interview
Looking Ahead
Sandvik Coromant ist Weltmarktführer von Zerspanungswerkzeugen und Werkzeuglösungen für die metallbearbeitende Industrie. Das Unternehmen hat rund 8.000 Mitarbeiter und ist in 130 Ländern in den unterschiedlichsten Branchen tätig. Anlässlich der Eröffnung der neuen Österreich-Zentrale mit angeschlossenem Productivity Center in Wien sprachen wir mit CEO Klas Forsström, der uns interessante Ein- und Ausblicke in die Welt des schwedischen Marktführers gab.
Klas Forsström, Präsident Sandvik Coromant AB Klas Forsström ist seit mehr als 20 Jahren Teil der Sandvik-Gruppe. In dieser Zeit war er in führenden Positionen im Bereich F&E, Produktentwicklung, Marketing, Business Development und Vertrieb tätig. Seit 2011 ist er Präsident von Sandvik Coromant. Klas Forsström hält einen Master of Science in Materialwissenschaften von der Universität Uppsala in Schweden sowie einen MBA.
Statements
>> Wären wir ein Hersteller von Füllfedern, würden wir unseren Kunden lernen perfekt zu schreiben. <<
>> Österreich ist ein sehr interessanter Markt mit vielen technisch ausgezeichneten Unternehmen. <<
>> Die aktuellen Trends müssen wir genau im Auge behalten und daraus die richtigen Schlüsse ziehen. <<
Stellen Sie uns bitte den Weltmarktführer Sandvik Coromant kurz vor.
Gerne, Sandvik Coromant verfügt global über die Kapazität von rund 8.000 Mitarbeitern – wobei zirka jeweils die Hälfte in der Produktion bzw. im Kundenkontakt tätig ist. Wir sind weltweit in 130 Ländern vertreten, wobei wir in 60 Ländern direkt auftreten. Der Konzern bietet Schulungen und Weiterbildungen in über 30 Productivity Center an – in Wien ist eines davon. Dazu kommen noch acht Application Center, in denen wir gemeinsam mit unseren Kunden komplexe Zerspanungsaufgaben lösen und optimieren. Durch diese globale Präsenz können wir die unterschiedlichsten Branchen mit hochproduktiven Werkzeugen, bestmöglicher Beratung und Betreuung bedienen. Unser Business dreht sich um Werkzeuge, Service und Know-how rund um den Zerspanungsprozess.
Im schwedischen Werk in Gimo arbeiten rund 1.750 Mitarbeiter in einer der weltweit modernsten Wendeplatten- und Werkzeugkörperfertigungen.
Videos zu Looking Ahead
Zukünftigen Herausforderungen:
Die Fähigkeit, frühzeitig und schnell auf Trends in unserer heutigen, von Wettbewerb geprägten Umgebung zu reagieren, ist immens wichtig. Einsichten und Wissen über unsere sich ständig ändernde Welt sind echte Schlüssel für geschäftlichen Erfolg. Indem wir die Herausforderungen von morgen bereits heute erkennen, sind wir in der Lage, einen strategischen Plan für einen schnelleren Weg in die Zukunft aufzustellen.
Aus diesem Grund hat Sandvik Coromant zukunftsweisende Videos unter dem Titel „Looking Ahead“ produziert. Über die QR-Codes können Sie sich die ersten beiden Filme direkt aufrufen:
Können Sie uns auch Ihre Philosophie näher bringen?
Wir stellen Zerspanungswerkzeuge und Werkzeuglösungen für die unterschiedlichsten Branchen her. Trotzdem ist unsere Strategie nicht darauf ausgelegt, lediglich Produkte zu verkaufen, sondern speziell unser Know-how an unsere Kunden weiter zu geben. Dazu verwende ich gerne einen Vergleich. Wären wir ein Hersteller von Füllfedern, würden wir unseren Kunden lernen perfekt zu schreiben.
Am 06.05.2014 wurde der neue Österreich-Standort in Wien mit angeschlossenem Productivity Center feierlich eröffnet. (v.l.n.r.) Österreich-Chef Blasius Reschreiter, CEO Klas Forsström sowie ein Gesandter der schwedischen Botschaft.
Welches sind Ihre wichtigsten Märkte und Branchen?
Einer der wesentlichen Unterschiede zu unseren Marktbegleitern ist, dass wir keinen klassischen Heimmarkt haben, sondern alle Märkte und Regionen als gleich wichtig erachten. Natürlich gibt es auch für uns Hauptregionen wie die USA, Japan, China und natürlich Deutschland mit den angrenzenden Ländern wie Österreich. Speziell aus diesen Regionen stammen die meisten Werkzeugmaschinenhersteller – von dort kommen die meisten Innovationen.
Wie bereits erwähnt, sind wir grundsätzlich in nahezu allen Branchen vertreten, wenn Sie mich aber nach den wichtigsten fragen, dann sind es Automotive, Aerospace und Energy. Im Bereich Automotive dreht sich viel um die Implementierung neuer Fertigungsverfahren und Technologien, im Bereich Aerospace geht es intensiv um Material- und Prozessentwicklung und im Bereich Energy kommt es auf viele Parameter im Schneidstoff und den zu bearbeitenden Materialien an. Also drei Branchen, die sehr unterschiedliche Voraussetzungen mit sich bringen.
Die Leistungsfähigkeit der neuen Sandvik Coromant-Sorten GC4325, GC4315 und GC3330 resultiert aus der unidirektionalen Inveio™-Kristallausrichtung.
Wie wichtig ist dabei der österreichsche Markt?
