gibt es eine prägende Anekdote aus der Familiengeschichte, die Ihnen bis heute wichtig ist?
Ja, die gibt es. In den 1970er-Jahren hat mein Vater für einen Kunden eine Vorrichtung konstruiert, die nicht so funktionierte, wie geplant. Er saß nächtelang an Verbesserungen, um den Auftrag noch zu retten. Da kam mein Großvater zu ihm und sagte: „Eberhard, das bringt so nichts, du musst das komplett neu machen.“ Mein Vater entgegnete: „Aber das kostet uns sehr viel Geld, wir verlieren an diesem Auftrag.“ Worauf mein Großvater antwortete: „Geld kann man wieder verdienen, den Namen verliert man nur einmal.“ Das zeigt, wie wichtig die Qualität und der gute Name für uns immer waren – und das gilt unverändert bis heute.
Für Christoph Zoller ist besonders wichtig, dass Zoller-Kunden zu 100 Prozent zufrieden sind – Qualität, Präzision und Innovation stehen dabei an oberster Stelle.
„Wir sehen uns als Technologiepartner unserer Kunden. Mit Leidenschaft, Know-how und Mut zur Innovation werden wir auch in den kommenden Jahrzehnten den Toolroom als Herzstück der Fertigung prägen – und Zoller Schritt für Schritt in eine erfolgreiche Zukunft führen.“
Wenn Sie auf 80 Jahre Unternehmensgeschichte zurückblicken – welche Meilensteine waren entscheidend?
Die ersten Jahre waren vom Wiederaufbau geprägt. Mein Großvater startete als Reparaturbetrieb und Lohnfertiger. Ein entscheidender Schritt war Ende der 1950er-Jahre die Entwicklung eigener Produkte – unser erstes Einstell- und Messgerät. Damit begann der Weg zum internationalen Technologieunternehmen. Später folgten Schnellwechselsysteme, die uns ebenfalls bekannt machten. In den 1980er-Jahren wurde das Portfolio kontinuierlich ausgebaut. Ein wichtiger Meilenstein war auch die Gründung unserer Niederlassung in Österreich, die eine sehr erfolgreiche internationale Expansion nach sich zog.
Making-of: Der Videocast-Dreh mit Christoph Zoller am Zoller-Messestand auf der EMO 2025.
Österreich war also die erste eigene Auslandsniederlassung?
Richtig, und damit der Startschuss für unsere internationale Expansion. Mein Vater hat damals erkannt, dass der Vertrieb über eine Vertretung nicht den gewünschten Erfolg brachte. Mit Herrn Wolfgang Huemer fand er den richtigen Partner, und so entstand Zoller Austria. Die Niederlassung entwickelte sich schnell sehr positiv, weil wir den Kunden direkt und vor Ort Betreuung, Service und Beratung bieten konnten. Das war ein Erfolgsmodell, das wir später in viele weitere Länder übertragen haben. Heute sind wir weltweit mit 85 Standorten präsent – doch den Anfang machte Österreich. Von Ried im Innkreis (OÖ) aus betreuen wir die meisten Länder der C.E.E.-Staaten direkt oder mit eigenen Niederlassungen.
Der Zoller-Messestand auf der EMO 2025 – ein voller Erfolg mit großem Besucherandrang und internationalem Interesse an den neuesten Toolroom-Lösungen.
Das Einstell- und Messgerät ist bis heute das Herzstück. Wie breit ist Ihre Produktpalette inzwischen?
Unsere Geräte decken heute ein enormes Spektrum ab. Wir können Werkzeuge von 0,05 mm Durchmesser für die Elektronikindustrie messen – genauso wie XXL-Werkzeuge für die Energietechnik mit bis zu zwei Metern Durchmesser. Wichtig war uns immer, dass wir „alles messen können“. Über die Jahre haben wir zusätzlich Lösungen zur Werkzeugverwaltung, Inspektion und schließlich auch Automationslösungen entwickelt. Damit bieten wir ein komplettes System für die Werkzeugvorbereitung – alles für den Toolroom.
Robert Fraunberger im Gespräch mit Christoph Zoller – live auf der EMO 2025 am Zoller-Messestand. Im Bild ein Einstell- und Messgerät venturion 450/6.
Sie sprechen vom Toolroom. Warum ist dieses Konzept so wichtig?
Der Toolroom ist für uns das Herzstück jeder modernen Fertigung. Dort entscheidet sich mit, ob Maschinen wirklich produktiv arbeiten können. Wenn die Werkzeugdaten stimmen, die Prozesse sauber laufen und die Vorbereitung passt, dann entsteht Prozesssicherheit. Wir liefern alles, was ein Unternehmen dafür braucht: Werkzeugeinstellung, -inspektion, -verwaltung und Automation. Der große Vorteil: Unsere Hardware und Software sind aufeinander abgestimmt und bilden eine durchgängige Plattform. So können Kunden Schritt für Schritt aufbauen – vom ersten Messgerät bis hin zur kompletten Smart Factory-Lösung.
Robert Fraunberger im Gespräch mit Christoph Zoller – live auf der EMO 2025 am Zoller-Messestand.
