interview

Engineering Kompetenz praktisch umgesetzt

Interview mit DI (FH) Jürgen Daub, Vice President Research & Development Walter AG: Der Werkzeugspezialist Walter präsentierte anlässlich der AMB zwei neue Werkzeugkonzepte: Einen neuen, sichtbar anderen Vollhartmetallbohrer für High-End-Anwendungen, sowie ein neues Systemwerkzeug zum Fräsen. DI (FH) Jürgen Daub, Vice President Research & Development der Walter AG, stellte uns beide Entwicklungen näher vor. Das Gespräch führte Ing. Robert Fraunberger, x-technik

>> Durch das neue Design der Führungsfasen wird der DC170 kontinuierlich mit Flüssigkeit umspült.

>> Durch das neue Design der Führungsfasen wird der DC170 kontinuierlich mit Flüssigkeit umspült. << DI (FH) Jürgen Daub, Vice President Research & Development Walter AG.

>> Der DC170 ist prädestiniert für den Einsatz im High-End-Bereich der Serienfertigung. <<

>> In der System-Wendeschneidplatte M4000 ist unser gesamtes Know-how gebündelt. <<

Hr. Daub, unter dem Titel „Ikone des Bohrens“ hat Walter auf der AMB den neuen, sichtbar anderen Hartmetall-Bohrer DC170 vorgestellt. Wie kam es zu dieser Entwicklung?

Die Idee dazu kam uns während eines Entwicklungsprojektes für Bohrtiefen von 16xD bzw. 20xD. Ziel war es die Standzeit und somit Prozesssicherheit unserer Bohrwerkzeuge speziell bei kritischen Operationen wie Tieflochbohren mit Querbohrungen und schrägen Austritten zu erhöhen. Nachdem wir anfänglich keine Verbesserungen gegenüber den Vorgängermodellen erzielen konnten, kam uns die Idee einer radialen Führungsfase. Bereits die ersten Versuche zeigten den großen Vorteil dieses neuen Designs.

Der DC170 ist also eine sehr junge Entwicklung.

Ja, wir begannen damit vor nicht einmal zwei Jahren, mit dem Ziel, den Bohrer hier auf der AMB vorzustellen.

Was ist konkret der Unterschied zu herkömmlichen Bohrern?

Durch das neue Design der Führungsfasen wird der DC170 kontinuierlich geführt und mit Flüssigkeit umspült und somit perfekt gekühlt. Das ergibt eine erhöhte Prozesssicherheit, eine höhere Standzeit und eine höhere Bohrungsqualität.

Warum ist man nicht schon früher auf diese Art der „zusätzlichen“ Kühlung der Bohrerspitze gekommen?

Das ist eine gute Frage. Auf alle Fälle war es keine gezielte Entwicklung über mehrere Jahre. Im Bereich Forschung & Entwicklung ist es eben sehr wichtig, auch mal anders zu denken. Das ist es, was wir bei Walter auch unter Engineering Kompetenz verstehen.

Ist die Herstellung des DC170 nicht wesentlich aufwendiger und somit teurer?

Wir haben natürlich unsere Herstellungsprozesse adaptieren müssen, sind aber bereits sehr weit fortgeschritten und es ist nur mehr ein geringer Mehraufwand nötig. Es gibt zusätzliche Arbeitsschritte, aber auch welche, die entfallen. Die vorgegebenen Zielkosten konnten gehalten werden.

Wie weit sind die Feldtests fortgeschritten?

Nach der Patentanmeldung haben wir natürlich intensive Tests bei verschiedenen Kunden durchgeführt, sowohl in verschiedenen Abmessungsbereichen als auch unterschiedlichen Materialien (Anm.: Anwendungsgruppen P und K), um möglichst viele Erfahrungen aus der Praxis zu sammeln. Zusammengefasst waren die Ergebnisse sehr überzeugend.

Was steckt hinter dem kupferfarbenen Finish?

Beim Bohren haben wir im Zentrum eine Schnittgeschwindigkeit gleich Null, jedoch maximalen Druck und am Umfang genau entgegengesetzte Parameter. Darum haben wir auch zwei unterschiedliche Schichten aufgebracht, um eine optimale Performance zu erzielen. Daraus resultiert natürlich ein höherer Aufwand. Der DC170 ist daher vor allem im High-End-Bereich der Serienfertigung angesiedelt.

Neben dieser „Ikone“ bringen sie mit der M4000-Familie auch ein neues Systemwerkzeug zum Fräsen auf den Markt.

Richtig. Im allgemeinen Maschinenbau ist man ständig mit unterschiedlichen Aufgaben konfrontiert. Speziell dort wird ein Werkzeugsystem benötigt, dass vielfältig einsetzbar ist. Ziel der neuen Fräserfamilie M4000 ist daher der möglichst universelle Einsatzbereich, für alle gängigen Fräsoperationen in einem sehr breiten Werkstoffspektrum. Zusätzlich haben wir die Wendeplattengrößen vereinheitlicht und das Handling entsprechend vereinfacht.

Trotz universellem Einsatz sprechen Sie von bis zu 30 % Performance-Steigerung. Wie können Sie das erzielen?

Bei der mehrjährigen Entwicklung der M4000-Familie konnten wir auf die modernste Technologie im Pressen zurückgreifen sowie die neuesten Schneidstoffe, Mikrogeometrien und Beschichtungen einsetzen. In der System-Wendeschneidplatte M4000 ist unser gesamtes Know-how gebündelt. Diese Entwicklung ist übrigens eines der größten Projekte, das Walter je durchgeführt hat.

Woraus generieren Sie die meisten Vorteile?

Es ist eine Kombination aus Geometrie und Schneidstoff. Um den Schnittdruck zu reduzieren ist ein positiver Spanwinkel nötig, das geht aber nur mit einem zähen Substrat und einer hocheffizienten Beschichtung.

Ersetzt Walter mit dieser Produktfamilie andere Werkzeugkonzepte?

Ja, mit der neuen Generation M4000 ersetzen wir drei bis vier verschiedene Produktfamilien. Wir steigern damit die Leistung bis zu 30 Prozent und erhöhen eindeutig die Wirtschaftlichkeit der Anwender – aufgrund des universellen Einsatzspektrums auch im Bereich der Beschaffungskosten.

Danke für das Gespräch!

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