anwenderreportage
HAAS OM-2: Strahlende Zähne
Die Teile, die für die Restauration von Zähnen benötigt werden, nehmen ihren Weg von der mechanischen Fertigung über das Zahnlabor (als Zwischenstation) bis zum Zahnarzt. Doch wie in vielen anderen Wirtschaftsbereichen steht auch hier der „Zwischenhändler“ unter einem hohen Leistungsdruck, da die Kosten steigen und die Technologie zunehmend Möglichkeiten bietet, andere Wege zu gehen. Genau dieses Szenario stellt die Zahntechniker heute vor erhebliche Probleme. Der Künstler, dessen Aufgabe es ist (oder war), exakt passende Prothesenzähne zu erschaffen, wird jetzt von Fertigungsbetrieben verdrängt, die mit den neuesten CNC-Werkzeugmaschinen ausgestattet sind.
Cyrtina setzt eine Haas VF-2 mit 30.000 min-1 Spindeldrehzahlen und einem 2-Achsen-Dreh-/Schwenktisch für 5-Achsenbearbeitungen ein.
Siebe van der Zel
leitender Geschäftsführer bei Cyrtina.
„Für uns ist ein skalierbares Geschäftsmodell sehr wichtig - wir werden weiter in Haas als unseren Werkzeugmaschinenpartner investieren. “
Vor etwa vier Jahren hat das unweit von Amsterdam ansässige Unternehmen Cyrtina BV nur Gerüste für Kronen oder Abstützelemente für Brücken hergestellt, die problemlos auf einer 3-Achsen-Maschine gefertigt werden konnten. „Allerdings“, erläutert Siebe van der Zel, COO des Unternehmens, „war uns klar, dass wir auf die 5-Achsen-Bearbeitung umsteigen mussten, wenn wir auch komplexere Teile für Zahnsanierungen effizient herstellen wollten. Nachdem wir mehrere Maschinenmodelle und Marken geprüft hatten, kamen wir zu dem Schluss, dass Haas das beste Preis-Qualitätsverhältnis bot.“
Cyrtina suchte eine robuste, stabile Maschine, die rund um die Uhr laufen konnte, und entschied sich daher für ein 5-Achsen-CNC-Bearbeitungszentrum von Haas (ÖV: Wematech), Modell VF-2 mit einer Spindeldrehzahl von 30.000 min-1. 2011 hat das Unternehmen dann noch eine Haas Mikrofräsmaschine OM-2 erworben, vor allem um Zirconiumdioxid, einen anorganischen metallbasierten Werkstoff, der in der modernen Zahnheilkunde weit verbreitet ist, zu bearbeiten. 2012 – wenige Monate später – kam noch eine weitere OM-2 hinzu.
Dr. Jef van der Zel, Präsident, CEO und Vater von Siebe van der Zel, hatte Cyrtina BV im Jahr 2004 gegründet. Das Unternehmen war schnell sehr erfolgreich und galt mit etwa 50 kleinen 3-Achsen-Fräsmaschinen mehrere Jahre lang als das größte Fräszentrum für Zahnersatz in Holland.
2011 kaufte das Unternehmen eine Haas OM-2 Mikro-Fräsmaschine, um hauptsächlich Zirconiumdioxid zu bearbeiten, einen anorganischen metallbasierten Werkstoff, der in der modernen Zahnheilkunde weit verbreitet ist.
Infos zum Anwender
Cyrtina BV/Oratio BV in Zwaag (Holland) hat sich von einem Fräszentrum mit 3-Achsen-Maschinen, das nur einfache zahnmedizinische Teile wie Gerüste für Zahnersatz produzierte, zu einem Anbieter komplexerer Kronen und Brücken entwickelt, die ohne den Zwischenschritt über den Zahntechniker direkt an den Zahnarzt ausgeliefert werden können.
www.oratio.nl
PRIMERO – die Ästhetische
„Damals begannen die Zahntechniker, die für gewöhnlich einen kompletten Zahnersatz aus Porzellan von Hand herstellten, darüber nachzudenken, ob sie nicht auch in Werkzeugmaschinen investieren und die Gerüste selbst fertigen sollten“, erläutert Siebe van der Zel. „Da wurde uns klar, dass wir uns weiter entwickeln und ebenfalls Kronen herstellen mussten.“ Für das Unternehmen war das eine Überlebensfrage. „Und so haben wir unter dem Namen Primero ein neue Krone mit Verblendschicht, die mit CAD/CAM-Technologie hergestellt wird, entwickelt und patentieren lassen.“
Seinen Worten zufolge bietet PRIMERO® eine bessere Ästhetik als konventionelle einteilige Kronen, weshalb sie bei den Patienten auch so beliebt ist. „Unsere Kronen sind sehr exakt und haben einen Chamäleon-Effekt, da sie transparent sind und das Licht der benachbarten Zähne reflektieren. Sie sitzen perfekt und sind hochästhetisch.“
Cyrtina kann mit einem einzigen Satz von diamantbeschichteten Werkzeugen (das größte misst nur 3 mm im Durchmesser) auf der Haas OM-2 150 seiner Schichtkronen fertigen.
Schnellstmögliche Lieferung schafft Wettbewerbsvorteil
Natürlich sieht sich Cyrtina, wie andere Industriezweige auch, mit einem starken Wettbewerb aus China konfrontiert. So kosten Kronen, die in den Niederlanden hergestellt wurden, im Durchschnitt EUR 250,- während chinesische Kronen schon für 160 bis 200 Euro angeboten werden. Daher stammen rund 40 % der Kronen auf dem holländischen Markt aus China. Doch das hat auch Nachteile.
