interview

Hochpräzise und modulare Werkzeugsysteme von Big Kaiser

Big Kaiser ist ein weltweit führender Anbieter von hochpräzisen Werkzeugsystemen und Lösungen für die metallverarbeitende Industrie. Das Unternehmen wurde 1948 von Heinz Kaiser gegründet und ist mittlerweile ein Mitglied der Big Daishowa Group. Wir sprachen mit Reto Adam, CEO bei Big Kaiser, über den Standort Schweiz, die Digitalisierung und den österreichischen Markt.

Wir reinvestieren jedes Jahr ca. zehn Prozent unseres Umsatzes in Neuinvestitionen. Neben hoch qualifizierten Mitarbeitern sind neue Maschinen und Technologien notwendig, um unseren hohen Eigenanforderungen an Innovationen gerecht zu werden.
Reto Adam, CEO der Big Kaiser Präzisionswerkzeuge AG

Wir reinvestieren jedes Jahr ca. zehn Prozent unseres Umsatzes in Neuinvestitionen. Neben hoch qualifizierten Mitarbeitern sind neue Maschinen und Technologien notwendig, um unseren hohen Eigenanforderungen an Innovationen gerecht zu werden. Reto Adam, CEO der Big Kaiser Präzisionswerkzeuge AG

Herr Adam, die deutsche Vertriebsgesellschaft Big Kaiser GmbH firmiert seit dem 1. Januar 2021 unter Big Daishowa GmbH. Welche Gründe hat diese Umfirmierung und bleibt der Name Big Kaiser in der Schweiz bestehen?

In Deutschland erfolgte die Umfirmierung der Big Kaiser GmbH in die Big Daishowa GmbH im Rahmen der internen Eingliederung in die neue Vertriebsorganisation des Mutterkonzerns. Bezüglich Schweiz kann ich nur sagen, dass die Produktmarke Kaiser sicherlich nicht verschwinden wird und wir auch den Namen langfristig schützen und erhalten wollen. Big Kaiser genießt in der Schweiz einen so hohen Stellenwert, dass wir hier sogar vom Auskaisern sprechen und nicht vom Ausdrehen.

Die Big Kaiser Präzisionswerkzeuge AG ist Pionier in der Herstellung von hochpräzisen und modularen Werkzeugsystemen.

Die Big Kaiser Präzisionswerkzeuge AG ist Pionier in der Herstellung von hochpräzisen und modularen Werkzeugsystemen.

Das in Europa angebotene Produktportfolio von Big Kaiser und Big Daishowa wird zu 100 % in der Schweiz und in Japan hergestellt. Was wird in der Schweiz gefertigt?

Die Fein- und Aufbohrwerkzeuge, Schruppwerkzeuge und Spannschäfte für den europäischen und den nordamerikanischen Markt werden ausschließlich hier in Rümlang gefertigt. Die Spannzangenfutter, Hydrodehnspannfutter, Fräser und Messwerkzeuge werden in Japan produziert – in Summe sprechen wir hier von mehr als 20.000 Einzelprodukten, um ein Gefühl für die Größe des Unternehmens zu bekommen.

Am Standort in Rümlang (CH) werden insbesondere alle Fein- und Aufbohrwerkzeuge produziert.

Am Standort in Rümlang (CH) werden insbesondere alle Fein- und Aufbohrwerkzeuge produziert.

Wie sieht es mit der Entwicklung neuer Produkte aus. Passiert das in Japan, in der Schweiz oder sowohl als auch?

Die Zusammenarbeit der beiden F&E-Standorte ist sehr eng. Um die Entwicklung neuer Produkte voranzutreiben, führen wir regelmäßig sogenannte Entwicklungsmeetings durch. Früher waren sie immer physisch entweder in der Schweiz, den USA oder in Japan. Seit Corona und mit Fortschreiten der Digitalisierung finden diese Meetings jedoch vermehrt online statt. Unser Fokus hier in der Schweiz liegt ganz klar auf der Entwicklung von intelligenten Werkzeugen – also smarte, vernetzte Tools wie beispielsweise das voll automatisierte EWA-Feinbohrwerkzeug. Im Gegenzug liegt der Fokus in Japan auf der Entwicklung von neuen und intelligenten Werkzeughaltern und Messwerkzeugen.

