interview

Werkzeugdaten jederzeit griffbereit

Das Zerspanungswerkzeug ist ein wesentlicher Teil der Prozesskette und unterliegt im Gegensatz zu fast allen anderen Produktionsmitteln einem Verschleiß. Informationen zum Werkzeug sollten in digitaler Form vorliegen, um optimal und rasch verwendet werden zu können. Dies betrifft zum einen alle Informationen zu geometrischen Abmessungen, zum anderen Informationen zum Einsatz des Werkzeugs. Diese digitalen Werkzeugdaten sind daher ein wesentlicher Schritt Richtung smarte Fertigung. Konstantinos Bountolas, Manager Product Data Solutions, erklärt im Interview, welche vielfältigen Möglichkeiten Walter seinen Kunden auf diesem Gebiet bereits bietet. Das Gespräch führte Ing. Robert Fraunberger, x-technik

Durch den einfachen und raschen Import von digitalen Produktdaten können Anwender pro Komplettwerkzeug rund zwei Stunden sparen.

Konstantinos Bountolas, Manager Product Data Solutions bei der Walter AG

Durch den einfachen und raschen Import von digitalen Produktdaten können Anwender pro Komplettwerkzeug rund zwei Stunden sparen. Konstantinos Bountolas, Manager Product Data Solutions bei der Walter AG

Walter bietet seine Werkzeugdaten vor allem im Standard-Bereich in digitaler Form an. Was steckt dahinter?

Wir stellen die digitalen Werkzeugdaten für die Arbeitsvorbereitung, die Programmierung und den Shopfloor zur Verfügung. Dabei verfolgen wir den Ansatz, dass wir einmal die klassischen Merkmale wie die geometrischen Abmessungen, Schnittstellen, 2D-Zeichungen sowie 3D-Modelle – also die sogenannten Tool-in-Hand-Daten – optimal aufbereiten. Die sogenannten Tool-in-Movement-Daten, also die unterschiedlichen Schnittdaten, bieten wir über verschiedene Softwaretools wie beispielsweise GPS an. Erfahrungsgemäß sparen Zerspaner durch die einfache Möglichkeit, die digitalen Werkzeugdaten zu nutzen, rund zwei Stunden pro Komplettwerkzeug.

Digitale Werkzeugdaten lassen sich in der Prozesskette Zerspanung optimal und rasch integrieren. Dies betrifft sowohl alle Informationen zu geometrischen Abmessungen als auch Informationen zum Einsatz des Werkzeugs.

Digitale Werkzeugdaten lassen sich in der Prozesskette Zerspanung optimal und rasch integrieren. Dies betrifft sowohl alle Informationen zu geometrischen Abmessungen als auch Informationen zum Einsatz des Werkzeugs.

Das bedeutet wohl, dass die Bereitstellung der digitalen Produktdaten von allen Kunden gefordert wird?

Nicht jeder Kunde fordert bzw. benötigt das bereits. Bei der Bearbeitung komplexerer und damit oft teurer Teile, die beispielsweise mit einer 5-Achsen-Strategie gefertigt werden, ist eine Simulation mit einem 3D-Volumenkörper jedoch oftmals notwendig. Auch bei Branchen wie der Aerospace oder Automotive-Industrie ist ein sogenannter digitaler Zwilling sehr oft schon Voraussetzung. Bevor hier ein Werkzeug gekauft bzw. ein teures Sonderwerkzeug gefertigt wird, können durch einen digitalen Zwilling die Bearbeitungsprozesse simuliert und so sehr kostengünstig optimiert werden.

Mit Walter GPS können Anwender sowohl online als auch offline in wenigen Schritten die beste Zerspanungslösung für ein Bauteil – egal ob es sich ums Drehen, Bohren, Gewinden oder Fräsen handelt – finden.

Mit Walter GPS können Anwender sowohl online als auch offline in wenigen Schritten die beste Zerspanungslösung für ein Bauteil – egal ob es sich ums Drehen, Bohren, Gewinden oder Fräsen handelt – finden.

Gibt es gewisse Standards für die Datenaufbereitung?

Ja. Das sind sowohl die deutschen Normen nach DIN4000/4003 als auch die internationalen nach ISO13399. Letztere ist die weltweit gängigste Norm für Zerspanungswerkzeuge. Jedes Werkzeug wird anhand einer Reihe von standardisierten Parametern definiert. Die Norm liefert Informationen zum Werkzeug in neutraler Form, unabhängig von einem bestimmten System oder der Nomenklatur des Unternehmens. Wir sind in der Lage, bereits in der Entwicklung unserer Werkzeuge die 3D-Volumenkörper und auch die Parameter zu gewinnen. Dies haben wir bei fast allen Standard-Katalogwerkzeugen umgesetzt – Sonderwerkzeuge folgen gerade. Ein gutes Beispiel ist natürlich auch unsere brandneue Xtra·tec® XT-Fräsergeneration, zu der wir zum Verkaufsstart alle digitalen Produktdaten zur Verfügung stellen werden.

Woher bekommen die Anwender nun die relevanten Werkzeugdaten?

