Big Kaiser Big-Plus: Big in Japan
x-technik zu Besuch bei Big Daishowa in Japan: Big Daishowa mit Hauptsitz in Osaka, Japan, ist einer der führenden Hersteller von Werkzeugaufnahmen für die zerspanende Industrie. Pro Jahr produziert das Unternehmen über eine halbe Million Spannzangenfutter. Wir waren auf Einladung von Big Kaiser in Japan und durften uns vor Ort ein Bild von der hohen Qualität ihrer Fertigung machen. Von Christof Lampert, x-technik
Big Daishowa verfügt in ihren Fabriken über einen sehr hohen Automatisierungsgrad.
Big Kaiser
Seit der Gründung im Jahre 1948 entwickelt, produziert und vertreibt Big Kaiser hochpräzise Werkzeugsysteme und Lösungen für die metallverarbeitende Industrie. Das weltweit tätige Unternehmen beschäftigt rund 170 Mitarbeiter und verfügt über Standorte in der Schweiz, Deutschland und den USA. Das Produktportfolio wird zu 100 % in der Schweiz, den USA und Japan hergestellt und umfasst mehr als 20.000 Spannzangenfutter, hydraulische Spannfutter, Bohrköpfe, Fräser und Messwerkzeuge, die den höchsten Qualitätsstandards entsprechen. Als Trendsetter für Industrie 4.0-Anwendungen mit Fokus auf Innovation, Genauigkeit und Sicherheit entwickelt und produziert Big Kaiser im eigenen Haus die nächste Generation von elektrischen und elektronischen Hilfsgeräten wie Digitalanzeigen, Direktmesssystemen und drahtlosen Steuerungs- und Überwachungssystemen für die Bohrwerkzeugindustrie. Big Kaiser gehört zur japanischen BIG Daishowa Group mit weltweit 900 Mitarbeitern.
Mit 2,7 Millionen Einwohnern ist Osaka nach Tokio und Yokohama die drittgrößte Stadt Japans. In der Vergangenheit befand sich in Osaka das Zentrum des japanischen Handels. Heutzutage haben die meisten Großunternehmen ihre Hauptbüros nach Tokio verlagert. Nicht so Big Daishowa, welches ihren Hauptsitz immer noch mitten in Osaka hat. Das 1967 gegründete Hightech-Unternehmen beschäftigt heute weltweit knapp 900 Mitarbeiter. Der Großteil des Produktportfolios wird allerdings auf der Insel Awaji produziert. Vom Großraum Osaka aus erreicht man diese Insel über die größte Hängebrücke der Welt. Hier befinden sich neben einem modernen Logistik- und dem Technologiezentrum sechs weitere Standorte des Unternehmens. Die Kernkompetenz von Big Daishowa: hochqualitative Werkzeugaufnahmen für die Zerspanung mit einem Rundlauf von maximal 0,001 mm. Neben verschiedenen Arten von Werkzeugaufnahmen wie Spannzangenfutter, Hydrodehnspannfutter, Kraftspannfutter und Gewindeschneidfutter umfasst das Sortiment auch Winkelköpfe, Messgeräte und Schneidwerkzeuge.
Die Zentrale von Big Daishowa ist mitten im Wohngebiet von Osaka.