Die Lösung für das Aufbohren von tiefen Bohrungen: Der SW-AL, gebaut aus hochfestem Aluminium, passt bestens zu den CKN-Verlängerungen aus Aluminium. Bei langen Werkzeugkombinationen wird dadurch 50 % Gewicht gespart, was die Produktivität drastisch erhöht.

Die Lösung für das Aufbohren von tiefen Bohrungen: Der SW-AL, gebaut aus hochfestem Aluminium, passt bestens zu den CKN-Verlängerungen aus Aluminium. Bei langen Werkzeugkombinationen wird dadurch 50 % Gewicht gespart, was die Produktivität drastisch erhöht.

Sie sprachen vom EWA-Feinbohrkopf. Was ist bei diesem Werkzeug die Besonderheit?

Der EWA ist ein intelligentes, vollautomatisches Feinbohrwerkzeug, das ohne menschlichen Bediener auskommt und in Bezug auf Automatisierungsgrad und Ausgereiftheit anderen Konkurrenzprodukten weit voraus ist. Der Feinbohrkopf ermöglicht zudem eine schnelle und genaue Bohrung, da der Prozess nicht mehr gestoppt werden muss, um Messungen durchzuführen und das Feinbohrwerkzeug manuell einzustellen. Dies spart nicht nur Zeit, sondern minimiert auch den kostspieligen Ausschuss durch manuelle Einstellfehler.

Nicht jede Produktion benötigt die präzisesten und effizientesten Werkzeugsysteme. Doch diejenigen, die es brauchen, finden mit Big Kaiser den richtigen Anbieter.
Takuya Ichii, Chief Business Development Officer

Nicht jede Produktion benötigt die präzisesten und effizientesten Werkzeugsysteme. Doch diejenigen, die es brauchen, finden mit Big Kaiser den richtigen Anbieter. Takuya Ichii, Chief Business Development Officer

Bleiben wir bei den Werkzeugen. Anfang März stellten Sie den Hydraulic Chuck Jet-Through vor. Können Sie hierzu etwas detaillierter werden?

Bei dem Hydraulic Chuck Jet-Through handelt es sich um ein hydraulisches Spannfutter mit effizienter Kühlmittelzufuhr. Da das Kühlmittel direkt durch das Zentrum des Schneidwerkzeugs oder peripher zur Schneide geleitet wird, verbessert sich nicht nur die Oberflächengüte, sondern es verlängert sich auch die Lebensdauer des Schneidwerkzeugs. Das neue Futter ist sehr einfach, schnell und sicher zu spannen und ist meines Erachtens ideal für Betriebe, die für Präzisionsfräsarbeiten neben einem möglichst genauen Rundlauf auch eine schlanke Form und eine Kühlmitteldurchführung wünschen.

Eine Zeittafel im TechCenter zeigt die Geschichte von Big Kaiser mit Informationen zu den Bohr- und Schneidwerkzeugen, die Big Kaiser seit 1954, beginnend mit dem AW 41 – dem ersten Feinbohrkopf mit Verstellung über zwei Ringe – entwickelt hat.

Eine Zeittafel im TechCenter zeigt die Geschichte von Big Kaiser mit Informationen zu den Bohr- und Schneidwerkzeugen, die Big Kaiser seit 1954, beginnend mit dem AW 41 – dem ersten Feinbohrkopf mit Verstellung über zwei Ringe – entwickelt hat.

Für Ihre Kunden in der Schweiz gewährt Big Kaiser eine zeitlich unbegrenzte Garantie gegen jegliche Materialfehler und Herstellungsmängel der Spannzangenfutter. Nur in der Schweiz?

Nein, diese Garantie gilt neben der Schweiz auch noch in Frankreich und demnächst auch in Italien. Mit dieser lebenslangen Garantie wollen wir den hohen Qualitätsanspruch unserer Produkte unter Beweis stellen. Weitere Länder sind in Planung.

