anwenderreportage

Plattenwechsel

Weber Hydraulik ändert nach umfangreichem Test Werkzeugstrategie: Dass man mit der richtigen Auswahl von Wendeplatten signifikante Einsparungen bei Drehwerkzeugen erzielen kann, hat Weber-Hydraulik Austria über ein umfangreiches Werkzeugreview nachgewiesen. Tatkräftige Unterstützung haben sie dabei von Kennametal Austria erfahren. Autor: Georg Schöpf / x-technik

Die Schwerpunktthemen der Weber-Hydraulik GmbH sind Spezialzylinder für Maschinen und Fahrzeuge sowie die Sparte Rettungsgeräte, die Spreiz- und Schneidewerkzeuge für den Rettungs- und Bergeeinsatz umfasst.

Die Schwerpunktthemen der Weber-Hydraulik GmbH sind Spezialzylinder für Maschinen und Fahrzeuge sowie die Sparte Rettungsgeräte, die Spreiz- und Schneidewerkzeuge für den Rettungs- und Bergeeinsatz umfasst.

Details Werkzeugreview

Beim Test kamen C-, D-, V- und S-Formen in verschiedenen Geometrien und Sorten zum Einsatz. Für die unterschiedlichen Anwendungen wie Außen-, Innen-, Hart-, Weich-, Schrupp- und Schlichtbearbeitung wurden die jeweils optimalen CVD- bzw. PVD-Beschichtungen ausgewählt. Weitere Optimierungen mit Mischkeramik und Whisker-Keramik trugen zum ausgezeichneten Erfolg bei.

Mit der Gründung im Jahre 1939 zählt die Firma Weber Hydraulik wahrlich zu den Traditionsunternehmen im Bereich der Hydrauliktechnologie. Ursprünglich im süddeutschen Güglingen nahe Stuttgart entstanden, erweiterte der Unternehmensgründer Emil Weber die Produktion im Jahre 1969 auf das oberösterreichische Losenstein im Ennstal. Seither hat sich das Unternehmen stetig weiter entwickelt. Der Gesamtkonzern betreibt weltweit elf Standorte und befindet sich noch immer zur Gänze in Familienbesitz. In der heutigen Weber-Hydraulik GmbH arbeiten etwa 300 Mitarbeiter auf ca. 13.000 m² Betriebsfläche. Die Schwerpunktthemen sind Spezialzylinder für Maschinen und Fahrzeuge sowie die Sparte Rettungsgeräte, die Spreiz- und Schneidewerkzeuge für den Rettungs- und Bergeeinsatz umfasst.

„Es ist uns in Losenstein schon früh gelungen, sämtliche Leistungsfelder von Entwicklung über Beschaffung bis zur Produktion komplett abzudecken und so als kompakte, wirtschaftliche Einheit zu agieren“, erzählt Dipl.-Wirtsch.-Ing. (FH) Willibald Pranzl, Einkaufsleiter und Prokurist des Unternehmens. „Das hat es auch ermöglicht, dass wir im Konzern in manchen Bereichen Maßstäbe hinsichtlich Organisation, Produktivität und Qualität setzen konnten“, ergänzt er.

Jede ausgewählte ISO-Wendeplatte musste für mehrere Anwendungsfälle nutzbar sein. Diese CNMG120412RP in KCK15B Sorte wird beispielsweise für eine Vielzahl von Schruppanwendungen im Zylinderbau verwendet. (Alle Bilder: x-technik)

Jede ausgewählte ISO-Wendeplatte musste für mehrere Anwendungsfälle nutzbar sein. Diese CNMG120412RP in KCK15B Sorte wird beispielsweise für eine Vielzahl von Schruppanwendungen im Zylinderbau verwendet. (Alle Bilder: x-technik)

Gerald Reisinger
Werkzeugtechniker bei Weber-Hydraulik GmbH

„Unsere Teamleiter und Mitarbeiter in der Produktion haben beim Werkzeugtest hohes Engagement gezeigt. Das hat uns geholfen, zuverlässige und verwertbare Daten zu bekommen. Die Mitarbeiter haben am Ende die neuen Werkzeuge mit freigegeben.

