anwenderreportage
Juaristi MX5: Große Leistung auf kleinem Raum
Dass man auch auf sehr beschränktem Bauraum eine Maschine mit großen Verfahrwegen unterbringen kann, durfte die Firma AGRU Kunststofftechnik GmbH mit der neuen Juaristi MX5 erleben. Denn seit Dezember letzten Jahres ist bei den Oberösterreichern die Universalfräsmaschine in Fahrständerbauweise für die Herstellung großer Spritzgussformen und Maschinenbauteile im Einsatz. Autor: Georg Schöpf / x-technik
Die Maintenance Unit (ganz rechts) wurde auf dem Fahrständer untergebracht um zusätzlichen Bauraum einzusparen.
Hermann Binder
Leitung Werkzeugbau AGRU Kunststofftechnik GmbH
„Es ist schon bemerkenswert, dass es uns gemeinsam gelungen ist, eine Maschine mit solchen Ausmaßen auf einem derart kleinen Raum unterzubringen.“
Alois Gruber sen. gründete 1948 eine Schlosserei in Bad Hall und einen Eloxalbetrieb in Grünburg. Den eigentlichen Grundstein der heutigen Marktstellung in der Kunststofftechnik legte der Firmengründer jedoch 1961 mit der Entscheidung, die Kunststoffrohrproduktion aufzunehmen. In den Folgejahren wurde dieser Bereich kontinuierlich ausgebaut. Zunächst mit der Produktion von Polypropylen- und Polyethylenrohren, später auch durch die Herstellung von Platten, Vollstäben und Schweißdraht aus Kunststoff.
Die ersten Spritzgussformen für die Erzeugung von Formstücken für den Rohrleitungsbau wurden 1966 in Betrieb genommen. Seither konzentriert man sich bei AGRU kontinuierlich auf den weiteren Ausbau, sowie die Optimierung des Kunststoff-Produktionsprogrammes. AGRU-Produkte finden in der Gas- und Wasserversorgung, Minenindustrie, chemischen Industrie, Halbleiterindustrie, pharmazeutischen Industrie, Anlagenbau, Gebäudetechnik, Druckluftversorgung, Umweltschutz sowie im Tunnel- und Teichbau ihre Anwendung. Die große Stärke des Unternehmens liegt in den enorm kurzen Durchlaufzeiten, selbst bei ausgefallenen Kundenwünschen. Bereits sechs bis acht Wochen nach Auftragseingang können Rohrteile oder Fittinge gemäß Kundenwunsch produziert werden.
Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 1.000 Mitarbeiter an zehn internationalen Standorten. Allein in Bad Hall sind derzeit etwa 530 Mitarbeiter beschäftigt.
Der massiv ausgeführte Ausleger für die Bewegungen in Z-Richtung ist mit vier Linearführungen und acht Führungsschlitten auch hohen Belastungen sicher gewachsen.
Gerald Marx-Fraissl
Geschäftsführer TTS Fertigungstechnologien GmbH
„Unsere Stärke liegt ganz klar darin, zusammen mit Juaristi eine optimale Lösung für unsere Kunden zu finden. Auch wenn diese auf den ersten Blick fast unmöglich erscheint.“
Große Maschine für große Werkstücke
Am Headquarter befindet sich unter anderem der Werkzeugbau, in dem sämtliche erforderlichen Spritzgusswerkzeuge für die Rohrleitungs- und Fittingherstellung produziert werden. Für die Herstellung von Rohren bis 2.250 mm Durchmesser sind natürlich auch Werkzeuge mit entsprechenden Dimensionen erforderlich – ein Gewicht von bis zu 37 t und Werkstückdimension von bis zu 3.000 mm x 2.000 mm x 2.000 mm sind keine Seltenheit.
Um den steigenden Anforderungen des Marktes Rechnung zu tragen, und auch zukünftig die Flexibilität zu erhalten, traf man 2011 die Entscheidung, eine 23 Jahre alte Bettfräsmaschine durch ein modernes Fräsbearbeitungszentrum zu ersetzen. Besondere Herausforderung in diesem Unterfangen waren die eingeschränkten Platzressourcen im Werkzeugbau, denn niedrige Hallenhöhe begrenzte den Einbauraum enorm.