„Unsere Lieferfristen liegen bei vier Tagen, während für die Kronen aus China wohl eher zwei bis drei Wochen einzuplanen sind“, meint Siebe van der Zel. „Zudem sind Zahnärzte an einer durchgängig hohen Qualität interessiert. Ihre Hauptaufgabe besteht schließlich darin, Patienten zu behandeln, so dass eine gut sitzende und makellose Krone unverzichtbar ist. Sie mögen es nicht, wenn sie Kronen reklamieren und zurücksenden müssen. Denn das bedeutet einen höheren Zeitaufwand und einen zusätzlichen Behandlungstermin mit dem Patienten.“ Heute liefert Cyrtina 30 % seiner Produktion direkt an die Zahnärzte aus. Und dieser Anteil steigt rasant an.
„Angefangen haben wir als einfaches Fräszentrum. Heute sind wir darüber hinaus ein Zahnlabor und stellen die Kronen selbst her. Fräswerkstätten werden zu Laboren“, ergänzt Siebe van der Zel. „Den traditionellen Laboren passt das natürlich gar nicht. Sie verlieren Kunden. Ich meine, entweder sie kaufen unsere Produkte und werden Händler oder sie werden arbeitslos.“
Die Produkte des Unternehmens verlangen eine Genauigkeit von 20 µm.
Auf der Haas gefertigt
Mit einem einzigen Satz von diamantbeschichteten Werkzeugen (das größte misst nur 3 mm im Durchmesser) kann Cyrtina auf der Haas OM-2 150 seiner Schichtkronen fertigen. Obwohl Zirconiumdioxid anfangs recht weich ist, verschleißen die Werkzeuge sehr schnell. Die im Unternehmen hergestellten Kronen bestehen im Wesentlichen aus zwei Teilen: dem Gerüst aus Zirconium und der Verblendschicht aus Porzellan.
„Wir fräsen das Gerüst, setzen es in einen Fräsblock ein und fertigen den Stumpf“, erläutert Siebe van der Zel. „Um diesen Stumpf herum befindet sich ein gefräster Hohlraum, der mit einer von uns selbst entwickelten, flüssigen Porzellanmasse aufgefüllt wird. Anschließend wird die Krone in einer Presse verdichtet und getrocknet, so dass sie eine kristalline Struktur ausbildet, etwa wie wir sie vom Zucker her kennen. Dann fräsen wir mit der OM-2 den als „Grünling“ bezeichneten Pressling fertig und schicken ihn in den Trockenofen. Danach weist das Material genau die gleichen Eigenschaften auf wie gehärteter Stahl. Es ist praktisch unzerbrechlich und hält extrem hohen Drücken stand. Wir bezeichnen dieses Material als ‚Keramikstahl‘ und gewähren daher eine fünfjährige Garantie auf unsere Kronen.“
Cyrtina beschreibt seinen Fertigungsprozess als ‚kollaborative computerisierte Dentaltechnik‘, da die Unternehmens- und Produktionsabläufe fast vollständig automatisiert sind. Bestellungen beispielsweise gehen digital ein. Entweder übermittelt der Zahnarzt einen interoralen Scan oder einen Abdruck, der vom ScanDesignCenter von Cyrtina eingescannt wird. Dann wird das Design mit dem vom Unternehmen selbst entwickelten CAD-System fertig gestellt. Zuletzt werden auf einem 3D-Drucker Modelle erstellt, und nach Abschluss des Designs kann die automatische Produktion der Krone beginnen.
„Die Bestellungen werden automatisch durch den Workflow geführt, der auch ein mit der CAM-Software PowerMILL von Delcam berechnetes Fräspfad-Programm für die Haas VF-2 beinhaltet“, meint Siebe van der Zel. „Bei einigen der von uns bearbeiteten Teile, wie den indexierten Pfosten zum Beispiel, müssen wir Löcher in unterschiedlichen Winkeln bohren. Aus diesem Grund nutzen wir bei allen drei Haas Maschinen die 3+2-Achsen-Bearbeitung.“
Vollkommen zuverlässig und einfach zu bedienen
Siebe van der Zel hat im Internet zum ersten Mal etwas von Haas gehört und erst danach erfahren, dass seine Mitbewerber ebenfalls mit Haas Maschinen arbeiten. Da ist ihm die Entscheidung leicht gefallen.
„Haas ist dafür bekannt, dass seine Maschinen nie ausfallen“, meint er. „Auch der Preis der Maschinen spielt insofern eine wichtige Rolle, da er sich im Preis unseres Endprodukts widerspiegelt. In Bezug auf die Genauigkeit müssen wir eine Toleranz von 20 µm erreichen, was für die Maschinen von Haas nun wirklich kein Problem ist. Letztendlich fertigen die Haas Maschinen unsere Produkte genau nach den Spezifikationen und sie fallen nie aus. Das heißt, wir verdienen richtig Geld mit ihnen. Außerdem lassen sich die Maschinen wirklich leicht bedienen. In nur zwei Tagen hat man sie im Griff – selbst mit wenigen oder gar keinen Vorkenntnissen.“
„Wir werden weiter in Haas als unseren Werkzeugmaschinenpartner investieren und unsere älteren 3-Achsen-Maschinen nach und nach durch die Haas OM-2 ersetzen, um eine durchgängig hohe Qualität und einheitliche Betriebsabläufe zu gewährleisten“, ergänzt er abschließend. „Die Tage, an denen der Zahntechniker ein Gerüst nimmt und es von Hand mit Porzellan aufbaut, sind gezählt. Die Zukunft der Dentaltechnik liegt in der automatischen maschinellen Fertigung von Zahnersatz. So werden die Kosten sinken und viel mehr Menschen werden sich diese Behandlungen leisten können.“
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