Boehlerit ETAtec: Technologiepartner der Zerspanungsindustrie - Auf der AMB zeigt Boehlerit die geballte Kompetenz in der Zerspanungstechnik
Nach der Einführung des neuen Fräsprogramms im Jahr 2016 präsentiert der österreichische Hartmetall- und Werkzeugspezialist Boehlerit nun auch zur AMB 2018 in Stuttgart eine große Bandbreite an Produktinnovationen im Fahrwasser der Industrie 4.0. Damit verfolgt der österreichische Werkzeughersteller konsequent den Weg zum Komplettanbieter. Von Ing. Robert Fraunberger, x-technik
Das Fräsprogramm von Boehlerit umfasst zehn innovative Werkzeugsysteme und zwölf neue Frässorten. Angepasst an die Bearbeitung zum Plan- oder Eckfräsen lassen sich alle aktuellen Werkstoffe sicher und wirtschaftlich zerspanen.
Gerhard Melcher
Leitung Vertrieb International Zerspanung und Marketing bei Boehlerit
„Die AMB in Stuttgart ist die wichtigste Messe für Zerspanungswerkzeuge in Europa. Wir erwarten uns reges Interesse an unserem umfangreichen Werkzeugprogramm – vor allem dem neuen, High-End-Frässystem. Ich bin nach wie vor überrascht, wie positiv unsere Plan-, Eck-, Hochvorschub- und Walzenstirnfräser vom Markt angenommen werden.“
Die aktuelle wirtschaftliche Situation ist in nahezu allen Bereichen der Metallbearbeitung ausgezeichnet – viele Unternehmen sind ausgelastet und zerspanen rund um die Uhr. „Die letzte derart markante Boomphase in der Werkzeugbranche war kurz vor der Krise in den Jahren 2007 und 2008. Seit Ende 2016 geht der Werkzeugbedarf in der Industrie wieder steil bergauf. Aktuell befinden wir uns rund 25 % über dem Vorjahresniveau“, beschreibt Gerhard Melcher, Leitung Vertrieb International Zerspanung und Marketing bei Boehlerit, die sehr positive Marktsituation.
Die Zerspanungsbranche laufe weltweit gesehen sehr gut – die Nachfrage an Schneidstoffen in Europa aber auch USA, China und beispielsweise Mexiko sei überdurchschnittlich hoch. Alleine der Bereich Schwerzerspanung, seit jeher eine Domäne von Boehlerit, liegt rund 40 % über dem Vorjahresniveau. „Hier macht sich einerseits der höhere Ölpreis, andererseits die allgemein gute Wirtschaftssituation bemerkbar. Auch Werkzeuge für die Großkurbelwellenbearbeitung werden stark nachgefragt“, so Melcher weiter.
In Österreich sind die Kapfenberger mit rund 20 % über Vorjahresniveau ebenfalls ausgezeichnet unterwegs. „Gerade im Heimmarkt können wir unter anderem mit unseren neuen Frässystemen punkten“, freut sich Gerhard Melcher. Darum ist man aktuell auch damit beschäftigt, den Werkzeugvertrieb weiter auszubauen. Bei den Steirern sind derzeit neben vier Handelspartnern neun Vertriebs- und vier Anwendungstechniker in Österreich zuständig. Darüber hinaus geht die Mitarbeiterzahl im Kapfenberger Headquarter wieder in Richtung 500.
Zur AMB bringt Boehlerit das neue 3D-Fräsprogramm mit dem Kugelkopierwerkzeug BALLtec, dem Frässystem RHOMBICtec sowie dem ISO 00P für die Schruppbearbeitung auf den Markt.
