anwenderreportage

Emco Hyperturn 95: Automatisierte Simultanbearbeitung

Hyperturn 95 von Emco erweitert Bearbeitungsmöglichkeiten bei Miba: Auch im Bereich Büchsen und Anlaufringe der Miba Gleitlager Austria GmbH wird auf die Optimierung von Arbeitsprozessen durch Automation gesetzt. Kernstück für die Großteilebearbeitung ist eine Hyperturn 95 vom österreichischen Werkzeugmaschinenhersteller Emco. Beschickt von einem Emco Portallader fertigt das Drehbearbeitungszentrum Lagerbüchsen simultan auf zwei Spindeln rund um die Uhr. Autor: Georg Schöpf / x-technik

Die Emco Hyperturn 95 ist die bislang größte Maschine in der Abteilung Gleitlager und Anlaufringe bei Miba. Sie ermöglicht die Bearbeitung von Werkstücken bis 400 mm Durchmesser.

Die Emco Hyperturn 95 ist die bislang größte Maschine in der Abteilung Gleitlager und Anlaufringe bei Miba. Sie ermöglicht die Bearbeitung von Werkstücken bis 400 mm Durchmesser.

Thomas Mösl
Produktionsbereichsleiter Büchsen und Anlaufringe bei der Miba Gleitlager Austria GmbH

„In unserer Drehbearbeitungszelle fertigen wir 70 bis 80 verschiedene Teile. Automatisierte Abläufe und eine geschickte Logistik helfen uns dabei, unsere Maschinen optimal zu nutzen.

Die Miba Gleitlager Austria GmbH stellt am Standort in Laakirchen Gleitlager, Anlaufringe und Büchsen für Diesel- und Gasmotoren her. Diese kommen bei der Lagerung von Pleuel, Kurbelwellen und Nockenwellen zum Einsatz. Das Unternehmen hat sich dabei auf Großmotoren spezialisiert. Die Losgrößen der hergestellten Teile liegen im Bereich von Einzelstücken bei Spezialmotoren bis mittleren Seriengrößen von etwa 500 Stück für den Nutzfahrzeugbereich. Als Premiumlieferant in diesem Segment stellen die oberösterreichischen Lagerspezialisten dabei höchste Ansprüche an die Qualität der erzeugten Produkte.

Die in Laakirchen hergestellten Lagerschalen bestehen in der Regel aus einem Stahlgrundkörper, der mit einer Aluminium- oder Bronzelaufschicht plattiert wird. Lagerbüchsen hingegen bestehen meist aus Aluminium- oder Bronzevollmaterial. Durch moderne Beschichtungstechnologien werden Laufflächen zusätzlich veredelt und widerstandsfähiger gemacht. Viele dieser Lagerkomponenten müssen mit zusätzlichen Schmierkanälen oder komplexen Außengeometrien versehen werden. Die Lagerbüchsen werden in einem Durchmesserbereich von 125 bis 400 mm gefertigt, wobei der Kernbereich bei 240 mm liegt.

Der großzügige Arbeitsraum ist leicht zugänglich. Der Abstand von 1.700 mm zwischen den Spindelnasen erlaubt eine Simultanbearbeitung von zwei Teilen.

Der großzügige Arbeitsraum ist leicht zugänglich. Der Abstand von 1.700 mm zwischen den Spindelnasen erlaubt eine Simultanbearbeitung von zwei Teilen.

Rupert Lehenauer
Gebietsverkaufsleiter bei der Emco GmbH

„Mit ihren zwei kraftvollen Spindeln erlaubt die Hyperturn 95 eine Simultanbearbeitung von zwei Werkstücken. Der Portallader hilft dabei Rüstzeiten zu minimieren und die Maschine auszulasten.

Abgestimmte Abläufe

„Bei der Herstellung der Lagerbüchsen kommt es uns auf ein effizientes Zusammenspiel aus Programmierung, Logistik und Zerspanung an“, so Thomas Mösl, Produktionsbereichsleiter Büchsen und Anlaufringe bei der Miba Gleitlager Austria GmbH. „Wir versuchen, Arbeitsabläufe weitgehend zu standardisieren und die Wege im Unternehmen möglichst kurz zu halten“, erklärt er weiter und bezieht sich damit auf eine regelmäßige Layoutanpassung der Werkshallen an die Fertigungsprozesse. So wurden beispielsweise in 2016 alle Drehbearbeitungszentren der Abteilung Büchsen und Anlaufringe in einer Fertigungszelle zusammengefasst.

