interview

Index Werke: Zwei Marken – ein Unternehmen

Die Index Gruppe zählt mit ihren Marken Index und Traub zu den weltweit führenden Herstellern von CNC-Drehmaschinen, Drehautomaten, Mehrspindeldrehautomaten sowie Dreh-Fräszentren. Wir sprachen mit Dr. Dirk Prust, Geschäftsführer Technik und Vorsitzender der Geschäftsführung der Index Werke, unter anderem über aktuelle Herausforderungen sowie das umfangreiche Angebot an Digitalisierungs- und Automatisierungslösungen.

Wir verstehen uns als innovatives Unternehmen, das qualitativ hochwertige Investitionsgüter herstellt. Unsere besondere Stärke liegt in der Entwicklung der jeweils besten Fertigungslösung für den Kunden. Dr. Dirk Prust, Geschäftsführer Technik und Vorsitzender der Geschäftsführung der Index Werke

Wir verstehen uns als innovatives Unternehmen, das qualitativ hochwertige Investitionsgüter herstellt. Unsere besondere Stärke liegt in der Entwicklung der jeweils besten Fertigungslösung für den Kunden. Dr. Dirk Prust, Geschäftsführer Technik und Vorsitzender der Geschäftsführung der Index Werke

Herr Dr. Prust, Sie führen nun seit acht Jahren die Geschäfte bei den Index Werken. Wenn Sie zurückblicken, was waren für Sie die größten Herausforderungen?

Vor acht Jahren haben wir uns als Geschäftsführung zusammen mit einem erweiterten Führungskreis intensiv damit beschäftigt, wie wir das Unternehmen zukünftig strategisch ausrichten wollen. Im Ergebnis haben wir ein umfassendes Programm an Projekten definiert. Dabei erstreckten sich die Themen von der Neuausrichtung des markenübergreifenden Produktportfolios über unser Produktionssystem oder die internationale Ausrichtung bis hin zur Verschmelzung der Unternehmen Index und Traub. Die konsequente Umsetzung der zahlreichen Projekte und der zeitgleiche Start in praktisch allen Bereichen des Unternehmens war sicherlich eine Herausforderung, welche die gesamte Belegschaft aber engagiert gemeistert hat.

Mit der iX4.0 App iXmobile für iPhone und Android können Anwender jederzeit den aktuellen Produktionsstatus einsehen.

Mit der iX4.0 App iXmobile für iPhone und Android können Anwender jederzeit den aktuellen Produktionsstatus einsehen.

Und was war Ihr persönliches Highlight?

Einige Monate nach Start der Projekte wurden wir unerwartet technisch gezwungen, unser ERP-System kurzfristig zu erneuern. Nach einer kurzen Evaluierungsphase haben wir uns für die SAP-Einführung entschieden, um damit den Grundstein für eine gute Daten- und Prozessdurchgängigkeit zu schaffen, sowohl in Deutschland als auch im Hinblick auf die Anbindung unserer internationalen Tochtergesellschaften. Nach nur einem Jahr Vorbereitungszeit, neben den übrigen Unternehmensentwicklungsprojekten, konnten wir unser Going Live absolvieren. Das war eine hervorragende Leistung aller Beteiligten.

Das iXcenter L besteht aus einer vor der Maschine platzierten Roboterzelle, an die von zwei Seiten unterschiedliche Module angedockt werden können.

Das iXcenter L besteht aus einer vor der Maschine platzierten Roboterzelle, an die von zwei Seiten unterschiedliche Module angedockt werden können.

Nicht nur in der Maschinentechnik zählt Index zu den Vorreitern, auch was das digitale Umfeld anbelangt. Bereits seit Jahren entwickeln Sie die cloudbasierte Index Plattform iXworld. Was verbirgt sich hinter dieser Plattform?

Die iXworld bietet digitale Unterstützung für den Maschinenbetreiber – von Informationen zu unseren Produkten über den Betrieb der Maschine bis hin zum Service und der Ersatzteil- sowie Zubehörbeschaffung. Wir eröffnen mit dieser Plattform unseren Kunden Möglichkeiten, ihre Maschinen intensiver, besser und somit auch wirtschaftlicher zu nutzen. Darüber hinaus aktiviert der Kunde eigenständig automatisierte Prozesse in unserem ERP-System, beispielsweise Serviceaktivitäten oder die Lieferung von Ausrüstung und Ersatzteilen. Damit startet die Aktivität schnellstmöglich und zudem effizient. Die iXworld ist somit das digitale Bindeglied zwischen den Kundenbedürfnissen und unseren Aktivitäten. Daneben spielt natürlich die digitale Anbindung der Maschinen mit iX4.0 eine bedeutende Rolle. Die Plattform eröffnet eine sehr gute Sicht auf die Nutzungs- und Leistungsdaten der Maschinen sowie Zustandsübersichten und Messwerte. Zudem kann auch die Maschine automatisch Prozesse bei Index aktivieren.

