anwenderreportage

WFL Millturn M35-G: An der Grenze der Belastbarkeit

Mit 4.000 Mitarbeitern und einem umfangreichen Programm an Werkzeugen, Betriebseinrichtungen und persönlicher Schutzausrüstung ist die Hoffmann Group ein kompetenter Systempartner für die Industrie. Im Jahr 2019 wurde das erste WFL Millturn Dreh-Bohr-Fräszentrum bei Hoffmann in Betrieb genommen. Diese Maschine hat einen durchaus unüblichen Job, denn nicht das Fertigen von Bauteilen steht im Fokus, sondern das Testen und Optimieren von Werkzeugen. Hier werden Werkzeuge gnadenlos bis an ihre Grenzen belastet. Was am Ende bleibt, sind jede Menge Späne und wertvolle Werkzeugdaten.

Fokus auf Spänen und Werkzeugdaten: Um möglichst viele verschiedene Werkzeuge und Technologien testen zu können, wurde bei Hoffmann 2019 ein WFL Millturn Dreh-Bohr-Fräszentrum M35-G in Betrieb genommen.

Fokus auf Spänen und Werkzeugdaten: Um möglichst viele verschiedene Werkzeuge und Technologien testen zu können, wurde bei Hoffmann 2019 ein WFL Millturn Dreh-Bohr-Fräszentrum M35-G in Betrieb genommen.

Shortcut

Aufgabenstellung: Werkzeugmaschine zum Testen und Optimieren von Werkzeugen.

Lösung: Dreh-Bohr-Fräszentrum WFL Millturn M35-G.

Nutzen: Komplettbearbeitung; hohe Leistung; verschiedene Bearbeitungssituationen abbilden; für zukünftige Anforderungen gerüstet.

Bei der Hoffmann Group dreht sich alles um den Katalog. Seit 1978 erscheint die orange „Werkzeug-Bibel“ jährlich. In 18 Sprachen, mittlerweile in vier Bänden und mit einer Auflage von 900.000 Exemplaren. Seit 2000 gibt es mit dem eShop auch eine Online-Version mit über 90.000 Artikeln zur Auswahl. „Der Ablauf, wie etwas überhaupt in den Katalog kommt, ist typisch: Es wird definiert, was das Werkzeug können soll. Eine Spezifikation wird erstellt, technische Ideen werden integriert. Danach gibt es eine Art Ausschreibung und schließlich kommen ein paar wenige Lieferanten in die engere Auswahl. Diese stellen dann Prototypen-Werkzeuge her – danach Testen, Vergleich mit Wettbewerbsprodukten sowie Benchmarking. Anschließend werden die Werkzeuge kontinuierlich beim Lieferanten weiterentwickelt. Diese Werkzeuge gibt es dann in dieser Art und Weise nur bei uns. Nach dem Testen kommen die neuen Werkzeuge nach und nach in den Katalog. Wir verkaufen zum Großteil Standardwerkzeuge, aber auch einige Sonderwerkzeuge“, fasst Dr. Jens Rossaint, Director Engineering, die Abläufe zusammen.

Die Gegenspindelmaschine ist neben der Dreh-Bohr-Fräseinheit mit B- und Y-Achse auch mit einem Revolver am unteren System ausgestattet..

Die Gegenspindelmaschine ist neben der Dreh-Bohr-Fräseinheit mit B- und Y-Achse auch mit einem Revolver am unteren System ausgestattet..

Thomas Grünberger
Experte für Zerspanung bei der Hoffmann Group

„Mit der Millturn können wir HSK-63 Drehwerkzeuge nun perfekt testen und so unser Produktportfolio optimieren. Auch die B-Achse ist beim Drehen ein Riesenvorteil, da wir den Anstellwinkel sehr flexibel anpassen können. Wenn unsere Außendienstmitarbeiter mit verschiedenen Anliegen von Kunden kommen, können wir praktisch jede Situation nachstellen.“