Wo immer möglich, wird die Be- und Entladung der Maschinen durch eine Automatisierung unterstützt. „Zusätzlich achten wir in unserer Fertigung darauf, dass wir durch möglichst standardisierte Werkzeuge und Schnellwechselsysteme auf Portalanlagen die Rüstzeiten an den Maschinen minimieren“, so Mösl weiter. „Außerdem erfolgt bei uns die Programmierung der Maschinen offline, so dass wir möglichst wenig Zeit verlieren. Auch die Steuerung der Portalanlagen erfolgt bei uns über eine Programmierung mit Fixparametern und nicht wie üblich über ein Teach-in“, erläutert Josef Kienesberger, der in der Abteilung für die Programmierung verantwortlich ist. „Damit erreichen wir, dass wir im Falle eines Umbaus im Maschinenpark nach einem kurzen Einmess- und Abstimmvorgang sofort weiterarbeiten können und nicht alle Portalanlagen von Grund auf neu programmieren müssen“, geht er weiter ins Detail.

Lagerbüchsen aus Mehrkomponentenwerkstoffen sind die Spezialität der Miba Gleitlager Austria GmbH.

Lagerbüchsen aus Mehrkomponentenwerkstoffen sind die Spezialität der Miba Gleitlager Austria GmbH.

Infos zum Anwender

Die Miba Gleitlager Austria GmbH fertigt am Standort in Laakirchen. Die Abteilung Büchsen und Anlaufringe mit 70 Mitarbeitern arbeitet im Dreischichtbetrieb. Dabei werden Kolbenbolzenbüchsen, Nockenwellenbüchsen und Anlaufringe in Losgrößen von fünf bis 200 Stück in Dimensionen bis 400 mm Durchmesser hergestellt. Durch Automatisierungslösungen kann ein Mitarbeiter mehrere Maschinen bedienen.

Die Miba AG ist einer der führenden strategischen Partner der internationalen Motoren- und Fahrzeugindustrie. Sinterformteile, Gleitlager, Reibbeläge, Leistungselektronik-Komponenten und Beschichtungen des Unternehmens sind weltweit in Fahrzeugen, Zügen, Schiffen, Flugzeugen und Kraftwerken zu finden. 1927 gegründet beschäftigt das Traditionsunternehmen heute über 5.500 Mitarbeiter an 22 Standorten in elf Ländern.

Hyperturn 95 passend zum Maschinenkonzept

Auch werde, so Mösl, der Maschinenpark regelmäßig verjüngt, um immer mit zeitgemäßer Technologie zu arbeiten. Darum begann man auch im Jahre 2011 planmäßig mit den Vorbereitungen, ein bestehendes Drehbearbeitungszentrum zu ersetzen, das den hohen Anforderungen von Miba nicht mehr entsprach. „Für uns war es wichtig, dass sich die neue Maschine gut in die bestehenden Abläufe integrieren lässt und unser Anwendungsspektrum zusätzlich erweitert“, erinnert sich Mösl.

Im Maschinenvergleich konnte sich schließlich die Hyperturn 95 von Emco durchsetzen, die in Verbindung mit einem Emco-Portallader perfekt dem Anforderungsprofil seitens Miba entsprach. „Genau genommen war die Maschine zum Beschaffungszeitpunkt etwas zu groß, was sich aber sehr schnell als Glücksfall herausgestellt hat, weil schon bald nach der Inbetriebnahme im Jahr 2012 Teile zu bearbeiten waren, die wir auf den ursprünglich geforderten Maschinendimensionen gar nicht hätten bearbeiten können“, weiß Kienesberger und ergänzt: „Außerdem bietet uns die Hyperturn 95 bei anderen Anwendungen eine sinnvolle Stabilitätsreserve, durch die wir in der Lage sind, auch bei hohen Schnittwerten ein Maximum an Präzision zu erreichen. So können wir heute Lagerbüchsen bis 400 mm Durchmesser prozesssicher herstellen.“

Was für die Laakirchner außerdem ein wesentliches Kriterium darstellte, war die Tatsache, dass sich mit der Steuerung Siemens 840D sl auch der Portallader über den dritten Steuerungskanal direkt aus der Maschinensteuerung heraus bedienen lässt. Ein Zusatz-Feature, das schon bei anderen Emco-Anlagen bei Miba einen gerngesehenen Pluspunkt darstellt.

In Kombination mit dem Emco Portallader mit 20 Palettenplätzen kann die Maschine im Automatikbetrieb kontinuierlich produktiv arbeiten.