Österreich ist ein sehr interessanter Markt mit vielen technisch ausgezeichneten Unternehmen und auch sehr innovativen Werkzeugmaschinenherstellern. Trotzdem sehe ich noch viele Möglichkeiten, auch unsere Kunden in Österreich mit Know-how und entsprechenden Werkzeuglösungen zu unterstützen. Gerade das aktuelle Investment am Standort in Wien mit angeschlossenem Productivity Center zeigt die Bedeutung Österreichs für Sandvik Coromant.
Sandvik Coromant bringt immer wieder neue Trends und Entwicklungen auf den Markt. Welchen Stellenwert hat F&E für Sie?
Natürlich einen sehr großen. Wir investieren 2-mal so viel wie der Durchschnitt der Industrie in Forschung und Entwicklung. Ohne dieses Engagement könnten unsere Kunden nicht die Vorteile neuester Technologien nutzen. Durch diesen übermäßig hohen Anteil an F&E können wir aktuell 2.500 neue Produkte pro Jahr in unseren Coropacks präsentieren und so revolutionäre Lösungen wie die Inveio™-Technologie vorstellen.
Was ist das Geheimnis der neuen Technologie?
Die Leistungsfähigkeit der neuen Sandvik Coromant-Sorten GC4325, GC4315 und GC3330 resultiert aus der unidirektionalen Inveio™-Kristallausrichtung, die bislang aufgrund einer normalerweise zufälligen Kristallausrichtung der Aluminiumoxid-Schicht nicht möglich war. Die nun alle in Richtung der Oberseite ausgerichteten, dicht gepackten Kristalle bilden eine starke Barriere zwischen Schneidzone und Span. Das Ergebnis sind Wendeschneidplatten, die durch eine außerordentliche Verschleißfestigkeit und lang intakte Schneidkanten überzeugen.
Blick auf das Bürogebäude mit Productivity Center am Headquarter in Sandviken.
Aktuell gibt es zwei Sorten zum Drehen von Stahlwerkstoffen und eine Sorte zum Fräsen von Gusswerkstoffen? Was können wir uns zukünftig noch erwarten?
Bei der Entwicklung der Inveio™-Technologie hatten wir ursprünglich einen klaren Fokus auf die Drehbearbeitung von Stahl. GC3330 zeigt aber, dass diese spezielle Art der Kristallausrichtung in noch vielen weiteren Anwendungsfeldern ausgezeichnete Ergebnisse liefert. In vielen Fällen haben wir bereits Produktivitätsgewinne von über 30 Prozent realisiert. Je mehr Produkte wir also mit dieser Technologie entwickeln können, desto besser für unsere Kunden. Bereits im nächsten Coropack werden wir wieder neue Produkte basierend auf der Inveio™-Technologie präsentieren. Ich habe in den letzten 20 Jahre bei Sandvik Coromant keine derart fortschrittliche Entwicklung gesehen.
Welche Ziele haben Sie sich für die Zukunft noch gesetzt?
Wir werden in vielen Bereichen als Marktführer angesehen. Für uns ist es aber wichtig, dass das zukünftig noch offensichtlicher wird. Wobei ich dies nicht mit reinen Umsatzzahlen verbinden möchte. Vielmehr möchte ich, dass Sandvik Coromant als Partner gesehen wird, der seinen Kunden hilft, dessen Zielsetzungen zu erreichen. Daher werden wir unsere Produkt- und Technologieentwicklung noch weiter vorantreiben.
Zukünftig werden Ressourcen immer wichtiger werden. Wir recyceln heute bereits 80 Prozent des verwendeten Hartmetalls – Ziel sind jedoch 100 Prozent. Übrigens, erst vor fünf Jahren hätten wir 50 Prozent als unmöglich gehalten. Ein weiterer, essentieller Baustein zum Erfolg wird Ausbildung und Technology Transfer sein. In unseren Productivity Center bilden wir bereits 30.000 Personen jährlich aus – wir möchten diese Zahl noch weiter steigern. Um die Trends der Zukunft bewältigen zu können, wird es letztendlich nötig sein, die Produktivität unserer Kunden kontinuierlich von Jahr zu Jahr steigern.
Welche Trends sehen Sie denn für die Zukunft?
Recycling, neue Werkstoffe, steigende Lebenserwartung, zunehmende Urbanisierung, ständige Verfügbarkeit (24/7/365) oder Digitalisierung sind nur einige der Schlagworte, mit denen wir uns intensiv beschäftigen. Für uns ist es wichtig, diese Trends genau im Auge zu behalten und zu erkennen, was das für uns als Werkzeughersteller aber genauso für unsere Kunden bedeutet. Diesen Trends haben wir auch eine Video-Serie unter dem Titel „Looking Ahead“ gewidmet. (Anm.: Die Filme sind über die QR-Codes abrufbar.)
Ein ganz wichtiger Aspekt für die Zukunft ist die digitale Entwicklung, in der wir uns gerade befinden. Auch wir als Werkzeughersteller gehen mit diesem Trend. Beispielsweise können wir heute den unterschiedlichen CAM-Systemen die genauen Informationen über unsere Werkzeuge zur Verfügung stellen. Ein weiteres gutes Beispiel ist der Bereich Aus- und Weiterbildung. Viele der benötigten Lehrmaterialien sind heutzutage digital verfügbar und können rasch, einfach und punktgenau abgerufen werden.
Sie stehen also der Zukunft positiv gegenüber.
Absolut. Wir sind jedoch alle gefordert, gemeinsam die richtigen Lösungen zu finden. Sandvik Coromant wird mit Sicherheit seines dazu beitragen.
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