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Wenn Sekunden entscheiden
Triple Eight setzt mit im Rennsport auf HAAS-Werkzeugmaschinen: In Europa sind die australischen V8 Supercars im Vergleich zu den deutschen DTM-Meisterschaften oder der Formel 1 relativ unbekannt. Doch wer fesselnde und mitreißende Motorrennen sehen möchte, der kommt an den Supercars nicht vorbei. 2013 hat das von Red Bull gesponserte Triple Eight Team mit Sitz in Brisbane, Queensland, Australien, die Meisterschaften für sich entscheiden. Einen wesentlichen Anteil am Erfolg hat auch die Fertigungstechnik, denn Triple Eight stellt fast alle seine Teile und die Komponenten für mehrere Fahrzeuge anderer Teams auf CNC-Werkzeugmaschinen von HAAS Automation her.
Die International V8 Supercars Championship ist die populärste australische Tourenwagenrennserie. Die Fahrzeuge sind viertürige Limousinen, die jedoch nur im Aussehen ihren Serien-Pendants nachempfunden sind (Silhouettefahrzeug). Als Basis wird ein einheitliches Chassis verwendet, das mit vielen Einheitsbauteilen und nur wenigen Serienbauteilen ergänzt wird.
Infos zum Anwender
Triple Eight Race Engineering ist ein führender V8 Supercar Rennstall, der bereits vier Team- und vier Fahrer-Meisterschaftstitel, darunter die aktuellen Titel, gewonnen hat. Fast alle Komponenten der Fahrzeuge von Triple Eight, angefangen beim Pedalbock über die Federung bis zur Lenkung, entstehen in ihrer Zentrale und Werkstatt unweit von Brisbane, Australien, auf CNC-Werkzeugmaschinen von HAAS.
www.tripleeight.com.au
Die Motorsport-Fans in den USA hatten im Mai 2013 einen ganz besonderen Anlass zum Feiern, als die australischen V8 Supercar® Rennen auf dem Circuit of the Americas (COTA) in Texas ihr Debüt gaben. Obwohl die Supercars in den USA nicht so bekannt sind, wie die NASCAR® oder IndyCar® Rennen, haben sie doch auch dort eine große und wachsende Fangemeinde.
Die COTA-Rennstrecke liegt vor Austin und wurde Ende 2012 speziell für die Formel 1® und Motorradrennen gebaut. Mit ihrem 5,5 km entgegen dem Uhrzeigersinn verlaufenden Kurs mit 20 Kurven, mit Geraden für Spitzengeschwindigkeiten von 320 km/h, Haarnadelkurven für 60 km/h, mit einer „blinden“ Einfahrt in eine 150-km/h-Kurve sowie mit mehreren Höhenwechseln (bis auf 40 m) bietet sie sich aber auch für die V8 Supercars an. Die Eröffnungsveranstaltung der V8 Supercars, die Austin 400, war eine aus vier Rennen bestehende Serie mit mehr als 20 sehr wendigen und auch sehr lauten Fahrzeugen, die pure Begeisterung entfachten. Jedes Auto hatte mindestens 450 kW Leistung und einen Fahrer, der sich nicht davor scheute, „kontaktfreudig“ um den besten Platz zu kämpfen.
Der hintere Achsschenkel werden auf der HAAS VF-5 mit Dreh-/Schwenktisch gefertigt.
V8 Supercar: Härtetest für Mensch und Maschine
Triple Eight Race Engineering ist ein führender V8 Supercar Rennstall, der bereits vier Team- und vier Fahrer-Meisterschaftstitel, darunter die aktuellen Titel, gewonnen hat. Sein Red Bull Racing Australia Team dominiert auch weiterhin eine der beliebtesten Sportarten in Australien.
Ursprünglich wurde Triple Eight Mitte der 1990er Jahre in Großbritannien von Roland Dane gegründet, wo der Rennstall mit großem Erfolg an den britischen Tourenwagenmeisterschaften teilnahm. Seit 2003 mischt Dane mit seinem Team auch bei den australischen V8 Supercars mit. „In Großbritannien fahren wir auch noch Rennen”, sagt Dane, „und sind dort immer noch ziemlich erfolgreich. Doch ich wollte etwas, das mehr Aufregung bot als die Tourenwagen, und so bin ich auf die V8 Supercars gestoßen.“
Die V8 Supercar Rennen sind ein Härtetest für Mensch und Maschine. Dane weiß, dass nur der siegen kann, der den besten Fahrer, das beste Team und das beste Auto hat. „Das meiste am Auto bauen wir selbst“, erläutert Dane, „mit Ausnahme von Komponenten wie Rädern und Reifen, Transaxle und Tank. Der Motorblock und die Zylinderköpfe kommen natürlich von General Motors und wir greifen für solche Teile wie Kurbelwellen und Kolben auf externe Zulieferer zurück. Doch die Ölpumpe, die Kühlmittelpumpe und das Kühlmittelsystem, die Kipphebel, Halterungen, Abdeckungen und andere Teile bauen wir selbst. Natürlich stammen auch Fahrwerk, Federung, Lenkung und alles andere, das ein Auto eben so braucht, von uns. Die Maschinen von HAAS Automation sind uns da eine große Hilfe. Außerdem liefern wir alles, von den Fahrwerkteilen und Zahnstangen bis zu kompletten Fahrzeugen, an einige der anderen Teams. Tatsächlich fährt jedes Auto auf der Strecke mit ein paar Komponenten, die bei uns gebaut wurden. In allen steckt ein Teil von uns!“
Obwohl die V8 Supercars auf viertürigen Limousinen basieren, haben sie kaum noch Ähnlichkeit mit den eigentlichen Serienfahrzeugen. Genau wie der von Tony Stewart gefahrene Stewart-Haas #14 Chevrolet ähnelt ein V8 Supercar von außen zwar einem Fahrzeug, das auch bei einem Händler stehen könnte, doch unter der Karosserie ist alles anders. So ein Supercar enthält eine erstaunliche Anzahl von Spezialanfertigungen, die man nun wirklich nicht mal schnell um die Ecke kaufen kann.
