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Präzisionsbearbeitung zur Standortsicherung – Interview mit Josef Reich, reich Tools GmbH

Die Präzisionsbearbeitung ist gerade im deutschsprachigen Raum wichtiger denn je. Sie ist für alle Branchen essenziell und ermöglicht die Herstellung komplexer Bauteile mit hohen Genauigkeiten und Oberflächenqualitäten, was wiederum zur Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Region beiträgt. Für Josef Reich, Geschäftsführer der reich Tools GmbH, ist die Präzisionsbearbeitung sogar maßgeblich für die Standortsicherung. Er stand uns Rede und Antwort und gab Einblicke in die eigenen Werkzeuglösungen sowie auch in zahlreiche Fakten, die bei der Präzisionsbearbeitung zu beachten sind.

Ich bin der Meinung, dass wir in Österreich alle Voraussetzungen mitbringen, um fertigungstechnisch am Weltmarkt ganz vorne mitzumischen.
Josef Reich, Geschäftsführer und Inhaber der reich Tools GmbH

Ich bin der Meinung, dass wir in Österreich alle Voraussetzungen mitbringen, um fertigungstechnisch am Weltmarkt ganz vorne mitzumischen. Josef Reich, Geschäftsführer und Inhaber der reich Tools GmbH

Herr Reich, können Sie bitte Ihr Unternehmen kurz vorstellen – in welchen Bereichen ist reich Tools tätig?

Die reich Tools GmbH wurde vor nun fast 40 Jahren, am 1. April 1985, von meinem Schwiegervater als Handelshaus im Bereich der Zerspanungstechnik gegründet. In den letzten 25 Jahren haben wir uns jedoch ausschließlich auf Präzisionswerkzeuge spezialisiert – genau hier liegt unser Schwerpunkt. Wir sind hauptsächlich in der High-End-Zerspanung tätig und wollen dort unseren Kunden entsprechende Mehrwerte bieten. Wir sind daher auch immer auf der Suche nach neuen Partnern, die in diesem Segment Sonderlösungen anbieten. In Summe ist es unser Ziel, als Projektpartner aufzutreten und unsere Kunden bei der Fertigung ihrer Produkte mit Know-how zu unterstützen.

Deswegen hat die reich Tools Akademie für mich einen ebenso hohen Stellenwert. Denn hier vermitteln wir österreichweit nicht nur Basiswissen in der Zerspanung, sondern betrachten den Fertigungsprozess ganzheitlich, um das Maximum an Benefit für unsere Kunden zu generieren.

Für eine prozesssichere Präzisionsbearbeitung ist immer der gesamte Fertigungsprozess zu betrachten: Maschine, Werkzeug- und Werkstückspannung, NC-Programm, Schmierung und natürlich das Zerspanungswerkzeug (im Bild der CrazyDrill Cool Titanium von Mikron Tool).

Für eine prozesssichere Präzisionsbearbeitung ist immer der gesamte Fertigungsprozess zu betrachten: Maschine, Werkzeug- und Werkstückspannung, NC-Programm, Schmierung und natürlich das Zerspanungswerkzeug (im Bild der CrazyDrill Cool Titanium von Mikron Tool).

Die ganzheitliche Betreuung ist also euer Steckenpferd?

Genau, das ist uns sehr wichtig. Wir sehen uns als Fertigungspartner. Unsere Kunden bekommen auf Wunsch auch Programmvorschläge: „Wie kann das Werkzeug ideal eingesetzt werden? Mit welchen Schnittdaten gefertigt werden? Was sollte vermieden werden?“ u. v. m. Hierauf liegt ein großes Augenmerk – auch die besten Werkzeuge müssen richtig eingesetzt werden. Damit kommt Ruhe in den Prozess und man kann sich aufs Optimieren fokussieren.

Das ausführliche Gespräch zwischen Josef Reich (links) und Robert Fraunberger ist auch als Videocast und Podcast verfügbar (siehe QR-Code).

Das ausführliche Gespräch zwischen Josef Reich (links) und Robert Fraunberger ist auch als Videocast und Podcast verfügbar (siehe QR-Code).

Eure Lieferanten kommen aus Japan, Schweiz und England. Ganz neu ist Mikron Tool. Wie ist es dazu gekommen?

Die Werkzeuge von Mikron Tool sind mir schon sehr lange bekannt und ich kenne deren hohe Qualität. Im Durchmesserbereich unter sechs Millimetern ist Mikron Tool für mich sogar der Bentley im Bereich Zerspanungswerkzeuge. Ein Bentley insofern, weil man wirklich alles auf Herz und Nieren prüft und versucht, immer das Optimum aus dem Werkzeug herauszuholen.

