interview

Mikron Tool punktet mit Hochleistungswerkzeugen und komplexen Fertigungsstrategien

Bei der Mikron Switzerland AG, Division Tool, hat der langjährige Divisionsleiter Markus Schnyder den Staffelstab an Elio Lupica übergeben. Mikron Tool hat sich in den letzten Jahren überdurchschnittlich am Markt entwickelt. Elio Lupica zeigt sich im Interview auch für 2023 sehr optimistisch.

Unser Unternehmen zeichnet sich durch eine enorme Innovationsfreude aus. Dazu gehören stetige Investitionen in neueste Technologien für Produktion und Entwicklung.

Elio Lupica, Geschäftsführer von Mikron Tool (Bilder: Mikron Tool)

Unser Unternehmen zeichnet sich durch eine enorme Innovationsfreude aus. Dazu gehören stetige Investitionen in neueste Technologien für Produktion und Entwicklung. Elio Lupica, Geschäftsführer von Mikron Tool (Bilder: Mikron Tool)

Zur Person

Elio Lupica startete seine Karriere bei Mikron Tool 2005 als Verantwortlicher für Finanzen und Controlling und übernahm Ende letzten Jahres die Geschäftsführung.

Herr Lupica, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer neuen Position. Mikron Tool hat 2022 wieder ein Rekordjahr hingelegt. Darf man da von Ihrer Geschäftsführung große Veränderungen erwarten?

Markus Schnyder und ich arbeiten seit über 15 Jahren Seite an Seite. Er als Divisionsleiter und ich als sein Stellvertreter haben gemeinsam mit unserem hervorragenden Team die Realität Mikron Tools geprägt. Unser Unternehmen zeichnet sich durch eine enorme Innovationsfreude aus. Dazu gehören stetige Investitionen in neuste Technologien für Produktion und Entwicklung. Wir haben einen ungeheuren Qualitätsanspruch und sind stets darauf aus, unsere hohen Standards immer wieder zu toppen. Dadurch garantieren wir unseren Kunden mit unseren Produkten kontinuierliche Leistungssteigerung.

Marktstrategisch unternehmen wir alle Anstrengungen, in unsere Zukunftsmärkte weiter vorzudringen. Ich werde diesen Kurs beibehalten unter Einbeziehung des gesamten Teams von Mikron Tool. Es ist überaus positiv, dass unsere Zukunftsthemen bereits Früchte tragen.

2022 erweiterte Mikron Tool seine Produktionsstätte am Standort Agno (CH) um weitere 1.000 auf insgesamt 3.500 m². Das Unternehmen investiert in höhere Produktionskapazitäten und neueste Technologien.

2022 erweiterte Mikron Tool seine Produktionsstätte am Standort Agno (CH) um weitere 1.000 auf insgesamt 3.500 m². Das Unternehmen investiert in höhere Produktionskapazitäten und neueste Technologien.

Nichtsdestotrotz muss sich auch Mikron Tool den aktuellen Herausforderungen stellen. Wie gehen Sie damit um?

Für die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie sehe ich für die nächsten Jahre die größte Herausforderung im Automobilsektor. Er bleibt weiterhin unberechenbar wegen des Übergangs vom Verbrennermotor zur E-Mobilität mit negativen Trends in Volumen – in Bezug auf Zerspanungskomponenten – gepaart mit hohem Preisdruck.

Die Titanbohrerserie CrazyDrill Cool Titanium ermöglicht effizientes Zerspanen von Titanlegierungen und Reintitan.

Die Titanbohrerserie CrazyDrill Cool Titanium ermöglicht effizientes Zerspanen von Titanlegierungen und Reintitan.

Wie reagieren Sie darauf?

Wir mussten uns schon 2008 mit der größten Krise der Autobranche auseinandersetzen. Damals war unser Produktportfolio am Zerspanen von Stahlkomponenten orientiert, die in der Automobilindustrie bevorzugt verwendet werden. Wir erkannten schnell, dass wir die Abhängigkeit von dieser Branche überwinden müssen, wenn wir unsere Stabilität und die Sicherheit der Arbeitsplätze nicht riskieren wollten.