Viele der von Triple Eight hergestellten Teile, wie die für die Lenkung (im Bild ein Lenkgehäuse) und ein Teil der Federung, sind ziemlich komplex – genau das richtige für den 5-Achsen-Dreh/Schwenktisch der HAAS VF-5, mit dem man fünf Seiten in einer Aufspannung bearbeiten kann.
Komponentenfertigung mit HAAS
Fast alle Komponenten der Fahrzeuge von Triple Eight, angefangen beim Pedalbock über die Federung bis zur Lenkung, entstehen in ihrer Zentrale und Werkstatt unweit von Brisbane, Australien, auf CNC-Werkzeugmaschinen von HAAS. Und für 2013 haben sich die Teile dank einiger neuer Regeln und Vorschriften erheblich geändert.
Das neue, 2013 vorgestellte Fahrzeugkonzept des Car Of The Future (COTF) für die V8 Supercars bedeutet einen Wendepunkt in diesem Sport. Damit öffnet sich die Serie nicht nur neuen Wettbewerbern, wie Mercedes und Nissan, die jetzt neben Holden (GM) und Ford an den Meisterschaften teilnehmen, und Volvo, die 2014 hinzukommen werden, sondern es müssen auch wesentliche Änderungen an den Fahrzeugen selbst vorgenommen werden. Diese Änderungen betreffen den neu positionierten Tank, die Einzelradaufhängung hinten, einen neuen Hinterradantrieb mit Transaxle, eine andere Motorposition, einen neuen Überrollkäfig, größere Räder, andere Reifen und vieles mehr. Durch die andere Positionierung von Komponenten, die neue Gewichtsverteilung und die veränderten Fahreigenschaften des COTF mussten die Teams viele Halterungen und andere Teile neu entwerfen, kritische Komponenten überarbeiten und manches sogar neu entwickeln. Es ist ein völlig neues Rennen! Aber eines, mit dem sich Triple Eight bereits seit einiger Zeit beschäftigt.
„Wir waren zwei Jahre lang in ein paralleles COTF-Entwicklungsprogramm eingebunden, während wir gleichzeitig unsere normalen Rennen fuhren“, sagt John Russell, Director of Engineering & Production bei Triple Eight. „Als Zulieferer haben wir zudem die Gelegenheit genutzt, um eine ganze Reihe von Teilen für einige Kundenfahrzeuge, die ebenfalls in der Rennserie mitfahren, sowie für die von uns gebauten Autos und für zwei Ersatzfahrwerke zu bauen. Mit nur 43 Mann, einschließlich Rennteam, haben wir hier eine ganz ordentliche Arbeit geleistet.“
Auf den beiden Drehmaschinen SL-20 und SL-30 werden die meisten rotationssymmetrischen Teile, wie Bremsscheibenhauben und Achsen bearbeitet - diese müssen sehr robust sein: Sie werden wärmebehandelt, hart gedreht und anschließend erneut wärmebehandelt.
Zuverlässig und vielseitig einsetzbar
Für einen Rennwagen muss jedes einzelne Teil äußerst genau entworfen und aus Qualitätsmaterial exakt gefertigt werden. Außerdem müssen die Werkzeugmaschinen präzise, zuverlässig und vielseitig einsetzbar sein.
„Triple Eight ist auf seine CNC-Werkzeugmaschinen angewiesen“, betont Russell. „Sie müssen zuverlässig und präzise arbeiten. Die Produktion läuft ununterbrochen, was eine lange Betriebszeit bedeutet. Wir haben fünf HAAS Maschinen. Als ich hier anfing, war mir die Marke HAAS noch unbekannt. Doch ich muss sagen, dass mich diese Maschinen überzeugt haben. Sie sind sehr, sehr gut und zuverlässig. Wir haben zwar nur eine kleine Werkstatt, arbeiten aber in zwei Schichten. Die Maschinen laufen lange und die Genauigkeit und Qualität der Teile ist hervorragend. Der Service und die Unterstützung sind fantastisch. Ich bin mit HAAS sehr zufrieden.“
Werkstattleiter Craig Johnstone kommt die Aufgabe zu, die neu konstruierten Teile für das COTF anzufertigen. „Wir haben zwei Hauptserien-Fahrzeuge in unserem Team und ein Entwicklungsserien-Fahrzeug“, erläutert er. „Dann bauen wir noch vier Wagen für zwei andere Teams. Das sind dann um die 10 Fahrwerke, die wir am Anfang des Jahres anfertigen. Diese Autos bedeuten eine Menge Arbeit und die Teile müssen makellos sein.“
Ein Blick in die Werkstatt: Triple Eight fertigt auf einer HAAS TM-2, einer VF-3 mit einer 210 mm 4. Achse, einer VF-5 mit einem 210 mm Dreh-/Schwenktisch für fünf Achsen, einer SL-20 und einer SL-30.
