interview

Umfassendes Fräsprogramm

NACHGEFRAGT Wenn ein österreichischer Zerspanungswerkzeughersteller ein komplett neues Werkzeugprogramm zum Fräsen vorstellt und sukzessive weiterentwickelt, ist das natürlich sehr erfreulich. Im Vorfeld der EMO sprachen wir daher mit Gerhard Melcher, Leitung Vertrieb International Zerspanung und Marketing bei Boehlerit, über deren Highlights anlässlich der bevorstehenden Weltleitmesse sowie die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung in der Zerspanungstechnik. Das Interview führte Ing. Robert Fraunberger / x-technik

>> Unser Ziel ist es, unseren Kunden ein ebenso breites wie schlagkräftiges Fräsprogramm anzubieten.

>> Unser Ziel ist es, unseren Kunden ein ebenso breites wie schlagkräftiges Fräsprogramm anzubieten. << Gerhard Melcher, Leitung Vertrieb International Zerspanung und Marketing bei Boehlerit

Statements im Text

>> Wir haben in den letzten Jahren sehr viele Werkzeugsysteme und Sorten für die unterschiedlichsten Materialien entwickelt und individuell darauf abgestimmt. <<

>> Unser Kernthema ist und bleibt das Zerspanungswerkzeug, der Schneidstoff sowie die Dienstleistung rundherum. <<

Herr Melcher, bevor wir zu den technischen Highlights der EMO kommen, kurz zur wirtschaftlichen Lage. Es läuft gut, oder?

Definitiv. Gerade in Europa, allen voran in Deutschland, ist die gute Konjunktur zu spüren. Aber auch im der Rest der Welt stehen momentan die Zeichen auf Wachstumskurs.

Auch mit Österreich sind Sie zufrieden?

Österreich ist unser Heimmarkt und für Boehlerit ausgesprochen wichtig. Im Vergleich zum letzten Jahr können wir hier ein Plus von nahezu 20 Prozent im Auftragseingang verzeichnen. Nach Deutschland das zweitbeste Ergebnis.

Worauf ist das zurückzuführen?

Einerseits gibt es aktuell nur wenige Betriebe, die nicht ausgelastet sind – das führt natürlich von ganz allein zu mehr Werkzeugbedarf. Andererseits wachsen wir aufgrund der gemachten Hausaufgaben in Branchen wie der Automobil-, Ölfeld- oder Aerospaceindustrie überproportional stark.

Was meinen Sie mit Hausaufgaben?

Wir haben in den letzten Jahren sehr viele Werkzeugsysteme und Sorten für die unterschiedlichsten Materialien entwickelt und individuell darauf abgestimmt. Seien es die hochproduktive Stahlbearbeitung oder wirtschaftliche Lösungen für die Bearbeitung von Superlegierungen oder Titan. Darüber hinaus ist unser neues Fräsprogramm, das wir letztes Jahr lancierten, sehr gut vom Markt angenommen worden. Alleine 2016 konnten wir in Österreich rund 150 neue Kunden dafür gewinnen – und heuer wird sich das Wachstum in diesem Bereich nochmals verdoppeln.

Ist kaum zu glauben, dass ein neues Fräsprogramm so gut ankommt.

Mag sein, aber wir sind damit höchst wettbewerbsfähig. Wir haben die letzten 20 Jahre im Fräsen bereits für die unterschiedlichsten Werkzeughersteller entwickelt und produziert, daher auch entsprechendes Know-how aufgebaut. Gerade die neuen Technologien, die wir in unser Fräsprogramm aufgenommen haben, haben sich ausgezahlt: Wir passen das Hartmetall nicht nur auf die unterschiedlichen Werkstoffe an, sondern auch auf den jeweiligen Anstellwinkel (45° oder 90°). Zudem haben wir viel in den Bereich der Mikro- und Presstechnologie investiert. Im Gegensatz zu manch anderen Herstellern werden die Wendeplatten bei uns direkt gepresst und nicht mehr geschliffen. Das ermöglicht uns neben einer konstanten Phasenbreite einen enormen Vorteil im Preis-Leistungs-Verhältnis und garantiert gleichzeitig eine sehr schnelle Lieferzeit. In Kombination mit unseren innovativen Beschichtungstechnologien (PVD und CVD) haben wir oft Wettbewerbsvorteile.

