anwenderreportage

Maschinenbau in Reinkultur

Schwienbacher fertigt sicherheitsrelevante Elemente auf einer matec-40 HVU: Um den Herausforderungen beim Produzieren von Seilklemmen für Kabinen-Seilbahnen gerecht zu werden, fertigt Schwienbacher in Lana/Südtirol seine sicherheitsrelevanten Elemente komplett auf einer matec-40 HVU. Das Unternehmen kann bis zu vier Meter lange Bauteile von vier Seiten her bearbeiten – der integrierte Rundtisch ermöglicht darüber hinaus die 5-Achs-Simultanbearbeitung kurzer Bauteile in einer Aufspannung.

Firmenchef Reinhard Schwienbacher erklärt die Herausforderungen beim Fertigen von Seilklemmen für Kabinen-Seilbahnen: Das sicherheitsrelevante Element wird komplett auf der matec-40 HVU gefertigt.

Firmenchef Reinhard Schwienbacher erklärt die Herausforderungen beim Fertigen von Seilklemmen für Kabinen-Seilbahnen: Das sicherheitsrelevante Element wird komplett auf der matec-40 HVU gefertigt.

Reinhard Schwienbacher
Geschäftsführer Schwienbacher Maschinenbau GmbH

„Wir bringen unser Know-how ein – bei Bedarf auch in Zusammenarbeit mit Konstruktionsbüros – und liefern komplette Maschinenlösungen frei Haus. “

Der Blick auf den Werdegang der Schwienbacher Maschinenbau GmbH offenbart das große Geschick der Unternehmerin Erika Schwienbacher – schließlich hat die heutige Seniorchefin 1970 im Alleingang das Maschinenbauunternehmen ihres verunglückten Mannes fortgeführt – inklusive eines mutigen Neubaus 1974. Sohn Reinhard führt den 14-Mann-Betrieb seit nunmehr über 20 Jahren an ihrer Seite und betreibt auftragsbezogenen Maschinenbau mit allem Drum und Dran. „Ab der Idee bringen wir unser Know-how ein, bei Bedarf auch in Zusammenarbeit mit Konstruktionsbüros, und liefern komplette Maschinenlösungen frei Haus. Wir starten bei der Materialbeschaffung, respektive beim Zuschnitt, und erledigen über das Schweißen, Zerspanen, bis hin zu Hydraulik und Pneumatik alles Mechanische – inklusive des Zusammenbaus. Der Kunde hat noch nicht einmal einen Logistikaufwand“, hebt er hervor.

Technologisch flexibel: Schwienbacher kann auf der matec-40 HVU bis zu vier Meter lange Bauteile von vier Seiten her bearbeiten; der integrierte Rundtisch ermöglicht darüber hinaus die 5-Achs-Simultanbearbeitung kurzer Bauteile in einer Aufspannung.

Technologisch flexibel: Schwienbacher kann auf der matec-40 HVU bis zu vier Meter lange Bauteile von vier Seiten her bearbeiten; der integrierte Rundtisch ermöglicht darüber hinaus die 5-Achs-Simultanbearbeitung kurzer Bauteile in einer Aufspannung.

Infos zum Anwender

Die Schwienbacher GmbH hat sich Mitte der 1980er Jahre von einer Reparaturwerkstatt für LKW zum Experten für Materialseilbahnen entwickelt, die beim Bau von Stauseen in den Hochgebirgsregionen Norditaliens benötigt wurden.
www.schwienbacher.bz

Technologie vorantreiben

Als Reinhard Schwienbacher Mitte der 1980er Jahre nach Abitur, Militärdienst und drei Jahren Mitarbeit in der Werkstatt in die Geschäftsführung einstieg, wichen sukzessive die Radialbohrwerke modernen Fräsmaschinen.