Seit Herbst 2024 ist reich Tools offizieller Vertriebspartner von Mikron Tool – deren Werkzeuge ermöglichen hohe Abtragsraten und Standzeiten sowie eine gute Oberflächengüte.

Seit Herbst 2024 ist reich Tools offizieller Vertriebspartner von Mikron Tool – deren Werkzeuge ermöglichen hohe Abtragsraten und Standzeiten sowie eine gute Oberflächengüte.

Das bedeutet, reich Tools ist jetzt Vertriebspartner von Mikron Tool in Österreich?

Richtig, da Mikron Tool die Vertriebsstruktur in Österreich völlig neu aufgestellt hat und dabei an uns herangetreten ist, sind wir ab sofort auch Vertriebspartner. Viele Kunden in Österreich kennen Mikron Tool gar nicht oder setzen nur ein, zwei Werkzeuge ein. Daher hat sich Mikron Tool entschieden, dass es zukünftig nur mehr zwei Wiederverkäufer in Österreich gibt, mit dem Ziel einer ordentlichen Marktdurchdringung. Neben uns ist das die Firma Maringer.

Ein Auszug aus dem vielfältigen Produktspektrum von reich Tools.

Ein Auszug aus dem vielfältigen Produktspektrum von reich Tools.

Und das Produktportfolio von Mikron Tool passt gut zu eurem?

Ja, absolut. Nachdem Mikron Tool im letzten Jahr in den USA und Japan eine Kooperation mit NS Tool eingegangen ist – wir sind ja auch Vertriebspartner von NS Tool – passt das natürlich ideal. Gerade im Bereich schwer zerspanbare Materialien, bei Bearbeitungen im µm-Bereich und bei allem, was klein ist, ergänzen wir uns exzellent.

Kurz zu Maringer und reich Tools: Wie ergänzt ihr euch?

Wichtig ist, dass wir partnerschaftlich zusammenarbeiten – alles zum Wohle der Kunden. Das ist auch für Mikron Tool sehr wichtig. Zudem ist Österreich groß genug – und bei der hohen Betreuungsintensität können wir ja auch nicht alles allein stemmen.

Im Bereich der Mikrobearbeitung gilt Mikron Tool für Sie als der Bentley. Vielleicht können Sie das Wort Präzision einmal definieren?

Das ist ein heikles Thema, denn wo beginnt Präzision und wo hört sie auf? Ist es das Hundertstel oder das µm? Präzision beginnt für uns immer dort, wenn ein Bauteil prozesssicher gefertigt werden kann – wiederholgenau und mit vorhersagbarer Werkzeugstandzeit. Dazu gehört für mich auch der Einsatz in einem vollautomatischen Prozess bei mannarmer oder mannloser Fertigung. Dafür ist mehr als nur das Werkzeug notwendig – ein geprüftes CAM-Programm, der Postprozessor, eine stabile Maschine, Werkstück- und Werkzeugspannung sind hier genauso zu betrachten. Diese Faktoren müssen kombiniert werden und ergeben letztlich die Gesamtpräzision.

Ihr beratet eure Kunden also auch im Hinblick auf Software etc.?

Wir sind keine Berater in dem Sinn, sondern geben vielmehr Hinweise oder Tipps, was der Kunde in seiner aktuellen Situation machen kann. Wir haben zwar unsere Partner, mit denen wir zusammenarbeiten, aber generell sollte der Kunde selbst entscheiden. Wir können immer nur Hinweise zur Richtung geben – was braucht es für einen stabilen Prozess beispielsweise bei der Aufspannung im Hinblick auf Vibrationen.

In Bereich der Werkzeugspannung bietet ihr ja auch Produkte an, die ebenso für eine hohe Präzision maßgeblich sind, oder?

Werkzeugspannung ist natürlich ein großes Thema, denn Aufnahmen spielen immer noch eine untergeordnete Rolle. Es wird teils sehr viel Geld in Maschine, Werkstückspannung oder Fräsprogramm investiert. Aber bei der Werkzeugspannung wird leider oft mit sehr alten Aufnahmen gearbeitet – das ist jedoch ein Trugschluss. Daher sind wir mit NT Tool auch auf den Bereich der Werkzeugspannung spezialisiert. Zudem bieten wir für die High-End-Werkzeugspannung powRgrip von Rego-Fix. Mittlerweile geht der Trend sehr stark in Richtung der einfachen und hochpräzisen Werkzeugspannung. Hier sind wir top aufgestellt.