Nach 24 Jahren an der Spitze von Mikron Tool geht Markus Schnyder (rechts) in einen sicherlich ungestümen Unruhestand und übergibt seinem langjährigen Weggefährten Elio Lupica die Geschäftsleitung.

Nach 24 Jahren an der Spitze von Mikron Tool geht Markus Schnyder (rechts) in einen sicherlich ungestümen Unruhestand und übergibt seinem langjährigen Weggefährten Elio Lupica die Geschäftsleitung.

Ist das gelungen?

Ja, absolut. Es galt, neue Märkte zu erschließen. Mikron Tool wand sich der Bearbeitung schwierig zu zerspanender Materialien zu, den sogenannten Superwerkstoffen wie rostfreie und hitzebeständige Stähle, Superlegierungen, Titan und Kobalt-Chrom-Legierungen. Es gab hier kein wirkliches Angebot leistungsfähiger Werkzeuge in kleineren Durchmessern.

Diese Entscheidung lag auch darin begründet, dass wir uns internationalisierten und begannen Hightech-Länder wie China und die USA zu erschließen. Besonders in Amerika wurde uns bewusst, dass dort hitzebeständige Werkstoffe und rostfreier Stahl auf dem Vormarsch waren. Zum einen, weil in den USA der Aerospace-Markt viel ausgeprägter ist als in Europa. Auf der anderen Seite hat sich zum Beispiel Edelstahl dank seiner hervorragenden Eigenschaften in vielen Branchen durchgesetzt. Dieser Trend schwappte auch nach Europa über. Die Entscheidung, unser Produktsortiment zu diversifizieren, eröffnete uns völlig neue Absatzmöglichkeiten, auch in den sogenannten Zukunftsmärkten.

Zum Medical Day 2022 waren 20 Kunden aus Spanien angereist. Diese konnten sich vor Ort von der Leistungsfähigkeit der Werkzeuge von Mikron Tool überzeugen und sich über effiziente Fertigungsstrategien für die Medizintechnik informieren.

Zum Medical Day 2022 waren 20 Kunden aus Spanien angereist. Diese konnten sich vor Ort von der Leistungsfähigkeit der Werkzeuge von Mikron Tool überzeugen und sich über effiziente Fertigungsstrategien für die Medizintechnik informieren.

Bevor wir näher auf die Zukunftsmärkte eingehen, inwieweit tangieren die geopolitische Lage und die Pandemie Ihr Unternehmen?

Während der Pandemie war es von enormen Vorteil, weltweit über vier Standorte zu verfügen. Die Covid-Politik der Schweiz, Deutschlands, der USA und Chinas unterschied sich stark. Umsatzeinbußen, die wir in einem Land aufgrund der dort verhängten Restriktionen erlitten, konnten wir in den anderen Absatzmärkten kompensieren. Ein weiterer Pluspunkt waren unsere zwei Produktionsstätten, eine in der Schweiz und eine in Deutschland. So waren wir eigentlich nie wirklich der Gefahr eines totalen Produktionsstillstands – im Falle eines Lockdowns – ausgesetzt und konnten den Bedürfnissen unserer Kunden stets nachkommen. Letztendlich erzielten wir selbst in dieser höchst schwierigen Zeit Wachstum und 2022 war das beste Jahr seit Gründung.

Was die geopolitische Lage angeht, so sind wir von ihren indirekten Auswirkungen wie Inflation, Preissteigerung und Energieknappheit betroffen. Beim Letzteren greifen Energiesparmaßnahmen oder die Nutzung erneuerbarer Energien. In Agno (CH) setzen wir eine hochmoderne Mischanlage zur Wärmerückgewinnung aus der Produktion ein und verbrauchen dadurch keine fossilen Brennstoffe mehr. Und durch eine neue Kälteanlage sparen wir jährlich 370.000 kWh ein. Um hingegen steigenden Kosten für Material oder Dienstleistungen entgegenzuwirken, sind nachhaltige Maßnahmen notwendig: die Produktivität steigern und die Prozesse optimieren. Dazu kann man in neue Technologien und Softwarelösungen investieren. In Zeiten steigender Preise und Geldwertverlust ist es sinnvoll, notwendige Investitionen in diese Richtung voranzutreiben.