In Kombination mit dem Emco Portallader mit 20 Palettenplätzen kann die Maschine im Automatikbetrieb kontinuierlich produktiv arbeiten.

Der Portallader ist mit einem beidseitig ausgeführten 3-Backen-Greifer für Innen- und Außengriff ausgestattet und kann bis zu 40 kg schwere Werkstücke mit bis zu 120 m/min bewegen.

Der Portallader ist mit einem beidseitig ausgeführten 3-Backen-Greifer für Innen- und Außengriff ausgestattet und kann bis zu 40 kg schwere Werkstücke mit bis zu 120 m/min bewegen.

Simultanbearbeitung möglich

„Nicht nur die zusätzlichen Funktionalitäten der Steuerung machen die Hyperturn 95 so interessant“, weiß Rupert Lehenauer, Gebietsverkaufsleiter bei Emco. „Das Leistungsspektrum der 95er ist schon beeindruckend. Mit einer Leistung von 33 kW und einem Drehmoment von 800 Nm bei Haupt- und Gegenspindel ist auch für die Bearbeitung von großen Teilen und komplexen Werkstoffen genug Leistungsreserve vorhanden. Der Abstand von 1.700 mm zwischen den Spindelnasen lässt überdies genug Raum für die Be- und Entladung über den Portallader für beide Spindeln, was eine Simultanbearbeitung auf beiden Spindeln erst möglich macht“, präzisiert er. Standardmäßig verfügt die Hyperturn 95 über ein Kettenmagazin mit 40 Werkzeugplätzen. Der untere Revolver kann 2 x 12 Werkzeuge aufnehmen, von denen alle als angetriebene Werkzeuge verwendet werden können. Die Leistung von 10,5 kW bei den angetriebenen Werkzeugen erlaubt auch umfangreiche Fräs- und Bohroperationen. Auch in der B-Achse überzeugt die Maschine. Kraftvolle 21,5 kW Antriebsleistung bringen 128 Nm Drehmoment an die Werkzeuge in der HSK-T63 Aufnahme der Frässpindel.

„Aber auch der Portallader gliedert sich perfekt in die Lösung ein. Wir arbeiten bei diesen Systemen eng mit der Firma Güdel Austria zusammen, die die gesamte Systemmechanik für diese Anlage gestellt haben. Diese wurde dann mit Motoren und Steuerungstechnik von Emco ergänzt“, erklärt Lehenauer. Der Portallader ist so konzipiert, dass er neben einer Beladestation, auf der 20 Werkstücke vorgehalten werden können über einen Transportarm verfügt, der am Prozessorkopf mit zwei gegenüberliegenden 3-Backen-Greifeinheiten bestückt ist und somit beide Spindeln der Maschine beschicken kann. Die robuste Ausführung kann Werkstücke bis 40 kg mit einer Geschwindigkeit von bis zu 120 m/min – bei einer Genauigkeit von +/- 0,05 mm – bewegen.

Die Hyperturn 95 bietet genug Stabilitäts- und Leistungsreserven, um auch bei großen Bauteilen hocheffizient zu arbeiten ohne bei der Genauigkeit Abstriche machen zu müssen.

Die Hyperturn 95 bietet genug Stabilitäts- und Leistungsreserven, um auch bei großen Bauteilen hocheffizient zu arbeiten ohne bei der Genauigkeit Abstriche machen zu müssen.

Das Kettenmagazin bietet 40 Werkzeugen Platz, womit das standardisierte Werkzeugkonzept von Miba komplett vorgehalten werden kann.

Das Kettenmagazin bietet 40 Werkzeugen Platz, womit das standardisierte Werkzeugkonzept von Miba komplett vorgehalten werden kann.

Langjährige Partnerschaft

Bei der Miba setzt man schon viele Jahre auf Drehbearbeitungszentren aus dem Hause Emco. Mittlerweile stehen in der Abteilung von Thomas Mösl 16 Maschinen des Salzburger Herstellers. „Das war ein weiterer Grund, weshalb wir uns für die Hyperturn 95 entschieden haben. Wir wissen ganz einfach, dass wir uns auf die Mannschaft von Emco verlassen können. Auch die räumliche Nähe spielt da sicher eine Rolle, aber besonders die unkomplizierte und kompetente Betreuung in allen Belangen ist für uns ein Aspekt, den wir nicht missen möchten“, lobt Mösl abschließend die gute Zusammenarbeit.

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