Zusammengefasst ist also der ganze Prozess zu betrachten, damit man die Präzision am Bauteil wiederholgenau erreichen kann. Was sind so die typischen Fehler bzw. Probleme, die Sie am Markt beobachten?

Ich beobachte, dass sich Firmen nicht immer treu sind bei dem, was sie tun. Man muss die Ziele klar definieren und darf nicht vom eigentlichen Vorhaben, höchste Präzision zu erreichen, abweichen. In dem Zusammenhang ist es wichtig am neuesten technologischen Stand zu bleiben und daher auch Beratungen bzw. Schulungen in Anspruch zu nehmen.

Welchen Stellenwert haben die Facharbeiter beim Thema Präzision – Stichwort: Fachkräftemangel?

Das ist nicht einfach zu beantworten und greift weit in unser Bildungssystem. Ein guter Facharbeiter kann auf jeden Fall den Unterschied ausmachen. Hierauf müssen wir meiner Meinung nach noch ein weit größeres Augenmerk legen, um zukünftig den Fertigungsstandort zu sichern. Die Unternehmen sollten noch mehr für die notwendigen Fachkräfte sorgen und diese auch entsprechend ausbilden. Auch wir bieten mit der reich Tools Akademie eine Unterstützung für Ausbildungsbetriebe. Die Problematik des Fachkräftemangels wird noch länger bestehen.

Sind hier Automatisierung und Digitalisierung eine Antwort?

Klar, wenn das Personal nicht vorhanden ist, bleibt ja nur die Automatisierung. Aber auch hier stehen wir vor dem Problem, dass wir geeignete Fachkräfte brauchen, die diese Automatisierungslösungen betreuen. Und da kommen wir wieder zur Prozesssicherheit und den richtigen Präzisionswerkzeugen – da schließt sich der Kreis. Die Digitalisierung unterstützt uns heute bereits in vielen Bereichen und kann natürlich auch zukünftig noch eine tragende Rolle einnehmen. Auch hier gilt: Ziele definieren und nicht vom eingeschlagenen Weg abweichen.

Geht es am Standort Österreich zukünftig überhaupt noch ohne?

Ohne Automatisierung und Digitalisierung wird es zukünftig nicht mehr gehen – das ist ganz klar. Auch Länder, wo die Arbeit noch relativ günstig ist, fangen an zu automatisieren. Leichter wird es daher sicher nicht mehr. Es sollten auch die notwendigen Infrastrukturmaßnahmen, wie beispielsweise ein durchgängiges Glasfasernetz, schnellstmöglich geschaffen werden. Auch im Bereich der Ausbildung müssen neue Schwerpunkte gesetzt werden. Die Digitalisierung sehe ich auch als Chance, damit die Zerspanungstechnik wieder attraktiver und von jungen Menschen mehr favorisiert wird.

Wir bieten im Bereich der Digitalisierung beispielsweise einen Webshop, mit dem unsere Kunden ganz einfach, schnell und zeitlich unabhängig Werkzeuge bestellen können.

Wie kommt der Webshop an?

Der Webshop ist aktuell in der Beta-Phase. Deshalb haben wir mit ausgewählten Kunden gestartet und das erste Feedback ist sehr gut. Für uns als kleines Unternehmen ist das schon anspruchsvoll, aber auch hier setzen wir uns die Latte sehr hoch.

Kommen wir wieder zur Präzision. Eure Lieferanten kommen unter anderem aus Japan und der Schweiz. Können wir uns in Österreich mit diesen Ländern messen?

Ja, absolut – hier sehe ich uns definitiv auf Augenhöhe. Japaner sind mit Sicherheit konsequenter in dem, was sie tun, gehen hier vielleicht sogar ein Stück zu weit. Und die Schweizer sind Präzisionsfanatiker, man braucht sich ja nur die Uhrenindustrie anzusehen. Mitunter fehlt hier die notwendige Flexibilität für Veränderungen. Ich bin der Meinung, dass wir in Österreich alle Voraussetzungen mitbringen, um am Weltmarkt ganz vorne mitzumischen – was ja auch viele heimische Firmen bereits unter Beweis gestellt haben.

Also um den Standort Österreich müssen wir uns keine Sorgen machen?

Ich denke nein, aber das können wir nicht allein sicherstellen. Dazu bedarf es der Politik und auch der Europäischen Union.

Wenn wir abschließend sagen, die reich Tools unterstützt die Kunden auf diesem Weg, ist das ein gutes Resümee?

Das ist richtig, genau. Für uns ist es ein sehr wichtiger Punkt, dass wir unsere Kunden in Österreich 100%ig mit der neuesten Technologie und mit Herz und Begeisterung unterstützen.

Danke für das Gespräch!

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