Schunk Expert Days: Servicerobotik erobert Fabrikhallen und Wohnzimmer

Was geschieht, wenn Neugierde, Spieltrieb, Hightech und Business aufeinandertreffen? Bei den zehnten Schunk Expert Days on Service Robotics war genau dies zu erleben: Zwei Tage lang verwandelte sich die Stadthalle am Schunk Stammsitz in Lauffen am Neckar in eine multinationale Denkfabrik der Servicerobotik. Dabei wurden vor allem drei Dinge deutlich: Zum einen gibt es immer mehr Schnittmengen zwischen Industrierobotern, Transportsystemen und smarten Assistenten für den gewerblichen und privaten Einsatz. Zum anderen wird der Trend zur Digitalisierung sowohl im Beruf als auch im Alltag neue Möglichkeiten der Lebensgestaltung eröffnen. Und, last but not least, werden Unternehmens- und Markterfolge in der Servicerobotik immer stärker von der Bereitschaft bestimmt, über die Grenzen von Ländern, Unternehmen und Wettbewerbskonstellationen hinweg Netzwerke zu bilden und zu kooperieren.

Henrik A. Schunk eröffnete gemeinsam mit NAO die zehnten Schunk Expert Days on Service Robotics. Der humanoide Roboter gab dem oft verwendeten Begriff Big Data ein Gesicht und wurde damit zur thematischen Leitfigur der Expertentage.

Henrik A. Schunk eröffnete gemeinsam mit NAO die zehnten Schunk Expert Days on Service Robotics. Der humanoide Roboter gab dem oft verwendeten Begriff Big Data ein Gesicht und wurde damit zur thematischen Leitfigur der Expertentage.

Knapp 60 cm groß war der Top-Speaker, den der geschäftsführende Gesellschafter/CEO Henrik A. Schunk zum Auftakt der Schunk Expert Days auf der Bühne begrüßte: NAO heißt der hochentwickelte, humanoide Roboter, der über 25 Freiheitsgrade verfügt und Hände, Arme, Beine, Kopf und Rumpf beinahe wie ein Mensch bewegen kann. Was auf den ersten Blick wie ein Spielzeug für Technologiefreaks anmutet, entpuppte sich als sympathischer Demonstrator künstlicher Intelligenz. Angebunden an IBM Watson ist NAO in der Lage, natürliche Sprache zu analysieren und selbstständig Antworten zu geben. In Hotels wird der sympathische Assistent eingesetzt, um Gästen auf spielerische Art und Weise Fragen zu beantworten. Die intelligente Technologie dahinter ist in der Lage, systematisch Texte zu analysieren, gezielte Fragestellungen abzugleichen und die Ergebnisse komprimiert wiederzugeben. Über Visual Recognition Tools können zudem Gesichter, aber auch Gegenstände erkannt und auf spezifische Merkmale analysiert werden.

Prof. Dr.-Ing. Thomas Bauernhansl vom Fraunhofer IPA sieht gerade in Kooperationen, wie der ARENA 2036, eine große Chance für die smarte Produktion von morgen.

Prof. Dr.-Ing. Thomas Bauernhansl vom Fraunhofer IPA sieht gerade in Kooperationen, wie der ARENA 2036, eine große Chance für die smarte Produktion von morgen.

Robotik-Experten aus aller Welt

Einmal mehr ist Schunk gelungen, wichtige Player der Servicerobotik-Community unter einem Dach zu vereinen. Die Rednerliste reichte von Key Note Speaker Prof. Dr.-Ing. Thomas Bauernhansl vom Fraunhofer IPA, Prof. Dr.-Ing. Sami Haddadin, dem Gewinner des Deutschen Zukunftspreises 2017, sowie Prof. Dr. Torsten Kröger vom KIT bis zu Melonee Wise von Fetch Robotics (USA), Prof. Jiping He vom Beijing Institute of Technology (China) und Dr. Minas Liarokapis von New Dexterity, einem Forschungsinstitut für Robotik und Bionik an der Universität Auckland (Neuseeland). Durch die Veranstaltung führten Martin Hägele vom Fraunhofer IPA und Dr. Claus Risager von Blue Ocean Robotics.

Bereits zum zehnten Mal trafen sich Vertreter der weltweiten Servicerobotik-Community zu den Schunk Expert Days on Service Robotics. Das Thema diesmal: „Smart Future with Cobots and Co-acts“.

Bereits zum zehnten Mal trafen sich Vertreter der weltweiten Servicerobotik-Community zu den Schunk Expert Days on Service Robotics. Das Thema diesmal: „Smart Future with Cobots and Co-acts“.

