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Haumberger Fertigungstechnik GmbH Wolfgang Haumberger corona: Flexibilität ist in Krisenzeiten Trumpf

Eine Pandemie, die global die Gesundheit der Menschen gefährdet, Arbeitsweisen verändert, Nachfragemärkte einbrechen lässt und gleichzeitig sehr schwer unter Kontrolle zu bringen ist, sei eine völlig neue Situation, der man nicht mit Blaupausen begegnen könne. Demnach brauche es laut Wolfgang Haumberger, Geschäftsführer der Haumberger Fertigungstechnik GmbH, sehr viel Fingerspitzengefühl und Flexibilität, um einen maximalen Schutz vor dem Virus bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung eines funktionierenden Wirtschaftssystems zu gewährleisten.

„Aus der Krise gestärkt herausgehen werden Unternehmen, die es schaffen, sich innerhalb kurzer Zeit an veränderte Bedingungen anzupassen und sich weiterzuentwickeln – sei es hinsichtlich neuer Geschäftszweige oder auch neuer Arbeitsweisen.“

Wolfgang Haumberger, Geschäftsführer der Haumberger Fertigungstechnik GmbH

„Aus der Krise gestärkt herausgehen werden Unternehmen, die es schaffen, sich innerhalb kurzer Zeit an veränderte Bedingungen anzupassen und sich weiterzuentwickeln – sei es hinsichtlich neuer Geschäftszweige oder auch neuer Arbeitsweisen.“ Wolfgang Haumberger, Geschäftsführer der Haumberger Fertigungstechnik GmbH

Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise nach nun rund sechs Monaten auf Ihr Unternehmen?

Zu Beginn der Krise mussten wir innerhalb weniger Stunden und Tage tiefgreifende Umstellungen in der Unternehmensorganisation vornehmen – von der Einrichtung von Homeoffice-Arbeitsplätzen über die Aufteilung der Belegschaft in zwei Teams, deren Schichtübergaben kontaktlos zu erfolgen hatten, bis hin zu räumlichen Trennungsmaßnahmen. Vor allem die beiden Monate März und April waren in der gesamten Branche von großer Unsicherheit geprägt, was sich bei Haumberger in deutlich geringeren Auftragseingängen widerspiegelte. Seit Mitte Mai stabilisiert sich die Lage allerdings wieder zusehends.

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen erwarten Sie aufgrund der aktuellen Entwicklungen für das laufende Geschäftsjahr?

Schon im vergangenen Jahr hat sich in der Branche eine leichte Wachstumsreduktion abgezeichnet. Dass es, bedingt durch das Coronavirus, zu einem nun viel gravierenderen Einbruch gekommen ist, schmerzt natürlich.

Welche Form von staatlicher Unterstützung hätten Sie sich gewünscht?

Eine unternehmerfreundlichere Unterstützung bei der Deckung von Personalkosten bei Kurzarbeit. Beim jetzigen Modell bleiben die Unternehmen immer noch auf einem Teil der Kosten sitzen. Generell würde ich mir wünschen, dass die Unternehmen, die eine wichtige Rolle bei der Bewältigung der Krise spielen, nicht von vornherein unter Generalverdacht stehen, die staatliche Unterstützung ungerechtfertigt auszunutzen. Schwarze Schafe müssen bestraft werden, alle anderen Unternehmen gehören aber vor den Vorhang und müssen unterstützt werden.

Was war für Sie das wichtigste Werkzeug, um diese Krise durchtauchen zu können?

Bereits nach dem Krisenjahr 2008 haben wir versucht, unser Unternehmen auf „breite Beine“ zu stellen und ein Portfolio aufzubauen, das für Kunden aus verschiedensten Branchen attraktiv ist. Genau das kommt uns auch in der derzeitigen Situation zugute. In der unübersichtlichen Situation zu Beginn der Krise waren wir durch kurze Entscheidungswege, flache Hierarchien, aber vor allem aufgrund der enormen Einsatzbereitschaft und Flexibilität unserer Mitarbeiter sehr schnell in der Lage, uns auf die neuen Gegebenheiten einzustellen. Sowohl die Umstellung auf den Zwei-Schicht-Betrieb als auch die Verlegung vieler Arbeitsplätze ins Homeoffice liefen durch die enorme Unterstützung der Belegschaft reibungslos.

Inwiefern könnte die Corona-Krise Ihr Unternehmen nachhaltig verändern? Z. B. Umdenken bei der Ausgestaltung der Lieferketten, Lagerhaltung, Homeoffice, weniger Reisetätigkeit, mehr Remote-Aktivitäten etc.