Drehen und Fräsen: Arbeitsraum der auf der AMB präsentierten Index G220.

Drehen und Fräsen: Arbeitsraum der auf der AMB präsentierten Index G220.

Können Sie auch ältere Maschinen mit dieser Digitalisierung nachrüsten?

Auf Basis des etablierten OPC-UA-Protokolls lassen sich selbstverständlich auch ältere Maschinen mit allen bei Index verwendeten Steuerungen zurück bis etwa 2007 verbinden. Um noch ältere Index und Traub Maschinen in die digitale Plattform zu integrieren, dient ein von uns entwickelter IoT-Connector auf industrietauglicher Raspberry Pi-Basis, der sich einfach im Schaltschrank platzieren lässt. Damit können wir auch Maschinen von anderen Herstellern anbinden.

Sie haben den sogenannten iXshop. Was können Ihre Kunden über diesen Shop alles bestellen und wird dieses Angebot auch genutzt?

Der iXshop bietet sämtliche Ausrüstung, die zum Betrieb von Index und Traub Maschinen benötigt wird und alle Ersatzteile für die nicht zwingend ein Servicetechniker erforderlich ist. Intelligente Suchfunktionen in Kombination mit Bildern oder 3D-Ansichten erleichtern dabei die Identifikation der passenden Werkzeughalter, Zubehör, Spannmittel, Ersatzteile, Messmitteln u.v.m. – alles aus einer Hand und wenn gewünscht, angebunden an das kundeneigene ERP-System. Wir bieten zwischenzeitlich etwa 870.000 Artikel im iXshop an, davon sind 130.000 Artikel Ersatzteile. Und das bei einer sehr hohen, live angezeigten Verfügbarkeit. Mit über 1.000 Bestellungen pro Monat deckt der iXshop aktuell etwa 30 Prozent der Bestellungen ab, die nicht im Zusammenhang mit einem Serviceeinsatz stehen. Es ist also noch Luft nach oben. Zudem wird der Shop ständig durch neue Marken und hochwertige Komplementärprodukte ergänzt. Da alle Maschinenhersteller die gleichen Steuerungs- und Antriebskomponenten oder Sensoren und Ventile nutzen, finden auch Nutzer anderer Maschinen schnell und einfach das richtige Ersatzteil. Also ja, er erfreut sich einer hohen Akzeptanz und immer mehr Kunden nutzen den iXhop, um schnell, einfach und unkompliziert Ersatzteile oder auch Dienstleistungen zu kaufen.

Auf der AMB stellten Sie die iX4.0 App iXmobile vor. Was genau kann man sich darunter vorstellen?

Mit dieser App ist es möglich, sich auf dem Smartphone die wichtigsten Informationen der Maschinen anzeigen zu lassen. Entwickelt haben wir die iXmobile App vor allem für Personen, die nicht über einen eigenen Bildschirmarbeitsplatz in der Produktion verfügen oder nicht ständig dort sitzen, aber trotzdem auf die iX4.0-Plattform zugreifen möchten. Dazu muss der User nur die App über den Google Play Store oder den Apple App Store installieren, seine Maschinen hinzufügen und schon kann er jederzeit den aktuellen Produktionsstatus einsehen und bekommt die gewünschten Benachrichtigungen wie Produktionsunterbrechungen oder andere wichtige Informationen auf sein Smartphone. Dadurch lassen sich nicht nur kostenintensive Stillstände schnell erkennen, sondern durch rasches Eingreifen auch verhindern.

Apropos AMB. Als Ergänzung zu den beiden Dreh-Fräszentren Index G220 und Traub TNX220 präsentierten Sie das neue iXcenter in Größe L. Kann das so gedeutet werden, dass auch Sie die starke Nachfrage nach Automatisierungslösungen spüren?

