interview

Walter appCom: Zerspanungsprozesse intelligent visualisieren

Mit seiner appCom bietet der Zerspanungsspezialist Walter ein System, das unterschiedlichste Prozessdaten aus einer CNC-Maschine liest und dem Anwender bestmöglich visualisiert. Wir sprachen mit Florian Böpple, Expert Digital Manufacturing bei Walter, über die Möglichkeiten, die eine Lösung wie die Walter appCom dem Anwender bietet. Das Gespräch führte Ing. Robert Fraunberger, x-technik

Aufgrund der Analyse der Haupt- und Nebenzeiten einer Bearbeitung mit appCom konnte ein Automobilzulieferer durch eine Änderung der Werkzeugpfade innerhalb kürzester Zeit eine Einsparung von beachtlichen sieben Prozent in der Span-zu-Span-Zeit realisieren.
Florian Böpple, Expert Digital Manufacturing bei Walter

Aufgrund der Analyse der Haupt- und Nebenzeiten einer Bearbeitung mit appCom konnte ein Automobilzulieferer durch eine Änderung der Werkzeugpfade innerhalb kürzester Zeit eine Einsparung von beachtlichen sieben Prozent in der Span-zu-Span-Zeit realisieren. Florian Böpple, Expert Digital Manufacturing bei Walter

Die Fabrik der Zukunft ist vernetzt, organisiert und optimiert sich über weite Strecken von selbst. Ist die Walter appCom der erste Schritt dazu?

Definitiv kann appCom ein erster Schritt in Richtung Zukunft sein. appCom ist ein grundoffenes System. Damit ist gemeint, dass es die Daten von Werkzeugmaschinen ausliest, diese einfach miteinander verknüpft und mit Daten aus Drittsystemen kombiniert. Mit der Analyse des Zerspanungsprozesses anzufangen, ist der richtige Schritt, wenn Methoden wie Six Sigma, Lean etc. erschöpft sind. appCom liefert gute Ansatzpunkte, um Zerspanungsprozesse transparent zu machen. Dadurch und durch die Offenheit von appCom kann diese Anwendungsplattform als Basis für weitere Digitalisierungsschritte dienen.

Die Walter Tool Life App lässt sich beispielsweise optimal in das appCom-Paket integrieren und ermöglicht eine detailierte Auswertung der Werkzeugdaten. (Mehr Info auf Seite 129)

Die Walter Tool Life App lässt sich beispielsweise optimal in das appCom-Paket integrieren und ermöglicht eine detailierte Auswertung der Werkzeugdaten. (Mehr Info auf Seite 129)

Sie sprechen auch davon, dass die Anwender von appCom auf Daten und Analysen von Drittsystemen zugreifen können. Wie sieht das genau aus?

Sie können es sich so vorstellen, dass appCom die Maschinendaten aus der CNC-Maschine ausliest und dem Nutzer so visualisiert, dass dieser die Daten bestmöglich interpretieren kann. Werden dazu Daten aus einem anderen (Dritt-)System benötigt, können diese mit den Maschinendaten kombiniert werden. Ein Beispiel hierfür ist eine Anbindung an SAP für einen Plan-/Ist-Vergleich, um auftragsbezogene Daten (z. B. Auftragsname, Materialinfo, Planzeiten etc.) einzubinden und mit den Maschinendaten (z. B. tatsächlich gelaufenes NC-Programm, Ist-Zeiten etc.) zu kombinieren und dem Nutzer entsprechend darzustellen. In unseren „Fee per Part“ (FPP)-Projekten, in denen appCom eingesetzt wird, kommuniziert die appCom beispielsweise Ist-Daten in das Tool Management Cockpit. Bei einem FPP-Projekt übernehmen wir für unseren Kunden die Werkzeuglogistik und optimieren den Zerspanungsprozess für ihn. Das Cockpit dient uns zur Verwaltung des Projekts mit Anbindung an alle relevanten Systeme – so auch an appCom.

Kann die appCom auch mit Cloud-Lösungen anderer Hersteller kommunizieren?

Das ist technisch möglich. Allerdings hängt die Sinnhaftigkeit einer solchen Kommunikation vom individuellen Anwendungsfall und der eingesetzten Cloud-Lösung ab und muss deshalb fallweise beurteilt werden.

Können Sie uns ein Kundenbeispiel nennen und die Vorteile, die ein Anwender von appCom damit bereits erzielt hat?

Einer unserer Automotive Kunden hat appCom in einem Segment seiner Fertigung mit sechs Maschinen implementiert. Das Unternehmen wusste davor bereits, dass es Ineffizienzen in den Nebenzeiten seiner Zerspanungsprozesse hatte. Allerdings fehlte dem Kunden der Ansatzpunkt, um zu sehen, welche Werkzeuge dies betrifft und in welchen Programmen die Nebenzeiten besonders hoch sind. Durch eine appCom Anwendung, die die Haupt- und Nebenzeiten des Zerspanungsprozesses sichtbar macht, konnte der Automobilzulieferer mit einem Klick seine „Highrunner“ in den Nebenzeiten identifizieren. Daraufhin hat er die Werkzeugpfade der betroffenen Werkzeuge im Eilgang geändert und konnte innerhalb kürzester Zeit eine Einsparung von beachtlichen sieben Prozent in der Span-zu-Span-Zeit realisieren.

Welche weiteren Entwicklungsschritte sind in Planung?

appCom ist ein grundoffenes System. Damit ist, wie bereits erwähnt, gemeint, dass appCom die Bearbeitungsdaten der Maschine ausliest, diese einfach miteinander verknüpft und mit Daten aus Drittsystemen kombiniert. Deshalb fokussieren wir uns im ersten Schritt darauf, Daten aus der CNC-Maschine so zu visualisieren, dass der Anwender auf einen Blick, den Zustand seiner Maschine bestmöglich erkennen kann. Schritt zwei ist die automatische Benachrichtigung von Usern, bei bestimmten Zuständen der Maschine (z. B. Nachricht an die Instandhaltung, wenn die Maschine einen Crash fährt). Schritt drei ist die (semi-)automatische Analyse und Bewertung von Bearbeitungsprozessen mittels appCom. Bei all diesen Schritten gibt es natürlich immer die Möglichkeit, Daten aus Drittsystemen einzubinden. Derzeit sind wir bei Schritt drei angelangt. Im Rahmen der automatischen Analyse und Bewertung des Zerspanungsprozesses lassen sich beliebig viele weitere Entwicklungen ableiten. Aktuell entwickeln wir Applikationen zum automatischen Werkzeugvergleich, für eine Verschleißerkennung, eine Werkzeug Life Cycle Bewertung, ein Cost per Part (CPP) Tracking. Darüber hinaus entsteht gerade eine App, die die Kräfte während des Zerspanungsprozesses je Werkzeug visualisieren kann.

Danke für das Gespräch.

Filtern

Suchbegriff

Unterkategorie

Firmen

Inhaltstyp

Firmentyp

Land