Takuya Ichii
Chief Business Development Officer bei Big Kaiser
„Mit dieser Investition in unser neues Logistik- und Vertriebszentrum zeigen wir einmal mehr unsere Entschlossenheit, unseren Kunden die richtigen Produkte am richtigen Ort zum richtigen Zeitpunkt bereitzustellen.“
Langjährige Partnerschaft
In Europa wird Big Daishowa vom Tochterunternehmen Big Kaiser vertreten. Big Kaiser hat seinen Hauptsitz in Rümlang bei Zürich und beschäftigt rund 170 Mitarbeiter. Das 1948 von Heinz Kaiser gegründete Unternehmen wurde 2015 von Big Daishowa übernommen und ist spezialisiert auf die Herstellung von hochpräzisen Werkzeugsystemen wie Bohrköpfen, Fräsern und Messwerkzeugen. Big Kaiser und Big Daishowa pflegen seit 1980 eine enge Technologie- und Vertriebspartnerschaft. Big Daishowa produzierte damals Kaiser Ausdrehwerkzeuge unter Lizenz und vertrieb diese unter dem Markennamen Big Kaiser auf dem asiatischen Markt. „Unsere Zusammenarbeit begann ursprünglich in den 1980er Jahren. Big Daishowa hat von Big Kaisers Kompetenz im Bereich der Bohrwerkzeuge gelernt, während Big Kaiser von BIG Daishowas Know-how in Sachen Werkzeughalter profitierte. Wir ergänzen uns perfekt und entwickeln gemeinsam neue Produkte für die globalen Märkte“, so Reto Adam, CEO von Big Kaiser, und Kazuya Adachi, Leiter Sales & Export bei Big Daishowa, ergänzt: „Um die Entwicklung neuer Produkte für spezielle Märkte voranzutreiben, führen wir Austauschprogramme zwischen den Unternehmen durch. Erst im Mai 2018 kamen 80 Mitarbeiter aus der Schweiz und Deutschland nach Japan. In den nächsten vier Jahren wollen wir 200 Mitarbeiter aus Japan in die Schweiz entsenden.“
Das hochmoderne Logistikzentrum ergänzt die sechs bestehenden Werke von Big Daishowa auf der japanischen Insel Awaji-shima.
Big-Plus – das originale Doppelkontakt-Spindelsystem
Die sechs Produktionsstätten auf der Insel Awaji sind von Fabrik 1 bis Fabrik 6 durchnummeriert. In Fabrik Nr. 1, dem ersten Werk von Big Diashowa, das auf der Insel Awaji gebaut wurde, werden Hydrodehnspannfutter mit Capto-Schnittstelle geschliffen. Big Daishowa produziert diese Schnittstelle unter der Lizenz von Sandvik, im Gegenzug bekam Sandvik die Lizenz für das Spindelsystem Big-Plus von den Japanern. Letzteres ist eine Erfindung von Big Daishowa Seiki Ltd. Das System zeichnet sich durch eine extrem stabile Verbindung zwischen der Maschinenspindel und der Werkzeugaufnahme aus, welche mittels gleichzeitiger Kegel- und Plananlage der Werkzeugaufnahme in der Maschinenspindel erreicht wird. Bei einer konventionellen Steilkegel-Schnittstelle ist die Kegelbasis die stärkste Verbindungsstelle. Eine Big-Plus Werkzeugaufnahme wird hingegen zusätzlich an der Flanschstirnfläche abgestützt, was die Stabilität der Verbindung deutlich erhöht. „Seine bewährte, überlegene Schwingungsdämpfung und Steifigkeit verbessert die Bearbeitungsgenauigkeit und Wiederholgenauigkeit spürbar und erleichtert die Schwerzerspanung und die Hochgeschwindigkeitsbearbeitung bei gleichzeitiger Erhöhung der Standzeit. Beispielsweise bei Schulterfrästests reduzierte das Big-Plus-System im Vergleich zu einem herkömmlichen BT-Halter die Durchbiegung eines Maschinenteils um 30 %“, sagt Reto Adam.
Big-Plus ist eine extrem stabile Verbindung zwischen der Maschinenspindel und der Werkzeugaufnahme, welche mittels gleichzeitiger Kegel- und Plananlage der Werkzeugaufnahme in der Maschinenspindel erreicht wird.
Logistik- und Vertriebszentrum mit 12.000 m²
Um die wachsende Nachfrage von Kunden in Europa und der ganzen Welt zu befriedigen, errichtete Big Daishowa 2017 auf der Insel ein neues Logistik- und Vertriebszentrum. Die hochmoderne Einrichtung ergänzt die sechs bestehenden Werke und hat mehr als 1,5 Millionen Produkte mit 15.000 verschiedenen Artikelnummern vorrätig. Takuya Ichii, Chief Business Development Officer von Big Kaiser, sagt dazu: „Mit dieser Investition zeigten wir einmal mehr unsere Entschlossenheit, unseren Kunden die richtigen Produkte am richtigen Ort zum richtigen Zeitpunkt bereitzustellen. In unserem hochmodernen Lager können wir nun viel mehr Artikel, die für den europäischen Markt bestimmt sind, vorrätig führen. So erhöhen wir die Verfügbarkeit und verkürzen die Lieferzeiten." Das Lager ist hochgradig automatisiert und nach den neuesten Prinzipien von Industrie 4.0 konzipiert. Es verfügt über ein automatisiertes Materialumschlagsystem mit unbemannten Gabelstaplern, Inspektionssystemen und robotergestützter Stapelung und Verpackung von Produkten auf Paletten für den Versand – alles geregelt durch ein Barcodesystem. Ein vertikales Kommissionierungssystem nutzt den gesamten verfügbaren Platz aus und ein zweidimensionales System mit Hand- und Sprachsteuerung eliminiert Kommissionierungsfehler.