Eigeninitiative

So ist es auch einer Initiative des österreichischen Werkes zu verdanken, dass man im Jahre 2015 begonnen hat, die Werkzeugstrategie in der Drehbearbeitung zu überdenken. „Erklärtes Ziel im Unternehmen ist es, uns kontinuierlich weiter zu entwickeln. Da ist es auch naheliegend, dass früher oder später das Thema Werkzeuge einem Review unterzogen wird“, beschreibt der Prokurist den Weg, der zu einer umfangreichen Überprüfung im Bereich der Wendeplatten für Drehoperationen geführt hat und fügt hinzu: „Eigentlich war der Ansatz, den Review konzernweit durchzuführen. Allerdings wollten wir unsere Expertise intensiv einbringen und haben uns deshalb entschlossen, diesen in Österreich vorzuziehen. Das hat sich im Nachhinein als sehr günstig herausgestellt, um den Vorgang zu beschleunigen.“ Parallel wurde dann im Mutterwerk in Güglingen der gleiche Prozess gestartet.

„In unserer Fertigung erreichen wir eine sehr hohe Fertigungstiefe für unsere Produkte. Dabei verarbeiten wir im Wesentlichen Stähle unterschiedlichster Güten sowie hochfestes Aluminium. Die Losgrößen bei den hergestellten Teilen liegen im Schnitt bei 20 Stück. Darum ist es für uns besonders wichtig, bei Standard ISO-Wendeplatten auf zuverlässige und vielseitig einsetzbare Hartmetallsorten zu setzen. Nur dann ist man flexibel genug, um die unterschiedlichsten Anwendungen abdecken zu können“, weiß Gerald Reisinger, Werkzeugtechniker bei Weber-Hydraulik.

Im Test wurden die Platten mit den gleichen Schnittdaten gefahren wie die Vergleichsplatten und anschließend durch die Produktionsmitarbeiter nach einem klar definierten Schema bewertet.

Im Test wurden die Platten mit den gleichen Schnittdaten gefahren wie die Vergleichsplatten und anschließend durch die Produktionsmitarbeiter nach einem klar definierten Schema bewertet.

Gerald Löschenkohl
Vertriebsingenieur bei Kennametal Austria GmbH

„Ein solch umfangreiches Projekt begleiten zu dürfen, ist schon etwas Besonderes. Selten gewährt einem ein Unternehmen so tiefen Einblick in die internen Abläufe. Wir sind daher sehr stolz, dass wir bei dieser Evaluierung mitwirken durften.

Werkzeugreview

Für den Review führte man bei Weber-Hydraulik zuerst eine Überprüfung der bestehenden Wendeplatten durch. Anschließend wurde eine Auswahl der am meisten benötigten Typen getroffen und über eine breit angelegte Anfragenaktion bei namhaften Herstellern ein grundsätzliches Einsparungspotenzial ermittelt. „Es war klar, dass es uns nicht gelingen würde, das ganze Potenzial komplett auszuschöpfen, da jeder Hersteller eine gewisse Bandbreite in seinem Werkzeugsortiment aufweist. Darum haben wir uns als Ziel gesetzt, etwa 80 % des maximalen Einsparungspotenzials zu erreichen“, erinnert sich Pranzl.

Als nächster Schritt wurde ein Anforderungskatalog erstellt und an die Firma Kennametal übermittelt, die sich bei der Potenzialerhebung aufgrund einer wirtschaftlichen Wendeplattenauswahl vorab durchsetzen konnte. „Es sollte anhand des Anforderungskatalogs eine begrenzte Anzahl an Wendeplatten vorgeschlagen werden, mit denen die wesentlichen Aufgaben abgedeckt werden konnten“, bemerkt Gerald Löschenkohl, Vertriebsingenieur bei Kennametal. Aus dieser Anforderung wurde von Harald Metzenbauer, Anwendungstechniker bei Kennametal, ein Sortiment von elf ISO-Wendeplatten erarbeitet.

„Unser Ziel war es, mit den bisherigen CNC-Programmen weiterarbeiten zu können. Wir haben für unsere Maschinenbediener einen Fragebogen erstellt, in dem sie die jeweilige Wendeplatte nach einem definierten Kriterienkatalog mit den bestehenden Platten vergleichen sollten. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, zumal wir zu dieser Zeit (Anm.: das Projekt begann Ende 2015 und der Test sollte bis März/April 2016 abgeschlossen werden) eine sehr hohe Auslastung hatten und eigentlich rund um die Uhr produziert haben“, geht Reisinger ins Detail, der für das gesamte Projekt die Leitung übernommen hatte. „Wir sind sehr froh und dankbar, dass unsere Mitarbeiter an den Maschinen voll hinter dem Test standen und wirklich konsequent und sauber mit protokolliert haben. Das hat uns eine sehr gut verwertbare Entscheidungsgrundlage geliefert“, ergänzt Pranzl.

