Digitalisierung ist unaufhaltsam
Eine Fertigung für die Fertigung ist der Betriebsmittelbau beim Möbelbeschläge-Hersteller Blum. Wie die Produktfertigung ist auch sie durchgängig vernetzt, die Produktionsprozesse sind transparent und werden virtuell zur Probe gefahren, Optimierungen in der Fertigung fließen digital zurück. Ein Ende des Übergangs zur Digitalisierung ist für ihren Leiter Gerhard Gorbach ebenso wenig in Sicht wie die Gefahr, dass diese qualifizierte Mitarbeiter überflüssig machen könnte. Von Ing. Peter Kemptner / x-technik
Mit mehreren hundert vernetzten Werkzeugmaschinen produziert Blum im Betriebsmittelbau Werkzeuge und Montageanlagen für die hauseigene Produktfertigung.
Gerhard Gorbach
Leitung Betriebsmittelbau, Julius Blum GmbH
„Bereits heute liefern die Sensoren unserer Werkzeugmaschinen viele Daten. Gemeinsam mit unseren Technologiepartnern deren Potenzial zu erschließen, ist für mich ein vorrangiges Ziel.“
Die Julius Blum GmbH ist ein führender Hersteller von Möbelbeschlägen und mit weltweit knapp 7.300 Mitarbeitern (75 % davon in Vorarlberg) auch einer der größten. Allein der Betriebsmittelbau verfügt über mehrere hundert durchwegs CNC-gesteuerte Fertigungsmaschinen. Auf diesen fertigen die Mitarbeiter Werkzeuge und Montageanlagen für die Produktfertigung, meist als Einzelteile und in kleinsten Serien.
Beschlägehersteller Blum bietet auch seinen Kunden Wege zur Digitalisierung mit Hilfsmitteln wie der Montage-App Easy Assembly. Alle Bilder: Blum
Betriebsmittelvernetzung ist Standard
„Bereits seit vielen Jahren begleitet mich das Thema Digitalisierung“, sagt Gerhard Gorbach, Leitung Betriebsmittelbau bei Blum. „Über sämtliche Produktionsbereiche hinweg, also auch einschließlich des Betriebsmittelbaus, sind unsere Maschinen unternehmensweit zu 100 % digital vernetzt.“ Natürlich nutzt auch dieses Unternehmen Maschinen unterschiedlicher technologischer Generationen. Deshalb hat Blum zu einer Lösung mit einer zentralen Datenautobahn gegriffen, welche die Daten aus den einzelnen Maschinen in standardisierter Form konzentriert.
Parallel dazu und mit diesem verbunden ist ein PPS-System installiert, über das jeder Fertigungsmitarbeiter Informationen über die in Produktion befindlichen Teile abrufen kann. „Ebenso selbstverständlich ist die vollständige Offline-Programmierung von Fertigungsmaschinen und Messmaschinen per CAM und CMM“, berichtet Gerhard Gorbach. „Das Grundgerüst dieser Gesamtausstattung haben wir vor Jahren selbst erstellt, in einigen Bereichen haben wir auch strategische Partnerschaften.“
Selektiver Einsatz der Cloud
Bereits heute wird bei Blum der gesamte Fertigungsprozess digital nachgebildet, ehe er auf die Reise zu den Maschinen geschickt wird. Dabei lokal durchgeführte Optimierungen fließen auch digital in die Ausgangssysteme und –abteilungen zurück. In abgegrenzten Bereichen setzt Blum auch auf Cloud-Lösungen.
Allerdings sieht man hier auch deren Grenzen und teilt vor allem nicht die Erwartung einer selbststeuernden Fertigung. „Die von Fachleuten durchgeführte Arbeitsplanung wird nicht so schnell ersetzt werden“, ist Gerhard Gorbach sicher. „Wir werden noch lange Menschen als intelligente Wächter über die Ausfalls- und Fehlersicherheit der Prozesse brauchen.“
Digitalisierung macht weitsichtig
Als einen der Hauptvorteile der aktuellen Digitalisierungsentwicklung sieht Gerhard Gorbach die Möglichkeit, Informationen für zuverlässigere Vorhersagen zu erhalten. „Das ermöglicht einen effizienteren Betrieb, vor allem aber auch eine vorausschauende Wartung“, ist er überzeugt. „Viele dafür erforderliche Daten liefern die Sensoren unserer Produktionsmittel bereits heute. Gemeinsam mit unseren Technologiepartnern deren Potenzial zu erschließen, ist für mich ein vorrangiges Ziel.“
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