Wie beeinflussen die wichtigsten Branchentrends die Strategie Ihres Unternehmens?

Ein großes Thema ist die Medizintechnik. Der Wachstum und die Überalterung der Bevölkerung führt zu einem erhöhten Bedarf an Medizinprodukten. Die für uns relevanten Anwendungsbereiche sind orthopädische Knochenplatten und -schrauben, Implantate sowie chirurgische Instrumente.

Ein weiterer wichtiger Trend ist die Miniaturisierung. Sie bringt die konventionellen Werkstoffe an ihre Grenzen. Je zukunftsgerichteter die Industrie, umso mehr braucht sie entsprechende Materialien. Gewichts- und Maßreduzierung von Produkten und deren höhere mechanische, thermische und chemische Beanspruchung führen zur Verwendung von Hochleistungsmaterialien.

Daher die Positionierung unseres Unternehmens als Lösungsanbieter für anspruchsvolle Werkstoffe, wie sie in der Medizin- und Dentaltechnik sowie in der Luft- und Raumfahrt verwendet werden. Aber auch der Energiesektor, die Lebensmittelbranche und die Uhrenindustrie sind aus den gleichen Gründen wichtige Absatzmärkte, die ausbaufähig sind. Nicht zu vergessen die Elektroindustrie, die sich mit bleifreiem Messing auseinandersetzen muss.

Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um die Zukunftsmärkte auszubauen?

Wir müssen stets auf dem neusten Stand der Technik sein, um neue technologische Akzente zu setzen. Dazu investieren wir kontinuierlich in unser Technologiezentrum, das heute eines der modernsten Entwicklungszentren der Zerspanung im Mikrobereich ist. Mit einem Maschinenpark, der konsequent auf die Hochleistungszerspanung schwieriger und schwierigster Werkstoffe getrimmt ist. Hier entwickeln unsere Spezialisten bahnbrechende Werkzeuginnovationen mit Fokus auf die Zukunftsmärkte. Dass wir darin ganz gut sind, zeigt, dass wir in den letzten acht Jahren vier Innovationspreise gewonnen haben.

Aber marktstrategisch kann das nicht genügen, oder?

Das stimmt. Wir sind eine enge Kooperation mit DMG Mori eingegangen. Mit unseren Hochleistungswerkzeugen und deren hochdynamischen BAZs entwickeln und realisieren wir komplexeste Fertigungsstrategien für Kundenprojekte vornehmlich aus der Medizintechnik. Bei solchen Projekten reizen wir gerne das gesamte Optimierungspotenzial aus. Oft können wir die Produktionszeiten um mehr als 50 Prozent reduzieren.

Zur professionellen Unterstützung unserer Kunden setzen wir auf segmentspezifisch ausgebildete, technische Experten und kontinuierliche Fortbildung unserer Sales Force. Wir nehmen weltweit an branchenbezogenen Fachmessen, Seminaren und Kongressen teil. Zudem veranstalten wir gemeinsam mit unseren Technologiepartnern in unserem Technologie- und Kompetenzzentrum regelmäßig themenbezogene Technology Days, zu denen wir unsere Geschäftskunden einladen.

Was ist Ihrer Meinung nach die größte Stärke von Mikron Tool?

Dass wir uns zu einem ganzheitlichen Partner für unsere Kunden entwickelt haben. Neben unseren leistungsstarken Werkzeugen bieten wir mit unseren neuen CrazyService Products Ingenieurdienstleistungen vom Werkzeugtest bis zur Prozessentwicklung an. Allein in den letzten 18 Monaten haben wir 40 Kundenprojekte aus den Bereichen Medizin, Automobil und Aerospace realisiert. Das ist ziemlich crazy.

Vielen Dank für das Gespräch!

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