Für jeden Teil die richtige Maschine
„Wir haben eine HAAS TM-2, eine VF-3 mit einer 210 mm 4. Achse, eine VF-5 mit einem 210 mm Dreh-/Schwenktisch für fünf Achsen, eine SL-20 und eine SL-30“, berichtet Johnstone. „Die zusätzlichen Achsen kommen bei vielen Teilen zum Einsatz. Komponenten, wie die Schienen für die Überrollbügel und die Achsen, bearbeiten wir auf der VF-3 mit 4 Achsen, während die hinteren Achsschenkel und die Zahnstangengehäuse auf der VF-5 mit Dreh-/Schwenktisch gefertigt werden. Viele der von uns hergestellten Teile, wie die für die Lenkung und ein Teil der Federung, sind ziemlich komplex – genau das richtige für den 5-Achsen-Dreh/Schwenktisch, mit dem wir fünf Seiten in einer Aufspannung bearbeiten können. Da wir viele Teile produzieren, sparen wir mit den zusätzlichen Bewegungsachsen viel Zeit bei Mehrfachbearbeitungen und beim Einspannen ein.“
„Die Fräsmaschinen von HAAS werden für die unterschiedlichsten Arbeiten eingesetzt“, sagt Johnstone, „von Änderungen am Motorblock über die Achsschenkel bis zu Zahnstangengehäusen. Jetzt nutzen wir das neue iMachining®-Verfahren von SolidCAM® für Schrupparbeiten mit einem Fräser, dessen Schneide über die gesamte Tiefe Kontakt mit dem Werkstück hat. Das ist einfach toll. Es geht viel schneller, die Werkzeuge halten länger – und die Maschinen werden auch nicht so stark belastet.“
„Mit den Fräsmaschinen bearbeiten wir auch dünnwandige Teile mit tiefen Taschen“, ergänzt er. „Sie erinnern an die Lamellen an einem Kühlkörper. Die Wände werden direkt auf Maß gearbeitet, um Schwingungen von den dünnen Wänden und den langen Fräsern zu vermeiden. Viele Teile werden auch auf den Drehmaschinen vorgedreht und dann auf den Fräsmaschinen fertiggestellt. Hier ist eine große Genauigkeit der Maschine gefragt, um eine hohe Oberflächengüte zu erzielen – und es funktioniert.“
„Die Drehmaschinen bearbeiten die meisten rotationssymmetrischen Teile, wie Bremsscheibenhauben und Achsen“, sagt Johnstone. „Unsere Achsen sind robust: Sie werden wärmebehandelt, hart gedreht und anschließend erneut wärmebehandelt. Mit Titan arbeiten wir nicht viel, aber wir verwenden eine Menge 4140er und 4126er Stahl und 7er Aluminium. Unsere HAAS Maschinen kommen mit allen Materialien mühelos zurecht. Da können wir nur staunen. Der Preis ist sehr angemessen und die Maschinen sind robust, zuverlässig, genau und laufen wirklich gut. Am besten gefällt mir die sehr einfache Bedienung mit der verständlichen Steuerung. Es sind tolle Maschinen zu einem unglaublich konkurrenzfähigen Preis und mit einem beeindruckenden Kundendienst!“
Gesamtpaket überzeugt
„Triple Eight arbeitet seit fast zehn Jahren mit HAAS Maschinen“, sagt Roland Dane. „Sie helfen uns wirklich viel. Das gilt nicht nur für die Maschinen, sondern auch für den Service. Das gehört alles zusammen. Beides hält uns bei HAAS.“ Und so wie es aussieht, sorgt es auch dafür, dass Triple Eight weiter in Richtung Meisterschaft unterwegs ist.
Nach ein paar ungewöhnlich enttäuschenden Leistungen zum Anfang der Saison hat Triple Eight in Texas zum Gegenschlag ausgeholt, drei der vier Rennen gewonnen und in den ersten beiden Rennen sogar die beiden vorderen Plätze belegt. Ab da hielt die Erfolgsserie die ganze Saison über an. Beim letzten Rennen in Sydney im Dezember 2013 ist Jamie Whincup von Red Bull Racing mit seinem Triple Eight Wagen vor seinem Team-Kollegen Craig Lowndes auf das Siegerpodest gefahren. Damit hat er seinen fünften Meisterschaftstitel gewonnen und ist nun einer der erfolgreichsten Supercar-Fahrer aller Zeiten.
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