Und zur EMO stellt Boehlerit nun weitere Fräser vor?

Ja. Unser Ziel ist es unseren Kunden ein ebenso breites wie schlagkräftiges Fräsprogramm anzubieten. Zur EMO stellen wir daher ein ganz neues Werkzeugsystem mit zwei Aufsteckfräsern vor. Der ETAtec 45P ist aufgrund seiner positiven Geometrie ein leichtschneidender Planfräser mit sieben (ETA = griechische Zahl nach dem Thesis Prinzip für sieben) Schneidkanten. Er ermöglicht auch bei leistungsschwächeren Maschinen deutliche Produktivitätssteigerungen.

Der ZETAtec 90N ist aufgrund des negativen Geometriekonzepts ein hochstabiler Eckfräser für höchste Prozesssicherheit bei der Schruppbearbeitung. Hier bieten wir mit sechs (ZETA = … für sechs) nutzbaren Schneidkanten höchste Wirtschaftlichkeit. Das ist meines Wissens übrigens das einzige Frässystem mit negativer Grundform (0°-Freiwinkel, daher doppelseitige Schneiden) welches für helikales bzw. lineares Eintauchen geeignet ist.

Zum Start bieten wir das neue Werkzeugsystem mit Geometrien für die Stahl-, Niro- und Gussbearbeitung sowie einer speziellen Sorte für Superlegierungen bzw. Titan an (Anm.: zur EMO nur für die 45°-Ausführung, die 90°-Ausführung folgt zur Intertool 2018).

Welche Neuheiten erwarten den Besucher noch?

Beispielsweise unseren Deltatec 90P Feed, der unter anderem den Benchmark im Bereich Hochvorschubfräsen darstellt. Nach der EMO starten wir damit zudem einen neuen Weltrekordversuch, wo wir bei einer Zustellung von ap = 3,5 mm einen Vorschub/Zahn von 3,0 mm erreichen wollen. Zudem stellen wir einen neuen Igelfräser vor und präsentieren unser gesamtes VHM-Programm, wo wir auch die Dienstleistungen rund um das VHM-Programm ausbauen werden.

Und im Drehen?

Das Highlight im ISO-Drehen wird definitiv unser neuer Klemmhalter mit innerer Kühlmittelzufuhr sein, der die Standzeit um bis zu 30 % erhöht und beste Oberflächen bietet. Zudem sorgt eine kontrollierter Spanbruch sowie eine effiziente Spänebfuhr für eine deutlich höhere Prozesssicherheit. Die Kosten für so ein Werkzeug sind zwar doppelt so hoch, aber die Wirtschaftlichkeit wird dadurch deutlich gesteigert und das macht sich absolut bezahlt.

Zum Abschluss noch ein Frage zum Thema Digitalisierung, das auf der EMO 2017 ja einen Schwerpunkt darstellen wird. Was bietet Boehlerit rund um diese Thematik?

Wir beschäftigen uns schon lange mit dem Thema der Digitalisierung in der Zerspanung. Vor allem in unserer eigenen Fertigung haben wir vieles unternommen, um durch moderne Hilfsmittel noch produktiver, prozesssicherer und wirtschaftlicher zu werden. Auf unser Produktprogramm bezogen bieten wir beispielsweise, durch die Zusammenarbeit mit unserer Schwesterfirma Bilz, intelligente RFID-Lösungen in Werkzeugaufnahmen bzw. im Trägerkörper an. Unser Kernthema ist und bleibt aber das Zerspanungswerkzeug, der Schneidstoff sowie die Dienstleistung rundherum.

Danke für das Gespräch!

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