Seit der Gründung im Jahre 1948 entwickelt, produziert und vertreibt Big Kaiser hochpräzise Werkzeugsysteme und Lösungen für die metallverarbeitende Industrie.

Seit der Gründung im Jahre 1948 entwickelt, produziert und vertreibt Big Kaiser hochpräzise Werkzeugsysteme und Lösungen für die metallverarbeitende Industrie.

Themenwechsel: Digitalisierung ist in aller Munde – auch bei Big Kaiser?

Mit dem Thema Digitalisierung beschäftigen wir uns schon seit über zehn Jahren. 2011 machten wir mit dem digitalen Feinbohrwerkzeug EWD den ersten Schritt ins digitale Zeitalter. Im Jahr 2018 folgte mit dem ersten Prototypen des vollautomatischen Feinbohrkopf‘s EWA der nächste Schritt in Richtung Industrie 4.0. Heute können Sie mit unseren digitalen Produkten nicht nur Daten sammeln, sondern diese auch auswerten und produktiv einsetzen. Das ist ein echter Mehrwert für unsere Kunden und hier haben wir im Markt sicherlich eine Vorreiterrolle inne.

Die Digitalisierung findet bei uns jedoch nicht nur produktseitig statt. Das ganze Unternehmen ist im Wandel. Wir haben z. B. vor drei Jahren die gesamte interne IT-Struktur digitalisiert und auf das neueste ERP-System von SAP migriert. Bestand früher z. B. die Forschungs- und Entwicklungsabteilung nur aus Maschinenbauern, sind es heute vermehrt Elektroniker, Software- oder App-Entwickler und dergleichen. Oder denken Sie an das Thema Beschaffung. Vor fünf Jahren musste der Einkäufer vorwiegend Rohmaterialien wie Stahl und Kupfer beschaffen, heute sind es vermehrt Elektronikkomponenten wie Halbleiter, Batterien, Kabel. Das ist ein komplett neues Business, ganz zu schweigen von Softwarelizenzierungen usw. Hier braucht es einen kühlen Kopf und manchmal muss ich auch ein wenig auf die Bremse steigen, um all diese neuen Herausforderungen seriös und kompetent abzuwickeln – und diese dafür notwendige Zeit geben wir uns auch.

Wie sind Sie in Österreich aufgestellt und wie interessant ist der österreichische Markt für Ihr Unternehmen?

Wir sind in den meisten Märkten über Businesspartner vertreten. So auch in Österreich und hier arbeiten wir seit 1996 sehr erfolgreich mit dem renommierten Mehrmarkenhändler Metzler zusammen. Wir haben zudem mit Stefan Gsöllpointner noch einen eigenen Mitarbeiter in Österreich, der das Team Metzler sowie die OEMs von Big Kaiser vor Ort tatkräftig und kompetent unterstützt. Mit derzeit rund fünf Prozent des Gesamtumsatzes von Big Kaiser ist Österreich ein sehr wichtiger Markt für uns. Das Land hat viele auf Innovation und technischen Vorsprung fokussierte Unternehmen, für die unsere hochmodernen Präzisionswerkzeuge sehr interessant sind.

Abschließend noch die Frage zur wirtschaftlichen Situation im Unternehmen. Wie war die Umsatzentwicklung in den letzten Jahren und wo sehen Sie noch Wachstumsmöglichkeiten für Ihr Unternehmen?

In den Jahren 2018 und 2019 hatten wir Rekordjahre, gefolgt von einem verheerenden Jahr 2020. Trotz der negativen Auswirkungen von Corona haben wir alle unsere geplanten internen und externen Projekte weiter umgesetzt und sind auch ohne Mitarbeiterabbau durch diese schwierige Zeit gekommen. Im Moment ist die Auftragslage sehr gut und wir sind in den meisten Märkten wieder auf dem Niveau von vor Corona – nur die Teuerungsverschiebung durch den Schweizer Franken schmerzt ein wenig. Wachstumspotenziale sehen wir vor allem in der Westschweiz, in Frankreich, Italien, China und in den USA. Auch im Bereich Micromachining sind wir sehr erfolgreich unterwegs und hier sehen wir noch sehr viel Potenzial.

Vielen Dank für das Gespräch!

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