Die Fräsmaschinen wurden für die leistungsstarke Zerspanung von geometrisch komplexen, mittelgroßen bis großen Komponenten aus Bau- und Vergütungsstahlen ausgelegt. Die erste Fräsmaschine – ein italienisches Produkt, das noch nicht über einen Werkzeugwechsler verfügte – sorgte mit über vier Meter Verfahrweg für eine Alleinstellung im Umkreis von 200 km. „Damit konnten wir uns aus dem Kleinkrieg heraushalten, der bei 600-mm-Zentren vorherrschte“, erinnert sich der Geschäftsführer. Dennoch brachte erst die Auftragsfertigung für einen Hersteller von Maschinen zur Bearbeitung von Betonbewehrungsstäben, spürbaren Fortschritt. Es folgten zwei weitere Fräsmaschinen mit Tragbalken-Fräskopf und mit Verfahrwegen von zwei und sechs Meter.

Um auch künftigen Anforderungen bei der Fertigung von Komponenten mit bis zu vier Meter Länge gerecht werden zu können, wurde bei Schwienbacher Ende 2009 ein 4+2-Achs-Fahrständer-Bearbeitungszentrum aus dem Hause matec angeschafft.

Um auch künftigen Anforderungen bei der Fertigung von Komponenten mit bis zu vier Meter Länge gerecht werden zu können, wurde bei Schwienbacher Ende 2009 ein 4+2-Achs-Fahrständer-Bearbeitungszentrum aus dem Hause matec angeschafft.

Horizontal, vertikal und universal

Um auch künftigen Anforderungen bei der Fertigung von Komponenten mit bis zu vier Meter Länge gerecht werden zu können, wurde Ende 2009 ein im italienischen Markt einmaliges 4+2-Achs-Fahrständer-Bearbeitungszentrum aus dem Hause matec angeschafft.

Die matec-40 HVU ersetzte eine 15 Jahre alte 2-m-Maschine mit einem Vorrat von 20 Werkzeugen und einer Spindel mit 2.700 min-1 Höchstdrehzahl. „Die Maschine war nicht mehr ausgelastet“, erklärt Schwienbacher, „denn es fehlte für die Anforderungen der Bauteile an Drehzahl, an innerer Kühlmittelzufuhr für zeitgemäße Werkzeuge und an Achsen. Zudem waren die Arbeiten meist nur unwirtschaftlich in mehreren Aufspannungen realisierbar.“

Dem Kauf der matec-40 HVU ging eine einjährige Marktrecherche voraus, obwohl die Liste der Kernanforderungen kurz war: 3 bis 4 m Verfahrweg, Span-zu-Span-Zeit unter 10 s, 5-Achs-Bearbeitung – auch simultan. Alle Angebote der verschiedenen Maschinenhersteller hatten den gleichen Nachteil: „Der Fräskopf war stets nur mit einer B-Achse versehen – eine 5-Achs-Bearbeitung erforderte somit einen Rundtisch, der wiederum die Dimension der Bauteile einschränkt. Außerdem wollte ich frontal arbeiten – und auch dabei schränkte uns dieses Konzept räumlich ein.“

Alleinstellung weit über Südtirol hinaus: Schwienbacher legt bei Maschinen Wert auf Technologie. Das aktuelle Optimum beschreibt die 4+2-achsige matec-40 HVU. Die Wegbegleiter (von links): Christoph und Reinhard Schwienbacher, Lamberto
Giacometti und Erich Unger.

Alleinstellung weit über Südtirol hinaus: Schwienbacher legt bei Maschinen Wert auf Technologie. Das aktuelle Optimum beschreibt die 4+2-achsige matec-40 HVU. Die Wegbegleiter (von links): Christoph und Reinhard Schwienbacher, Lamberto Giacometti und Erich Unger.

Kein Problem, das bauen wir

Mit dem Problem konfrontiert, besprach matec-Gebietsvertreter Lamberto Giacometti die Aufgabenstellung mit matec-Geschäftsführer Erich Unger. Aus dem reichhaltigen matec-Baukasten wurde als solide Maschinenbasis die Baureihe 40 HV gewählt, die bis dato mit einem B-Achs-Schwenkkopf ausgestattet war. Hierauf wurde ein Universalfräskopf mit A- und B-Achse adaptiert. In Ermangelung einer marktgängigen Spindel-Komplettlösung wurde kurzerhand maschinenbauliche Basisarbeit geleistet und eine hochmoderne 45°-Motorspindel aus dem Hause Kessler auf einen Rundtisch geflanscht, der wiederum an den Z-Achs-Schlitten montiert wurde. Es entstand eine massive und steife Universalfrässpindel, die stufenlos und frei im Raum positionierbar ist und deren Achsen wahlweise über M-Funktionen hydraulisch klemmbar sind.