Während der Corona-Krise konnten wir einen enormen Anstieg der über Videokonferenzen abgehaltenen internen und externen Besprechungen feststellen. In den meisten Fällen hat dies aufgrund weggefallener Reisezeiten und eines strafferen Zeitmanagements während der Meetings zu einer deutlichen Zeitersparnis geführt, weshalb wir auch in Zukunft verstärkt auf Online-Besprechungen setzen werden. Unsere Lieferketten erwiesen sich in der Krise als größtenteils sehr stabil, da wir bereits seit vielen Jahren bevorzugt mit Anbietern aus Österreich bzw. der näheren Umgebung zusammenarbeiten. Dies werden wir weiter stärken und ausbauen.

Ist die wirtschaftliche Talsohle bereits durchschritten?

Das IHS geht derzeit von einem Konjunktureinbruch um 7,25 % im Jahr 2020 aus. Je nach Branche werden österreichische Unternehmen verschieden stark von dieser Entwicklung betroffen sein. Da die Industrie mittlerweile zahlreiche gute Maßnahmen entwickelt hat, wie mit der Krise umzugehen ist, um schlimmere Schäden zu verhindern, gehen wir davon aus, dass nach der ersten Phase der Unsicherheit jetzt wieder „Normalität“ einkehrt und ab der zweiten Jahreshälfte der Aufschwung gelingt. Das alles hängt jedoch auch davon ab, wie sich die Gesamtsituation in Bezug auf das Coronavirus entwickelt, ob es zu einem zweiten Lockdown kommt und wie sich Arbeitslosigkeit, Konsum und Kaufkraft entwickeln.

Welche politischen bzw. wirtschaftlichen Maßnahmen erwarten Sie, um die industrielle Produktion wieder auf ein zufriedenstellendes Niveau zu bekommen?

Wir benötigen umfassende Investitions- und Konjunkturpakete, um die Digitalisierung und Ökologisierung der Industrie voranzutreiben. Wir denken, dass in diesen Bereichen die größten Hebel für ein nachhaltiges Wachstum liegen, das mittel- und langfristig unzählige neue Technologien und Arbeitsplätze schafft. Dazu braucht es die Unterstützung sauberer Technologien, die Errichtung und Verbesserung von Infrastruktur im Bereich Verkehr und Digitalisierung (z. B. einen flächendeckenden Ausbau von Glasfaseranschlüssen) und die richtigen Kriterien, um die Zuschüsse und Förderungen an die richtigen Stellen zu lenken. Wir könnten die einmalige Gelegenheit nutzen, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen – sprich der Wirtschafts- UND der Klimakrise etwas entgegensetzen.

Inwiefern wird diese Krise die Wirtschaft nachhaltig verändern?

Die langfristigen Auswirkungen der Krise werden vor allem davon abhängen, wie lange diese andauert und wie tief die Rezession, die sie auslöst, tatsächlich sein wird. Es wäre wünschenswert, wenn sich Lieferketten wieder stärker regional zentrieren und strategisch wichtige Industrien aus Drittländern in die EU zurückgeholt werden würden. Derzeit werden weltweit Konjunkturpakete zur Krisenbewältigung geschnürt – spannend wird in diesem Zusammenhang, welche Industrien gestärkt aus der Krise hervorgehen und welche durch die Pandemie an Bedeutung verlieren oder schrumpfen.

Wann denken Sie ist das „Vor-Krisen-Niveau“ wieder erreicht?

In etwa zwei bis drei Jahren sollten wir die wirtschaftliche Gesamtleistung der Vorkrisenzeit wieder erreicht haben.

Welche Krise erleb(t)en Sie als herausfordernder – die Finanzkrise 2008/2009 oder die „Corona-Krise“? Warum?

Für das gesamte Wirtschaftssystem ist die Corona-Krise, denke ich, eine größere Herausforderung als die Finanzkrise 2008/2009. Wirtschaftskrisen und ihre Auslöser kannte man bereits aus der Vergangenheit und hatte Instrumente parat, um die Auswirkungen abzufedern. Eine Pandemie, die global die Gesundheit der Menschen gefährdet, Arbeitsweisen verändert, Nachfragemärkte einbrechen lässt und gleichzeitig sehr schwer unter Kontrolle zu bringen ist, ist eine völlig neue Situation, der man nicht mit Blaupausen begegnen kann und in der viel Fingerspitzengefühl gefordert ist, um maximalen Schutz vor dem Virus bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung eines funktionierenden Wirtschaftssystems zu gewährleisten.

Wer sind Ihrer Meinung nach die größten Krisengewinner bzw. Krisenverlierer?

Aus der Krise gestärkt hervorgehen werden Unternehmen, die es schaffen, sich innerhalb kurzer Zeit an veränderte Bedingungen anzupassen und sich weiterzuentwickeln – sei es bezüglich neuer Geschäftszweige oder auch neuer Arbeitsweisen (mobiles Arbeiten, Suchen und Schaffen neuer Absatzmöglichkeiten etc.). Natürlich können auch einige Branchen von den aktuellen Entwicklungen profitieren – so wirkt die Corona-Krise beispielsweise als Beschleuniger für Digitalisierung, was zahlreiche Chancen für Hersteller und Dienstleister in diesem Bereich bietet.

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