Investition in modernste Presstechnologie
Doch wie bewältigt man ein so starkes Wachstum? Da hat Boehlerit laut Gerhard Melcher seine Hausaufgaben gemacht und zur richtigen Zeit in modernste Fertigungsmittel investiert. „Im Bereich der Presstechnologie haben wir Anfang 2017 zwei neue, hochmoderne und vollautomatisierte elektrische Anlagen in Betrieb genommen, die nicht nur den Output steigern, sondern auch Hartmetallrohlinge hochgenau pressen können. Damit sparen wir uns großteils den kostenintensiven und zeitaufwendigen Schleifprozess und können dadurch sehr wirtschaftlich fertigen.“ Seien vor 10 Jahren noch rund 80 % der Wendeplatten umfangsgeschliffen worden, sind es heute nur noch etwa 15 %. „Lediglich Aluminium- und spezielle Sonderplatten müssen aufgrund der sehr hohen Genauigkeit weiterhin noch geschliffen werden.“ Aber auch die Verfahrenstechnik selbst wurde weiter verbessert: „Es ist nicht mit der Investition in neue Anlagen getan, die Optimierung bzw. die genaue Abstimmung zwischen Presswerkzeug, Granulat, Prozesssteuerung und der Sintertechnologie ist entscheidend für ein erfolgreiches Produkt“, ergänzt er.
Ebenso beschäftigt man sich seit gut zwei Jahren intensiv mit der Digitalisierung der eigenen Fertigung. Ziel ist es dabei, den Pressvorgang soweit wie möglich zu automatisieren. „Uns geht es vor allem darum, denn Rüst- und Messvorgang mannlos zu gestalten und dabei die Prozesssicherheit trotz höchster Genauigkeiten im µ-Bereich sowie unterschiedlicher Pulversorten zu gewährleisten“, bringt sich Dr. Albert Adorjan, bei Boehlerit für die Presstechnologie sowie das Tool Design verantwortlich, ein.
Gelöst wird dies bei den Kapfenbergern mit entsprechender Sensorik, die den Pressprozess digitalisiert. Mittels einer Datenbank werden alle nötigen Werte abgeglichen und notfalls korrigiert. „Bei einigen tausend Rüstvorgängen pro Jahr bringt uns das eine enorme Zeitersparnis“, betont Adorjan, der aber auch schon einen Schritt weiter denkt: „Wir wollen zukünftig auch den vorgelagerten Werkzeugbau vollständig vernetzen, um damit eine optimale Voraussetzung für höchste Durchgängigkeit und Automatisierbarkeit zu schaffen.“
Auf dem Weg zum Vollsortimenter
Vor gut drei Jahren hat Boehlerit begonnen, sein Produktprogramm sukzessive auszubauen und um weitere Bearbeitungsverfahren zu ergänzen. Neben dem klassischen Bereich der Dreh- und Stechbearbeitung hat man ein eigenes Fräsprogramm erfolgreich am Markt eingeführt. Dieses deckt eine breite Palette an Anwendungen ab. „Nach nur drei Jahren haben wir alleine in Österreich rund 120 Kunden im Bereich der Fräsbearbeitung hinzugewonnen. Das ist in einem Verdrängungsmarkt, noch dazu mit mit einem komplett neuen Programm, sehr beachtlich. Dieser Erfolg bestätigt unseren Weg zum Komplettanbieter“, freut sich Melcher. Er begründet das mit der hohen Qualität der Werkzeuge und Frässorten: „Da wir seit vielen Jahren auch in der Fräsbearbeitung bereits Partner und Produzent unterschiedlicher Werkzeughersteller sind, konnten wir dieses Know-how auch in die Entwicklung unseres eigenen Fräsprogramms einfließen lassen. So verwenden wir beispielsweise unterschiedliche, auf die Anwendung optimierte Schneidstoffe bei unseren 90°- bzw. 45°-Fräsern. Das sorgt für deutlich höhere Standzeiten.“
Ein Mann, der sich im Fräsen bestens auskennt, ist Rudolf Berger, Verkaufsleiter für Boehlerit in Österreich. „Unsere neuen Frässysteme werden kundenseitig bei Versuchen natürlich genau unter die Lupe genommen. Sehr erfreulich ist, dass wir dabei sehr oft mit längeren Standzeiten und auch höheren Vorschüben punkten können.“ Der hochstabile Plattensitz spiele dabei eine ebenso wichtige Rolle. „Die Bearbeitungen laufen in vielen Materialen aufgrund unserer hochpositiven Geometrie sehr ruhig. Dadurch sind höhere Schnittdaten und deutlich längere Standzeiten als bei Vergleichssystemen möglich.“ Speziell bei großen Unternehmen werde Boehlerit laut Berger deshalb auch immer öfters als Technologiepartner gesehen.