Zielgerichtete Entwicklung

Das im September 2019 neu eröffnete TechnologyCenter in München wurde mit vielfältigen Vorführ- und Schulungsmöglichkeiten, aber auch umfangreichen Mess- und Prüfeinrichtungen ausgestattet. Neben dem Messraum mit einer Koordinaten-Messmaschine gibt es vom Härteprüfer bis zum Raster-Elektronenmikroskop alle erdenklichen Analysegeräte, um den Eigenschaften des Gefüges wissenschaftlich auf den Grund zu gehen. Über das Gefüge erfolgt Rückschluss auf die Performance und Haltbarkeit eines Werkzeuges. „Wir wollen nicht nur blind Trial & Error machen, sondern zielgerichtet entwickeln und optimieren“, erklärt Rossaint. Aber nicht nur Laborgeräte gehören zum Equipment im TechnologyCenter, sondern auch Betriebseinrichtungen aus dem Katalog, welche anschaulich zeigen, wie man das Umfeld der Maschine optimal aufbauen kann.

Wenn Kunden bestimmte Werkzeuge live sehen wollen, können sie sich über den Außendienst anmelden. „Wir stimmen dann gemeinsam mit Kunden und Außendienst einen Termin ab und definieren die Inhalte der Vorführung“, erklärt Thomas Grünberger, Experte für Zerspanung und Additive Fertigung. Denn neben den spanabtragenden Methoden befasst man sich hier auch intensiv mit additiver Fertigung. Eine Möglichkeit ist, dass Kunden gemeinsam mit dem Außendienst das TechnologyCenter individuell besuchen. Eine größere Anzahl kommt aber über Schulungen und den regelmäßig stattfindenden „Stammtisch“. Bei letzterem geht es weniger um den Konsum von Gerstensaft als vielmehr um das Zusammentreffen mit Experten und Fachvorträge zum Thema Werkzeuge.

Die gute Zugänglichkeit zum Werkzeugmagazin erleichtert das Werkzeugrüsten. Die smarte Werkzeugverwaltung von WFL führt den Bediener einfach und intuitiv durch den Rüstprozess.

Die gute Zugänglichkeit zum Werkzeugmagazin erleichtert das Werkzeugrüsten. Die smarte Werkzeugverwaltung von WFL führt den Bediener einfach und intuitiv durch den Rüstprozess.

Breites Spektrum an Bearbeitungstechnologien

Von den Schulungsräumlichkeiten für die Theorie gelangt man rasch ins TechnologyCenter und kann sich das Ganze an der Maschine ansehen. Und hier steht die neue WFL Millturn im Zentrum. Die Gegenspindelmaschine ist neben der Dreh-Bohr-Fräseinheit mit B- und Y-Achse auch mit einem Revolver am unteren System ausgestattet. Damit kann die Maschine an beiden Spindeln gleichzeitig oder an einer Spindel vierachsig drehen. Mit Hilfe der Dreh-Bohr-Fräseinheit und der C-Achse ist auch eine 5-Achs-Bearbeitung möglich. Dank einer Lünette am Revolver und einer Reitstockfunktion für Gegenspindel und Revolver können auch längere Wellenteile zerspant werden. Mittels Übergabe auf die Gegenspindel können Teile in nur einer Aufspannung komplett gefertigt werden. Dank eines Hainbuch-Centrotex-Schnellspannsystems ist es möglich, unterschiedliche Spannmittel wie Futter oder Spanndorne in nur 20 bis 30 Minuten zu wechseln und die Maschine auf die jeweilige Aufgabe flexibel anzupassen.

Praktisch, wenn man alle Werkzeuge und Einrichtungen im eigenen Hause hat. Die „orange Werkzeugbibel“ leistet auch dem Team um Jens Rossaint wertvolle Dienste.

Praktisch, wenn man alle Werkzeuge und Einrichtungen im eigenen Hause hat. Die „orange Werkzeugbibel“ leistet auch dem Team um Jens Rossaint wertvolle Dienste.

Infos zum Anwender


Die Hoffmann Group ist ein Systempartner für Qualitätswerkzeuge. Entstanden durch den Zusammenschluss traditionsreicher Familienunternehmen steht sie für Kontinuität, Stabilität, Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit. Das größte Unternehmen innerhalb der Hoffmann Group ist die Hoffmann SE. Sie entwickelt und steuert in Abstimmung mit den Partnerunternehmen die Ausrichtung der gesamten Hoffmann Group. Im Jahr 2018 erzielte die Hoffmann Group mit rund 4.000 Mitarbeitern einen Umsatz von über 1,4 Mrd. Euro.