Erfolg durch Kooperationen

In seiner Keynote machte Prof. Dr.-Ing. Thomas Bauernhansl vom Fraunhofer IPA am Beispiel der ARENA 2036 deutlich, wie wichtig die Kooperation der unterschiedlichen Disziplinen künftig sein wird, um die komplexen Aufgabenstellungen der Produktion von morgen zu lösen. Als führende Forschungsplattform für Mobilität in Deutschland hat sich ARENA 2036 zum Ziel gesetzt, die gesamte Wertschöpfungskette der in Zukunft volldigitalisierten Fahrzeuge neu zu denken und umzusetzen. Über 30 Partner, vom Zulieferer über IT-Dienstleister bis hin zum Automobilhersteller und verschiedenen Forschungseinrichtungen, arbeiten gemeinsam an den Themenwelten Mobilität, Produktion, Arbeit und Digitalisierung. Themen sind unter anderem die Nutzung von Schwarmintelligenz in der Intralogistik, der Einsatz mobiler Plattformen zur Bestückung von Maschinen, aber auch die Substitution von Materialfluss durch Informationsfluss. Dazu zähle auch, die Prozesskomplexität dorthin zu verlagern, wo sie am effizientesten gehandelt werden kann, so Bauernhansl. Vor allem Open Source Communities, wie das Software-Framework ROS, digitale Zwillinge oder deren Vorstufe, die digitalen Schatten, aber auch der Einsatz von Systemen für Data Analytics seien wichtige Enabler neuartiger Produktionsszenarien.

Serviceroboter in der Zahnarztpraxis: Anhand von zuvor erfassten 3D-Daten des Patienten unterstützt der FDA-zugelassene Roboter YOMI von Neocis den Zahnarzt beim Setzen von Zahnimplantaten.

Serviceroboter in der Zahnarztpraxis: Anhand von zuvor erfassten 3D-Daten des Patienten unterstützt der FDA-zugelassene Roboter YOMI von Neocis den Zahnarzt beim Setzen von Zahnimplantaten.

Trend zu autonomen Systemen

Den Weg hin zu autonom operierenden Greifern und Handlingsystemen beschrieben unter anderem Prof. Dr.-Ing. Sami Haddadin, Prof. Jiping He, Dr. Minas Liarokapis und Prof. Dr. Torsten Kröger. Immer wieder ging es dabei auch um ein autonomes Lernen der Greif- und Handhabungssysteme, so dass diese in die Lage versetzt werden, Gegenstände selbständig zu greifen und exakt zu positionieren. Vor allem der Bereich der Intralogistik erlebt derzeit einen Boom der Servicerobotik und arbeitet intensiv an intelligenten Lösungen. So verdeutlichten die Vorträge von Magazino, DHL, Robert Bosch Startup und Fetch Robotics, wie die Effizienz in großen Warenlagern mithilfe autonomer Transportplattformen und Cloudsystemen erhöht werden kann und wie der Entwicklungsprozess von der Idee zum marktreifen kollaborierenden System gelingt. Yvonne Straube von BMW gab einen Einblick in die Forschungsaktivitäten des Automobilherstellers, die vom Einsatz virtueller Assistenten und Exoskelette bis hin zum Einsatz von Robotern als handgeführte Werkzeuge reichen. Ähnlich wie im Vortrag von Søren Peter Johansen vom Danish Technological Institute wurde auch bei BMW deutlich, dass die Servicerobotik in Zukunft ein höchst effektiver Weg sein wird, um den Mensch in der Produktion beispielsweise beim Teilehandling oder bei Montageaufgaben zu unterstützen und zu entlasten, ohne ihn zu ersetzen. Im Gegenteil: Roboter sichern und schaffen sogar Arbeitsplätze, da Prozesse wesentlich effizienter gestaltet werden können. So gebe es nach Aussagen von Søren Peter Johansen in Dänemark mittlerweile eine regelrechte bottom-up-Bewegung: Werker, die die Vorteile kollaborierender Systeme erkannt haben, fordern deren Einführung, statt sie aus unbegründeten Ängsten heraus abzulehnen.

Die Besucher hatten die Gelegenheit, unterschiedliche MRK-Systeme, wie hier den Co-act JL1 Greifer an einem Kuka LBR iiwa, zu testen.

Die Besucher hatten die Gelegenheit, unterschiedliche MRK-Systeme, wie hier den Co-act JL1 Greifer an einem Kuka LBR iiwa, zu testen.

Forderung eines einheitlichen Ordnungsrahmens

Dass die großen Technologieanbieter sich ihrer besonderen Verantwortung bewusst sind, zeigte auch Dr. Bernd Liepert, Innovationschef bei Kuka. Neben einem Überblick über die Trends der Robotik ging er in seinem Referat vor allem auch auf die sozialen und ethischen Aspekte von Hochtechnologie und Robotik sowie auf die Verantwortung von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik ein. Angesichts der rasanten Entwicklung bei intelligenten und autonomen Systemen appellierte er für einen einheitlichen Ordnungsrahmen, eine sogenannte Robotic Governance, mit der Fehlentwicklungen und Risiken in Zusammenhang mit dem Einsatz autonom operierender Systems verhindert werden sollen.

Im kommenden Jahr werden die Schunk Expert Days on Service Robotics erstmals außerhalb Deutschlands, nämlich in Dänemark stattfinden: 27./28. Februar 2019, Odense/Dänemark.

Informationen und Anmeldung unte www.expertdays.schunk.com.

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