Highlights auf der AMB
Nach einer für Boehlerit überaus erfolgreichen Intertool in Wien liegt der Fokus jetzt auf der Internationalen Ausstellung für Metallbearbeitung. „Die AMB ist sicherlich die wichtigste Fachmesse für Zerspanungswerkzeuge in Europa und hat natürlich auch für unsere österreichischen Unternehmen einen sehr hohen Stellenwert“, so Melcher.
Der Hartmetall- und Werkzeugspezialist aus Kapfenberg präsentiert in Stuttgart Innovationen für viele Anwendungen angefangen mit den Fräsprogramm-Erweiterungen wie beispielsweise ETAtec 45P, ZETAtec 90N, BETAtec 90P (Größe 18) oder DELTAtec 90P Feed (Größe 18). Als Ergänzung zum ISO 90P-Frässystems zeigt Boehlerit neue Walzenstirnfräser für den Durchmesserbereich 20 bis 63 mm, welche ein gänzliches Novum in der Fräsfamilie darstellen. „Speziell die mögliche Schnitttiefe von ae = 0,3 mm sowie die maximalen Vorschubwerte sind beachtlich, was ein sehr hohes Zeitspanvolumen ermöglicht. Insbesondere kleinere Betriebe profitieren von den sehr niedrigen Kosten pro Schneide“, betont Melcher. Ebenso zeigt man die ISO-Drehklemmhalter mit Innenkühlung und das neue Gewinderollprogramm. Auch für die Innendrehbearbeitung von Werkstücken mit Durchmesser 8,0 bis 20 mm hat Boehlerit mit den neuen Minitec Klemmhaltern eine interessante Werkzeuglösung speziell für die Medizintechnik, Elektronik und Automobilindustrie parat.
Für den allgemeinen Maschinenbau sowie ganz neu dem Werkzeug- und Formenbau bietet man ein neues Vollhartmetall- und 3D-Fräsprogramm. Vorgestellt werden unter anderem das Kugelkopierwerkzeug BALLtec – dieses bietet mit vier Sorten eine wirtschaftliche Hartbearbeitung bis 65 HRC –, das Frässystem RHOMBICtec sowie das ISO 00P für die Schruppbearbeitung.
Das Programm im Bereich der Stechbearbeitung wird mit den Werkzeugen der Paul Horn GmbH ergänzt. In der Bohrungsbearbeitung kann man nun auch ein komplettes Programm zur Gewindeherstellung anbieten. Auch das Programm PKD- und CVD-Diamant bestückter Dreh- und Fräswerkzeuge des Innsbrucker CVD-Diamant-Pioniers TiroTool wird in Stuttgart gezeigt: „Mit dem härtesten und schärfsten technischen Schneidstoff CVD-Diamant können wir den bisherigen, technischen Grenzbereich der Zerspanung hin zu neuen Anwendungsfeldern öffnen“, ist Melcher überzeugt.
Gezeigt wird das umfangreiche Sortiment in der Halle 1, Stand J60. „Erstmals präsentieren wir uns in der Haupthalle 1. Zu unserem Messeabend am Mittwoch möchten wir jetzt schon Kunden und Partner recht herzlich einladen“, freut sich Gerhard Melcher abschließend bereits auf die AMB 2018.
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