anwenderreportage

Mut zu durchgängiger PLM-Prozesskette

Softwareumstellung beschleunigt kundenspezifische Projekte: Die Teile für wasserhydraulische Systeme müssen wegen der korrosiven Eigenschaften des Wassers unter Verwendung hochwertiger Werkstoffe mit engeren Toleranzen bearbeitet werden. Das auf solche Systeme spezialisierte mittelständische Maschinenbau-Unternehmen Hauhinco erhöhte seine Schlagkraft in der Projektabwicklung, indem es eine PLM-Lösung installierte, die nicht vor der Maschine Halt macht. Ihre Durchgängigkeit reicht bis weit in die Maschine hinein und spannt den kompletten Bogen vom ERP-System bis zur Maschinensteuerung, deren Verfahrwege mithilfe ebenfalls im System verwalteter Daten aus der Werkzeugvermessung angepasst werden. Zwecks Risiko-Minimierung selbstverständlich mit hauptzeitparalleler Simulation.

Eingesetzt werden die wasserhydraulischen Systeme in industriellen Anlagen, beispielsweise zur Steuerung einer 50.000-Tonnen-Presse bei Aluminiumhersteller Alcoa.

Eingesetzt werden die wasserhydraulischen Systeme in industriellen Anlagen, beispielsweise zur Steuerung einer 50.000-Tonnen-Presse bei Aluminiumhersteller Alcoa.

Alexander Seboldt
Konstruktion, Hauhinco

„Obwohl wir die Vorteile der Parametrik noch nicht umfassend nutzen, sind wir mit dem neuen System fast so schnell wie mit dem alten. Wir fangen gerade erst damit an, bestimmte Baugruppen zu standardisieren.“

Wenn es darum geht, die eingesetzte Kraft zu verstärken, kann keine andere Technik der Hydraulik das Wasser reichen. Bei wasserhydraulischen Systemen ist die Kraftübertragung noch unmittelbarer als bei der Ölhydraulik, weil Wasser sich nicht oder kaum komprimieren lässt. Außerdem ist es als Medium umweltverträglicher, preiswerter und fast überall verfügbar.

Mit seinen Simulationsfunktionen unterstützt das integrierte CAD/CAM-System Hauhinco dabei, das Potenzial der DMG-Bearbeitungszentren voll auszuschöpfen.

Mit seinen Simulationsfunktionen unterstützt das integrierte CAD/CAM-System Hauhinco dabei, das Potenzial der DMG-Bearbeitungszentren voll auszuschöpfen.

Dr.-Ing. Stephan Wittkop
Project Controlling, Hauhinco

„Wir wollten keine zersplitterte Software-Landschaft mehr haben, die wir mühsam integrieren müssen, sondern eine Lösung aus einem Guss aus der Hand eines zukunftssicheren Partners, um damit neue Programme unabhängig vom Fertigungsauftrag erstellen und an der Maschine bereitstellen zu können, ohne sie
lange einfahren zu müssen.“

Experten für Wasserhydraulik

„Einziger Nachteil ist, dass man aufgrund der korrosiven Eigenschaften des Wassers höherwertige Werkstoffe verwenden und sie mit engeren Toleranzen bearbeiten muss“, sagt Dr.-Ing. Stephan Wittkop, Project Controller bei der Hauhinco Maschinenfabrik. 1908 in Sprockhövel im südlichen Ruhrgebiet als Bergbauzulieferer gegründet, ist Hauhinco einer der anerkannten Experten für wasserhydraulische Systeme. Eingesetzt werden diese heute sowohl im Untertagebau als auch in industriellen Anlagen, beispielsweise in Hochdruckpressen. Der Bereich Mining ist zwar noch das stärkere Standbein des global tätigen Mittelständlers, der zwei Drittel seines Umsatzes im Export erwirtschaftet, wachstumsstärker ist jedoch der Bereich Industry. Größte Stärke des Unternehmens ist die Entwicklung maßgeschneiderter Lösungen für die Kunden.