Können Sie ein Beispiel nennen, wie Kunden davon profitieren?
Ein sehr anschauliches Beispiel stammt aus Österreich. Ein Kunde vermisst pro Jahr rund 11.000 Werkzeuge. Durch unsere Automationslösung kann er etwa 80 Prozent davon automatisiert messen. Die Investition hat sich in weniger als einem Jahr amortisiert. Der Mitarbeiter, der bisher den ganzen Tag Werkzeuge manuell in das Messgerät eingespannt und vermessen hat, ist nun für höherwertige Aufgaben im Toolmanagement verfügbar. Das zeigt, wie unsere Lösungen nicht nur Effizienz bringen, sondern auch Fachkräfte entlasten.
Wie haben Sie die EMO 2025 in Hannover erlebt?
Die EMO war für uns ein großartiges Erlebnis. Zum einen, weil wir dort unser 80-jähriges Jubiläum gefeiert haben, zum anderen, weil wir unsere Kompetenz im Bereich Toolroom und Smart Factory einem internationalen Publikum zeigen konnten. Besonders gefragt waren unsere Lösungen für die automatisierte Werkzeugvorbereitung. Viele Kunden kamen mit sehr konkreten Fragen, wie sie ihre Fertigung digitalisieren und effizienter gestalten können. Für uns war es ein Beweis, dass wir mit unserem Ansatz genau die Bedürfnisse des Marktes treffen.
Innovation ist quasi ein Dauerthema bei Zoller. Wie sichern Sie diese Innovationskraft?
Ich bin viel weltweit unterwegs, höre den Kunden zu und bringe die Ideen ins Unternehmen. Daraus entstehen oft konkrete Entwicklungen. Außerdem sind wir kein klassischer Maschinenbauer, sondern ein Technologieunternehmen. Wir investieren nicht primär in Fertigungskapazitäten, sondern in Menschen: Softwareentwickler, Informatiker, Konstrukteure, Automatisierungstechniker. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit ermöglicht uns, immer neue Lösungen auf den Markt zu bringen.
Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell in der Industrie? Die Branche ist im Umbruch. Geopolitische Spannungen, die Transformation in der Automobilindustrie, hohe Energiekosten – all das macht es nicht einfacher. Doch gerade in solchen Zeiten sind Optimierungen gefragt. Viele Unternehmen haben hochautomatisierte Maschinen, aber wenn am Wochenende ein Werkzeug fehlt, steht die Anlage still. Mit unseren Lösungen stellen wir sicher, dass Werkzeuge prozesssicher bereitstehen. Ich sage immer: Maschinen sind heute hochautomatisiert – die eigentliche Herausforderung liegt in der Werkzeugvorbereitung.
Wie wichtig ist Ihnen die Unternehmenskultur?
Sehr wichtig. Wir sind ein Familienunternehmen, und das spüren auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir legen großen Wert auf Ausbildung – sei es in Form klassischer Lehrstellen oder durch duale Studiengänge. So gewinnen wir viele Talente schon in jungen Jahren. Natürlich gibt es Bereiche, in denen es schwieriger ist, Leute zu finden – etwa für manuelle Tätigkeiten. Aber insgesamt haben wir eine sehr gute Situation, gerade auch, weil in unserer Region Arbeitsplätze bei Großunternehmen wegfallen und wir dadurch gute Bewerber gewinnen können.
Wo sehen Sie Zoller in den nächsten 20 Jahren?
Unser Fokus bleibt klar im Bereich der Werkzeugvorbereitung. Werkzeuge müssen heute, morgen und auch in 20 Jahren vorbereitet werden. Wir wollen unsere Geräte noch intelligenter machen, noch stärker integrieren und Kunden mit durchgängigen Gesamtlösungen unterstützen. Zoller wird weiterhin den Toolroom als Herzstück der Fertigung gestalten – und damit einen entscheidenden Beitrag zur Produktivität unserer Kunden leisten.
Was motiviert Sie persönlich, tagtäglich mit so viel Energie dabei zu sein?
Ganz ehrlich: Für mich ist das keine Arbeit, sondern Freude. Ich gehe gerne ins Geschäft, weil ich mit Leidenschaft dabei bin. Ich habe Maschinenbau studiert und wollte eigentlich erst in einem anderen Unternehmen Erfahrungen sammeln. Mein Vater hat gesagt: „Hier ist dein Platz.“ Heute bin ich dankbar dafür. Ich durfte durch Zoller die Welt bereisen, habe in den USA, China oder Indien Kunden betreut und bin immer im direkten Kontakt mit unseren Partnern. Diese Vielfalt, die Verantwortung für unser Unternehmen und die Möglichkeit, Innovationen voranzutreiben, motivieren mich jeden Tag.
Haben Sie abschließend einen persönlichen Leitsatz, der Sie begleitet?
Ja, den habe ich. Unser Leitsatz lautet: Unsere Kunden müssen zu 100 Prozent zufrieden sein – alles andere zählt nicht. Das ist die Grundlage unseres Handelns und der Anspruch, den wir an uns selbst stellen.








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