Der zusätzliche Horizontalfräskopf steht auf einer Konsole für den halbautomatischen Kopfwechsel bereit.
Infos zum Anwender
Die AGRU Kunststofftechnik GmbH mit Hauptsitz in Bad Hall in Oberösterreich beschäftigt weltweit rund 1.000 Mitarbeiter. Allein am Standort in Bad Hall sind 530 Mitarbeiter beschäftigt. Der dort ansässige Werkzeugbau stellt sämtliche für die Produktion erforderlichen Spritzgusswerkzeuge und Maschinenbauteile in eigener Werkstatt her.
Anpassung erforderlich
Im Auswahlprozess war dadurch, seitens der Anbieter, eine sehr hohe Bereitschaft zur Anpassung gefordert. In dieser Phase konnte schließlich die spanische Firma Juaristi, mit Hauptsitz in Azkoitia in Nordspanien, die in Österreich durch die Firma TTS Fertigungstechnologien GmbH aus Unterach am Attersee vertreten wird, überzeugen. „Wir haben uns im Vorfeld fünf verschiedene Maschinen angesehen. Einige sind schon allein aus platztechnischen Gründen ausgeschieden“, beschreibt Hermann Binder, Leiter Werkzeugbau bei AGRU, diese besondere Herausforderung. „Uns war klar, dass wir die Anbieter vor eine große Aufgabe stellen, unsere Anforderungen an den Bearbeitungsraum mit dem gleichzeitig stark begrenzten Bauraum zu erfüllen“, führt er weiter aus.
Solide Basis
Mit der Juaristi MX5 wurde eine Basismaschine gewählt, die die leistungstechnischen Voraussetzungen erfüllte. „Allerdings mussten wir einige gravierende Änderungen vornehmen, damit wir die Maschine in dem sehr knappen Bauraum unterbringen. Aber durch die hohe Bereitschaft seitens Juaristi, die Maschine komplett umzubauen, ist das fast Unmögliche gelungen“, freut sich Gerald Marx, Geschäftsführer der TTS Fertigungstechnologien GmbH. „Eine solche Anforderung hat man nicht alle Tage: Verfahrweg Y-Achse mit 1.500 mm, Z-Achse mit 2.000 mm und X-Achse so viel wie eben reingeht“, ergänzt er lachend.
Komplettumbau
Dabei konnte Juaristi durch geschickte Anpassungen an der Maschine enorme Platzeinsparungen ermöglichen. Die Maintenance-Unit wurde direkt auf den Fahrständer platziert. Spanabtransport und Kühlmittelversorgung wurden geschickt im Fundament unter der Maschine untergebracht. Der Maschinentisch konnte auf eine Aufspannhöhe von lediglich 300 mm über Hallenniveau abgesenkt werden. Zusätzlich wurde das Werkzeugmagazin tiefer gesetzt um im Kopfbereich der Maschine Platz für den Hallenkran zu schaffen. Lediglich im Bereich der Einhausung der Maschine mussten Kompromisse eingegangen werden.
„Für den Aufbau und die Inbetriebnahme haben wir uns bewusst etwas mehr Zeit genommen. Wir wollten einfach kein Risiko eingehen“, schildert Hermann Binder diese kritische Phase des Projektes. „Wir mussten den Aufbau realisieren, ohne den allgemeinen Betrieb im Werkzeugbau zu beeinträchtigen“, so der Bereichsleiter weiter. Der guten Zusammenarbeit zwischen AGRU, TTS und Juaristi ist es zu verdanken, dass die Maschine Mitte Dezember letzten Jahres in Vollbetrieb gehen konnte.
Trotz der räumlichen Beschränkung ist es den Spaniern damit gelungen, ein Maschinenkonzept zu entwickeln, das den Anforderungen seitens AGRU optimal gerecht wird. Die neue MX5 ermöglicht, durch die robuste Bauweise der Maschine, eine Nutzungsbandbreite von Teilen mit hohen Anforderungen an die Genauigkeit bis hin zur Schwerzerspanung. Damit wurde die angestrebte Flexibilität und Kapazitätserweiterung erreicht und das ohne zusätzlichen Raumbedarf.
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