Hauhinco ist spezialisiert auf wasserhydraulische Systeme. Deren Kraftübertragung ist noch unmittelbarer als bei der Ölhydraulik, weil sich Wasser nicht komprimieren lässt. Zudem ist es als Medium umweltverträglicher, preiswerter und fast überall verfügbar. (Alle Bilder: Hauhinco)

Hauhinco ist spezialisiert auf wasserhydraulische Systeme. Deren Kraftübertragung ist noch unmittelbarer als bei der Ölhydraulik, weil sich Wasser nicht komprimieren lässt. Zudem ist es als Medium umweltverträglicher, preiswerter und fast überall verfügbar. (Alle Bilder: Hauhinco)

Dr. Jens Standke
Projektleiter Siemens PLM Software

„Selbst im deutschen Mittelstand, der großen Wert auf durchgängige Prozesse legt, bekommt man eine so durchgängig integrierte Prozesskette nicht oft zu sehen.“

PLM-Landschaft umgekrempelt

Bei der Abwicklung der Vielzahl an Projekten stieß die veraltete IT-Infrastruktur an ihre Grenzen. Es gab weder die Möglichkeit, die 3D-CAD-Modelle direkt für die CAM-Programmierung zu nutzen, noch konnten die NC-Programme simuliert werden, was lange Einfahrzeiten zur Folge hatte. Nachdem Hauhinco das alte Warenwirtschaftssystem durch eine neue ERP-Lösung ersetzt hatte, nahm man die Modernisierung der technischen Systemlandschaft in Angriff.

Aufgrund der Anforderungen kam nur einer der drei großen PLM-Anbieter in Frage: „Wir wollten keine zersplitterte Software-Landschaft mehr haben, die wir mühsam integrieren müssen, sondern eine Lösung aus einem Guss aus der Hand eines zukunftssicheren Partners“, sagt Wittkop. Hauhinco entschied sich für die von Siemens PLM Software angebotene Lösung mit NX™ als CAD/CAM-System, Manufacturing Ressource Library (MRL) als Werkzeug-Bibliothek und Teamcenter als zentralem Daten-Backbone, weil kein anderer Hersteller dieselbe Durchgängigkeit bis an die Maschine bieten konnte.

Für die Anbindung der Produktion sorgt die Zusatzsoftware Shop Floor Connect (SFC) vom Siemens PLM Software Solution-Partner A+B Solutions GmbH, die den Anwendern in der Werkstatt über eine Weboberfläche den direkten Zugriff auf die in Teamcenter gespeicherten fertigungsrelevanten Daten ermöglicht, etwa NC-Programme, Werkzeuglisten, Fertigungsdokumentationen und 3D-Modelle.

Der Einsatz des parametrischen CAD/CAM-Systems NX erleichtert die kundenspezifische Anpassung von Produkten und Baugruppen.

Der Einsatz des parametrischen CAD/CAM-Systems NX erleichtert die kundenspezifische Anpassung von Produkten und Baugruppen.

Infos zum Anwender

Die Hauhinco Maschinenfabrik entwickelt und fertigt wasserhydraulische Systeme für den Untertagebau und für industrielle Anlagen, zum Beispiel Großpressen in Form von schlüsselfertigen Lösungen von der Projektierung über die Konstruktion, Fertigung und Montage bis zur Inbetriebnahme der Anlage.

www.hauhinco.de

Werkzeug-Voreinstellung inbegriffen

Die Prozesskette endet nicht an der Maschine, sondern schließt die Werkzeugvoreinstellung ein, die im Zuge des Projekts mit einem neuen Voreinstellgerät von Zoller ausgerüstet wurde. Wird ein NC-Programm an eine bestimmte Maschine geschickt, gleicht die Werkzeugverwaltung Shop Floor Integrate von Siemens PLM Software die Werkzeugliste des NC-Programms mit dem Werkzeugmagazin der gewählten Maschine ab und erzeugt eine Differenz-Liste, die direkt an das Voreinstellgerät geschickt wird. Auf dem Rückweg werden die Ist-Daten der vermessenen Werkzeuge an die Maschinensteuerung übertragen, sodass die NC-Verfahrwege entsprechend der realen Werkzeuggeometrie korrigiert werden. „Eine so durchgängig integrierte Prozesskette bekommt man selbst im deutschen Mittelstand, wo die Unternehmen großen Wert auf durchgängige Prozesse legen, nicht oft zu sehen“, urteilt Dr. Jens Standke, Projektleiter auf Seiten von Siemens PLM Software.