matec Geschäftsführer Erich Unger lobt das entwickelte Konzept: „Unsere Vorteile gegenüber herkömmlichen Lösungen mit herausfahrendem Tragbalken mit Orthogonalkopf oder mit einem 45°-Kopf mit Hirth-Verzahnung sind nicht von der Hand zu weisen: Wir erzielen eine höhere Maßhaltigkeit über den Verfahrweg der Z-Achse hinweg. Beim Tragbalken kippt die Achse ab einer Dimension von über 1.000 mm mit zunehmender Auskragung nach unten, die Kompensation über die Steuerung löst dieses Problem nur bedingt. Unseren Kunden steht eine komplett CNC-gesteuerte Frässpindel für die simultane 5-Achs-Bearbeitung zur Verfügung. Zudem erzielen wir höhere Drehzahlen – und das auch noch im Dauerbetrieb – und der Arbeitsraum wird mit unserem Universalfräskopf besser ausgenutzt.“

Beeindruckt und begeistert

Das bei Schwienbacher quasi erstmalig realisierte Konzept wurde zwischenzeitlich weiterentwickelt. matec hat HVU-Maschinen mit 1.800 mm in Z und 1.400 mm in Y gebaut – „die Grundsteifigkeit der Maschine gibt auch noch mehr her“, so Erich Unger weiter.

Der ebenfalls aus dem Baukasten stammende Werkzeugwechsler mit der stabilen HSK-100-Schnittstelle konnte zwar die angepeilte Span-zu-Span-Zeit nicht ganz erreichen, doch ein überarbeitetes Teleskop-Shuttle hat auch hier Fortschritte erzielt. Schließlich ist mittlerweile auch der Kabelschlepp am Fräskopf verschwunden. „Die Störkante für die Energiezuführung haben wir mithilfe einer zentrisch integrierten Kabelführung beseitigt. Nun kann der Anwender auch vertikal nach oben bearbeiten“, ergänzt Erich Unger.

So hat Schwienbacher Ende 2009 doch noch seine Wunschmaschine erhalten, auf ebenso unorthodoxe Weise, wie bereits die Entstehung der Maschine erfolgte. „Aufs Schwabenehrenwort“, so Schwienbacher, habe er die Maschine gekauft, obwohl er vom Universalfräskopf lediglich eine 3D-Zeichnung vorliegen hatte.

Erstmals gesehen hat er seine Maschine auf der EMO in Mailand, wo sie als Ausstellungsstück erste Späne produzierte: „Ich habe mich vor Begeisterung fast auf den Hosenboden gesetzt. Ein gigantischer Fräskopf und jede Menge Technologie – die Maschine hat meine Erwartungen bis heute voll erfüllt. Das nötige Zutrauen hat mir ein Besuch in Köngen gegeben. Die dort aufgebauten Projekte – u. a. eine 9-Achs-Lösung für einen renommierten Hersteller von Glasmaßstäben – haben mir gezeigt, dass man noch in der Mechanik zu Hause ist. Echter Maschinenbau halt, so wie wir ihn auch betreiben. Ein Betrieb dieser Größe kann eben aus guten Standardlösungen noch individuell bessere Konzepte zaubern. Konzerne tun sich da schwerer.“

Technologische Alleinstellung

Ebenso pragmatisch erfolgten bislang Service und Betreuung: „Für eine Maschine dieser hohen Komplexität haben sich die Startschwierigkeiten sehr in Grenzen gehalten“, sagt Reinhard Schwienbacher. „Sind Fragen aufgetaucht, wurden diese kompetent und zeitnah per Telefon geklärt. Den erwarteten Effekt haben wir nachhaltig erzielt: Wir zerspanen komplexe Bauteile effizienter und genauer als mit den anderen Maschinen in unserer Fertigung. Die Katze im Sack hat sich als Volltreffer erwiesen. Sie sichert uns eine wertvolle technologische Alleinstellung auf Zeit.“

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