Definitiv. Wir haben aus diesem Grund schon vor mehr als fünf Jahren einen eigenen Automatisierungsbereich im Unternehmen gegründet, der die eigenen Automatisierungslösungen entwickelt und die kundenspezifischen Anpassungen umsetzt. Index hat ja schon immer Automatisierungslösungen angeboten, neu ist jedoch, dass wir bei Roboterlösungen nicht mehr ausschließlich auf externe Partner angewiesen sind, sondern überwiegend unsere eigenen Roboterzellen einsetzen können. Neben der hohen Wirtschaftlichkeit möchten die Kunden zunehmend die gesamte Produktionslösung aus einer Hand. Das war auch der Grund, warum wir im eigenen Haus diese Kompetenz aufgebaut und eigene Lösungen entwickelt haben.

In welche Richtung geht hier der Trend. Maschinenintegrierte Lösungen oder doch mehr in Richtung externe Lösungen wie Roboterzellen?

Das wird bestimmt durch die jeweilige Kundenanwendung, d.h. die Stückzeit, die Art Materialbereitstellung oder die angestrebte autonome Produktionszeit. Im Automatenbereich mit sehr kurzen Stückzeiten ist der Stangenlader und das maschinenintegrierte Entladehandling sicherlich nicht zu ersetzen. Das Öffnen und Schließen der Tür für den Roboter würde die hohe Produktivität unnötig reduzieren. Bei den Dreh-Fräszentren sind die Stückzeiten wegen der möglichen Komplexität der Werkstücke oft länger oder sogar sehr lang. Je größer das Dreh-Fräszentrum, umso mehr werden Sägeabschnitte oder Futterteile bearbeitet. Dann geht die Wahl deutlich in Richtung Roboterlösung. Das von Ihnen angesprochene iXcenter ist hierfür das beste Beispiel. Das iXcenter L z. B. besteht aus einer vor der Maschine platzierten Roboterzelle, an die von zwei Seiten unterschiedliche Module angedockt werden können: zum Beispiel Paletten-/Regalmodule, Mess-/Prüfstationen sowie Einrichtungen zum Entgraten, Reinigen oder Laserbeschriften und vieles mehr. Damit lässt sich die Prozesskette vom Zerspanen bis hin zum geprüften und palettierten Fertigteil automatisieren. Erweiterte Prozessumfänge sind aber nur mit dem Roboter möglich. Darüber hinaus bieten wir mit einem integrierten Messprozess die Rückführung der gerade gefertigten Maße direkt in die Maschinensteuerung, um z.B. Werkzeugverschleiß kontinuierlich zu korrigieren. Wir steuern dann also zuverlässig Qualität – unerlässlich für den autonomen Betrieb.

Themenwechsel. Das Thema Lieferketten ist in aller Munde. Gibt es hier auch für Ihr Unternehmen Engpässe bzw. Probleme?

Da sind wir leider keine Ausnahme und auch wir kämpfen hier an allen Fronten. Eine der größten Herausforderungen ist, dass man heute nicht weiß, was morgen fehlt. Waren es am Anfang Blech, Kabel oder Elektronikteile, die nicht oder nur sehr schwer zu beschaffen waren, so sind dies jetzt Lüfter, Kühler oder kleinste Chips, die man z. B. für den Türverriegelungsschalter braucht. Solche Komponenten fehlen dann oft unerwartet von heute auf morgen und das kann man auch nicht planen. Oft fehlt nur ein 15-Euro-Teil, aber dieses Teil ist schuld, dass die ganze Maschine nicht ausgeliefert werden kann und es zu immensen Verzögerungen kommt.

Können Sie uns abschließend noch einen Ausblick in Richtung 2023 geben. Einerseits wirtschaftlich und andererseits technologisch?

Konjunkturell schwelen aktuell einige Unsicherheitsfaktoren, die die wirtschaftliche Entwicklung nachhaltig beeinflussen können. Es steckt viel Zündstoff in der politischen Lage um Russland und China. Darüber hinaus werden die in Deutschland gestiegenen Energie-, Material- und Personalkosten früher oder später zu spürbaren Verwerfungen führen. Das trifft unsere Kunden wie auch uns selbst. Aktuell erwarten wir für 2023 aber höchstens eine leichte Abkühlung. Technologisch gesehen haben wir einige interessante Pfeile im Köcher und wir werden dieses Jahr zur Hausausstellung und später dann zur EMO in Hannover einige Neuheiten präsentieren – z. B. in den Bereichen Universalmaschinen, Dreh-Fräszentren und Mehrspindler, aber auch im Bereich Digitalisierung und Dienstleistungen rund um den Gebrauch von Maschinen oder hinsichtlich deren Energieverbrauch. Es bleibt also spannend.

Vielen Dank für das Gespräch!

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