Wir haben natürlich unseren zentralen Online-Katalog, wo man eine werkzeugbezogene Suche starten kann und die jeweiligen Produktdaten, Zeichnungen usw. in unterschiedlicher Form downloadbar sind. Viele unserer Kunden nutzen zudem Tool Data Management Systeme wie TDM Systems zur Werkzeugverwaltung. Diese Systeme sind auf Werkzeugdaten und deren bearbeitungsrelevanten Merkmale spezialisiert. Aus TDM werden Werkzeugdatensätze mit umfangreichen Geometrie- bzw. Anwendungsdaten sowie einer 2D-DXF-Grafik und einer simulationsfähigen 3D-Grafik generiert. Aber wir stellen die digitalen Produktdaten auch allen gängigen externen Plattformen zur Verfügung. Ganz neu ist seit September beispielsweise MachiningCloud (Anm.: siehe auch Bericht Seite XX). Wir überlassen es aber grundsätzlich unseren Kunden, woher sie unsere Daten beziehen möchten. Unser elektronischer Katalog (ePaper) bietet hier zudem eine übersichtliche Ergänzung und teilt sich in einen Gesamtkatalog auf über 2.600 Seiten sowie einem Highlight-Katalog, der die neuesten Walter-Werkzeuge zusammenfasst.

Die Verschleiß Optimierungs App von Walter hilft Anwendern, ihre Werkzeuge optimal einzusetzen. Denn sie verringert deren Verschleiß und die damit verbundenen Kosten. Die App ist für alle gängigen mobilen Endgeräte und Betriebssysteme einsetzbar.

Die Verschleiß Optimierungs App von Walter hilft Anwendern, ihre Werkzeuge optimal einzusetzen. Denn sie verringert deren Verschleiß und die damit verbundenen Kosten. Die App ist für alle gängigen mobilen Endgeräte und Betriebssysteme einsetzbar.

Mit Walter GPS bieten Sie zudem eine anwendungsbezogene Suche an.

Richtig. Mit Walter GPS können Anwender sowohl online als auch offline in wenigen Schritten die optimale Zerspanungslösung für ein Bauteil – egal ob es ums Drehen, Bohren, Gewinden oder Fräsen geht – finden. Maßgeschneidert für seine Anwendung erhält der Nutzer hier Vorschläge zur optimalen Werkzeuglösung, inklusive Schnittdaten und Wirtschaftlichkeitskalkulation (z. B. Cost per Task). Auch Materialspezifikationen sowie die Maschinendaten werden mit einbezogen. Die digitalen Produktdaten der vorgeschlagenen Werkzeuge sind dann wieder einfach downloadbar.

Der Walter-Online-Katalog zur produktbezogenen Werkzeugsuche ist eines der drei wichtigsten digitalen Walter-Medien. Dieser ermöglicht es Anwendern, digitale Werkzeugdaten nach Norm auf Produktebene herunter zu laden.

Der Walter-Online-Katalog zur produktbezogenen Werkzeugsuche ist eines der drei wichtigsten digitalen Walter-Medien. Dieser ermöglicht es Anwendern, digitale Werkzeugdaten nach Norm auf Produktebene herunter zu laden.

Welche weiteren Möglichkeiten stehen Walter-Kunden zur Verfügung?

Wir bieten neben GPS auch weitere unterschiedliche Apps für Mobile Devices (Smartphone, Tablet usw.) für IOS und Android an. Walter Feeds & Speeds beispielsweise ist eine intuitive App zur raschen Ermittlung von Startwerten für die Zerspanung. Eine klare Navigation ermöglicht es, von der Anwendung über das Werkstückmaterial, den Werkzeugtyp und weiteren Parametern, den Vorschub und die Schnittgeschwindigkeit zu ermitteln. Die App deckt Werkzeuge mit Wendeschneidplatten im Bereich Drehen, Bohren, Gewinden und Fräsen ab.

Unsere App zur Verschleißoptimierung (Verschleiß Optimierungs App) verbessert über die Identifikation der Verschleißform die Standzeit der Werkzeuge. Alle Walter-Apps erscheinen dank responsive Webdesign im gleichen „Look & Feel“ auf allen Endgeräten. Eine übersichtliche Aufzählung aller Apps findet man sowohl auf unserer Website als auch im Apple App Store bzw. Google Play Store.

Der Standardbereich ist also sehr umfangreich abgedeckt. Wie bekomme ich jedoch Daten für Sonderwerkzeuge?

Neben unseren elektronischen Hilfsmitteln können Produktdaten generell auch über unseren Vertrieb angefragt werden, insbesondere natürlich auch für Sonderwerkzeuge.

Sie erwähnten zu Beginn eine Zeitersparnis von zwei Stunden, die man sich durch digitale Produktdaten pro Komplettwerkzeug einsparen kann. Worauf basiert diese Einschätzung?

Wir haben diese Zeit durch umfangreiches Feedback unserer Kunden definiert. Hier steckt also noch sehr viel Potenzial für manche Anwender – nämlich kostbare Zeit zu sparen, die man durch aufwendiges Suchen von Parametern, 3D-Modellen usw. und anschließendem Anlegen nach Norm im eigenen System benötigt.

Zusätzlich sind die digitalen Werkzeugdaten eine ideale Voraussetzung um eine Übersicht über die eigenen Werkzeuge zu bekommen. Firmen, die über kein Intralogistik-System verfügen, haben zumeist keine Kontrolle über die unterschiedlichen Zerspanungswerkzeuge, die bereits im Betrieb vorhanden sind. Allein durch die Einführung eines Werkzeugausgabe-Systems (Vending Automat) kann man wertvolle Ressourcen sparen.

Also führt kein Weg mehr an der Digitalisierung von Werkzeugen vorbei?

Unsere Kunden sollen sich mit der eigentlichen Aufgabe – der möglichst wirtschaftlichen Herstellung von unterschiedlichen Werkstücken und Komponenten – befassen und nicht Zeit mit unproduktiven Tätigkeiten verschwenden. Da sind die genormten, digitalen Werkzeugdaten natürlich eine wichtige Basis.

Danke für das Gespräch!

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