Ohne Vision keine Weiterentwicklung
Anfang der 60er, parallel zum Aufbau der deutschen Luftfahrtindustrie, begann die Firma Test-Fuchs damit, hochspezielle Prüfsysteme für die Luft- und Raumfahrt zu entwickeln. Heute zählt das Waldviertler Unternehmen zu den weltweit führenden Herstellern auf diesem Gebiet. Den Grundstein für diesen Erfolg bildeten visionäre Ideen und Lösungsansätze – und genau das brauche es laut Michael Schilling, ERP Projektleiter bei der Firma Test-Fuchs auch, um die zahlreichen Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung bestmöglich für sich zu nutzen. Von Sandra Winter, x-technik
Mit einem groß angelegten ERP- bzw. PLM-Projekt wurde in der gesamten Test-Fuchs-Gruppe ein professionelles Fundament für durchgängige Datenketten geschaffen.
Michael Schilling
ERP Projektleiter bei der Firma Test-Fuchs
„Ein Digitalisierungsprojekt steht und fällt mit den Menschen und nicht mit der Technologie dahinter. Der Eigentümer muss von dessen Relevanz für sein Unternehmen überzeugt sein und ein paar klugen Köpfen den Freiraum geben, dass sie ihre Ideen in einem abgesteckten Rahmen ausprobieren können.“
Die Firma Test-Fuchs unterscheidet beim Thema Digitalisierung zwischen Maßnahmen, die intern messbaren Nutzen stiften und solchen die Externen – sprich den Kunden und Lieferanten – spürbare Vorteile bringen. Äußerst engagiert zeigen sich die international anerkannten Spezialisten für maßgeschneiderte Prüfsysteme in beiden Metiers: Das spiegelt sich zum einen in den sogenannten Data Solutions wider – vorgefertigten Software-Bausteinen (Applications), die Test-Fuchs-Kunden hilfreiche Funktionen und Services wie Condition Monitoring, Remote Control oder Testing on Demand zur Verfügung stellen. Zum anderen wird für den Eigenbedarf sukzessive in eine intensive Beschäftigung mit zukunftsträchtigen Technologien investiert. „Wir erkannten schon sehr bald, dass die Digitalisierung ein wettbewerbsentscheidendes Thema werden wird und nutzten die Vorteile eines familiengeführten Betriebs, um sich dieses Trends anzunehmen. Wir haben glücklicherweise sehr kreative Köpfe mit enormem Weitblick im Unternehmen und da unser Eigentümer Volker Fuchs ebenfalls sehr technikorientiert ist, erhielten diese den nötigen Spielraum, um innovative Ideen und Lösungsansätze zu entfalten“, erinnert sich Michael Schilling, ERP Projektleiter bei der Firma Test-Fuchs, zurück in eine Zeit, in der noch nicht über konkrete Use Cases, sondern „nur“ ganz allgemein über vielversprechende Weiterentwicklungsmöglichkeiten nachgedacht wurde.
Mit den sogenannten Data Solutions – vorgefertigten Software-Bausteinen (Applications) – werden Test-Fuchs-Kunden hilfreiche Funktionen und Services wie Condition Monitoring, Remote Control oder Testing on Demand zur Verfügung gestellt.
Der Chef muss die Marschrichtung vorgeben
Michael Schilling betrachtet Digitalisierungsprojekte vor allem als Menschen- bzw. Organisations-Thema. Schließlich brauche es neben entsprechenden Hard- und Software-Lösungen immer noch menschliche Intelligenz, um das Ganze zu konzeptionieren und mit visionären Gedanken zu bereichern. „Die Geschäftsleitung muss sagen ‚Ich will' und eine bestimmte Marschrichtung vorgeben, die Mitarbeiter müssen bei den Plänen mitziehen und eine gewisse Technologie-Affinität gepaart mit viel Prozessverständnis ist ebenfalls erforderlich, um diese Thematik erfolgreich anzugehen“, weiß der vormalige Produktionsleiter bei der Test-Fuchs GmbH aus langjähriger Erfahrung. Denn die Digitalisierung des Werkzeugkreislaufs in der zerspanenden Fertigung beispielsweise wurde von den Niederösterreichern bereits 2012 in Angriff genommen. „Als damals die Entscheidung fiel, am Firmenstammsitz in Groß-Siegharts eine neue Halle zu errichten, dachten wir gleichzeitig über zukunftsorientierte Produktionsansätze nach“, erklärt Michael Schilling, wie es zur Einführung eines intelligenten Werkzeugverwaltungssystems von TDM Systems kam.
Entweder „gscheit“ oder gar nicht
In den letzten Monaten war in der gesamten Test-Fuchs-Gruppe ein großes ERP- bzw. PLM-Projekt am Laufen, in dessen Realisierung durchschnittlich 50 Mitarbeiter involviert waren. Damit wurde ein professionelles Fundament für durchgängige Datenketten geschaffen, aus denen sich, wie Michael Schilling und seine Kollegen erwarten, wieder ein erheblicher Mehrwert generieren lässt. Um konkrete Ergebnisse mitzuteilen sei es derzeit aber noch zu früh, weil bis Ende dieses Jahres noch einige Feinjustierungen bei den Maschinenanbindungen ans ERP-System am Programm stehen. Als weitere Agenda für 2020 ist bei Test-Fuchs eine engere Vernetzung mit Kunden und Lieferanten geplant. Mit einem Großkunden sei man bereits dabei, einen u. a. mehr Transparenz schaffenden Datenaustausch zu realisieren. Und auch mit ausgewählten Lieferanten gab es bereits erste Vorgespräche, um die organisatorischen Weichen in diese Richtung zu stellen. „Grundsätzlich gilt für mich beim Thema Digitalisierung ‚gscheit oder gar nicht', da mit halben Sachen aus meiner Sicht viel zu viele Ressourcen verbrannt werden. Außerdem empfiehlt es sich zu prüfen, welchen Nutzen ein bestimmtes Modernisierungsprojekt intern oder extern tatsächlich bringt. Schließlich soll Digitalisierung nicht zur Selbstbeschäftigung betrieben werden“, fasst Michael Schilling abschließend die wichtigsten Dos and Don'ts bei diesem Thema zusammen.
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