Das Projektteam, das die Evaluierung begleitet hat (v.l.n.r.): Gerald Löschenkohl, Vertriebsingenieur bei Kennametal, Linda Losbichler, Gruppenleiterin Zerspanung, Gerald Reisinger, Werkzeugtechniker, Ing. Harald Forster, Leiter Arbeitsvorbereitung bei Weber-Hydraulik.

Das Projektteam, das die Evaluierung begleitet hat (v.l.n.r.): Gerald Löschenkohl, Vertriebsingenieur bei Kennametal, Linda Losbichler, Gruppenleiterin Zerspanung, Gerald Reisinger, Werkzeugtechniker, Ing. Harald Forster, Leiter Arbeitsvorbereitung bei Weber-Hydraulik.

Harald Metzenbauer
Anwendungstechniker bei Kennametal Austria GmbH

„Wir hatten grundsätzlich für jeden Anwendungsfall nur eine einzige Chance, eine passende Platte bereitzustellen. Da aber bei allen unseren Wendeplatten hervorragende Ergebnisse erzielt wurden, konnten wir in einem Fall nachbessern und eine geeignete Alternative aufzeigen.

Herausforderung: Plattenauswahl

Dass bei einem Test, bei dem immer wieder unterschiedliche Teile gefertigt werden müssen, nicht alles reibungslos verlaufen kann, ist klar. So scheint es schon fast verwunderlich, dass nur in einem einzigen Fall eine Schneidplatte nicht die gewünschte Performance lieferte. „Wir hatten grundsätzlich für jeden Anwendungsfall nur eine einzige Chance, eine passende Platte bereitzustellen. Da aber bei allen anderen Platten wirklich hervorragende Ergebnisse erzielt wurden, konnten wir in diesem Falle nachbessern und eine geeignete Alternative aufzeigen“, erinnert sich Harald Metzenbauer, der die Tests und technischen Diskussionen begleitete.

In 14-tägigen Update-Meetings wurden die jeweiligen Ergebnisse präsentiert und bewertet. Für die Losensteiner war es zudem äußerst wichtig, dass es unter keinen Umständen zu Verschlechterungen in der Fertigungsqualität kommen durfte. Bei den vorgegebenen Rahmenbedingungen kein leichtes Unterfangen für den Werkzeuglieferanten. „Da musste jeder Versuch ein Treffer werden“, bestätigt Löschenkohl.

Elf ISO-Wendeschneidplatten wurden für den Werkzeugreview ausgewählt. Diese sollten den Großteil der Drehanwendungen abdecken.

Elf ISO-Wendeschneidplatten wurden für den Werkzeugreview ausgewählt. Diese sollten den Großteil der Drehanwendungen abdecken.

Infos zum Anwender

Weber-Hydraulik wurde 1939 im süddeutschen Güglingen gegründet. Seit 1969 gibt es das Werk in Losenstein im Ennstal. Auf 13.000 m² Betriebsareal fertigen etwa 300 Mitarbeiter Spezialzylinder für Maschinen und Fahrzeuge sowie Rettungsgeräte für den Bergeeinsatz. Im Wesentlichen verarbeitet man Stähle unterschiedlichster Güten sowie hochfestes Aluminium.

Nächster Schritt: Fräsbearbeitung

„Beim Test haben wir uns bewusst auf ISO-Wendeplatten für Drehoperationen beschränkt, weil wir diese in bestehenden Werkzeughaltern verwenden konnten und damit ein unmittelbarer Vergleich möglich war. Das durchweg positive Testergebnis wird unsere Werkzeugstrategie konzernweit beeinflussen. In Summe konnten wir schließlich mit dem Umstieg auf Kennametal über 90 % des maximalen Einsparungspotenzials erreichen. Das hat uns wirklich beeindruckt. Als einer der nächsten Schritte steht ein Review der Fräswerkzeuge im Raum. Dieser wird allerdings weitaus komplexer ausfallen, weil dabei auch die Werkzeug-Trägerkörper berücksichtigt werden müssen. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir auch dort eine signifikante Verbesserung erzielen werden – und Kennametal wird womöglich wieder einen entscheidenden Beitrag dazu leisten“, fasst Reisinger abschließend zusammen.

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