Voll automatisiertes Feinbohrwerkzeug spart Zeit und reduziert Ausschuss
In Japan wird jedoch nicht alles produziert. Die hochpräzisen, modularen Feinbohrwerkzeuge werden nach wie vor ausschließlich in der Schweiz bei Big Kaiser in Rümlang hergestellt und von dort weltweit exportiert. Beispielswiese das Feinbohrwerkzeug EWA, welches zur EMO 2019 präsentiert wurde, ist ein intelligentes, vollautomatisches Feinbohrwerkzeug, das ohne menschlichen Bediener auskommt. Es ermöglicht eine schnelle und genaue Bohrung, da der Prozess nicht mehr gestoppt werden muss, um Messungen durchzuführen und das Feinbohrwerkzeug manuell einzustellen. Dies spart nicht nur Zeit, sondern minimiert auch den kostspieligen Ausschuss durch manuelle Einstellfehler. „Der EWA ist in Bezug auf Automatisierungsgrad und Ausgereiftheit anderen Angeboten weit voraus. Er bietet Kunden echte Zeit- und Kostenvorteile und ist ideal für Industry 4.0-Anwendungen geeignet. Wir sprechen bereits mit potenziellen Kunden, darunter führende Maschinenhersteller, die den EWA bei sich integrieren wollen. Das endgültige EWA-Produkt wird Mitte 2020 erhältlich sein“, so Reto Adam. Die EWA kann mit dem umfangreichen Standardzubehör von Big Kaiser eingesetzt werden und lässt sich problemlos in bestehende Systeme integrieren.
Big Kaiser verstärkt Engagement in Österreich
Seit 1. Jänner ist mit Stefan Gsöllpointner ein erfahrener Anwendungstechniker zur Unterstützung in Österreich mit an Bord. Big Kaiser arbeitet seit 1996 sehr erfolgreich mit dem renommierten Werkzeughändler Metzler in Österreich zusammen. Stefan Gsöllpointner wird das Team Metzler sowie auch Endkunden von Big Kaiser vor Ort tatkräftig und kompetent unterstützen, um den steigenden Anforderungen dieses wichtigen Marktes gerecht zu werden. So wird er in seiner neuen Position als Anwendungstechniker bei Big Kaiser regelmäßig Schulungen vor Ort bei Kunden durchführen und die Produkte von Big Kaiser im Rahmen von Hausausstellungen vorstellen. „Wir freuen uns sehr, unserem geschätzten Partner Metzler und unseren Kunden in Österreich mit Herrn Gsöllpointner einen so erfahrenen und kompetenten Mitarbeiter an die Seite zu stellen“, sagt Giampaolo Rocatello, Leiter Marketing und Sales Europa bei Big Kaiser.
Zukunftsmusik
Um weiterhin führend im Bereich hochpräziser Werkzeugsysteme und Lösungen zu bleiben, investiert Big Daishowa sowohl in Japan als auch in der Schweiz sehr viel in Forschung und Entwicklung. „Wir führen regelmässig F&E-Meetings in der Schweiz und Japan durch, um Ideen und Ansichten über zukünftige Trends auszutauschen“, erklärt Reto Adam und Yasuhiro Uchida, Leiter Forschung und Produktion von Big Daishowa, ergänzt abschließend: „Heute z. B. kommuniziert der Werkzeughalter mit den Maschinen über unser Factory Manager System, das Sie in Fabrik Nr. 2 gesehen haben. In Zukunft muss der Werkzeughalter Live-Informationen wie z. B. den Vibrationspegel des Schneidwerkzeugs, die Balance des Werkzeughalters und die Schnittbedingungen enthalten. Er muss intelligent werden. Dies ist aus unserer Sicht der nächste Schritt in der Entwicklung von Werkzeughaltern.“
Seitens x-technik bedanken wir uns für die zahlreichen interessanten Einblicke ins Unternehmen und sagen: „Ddomo arigato!“
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