Herzstück der Prozesskette ist die integrierte CAD/CAM-Lösung NX. Der Software-Hersteller hat sowohl die CTX 1250, ein lineares Drehfräszentrum mit einer Drehlänge von bis zu 1.300 mm, als auch die neue DMC 55 von DMG MORI an das CAM-Modul angebunden und die Postprozessoren so angepasst, das der NC-Code entsprechend den Wünschen der Anwender ausgegeben wird. Obwohl die CAM-Umgebung für die Programmierer absolutes Neuland war, haben sie sich schnell mit der neuen Lösung angefreundet. Begeistert sind sie von Möglichkeit, Bearbeitungsfolgen für Bauteile, die häufig in ähnlicher Form vorkommen, in wieder verwendbaren Vorlagen abzubilden.

Zu den Stärken von NX CAM zählen die integrierten Simulationsfunktionen. Im Unterschied zu anderen CAM-Systemen visualisiert die Software nicht nur die Werkzeugbahnen, sondern emuliert die Maschinensteuerung Sinumerik 840D und simuliert ihr Verhalten auf Basis des postprozessierten NC-Codes. Dazu hat Siemens PLM Software die Maschinenmodelle von DMG MORI kinematisch aufbereitet und in NX CAM abgebildet.

Hauhinco verspricht sich von den leistungsfähigen Simulationsmöglichkeiten eine wesentlich höhere Zuverlässigkeit der NC-Programme und eine Reduktion der Einfahrzeiten. „Wir wollen neue Programme künftig unabhängig vom Fertigungsauftrag erstellen und an der Maschine bereitstellen können, ohne sie noch lange einfahren zu müssen”, sagt Wittkop.

International erfolgreich ist Hauhinco im untertägigen Bergbau, wo die Hochdruckpumpen in Pumpenzügen (siehe Anwenderbox) und Bedüsungsstationen eingebaut werden.

International erfolgreich ist Hauhinco im untertägigen Bergbau, wo die Hochdruckpumpen in Pumpenzügen (siehe Anwenderbox) und Bedüsungsstationen eingebaut werden.

Einsparpotential in der Projektierung

Sämtliche NC-Programme – auch der Altbestand – sind heute in Teamcenter abgelegt. Das ist nicht selbstverständlich, weil sich kurz nach Projektstart die Festplatte des früher verwendeten DNC-Systems verabschiedete. Mit vereinten Kräften konnten Siemens und Partner einen Großteil der NC-Daten retten. Dank der offenen Systemlandschaft ließen sich außerdem 27.000 Zeichnungen und die 3D-Modelle von über 7.000 Einzelteilen und mehr als 2.000 Baugruppen aus dem alten CAD-System in Teamcenter importieren. „Den Aufwand für die Datenmigrationen haben wir allerdings deutlich unterschätzt“, sagt Wittkop.

Nach Abschluss der Datenmigration wurde NX in der Konstruktion produktiv geschaltet. Der Umstieg von einem Direktmodellier-System auf die parametrische Konstruktion war für die Anwender eine Umgewöhnung. „Inzwischen sind wir mit dem neuen System fast so schnell wie mit dem alten, obwohl wir die Vorteile der Parametrik noch nicht umfassend nutzen“, sagt Alexander Seboldt, einer der Key-User. „Wir fangen gerade erst an, bestimmte Baugruppen zu standardisieren.“

Erhebliche Zeiteinsparungen im Prozess verspricht sich Hauhinco vom Einsatz des NX Routing-Moduls für die Projektierung der Anlagen. Die digitale Erstellung der Steuerschemata würde nicht nur die Projektierung enorm erleichtern, sondern den gesamten Prozess beschleunigen, weil andere Bereiche sofort auf die Daten zugreifen könnten, erläutert Wittkop.

Um das Modul effizient nutzen zu können, sollen die Sachmerkmale aus der ERP-Klassifizierung in die PLM-Lösung importiert werden. Außerdem will Hauhinco in einem nächsten Projektschritt eine bidirektionale PLM-ERP-Integration implementieren.

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