Tests mit großen Wendeplatten möglich

Eine Anforderung war, möglichst viele verschiedene Werkzeuge und Technologien testen zu können. Wichtig war der Hoffmann Group außerdem, dass, wenn neue Werkzeuge entwickelt werden, dies auch in der Maschine abgebildet werden kann. Eigene Softwareentwicklungen – insbesondere für die Werkzeugverwaltung – in die Maschine integrieren und auf bestehende Softwarelösungen für zukünftige Entwicklungen aufbauen zu können, stellte eine weitere Anforderung dar. Hier ist ein Wille zur Kooperation mit dem Maschinenhersteller Voraussetzung.

„Ein Riesenvorteil ist, dass wir auch große Wendeplatten testen können, ohne dass die Maschine gleich in die Knie geht. Durch die sehr flexiblen Spannmöglichkeiten können wir auch problemlos größere Durchmesser verwenden, um den Test noch länger hinauszuziehen und noch mehr Daten erfassen und entsprechend lang bei hoher Zerspanungsleistung durchführen zu können“, veranschaulicht Grünberger und führt weiter aus: „Mit der Millturn können wir HSK-63 Drehwerkzeuge nun perfekt testen und so unser Produktportfolio optimieren. Auch die B-Achse ist beim Drehen ein Riesenvorteil, da wir den Anstellwinkel sehr flexibel anpassen können. Wenn unsere Außendienstmitarbeiter mit verschiedenen Anliegen von Kunden kommen, können wir praktisch jede Situation nachstellen, von VDI40 am Revolver bis zu jedem x-beliebigen Werkzeug in der Dreh-Bohr-Fräseinheit unter jedem möglichen Winkel. Die Frässpindel wurde mit 16.000 U/min ausgeführt. Damit sind wir auch für zukünftige Anforderungen gut gerüstet.“ Seit Anfang des Jahres waren fast 400 Kunden bei der Maschine.

Thomas Grünberger erklärt anschaulich die ausgestellten Werkzeuge und Spannmittel. Die Vielfalt ist nahezu grenzenlos.

Thomas Grünberger erklärt anschaulich die ausgestellten Werkzeuge und Spannmittel. Die Vielfalt ist nahezu grenzenlos.

Cross-Selling-Effekte für Werkstatteinrichtungen ergeben sich häufig bei den Bearbeitungsvorführungen. Die optimale Gestaltung des Umfeldes der Maschine hat entscheidenden Einfluss auf die Effizienz der Fertigung.

Cross-Selling-Effekte für Werkstatteinrichtungen ergeben sich häufig bei den Bearbeitungsvorführungen. Die optimale Gestaltung des Umfeldes der Maschine hat entscheidenden Einfluss auf die Effizienz der Fertigung.

Zukunftsthema Schleifen

Das Thema Schleifen in der Maschine wurde bis jetzt noch nicht angegangen. Die Maschine ist dafür vorbereitet, aber momentan steht das nicht primär im Fokus. Die entsprechende Erfahrung kann man sich aber nun jederzeit erarbeiten. „Unsere Aufgabe ist es, den Kunden im gesamten Bearbeitungsprozess zu beraten. Wenn sich der Trend in Richtung Integration des Schleifens in den Dreh-Fräs-Prozess verstärkt, dann sind wir jederzeit in der Lage, diesen Prozess durchgehend in der Maschine abzubilden. Mit der Maschine ist es uns möglich, das gesamte Portfolio unserer Werkzeuge aus dem Katalog zu testen“, erklärt Rossaint.

Auch beim Thema Konnektivität hat Rossaint abschließend viel vor: „Hier geht es um die Einbindung in unsere CM-Software, also Connected Manufacturing.“ Damit werden Spindeldaten in Echtzeit erfasst und ausgewertet. Das ist wiederum interessant für die Werkzeugstandzeit. Für die Übertragung der Daten wurde die Maschine mit einer OPC UA-Schnittstelle ausgeführt. Somit steht weiteren zukünftigen IOT-Lösungen nichts mehr im Weg.

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